Und Satan kam nach Eden- Eine mysteriöse Geschichte von der Galapagos-Insel Floreana-berichtet vom Balten!

in #deutsch6 years ago (edited)

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Bild von Wikimedia common.
Und Satan kam nach Eden! Zumindest scheint er zeitweise auf der Galapagos-Insel Floreana gewesen zu sein, die im Süden des Archipels liegt und Schauplatz einer mysteriösen Story war.

Werte Mitleser,

der Balte sucht ja immer ein wenig nach Stories bei seinen Recherchen, und bei eben diesen im Bezug auf die Kokos-Insel https://steemit.com/deutsch/@balte/die-story-von-der-schatzinsel-robert-louis-stevenson-der-kokosinsel-und-mehr--von-der-goldkatze-und-dem-balten-dargestellt entdeckte er den Autor Georg Bremer, der auch ein sehr gutes Buch über Robert Luis Stevenson, die Kokosinsel und Ihre Schätze und Schatzsucher geschrieben hat, das ich in den Quellen dort noch nicht verlinkt hatte, da ich es noch nicht gelesen hatte.

In der Ruhe der ungarischen Ferientage in der Mitte des Nirgendwo in Nordungarn habe ich jetzt auch sein Buch „Und Satan kam nach Eden“ begeistert gelesen.

Die Story über einen geheimnisvollen und ungeklärten vermeintlichen Doppelmord und andere Tote unter deutschen Aussteigern auf der Galapagos-Insel Floreana, die in den 30 er Jahren um die Welt ging, hat es wirklich in sich.

Mir war sie bislang völlig unbekannt.

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Bild von Wikimedia common. Topographische Karte von Floreana.

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Bild von pixabay. Bis hier kam Satan, nach Eden!

Die Insel Floreana ist 173 Quadratkilometer groß, liegt im Süden des Galápagos-Archipels im Pazifischen Ozean und gehört politisch zu Ecuador.

Die Entfernung zum ecuadorianischen Festland beträgt circa 1000 Kilometer.

Floreana war gelegentlicher Piraten-Unterschlupf und zeitweise Strafkolonie, aber nie dauerhaft besiedelt.

Charles Darwin erreichte die Insel auf seiner bekannten Fahrt mit der Beagle 1835 und beschreibt sie in seinem Reisebericht.

Aber heute wollen wir uns nicht mit der Natur der Insel oder Darwin befassen, sondern mit etwas anderem.

Floreana birgt bis heute das düstere Geheimnis um ein wohl dort ermordetes Paar, aus einer Dreiecksbeziehung heraus, nämlich das der vermeintlich sexsüchtigen, Pistolen- und Peitschen-schwingenden und auch anderweitig verruchten, österreichischen „Baronin“ Eloise Wagner de Bousquet (vermutlich war sie eine Hochstaplerin) und das Ihres Gigolos Robert „Bubi“ Philippson aus Berlin.

Der Dritte in dieser unguten Konstellation war der an Tbc erkrankte Rudolf Lorenz, der zunehmend die Rolle eines Arbeitssklaven zu erfüllen hatte und von dem körperlich überlegenen Philippson regelmäßig verprügelt wurde. Jedoch wechselten sich die beiden in der Gunst der Baronin auch weiter ab.

Und es gab auch andere der Baronin hörige Liebhaber wie den korrupten Major der Hauptinsel, mysteriöse Jagdunfälle mit schönen jungen Dänen und mehr.

Die Absicht der Baronin war es, auf Floreana ein Luxushotel zu errichten, es reichte aber nur zur „Hacienda Paradiso“, einer Wellblechhütte mit zwei Räumen.

Trotzdem nannte sich die Baronin auch „Kaiserin von Floreana“.

Eine aktive Rolle beim Verschwinden der Baronin scheint nach Bremer auch der deutsche Aussteiger, Sonderling und Nietzsche- und Lao-Tse-verehrende Arzt, „Vegetarier“ und „Philosoph “Dr. Friedrich Ritter zu spielen, der zusammen mit seiner Jüngerin Dore Strauch ab 1929 die Insel als erster wiederbesiedelt hatte, um dort vegetarisch auf dem Anwesen Frido zu leben und sein großes philosophisches Werk zu schreiben.

Der Baronin war er in herzlicher Abneigung und Feindseligkeit verbunden.

Er und seine Lebenspartnerin und Jüngerin Dore Strauch, die ihn als „gottgleich“ ansah, hatten sich noch vor Ausstieg in Deutschland aus ideellen Gründen alle Zähne ziehen und ein Stahl- Gebiss anfertigen lassen, dass sie gemeinsam benutzten.

Ihre jeweiligen Ehepartner, eine ehemalige Sängerin und einen Schuldirektor, hatte sie vor der Abreise miteinander verkuppelt.

Die dritten Siedler in dieser merkwürdigen „Aussteigerkolonie“ war die bürgerliche und fähige Kölner Familie von Heinz und Margret Wittmer. Heinz Wittmer hatte die Entscheidung „auszusteigen“ wegen seines kranken 12-jährigen Sohn Harry -aus erster Ehe- und aus Sorge vor den politischen Entwicklung in Deutschland getroffen, und die Wittmers waren so 1932 nach Floreana gekommen.

Heinz Wittmer stammte aus Köln und war vor seiner Auswanderung Sekretär des damaligen Kölner Oberbürgermeisters Konrad Adenauer gewesen, in "guter Position stehend" also, wie man so schön sagt.

Er bekam mit seiner Frau zwei Kinder auf der Insel, Rolf und Ingeborg, und schuf zusammen mit der tüchtigen Margret, die bis 2000 lebte und 95-jährig auf Floreana starb, für seine Familie eine gut funktionierende Versorgungsstruktur.

Die Anwesenheit des „philosophischen Robinson“ und „Spinners“ Ritter, der selbsternannten verruchten „Kaiserin von Floreana“ und der gutbürgerlichen Familie Wittmer lockte in der Folge hauptsächlich wohlhabende US-amerikanische Jachtbesitzer auf die abgelegene Insel.

Die Bilder der Protagonisten, die ich hier nicht zeigen kann, da mir das urheberrechtlich hier nicht ganz klar ist, findet man z.B. unter:
https://www.google.hu/search?q=satan+came+to+eden&source=lnms&tbm=isch&sa=X&ved=0ahUKEwi4vpnfl5PdAhUDlYsKHaW_AHkQ_AUICigB&biw=1920&bih=943

Im Verlauf gab es erhebliche Spannungen unter den Kolonisten, deren Moral und Wertvorstellungen einfach unvereinbar waren und letztlich verschwanden die Baronin und Philippson über Nacht spurlos.

Ein Mord konnte nicht bewiesen werden, die Baronin und Philippson blieben verschollen und angeblich nach Tahiti verreist, Lorenz brach dann überhastet von Floreana Richtung Heimat auf, kam aber nicht weit und wurde ebenso geheimnisvoll zusammen mit einem norwegischen Kutter-Kapitän am Strand der abgelegen Galapagosinsel Marchena mumifziert gefunden.

Ritter starb wenig später ebenso mysteriös, wohl an Botulismus durch selbsteingelegtes Hühnerfleisch, nachdem er immer wieder „Fleischfressattacken" hatte, aber auch hier bleibt die Rolle seiner Jüngerin etwas unklar, da er kurz zuvor seine Ehefrau Mila angeschrieben hatte, ob man die jeweiligen Partner nicht wieder zurücktauschen könne.

Die Nachfahren der tüchtigen Wittmers dagegen leben bis heute auf Floreana.

Das Buch von Bremer ist wirklich sehr gut geschrieben, man ist sofort mitten drin in der schwierigen Kolonisierung der Insel durch die Protagonisten, den Schicksalsschlägen und Ereignissen und den komplexen Irrungen und Wirrungen der mit-und-untereinander nicht vereinbaren Lebensmodelle und Werte der Siedler.

Viele bedeutende Menschen haben die Insel Floreana damals und im Lauf der Zeit besucht, von reichen amerikanischen Industriellen und Yachtbesitzern, über Hollywoodproduzenten zu den vielen Reise-Autoren und Wissenschaftlern. Auch Franklin D. Roosevelt war da, und auch George Simeneon, der Schöpfer des Kommissar Maigret und der „Seeteufel“ Felix Graf Luckner reihen sich in die Schar der illustren Gäste.
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Bild von Wikimedia Common. Auch der "Seeteufel" Felix Graf Luckner besuchte die Insel.

Die hier verlinkte Kurzfassung erzählt die Dramen, die sich auf der Insel abgespielt haben, und sei hier empfohlen, in diesem Artikel sind auch weitere gute Bilder der Protagonisten:
https://www.travelbook.de/menschen/auswanderer/erotische-verstrickungen-todesfaelle-lastet-auf-der-galapagos-insel-floreana-ein-fluch

Filmische Aufarbeitungen des Stoffes gibt es natürlich, hier sei einer verlinkt.


Die Galapagos-Affäre: Satan kam nach Eden ist eine Dokumentation in Spielfilmlänge von Regisseur Daniel Geller und Dayna Goldfine. 2013

Eine „große“ Verfilmung des Stoffs steht aber noch aus.

Also, nun habe ich ein weiteres Reiseziel gefunden, Floreana ist wenig besucht und der Geist der Baronin soll dort sein Unwesen treiben!

Mal sehen, ob wir es bis dahin schaffen.

Peace, sisters and brothers!
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Bild von Pixabay

Quellen:
Georg Bremer: Satan kam nach Eden-Die mysteriöse Mordaffaire um deutsche Aussteiger auf der Galapagosinsel Floreana. Oesch-Verlag, 1998
https://de.wikipedia.org/wiki/Gal%C3%A1pagos-Aff%C3%A4re
https://www.travelbook.de/menschen/auswanderer/erotische-verstrickungen-todesfaelle-lastet-auf-der-galapagos-insel-floreana-ein-fluch
https://de.wikipedia.org/wiki/Floreana
https://www.welt.de/reise/Fern/article136527884/Das-duestere-Geheimnis-der-Galapagos-Insel-Floreana.html

http://www.moviebreak.de/film/die-galapagos-affare-satan-kam-nach-eden

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Hammer!! Danke. Nimm mich mit, vielleicht finden wir die Baronesse, die Dame würd ich ja gern mal kennenlernen.

Die würde Dich ganz schön auf Linientreu trimmen:)), lieber leroy, selbst als Geist wohl, ich würd mich von Ihr fernhalten.

Bei so Kokosnussgeschichten aus vergangenen Jahrhunderten muss ich immer wieder an das Buch Imperium von Christian Kracht denken. In diesem Jahrhundert geschrieben, aber sicherlich für die meisten vergnügsam zu lesen.
Was mir als Detail irgendwie hängengeblieben ist. Zu Beginn spielt Silvio Gesell mit dem Wörgler Schwundgeld eine ganz kurze Rolle :D.

Auch bei diesem Protagonisten eines einfach verwirrten Aussteigertums, August Engelhardt, dem Begründers des Kokovorismus und Führer des Sonnenordens gab es ja ungeklärte Todesfälle.
https://de.wikipedia.org/wiki/August_Engelhardt
Wollte schon mal was zu ihm machen, aber diese Story ist durch Christian Kracht ja doch schon etwas bekannter.
Und der Gsell wäre auch ein eigenes Kapitel.
BGvB

"Auch bei diesem Protagonisten eines einfach verwirrten Aussteigertums, August Engelhardt, dem Begründers des Kokovorismus und Führer des Sonnenordens gab es ja ungeklärte Todesfälle."

Indeed, indeed :D.
Deswegen passt das ja alles umso mehr so gut zu deiner vorgestellten Geschichte und einigen Kommentaren hier.

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Den Teil mit dem Goldschatz hab' ich wohl auch beim zweiten Anlauf überlesen. :) Aber auch so ist das schon eine fantastisch krude Story, grandios aufbereitet und erzählt von Dir!

auf Floreana vermutet man nur kurz einen Goldschatz, man hat nichts gefunden und keine wirklichen Hinweise auf Schätze, ich bezog es auf die Kokos-insel, wo doch mehr gefunden wurde, als ich zunächst aus Wikipedia, das Schatzfunde negiert entnehmen konnte, zumindest gibt es sehr harte Indizien für Schatzfunde.
Und es muss auch noch was auf der Insel sein. Schatzsuche dort aber verboten heute.

Außerdem erkenne ich gerade den Unsinn, ein solches Thema in der Öffentlichkeit auszubreiten. Das ist Arbeit für unsere Prospektoren Company!

Alles klar, es gibt also keinerlei lohnenswerte Metallvorkommen auf Floreana ! :)

Nein, nein, die Piraten haben alles wieder mitgenommen von Floreana, natürlich, und auch mein Kartenmaterial sagt mir das.

das schien zu der Zeit modern gewesen zu sein. Ich habe jetzt schon von einigen Kommunen gelesen die Inseln besiedelten und dort"komische" Lebensmodelle praktizierten bis ihre Menschlichkeit ihnen die Idylle versaute. Z.B. der Sonnenorden, wo es nur Kokusnüsse zu futtern gab

aber sich die Zähne ziehen lassen um sich danach ein Stahlgebiss einzusetzen, was sollen das für idielle Gründe sein :D

Dr. Ritter dachte, dass für seine Kostform keine Zähne notwendig seien und er wollte herausfinden, ob sich durch das Inselleben das Zahnfleisch so härten lässt, das es die Zähne ersetzen kann.
Das Stahlgebiß, von dem sie nur eines hatten haben sie geteilt, erst ein amerikanischer Millionär ließ ihnen ein zweites anfertigen.
Kamen Gäste, haben sie dann meist das Stahlgebiss getragen, sonst nicht, kleider haben sie im Alltag trotz der Insekten auch abgelehnt.
Man merkt da immer wieder, wie normal man selber doch ist:))

Ich hab jetzt noch nicht alles durchgelesen, aber solche "Stories" mag ich. Wenn du dort wirklich mal hinfahren solltest, soll deine Frau Balte die Bratpfanne mitnehmen um der Baronin ordentlich eins über zu ziehen.

Ist schon etwas ab vom Schuss, Floreana, aber mal sehen.
Den Bratpfannenrat nehm ich mit auf die Reise:)
Ich hab mich gewundert, dass mir die gesamte Geschichte bislang vollkommen unbekannt war.
Das Buch von Bremer hab ich in einem Rutsch durchgelesen.