Die Insel der Kannibalen

in #deutsch3 years ago

Bobby und Karla konnten kaum gerade gehen, sie waren landkrank, denn monatelang hatte der Boden des Schiffes unter ihren Füssen geschwankt, da mussten sie sich erst einmal an den festen Erdboden gewöhnen. Aber das glasklare, kühle Quellwasser war ein lange vermisster Genuss! Zu ihrer Freude stellten sie auch fest, dass es auf der Insel Schweine gab. Schon bald brutzelte ein Braten in der Reine. Die seltsamen Knollen, die sie dazu gebraten haben, sollte man später Kartoffeln nennen. Sie passten aber gut zum Schweinebraten, denn Semmelknödeln, Stöckelkraut oder gar schwarzer Winterrettich waren hier nicht aufzutreiben. Ja, hier war es auszuhalten! Die Schweinsknochen vergruben sie am Sandstrand und wunderten sich: In dem Loch, das sie ausgegraben hatten, fanden sich bereits eine Menge Knochen – und zu ihrem Entsetzen auch einige menschliche Schädel, die grässliche Verletzungen aufgewiesen haben, wie von einem Morgenstern!
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Hier hatte wohl ein grausamer Kampf stattgefunden. Von irgendwelchen menschlichen Bewohnern der Insel war aber weder etwas zu hören, noch zu sehen. Das Klima war sehr angenehm und die beiden verbrachten die Nächte praktisch immer am Strand. Nachdem das Schiff wieder seetauglich gemacht worden war, durchstreiften sie die Insel und stießen dabei auf eine seltsame Hütte aus Palmenblättern. Ganz in der Nähe fanden sie auch eine Feuerstelle. Die Asche war noch warm! Also gab es hier Menschen, aber wo waren die? Waren es diejenigen, die die Schädel eingeschlagen hatten, die sie am Strand gefunden hatten? Erst jetzt ist ihnen aufgefallen, dass die Knochen am Strand völlig durcheinander gelegen waren. Man hatte diese Menschen also zerstückelt! Die Sache war gar zu unheimlich. Bobby und Karla beschlossen, am nächsten Morgen wieder in See zu stechen und zogen sich an den Strand zurück. Für alle Fälle hatte sich Bobby seine Saufeder zurechtgelegt, er wollte eventuellen Angreifern nicht wehrlos gegenüber stehen. Es war eine Vollmondnacht und um die mitternächtliche Stunde ertönten auf einmal seltsame Gesänge, Trommelwirbel und entsetzliche Schreie aus dem Wald. Eigentlich hätten Bobby und Karla sofort aufbrechen wollen, aber es schien, dass zumindest ein Mensch in höchster Not war und dem wollten sie, nein mussten sie helfen! Also pirschten sie sich durch Wald und Gestrüpp immer näher an die Lärmquelle heran und dann sahen sie auf einmal Feuerschein. Um das Feuer tanzten brüllende, halbnackte und fast schwarze Gestalten herum, während ein Stück abseits davon zwei weitere, die an einen Baum gefesselt waren, schrien, dass einem das Blut in den Adern gefrieren konnte. Eine Art Medizinmann mit einem Wolfsschädel am Kopf schickte sich an, dem einen der beiden den Bauch aufzuschneiden, während es aus einem großen Wasserkessel über einem zweiten Feuer schon mächtig gedampft hat. Hier war eine Menschenfresserorgie im Gang, und nicht die erste, wenn man an die Knochen am Strand dachte! Nun hätten die meisten wohl ihr Heil in der Flucht gesucht, nicht aber Bobby. Er hatte vor einiger Zeit von Kurt, einem Freund und Seefahrer, der in der Nähe des Großen Vicht daheim war, ein kleines Fläschchen Nitroglycerinum bekommen, das dieser wiederum von Reineke dem Holzfuchs bekommen hatte. Dieses Fläschchen hat Bobby jetzt in Richtung des großen Lagerfeuers geworfen. Und dann.....
Das erzähl ich euch morgen.
Jetzt schlaft gut und träumt nicht von den Menschenfressern!

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Guten Morgen!
Ja, es ist immer gut ein Fläschchen Nitroglyzerin dabei zu haben.

Man hört ja so viel 🤣

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