🏠 BEST OF Wohnungssuche in Hamburg

in #deutsch6 years ago

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Der Wohnungsmarkt in Deutschlands Großstädten ist ein recht spannendes Gebiet, sofern man nur aus der Ferne zuschauen darf. Ist man jedoch – so wie wir – aktiv als Wohnungssuchende involviert, so kann die Lust auf die neue Stadt schnell verfliegen. Folgend berichte ich kurz und knapp über einige interessante Gespräche, Dreistigkeiten und über Sinnbefreites. Die Gesamtheit der Erlebnisse würde den Rahmen sprengen, deshalb folgend nur eine Selektion.

Ich mach mal erst einmal Urlaub

Über ebay-kleinanzeigen stoßen wir auf eine Wohnung, die im Preis-Lage-Verhältnis unseren Anforderungen entspricht. Der Kontakt zum jetzigen Vermieter ist sehr nett und wir bekommen einen individuellen Besichtigungstermin. Diesen nehmen wir selbstverständlich wahr, besprechen dabei die Details und vereinbaren, dass wir der Hausverwaltung als einzige Nachmieter vorgeschlagen werden. Wenige Tage später meldet sich die Sachbearbeiterin und teilt uns mit, welche Unterlagen wir einreichen müssen. Es sind die üblichen (Mieterselbstauskunft, Schufa, Arbeitsverträge, Einkommensnachweise, Personalausweiskopien), ich berichtete. Alle Dokumente sollen via Mail zugesandt werden. Wenige Stunden später ist die Mail raus und wir sind uns sicher, dass wir die Wohnung als Nachmieter beziehen dürfen.

Eine Woche vergeht und es gibt keinerlei Rückmeldung. Auf eine Nachfrage via Mail kommt eine automatisierte Antwort mit dem Hinweis, dass die besagte Sachbearbeiterin 3 Wochen Urlaub hat und man in dringenden Fällen sich bei Ihrer Kollegin melden kann. Ein dringender Fall liegt bei uns nicht vor – wir haben ja alles eingereicht, also wollen wir die Kollegin vorerst nicht stören. Zwei Wochen später soll die gute Frau aus dem Urlaub zurück sein, doch weder via Mail noch telefonisch können wir sie erreichen. Ihre Kollegin kann zu unserem Fall nichts sagen. Mehrere Tage hintereinander versuchen wir Feedback zu bekommen. Nichts. Keiner ist zuständig, die Kollegin wird sich melden. Tut sie aber nicht.

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Urlaub schaltet Hirnareale ab...

Also, einen Monat nach unserem Besichtigungstermin haben wir und auch die aktuellen Mieter keine Ahnung, ob wir in die Wohnung einziehen können oder nicht. Erst ein Telefonat mit der Zentrale der Firma zwingt die Sachbearbeiterin uns in einer knappen Mail mitzuteilen, dass wir die Wohnung nicht bekommen.

In der Zwischenzeit haben wir uns bereits um weitere Besichtigungstermine bemüht und ersparen uns den Stress, nach Gründen zu fragen. Noch einen Monat auf Feedback warten? Ne, danke. Ich hoffe, dass der Urlaub entsprechend scheiße war. Karma und so!!

Die haben einen Hund – Da antworte ich gar nicht erst

Über 200 Wohnungsangebote haben wir in zwei Monaten herausgesucht und mit freundlichen Anfragen zugebombt. Mit Deckblatt, Lebensgeschichte in korrektem Deutsch und Vermieterlobgesängen. Auf über 80% haben wir gar keine Antwort bekommen. Zehn von den restlichen 20 Prozent haben wenigstens den Anstand gehabt uns zu erläutern, dass der Einzug mit Hund nicht erlaubt sei.

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Ausschlusskriterium Hund - Wir danken!

Wir gehen stark davon aus, dass die anderen 80 ein ebensolches Problem hatten, es nur nicht kommunizieren konnten, weil FUCK OFF. Danke für die respektvolle Behandlung von Menschen. Hoffentlich muss mein Hund genau vor eurem Firmensitz kacken. Ich werde den Haufen auf jeden Fall nicht aufsammeln und hoffen, dass genau der Sachbearbeiter dort reintritt, der sich nicht die Mühe machen konnte, wenigstens ein kurze, wenn auch negative, Rückmeldung zu senden. Karma!!!!!

Ich bin ein Arschloch, aber das ist mir egal

Wir treffen auf den aktuellen Mieter einer gut gelegenen Wohnung, die räumlich einem dreigeteilten Schuhkarton gleicht. Mikrobad, Mikroküche. Irgendwie süß, jedoch vom Mieter und seinen Töchtern total verwohnt. Billige IKEA Möbel featuring abgeranzter Herd. Das Gespräch ist sehr nett, sogar Privates wird ausgetauscht. Wie immer benennt der Mieter einige potenzielle Nachmieter, sodass sich die Hausverwaltung dann für einen entscheiden kann. Normales Procedere, sofern man nicht über einen Makler agiert.

Aber, da vielen Leuten die Wohnungsmarktsituation klar ist, wissen sie auch, dass sie für bestimmte Einrichtungsgegenstände sgn. Abstände verlangen können – Zumeist geht es um die individuell eingebaute Küche o.ä. Stimmt man der Abnahme nicht zu, sinkt die Wahrscheinlichkeit als Nachmieter vorgeschlagen zu werden auf null. Der Mensch, der uns in dem Schuhkarton gegenübersteht, hat sogar einen Vertrag aufgesetzt, den man unterschreiben muss. Inhalt des Vertrages (sinngemäß wiedergegeben, Wortwahl angepasst):

Der Nachmieter verpflichtet sich meinen abgeranzten Dreck, den ich als Möbel bzw. Einrichtungsgegenstand bezeichne, für einen Abschlag von 1500 Euro zu übernehmen. Mir ist völlig klar, dass der Mist bei Verkauf keine 50 Euro mehr einbringen würde, aber ebenso ist mir klar, dass du als Interessent alles unterschreibst und bezahlst, nur um an eine Wohnung zu kommen.

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Menschlicher Abfall - Achtung doppeldeutig

Sollten wir die Wohnung bekommen, müssten wir also noch Sperrmüll anmelden, um geschmacklosen Fuckshit loszuwerden, den wir für 1500 Euro gekauft hätten.

Im Nachhinein wurde die Geschichte noch absurder, doch für uns glücklicherweise nicht mehr von Bedeutung.

Da lag plötzlich ein Batzen Geld

Wir besichtigen eine schöne und gut gelegene Wohnung in einem angesagten Viertel. Der Preis ist widerwärtig und keinstenfalls angemessen, doch realisierbar. Die Vermieterin hat anscheinend seit zwei Jahrzehnten nicht mehr vermietet und hat eine offene Besichtigung angesetzt. Dementsprechend stehen geschätzt 100 Interessenten vor der Tür – Die Schlage zieht sich durch das Treppenhaus an der Fassade entlang und endet irgendwo abseits. Nach einer viertel Stunde wurde die Vermieterin in die letzte Ecke der Küche gedrängt und wird von den Interessenten belagert. Kein Entkommen. Sie wird mit Fragen beschossen und Selbstlobgesängen.

Nach 30 Minuten ist sie fertig mit der Welt, schafft es, sich aus der Küche zu befreien und bringt sich hinter einem großen Schreibtisch in Deckung. Ihrem Aufruf sich aufzureihen, um sich ganz kurz vorzustellen, folgen die Mietinteressenten natürlich. Jeder erzählt dann, wieviel er verdient und welch ein toller Mieter er/sie ist. Wir reichen unsere Mappe ein, in der wir alles vorbereitet haben, was man über uns wissen muss, witzeln ein wenig und verlassen mit einem guten Gefühl die Wohnung.

Überraschenderweise bekommen wir bereits am Abend eine Rückmeldung. In jeder heißt es, dass wir die Wohnung leider nicht bekommen können, weil bereits während des Besichtigungstermins der Mietvertrag unterschrieben wurde. Wir wären aber auf jeden Fall die zweite Wahl gewesen…

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Den Haufen Kohle gibt's beim nächsten Mal direkt ins Gesicht, damit unsere Absichten deutlich werden

Im Klartext heißt es: Da kam wer zum Besichtigungstermin, legte einen Batzen Geld auf den Tisch, sang dazu noch eine Lobeshymne auf sich selbst und schon durfte er den Mietvertrag unterschreiben. Hätten wir auch machen können, aber auf die Idee einer solchen Dreistigkeit wären wir nicht gekommen. Am Ende ist man immer klüger.

Ende gut…

Long story short: Wir haben eine wundervolle und gut gelegene Wohnung gefunden und dürfen zum gewünschten Termin einziehen. Aus unseren Erfahrungen konnten wir viel lernen und wissen nun, worauf es ankommt, wenn man bei Makler oder Vermieter punkten will und was sich einige erdreisten, nur um schnell Kohle zu machen. Eventuell erstelle ich demnächst einen kleinen Leitfaden, um zukünftigen Suchenden Frust und Enttäuschung zu ersparen.


Bilder von Pixabay: 1, 2, 3, 4, 5

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Zum Glück hat der Irrsinn für euch auch ein Ende gefunden. Ende gut, Wohnung (hoffentlich) gut.

Wohnung + Lage sind perfekt, also am Ende richtig Glück gehabt.

Jetzt erwarte ich aber schon ein Post darüber, mit welchen Tricks du die Wohnung nun bekommen hast
:))
So als Info für einen Bekannten und so..

Kommt bestimmt ^^

Oh, so ein Leit(d)faden fänd ich super :)
Echt krass, was da heut so abgeht.

Ich weiß um die Kausalkette "Job finden" - "Wohnung finden", werde aber trotzdem niemals in so einen f*cking Moloch wie HH ziehen.

Und damit die Vollblut-Hamburger richtige Schnappatmung kriegen: ich kenne HH wirklich gut, bin sehr oft da, und finde es NICHT schön. Außer, man hat 125k€ plus X zum Verblasen pro Jahr übrig, um sich in eine Retorten-Wichtigtuer-Ecke einzukaufen. Habe ich nicht und will ich auch nicht.
Denn selbst dort ist es nicht "schön", sondern lediglich aufgesetzt...

Trotzdem wünsche ich natürlich einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt! 😀

OMG, zum Glück bin ich in meinem Leben nicht sehr oft umgezogen, aber sollte es mal nötig werden, dann würde ich mich über deinen bestimmt bis dahin erhältlichen Leitfaden zur Wohnungssuche sehr sehr freuen.

Auf jeden Fall: Gratulation zur neuen Wohnung! Welch ein Kampf!

Ja, als Kampf kann man das tatsächlich bezeichnen.. Musste noch nie durch so etwas durch.. Vollkommener Irrsinn. :) (:

Also erstmal herzlichen Glückwunsch zur neuen Wohnung!

Das ist ja mal voll abartig, was da teilweise so vor sich geht. Hier in Kiel ist es schon echt schwierig eine Wohnung zu bekommen - Freunde von mir haben auch lange gesucht, bis sie ihre jetzige Wohnung gefunden haben und auch da so einiges erlebt - aber Hamburg ist ja nochmal um einiges krasser.

Jau, danke dir ;)

Wir kennen in HH auch Leute, die seit einem Jahr nach einer "vernünftigen" Bleibe suchen, direkt von HH aus.. und sind bis dato nicht fündig geworden. Die haben uns vor dem ganzen "Bewerbungsschwachsinn" gewarnt. Ich kann es aber erst jetzt, nachdem ich da selbst durch bin, glauben.. Verrückte Welt

Willkommen in Hamburg. Ich kann dir nur raten, trage dich bei der SAGA GWG in die Liste als Bewerber für eine Wohnung ein. Das dauert dort zwar Jahre, die Mieten sind aber erheblich günstiger als alles vergleichbare in Hamburg. Und für alle, die auch in Hamburg eine Wohnung suchen, niemals den Hund zur Besichtigung mitbringen und auch nicht erwähnen. Ein Hund kann euch nur äußerst schwierig untersagt werden zu halten. Ist der Mietvertrag erstmal in der Tasche, gibt es eh kein zurück.

Danke ;) Wir fühlen uns willkommen. Für SAGA braucht man doch einen Wohnberechtigungsschein, oder?

Nicht zwingend. Die SAGA hat zwar einen großen Bestand an sozial gefördertem Wohnraum, aber nicht ausschließlich. Außerdem fallen regelmäßig Wohnungen aus dieser Förderung und sind danach frei verfügbar. Je nach Standort kann die Wartezeit jedoch mehrere Jahre betragen.

Klingt interessant.. Schau ich mir dann im Zuge meines airbnb-Projektes an ;)

Oh Mann... Gut das ihr was gefunden habt ! Glückwunsch 😂
Leitfaden wäre top - Die nächste Wohnungssuche kommt bestimmt...

Glückwunsch zu neuen Wohnung und gebe sie nicht so schnell auf. Nach so einem Kampf würde ich sagen, dass du mindestens 150 Jahre darin leben musst, damit sich der Stress gelohnt hat.

Jetzt mal ehrlich, jeder vernünftige Mensch sollte einen riesen Bogen um solche Kackstädte wie Berlin, München oder Hamburg machen. Teuer, voll und bis zum erbrechen abgewirtschaftet. Aber ihr scheint wohl Masochisten zu sein ; )

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