Feine Sahne, Feine Scheiße

in #deutsch6 years ago

Feine Sahne Fischfilet. Einer der blödesten Bandnamen die ich je gehört habe, aber darum geht es hier nicht.

Feine Sahne Fischfilet (FSF) ist von der Bauhaus-Stiftung ausgeladen worden. Sie können dort nunmehr kein Konzert in der ZDF-Konzertreihe zdf@Bauhaus geben.

Als Begründung führt die Bauhaus-Stiftung an, dass „politisch extreme Positionen, ob von rechts, links oder andere … am Bauhaus Dessau keine Plattform“ haben sollen.

Das ist insofern schon bemerkenswert, als sich die Berühmtheit des Bauhaus in nicht geringem Maße von seiner - auch politischen - Extremposition herleitet. Deshalb war einer der ersten „Amtshandlungen“ nach Machtergreifung der Nazis auch das Zerschlagen des Bauhaus.

Noch interessanter ist aber, wie die Stiftung Bauhaus zu dem Schluss kommt, FSF wäre linksextrem. Davon weiß nicht einmal der Verfassungsschutz etwas, und die wissen im Regelfall alles über „extreme“ Linke (im Gegensatz zu extremen Rechten).
In der Begründung für den Rauswurf findet sich die Erwähnung von FSF in vergangenen (aber nicht aktuellen) Verfassungsschutzberichten.
Diese Erwähnung ist die eines Liedes, das von Polizei(!)gewalt handelt und die Gefühle, die ein Unschuldiger bekommt, wenn er diese Polizeigewalt erfährt.

Diese Gefühle handeln natürlich von der Ohnmacht gegenüber der Staatsgewalt (so der Titel) und den daraus resultierenden Rachegedanken.
"Was ihr könnt; können wir schon lange; Die Bullenhelme, die sollen fliegen; Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein."
Nicht die feine englische Art, eher Rugby.
Aber macht diese Strophe eine Band linksextrem, also darauf erpicht, „ein herrschaftsfreies oder kommunistisches System“ (Definition Verfassungsschutz) zu errichten?

Oder geht es um die besungene Gewaltvorstellung?
Dann aber hätte z.B. der Rapper Shido mit seinem Sado-„Arschficksong“ auch nicht auftreten dürfen.

Das eigentliche Problem ist aber nicht die Bauhaus-Stiftung.
Das Problem ist der Grund, warum der Auftritt jetzt abgelehnt wurde.

Denn das kam erst, nachdem die AfD und andere bekannte Neonazis gegen FSF mobil gemacht hatten und die CDU natürlich gleich mitgesprungen ist (den beiden war Shido übrigens völlig egal).

Erst diese Einflussnahme der Politik auf die künstlerische Freiheit hat zur Absage geführt. Ausgerechnet im Bauhaus, dessen Gründer und Leiter vor 100 Jahren sich deutlich gegen Parteien wie die AfD gestellt hätten. Das hat schon mehr als nur ein bisschen Geschmäckle.

Wieder einmal zeigt sich, dass die CDU in Sachsen-Anhalt bei jedem zivilisatorischen Dammbruch mitmacht wenn sie glaubt, damit am rechten Rand fischen zu können. Oder, das ist natürlich auch eine Möglichkeit, ein solches Vorgehen gegen politisch nicht genehme Kunst wird in der CDU nicht als amoralisch angesehen.

Update: Kulturminister Robra führt als Begründung auch Sicherheitsbedenken an. Linke als Zuschauer drinnen, (als gewaltbereit bekannte) Nazis draußen, nur durch Fensterscheiben voneinander getrennt – das habe man dem Bauhaus nicht zumuten wollen.

Klar, wenn man morgens Hakenkreuze an der Bauhaus-Tür vorfindet, und sich in den sozialen Medien der nationalsozialistische Widerstand hochschaukelt, dann kriegt man ein mulmiges Gefühl.
Aber das macht die Absage eigentlich noch schlimmer, oder?

Denn was bringt man den Rechten damit bei? Macht es so wie die Nazis damals, macht möglichst viel Radau und Fakelaufmärsche, und dann stellt sich euch keiner in den Weg. Nicht einmal die Staatsgewalt.

Stellungsnahme FSF dazu (Facebook):
https://m.facebook.com/story.php?story_fbid=2321724654508948&id=147962038551898

Sie werden am 6.11. woanders in Dessau auftreten.

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