Digitaler Nomade

in #deutsch4 years ago (edited)

Wenn irgendwo irgendwas hipp und schick ist, dann liegt Leroy ganz weit vorne. Das ist bekannt, so kennt man ihn.

Frugalismus scheidet bei mir aus, weil ich verheiratet bin und die liebe Ehefrau von solchen Theorien wenig hält. Da glüht die Kreditkarte. Die Kinder interessieren sich eh nicht dafür, die wollen Taschengeld, Urlaub, Playstation und so weiter.

Ein anderer sehr moderner und total cooler Trend ist das digitale Nomadentum.

Kurz zusammengefasst sind digitale Nomaden Leute, die sich nicht von unserem Staat in den A. fxxxx lassen, sondern es vorziehen, sich in Strandhotels aufzuhalten in Ländern, wo man nicht so geschröpft wird. Um die verbliebenen Steuerneger noch so richtig zu ärgern, macht man Videos über Youtube, wo man Cocktails schlürft, sich die Eier krault und allen zeigt und erklärt, wie geil es einem geht und was für Trottel diejenigen sind, die das Video gerade anschauen.

Ihr Geld verdienen sie, indem sie solche Videos machen und Home Office mit irgendwas Digitalem. Dazu braucht man keinen Laden und auch keinen Wohnsitz in unserer hübschen EU.

Leroy ist auch digitaler Nomade.

Heute Abend z.B. fährt er schön über unsere Autobahn und überschreitet die zulässige Höchstgeschwindigkeit erheblich, um möglichst schnell Nomade zu sein. Das gibt einen Adrenalin-Level besser als beim Korallenriff-Tauchen. Dann macht er sich's richtig gemütlich in der Datsche am See.

Zuerst macht Leroy lässig sein Vodafone-Modem an. Da spielt Deutschland seine ganze Stärke aus, denn so eine wackelige Edge-Verbindung gibt es sonst nirgendwo auf der Welt. Emails - kein Problem: hin und wieder klappt's. Das hält die Leitung locker aus.

Erstmal Klamotten aus und rein in die Jogginghose und die Adiletten. Dann rüber zu Atze und ein-zehn Pilse, je nach Atzes Verfassung und in Abhängigkeit von der Anwesenheit seiner Frau. Wenn Atze in Partylaune ist, holt er noch den fränkischen Obstler. Ich schwöre Euch, gegen den Mix haben die ganzen Shisha-Honks keine Chance. Dann meditieren wir unter Drogeneinfluss und sind megaentspannt.

Ständig klingelt das Telefon und Kunden sind dran - aber hey: als digitaler Nomade geht man nur ran, wenn man Bock hat. So auch Leroy. Außer wenn seine Frau anruft, da muss er ran, sonst gibt's dicke Backen.

Wenn's richtig gut läuft hol ich mir beim Fischer einen frischen Zander. Das Ausnehmen überlass ich ihm, aber dem Vieh auf den Kopp schlagen mach ich selbst. Richtig survivalmäßig - bretthart. So lieben wir es - nix für Weicheier. Das Ding kommt dann schön in die Pfanne. Ich sag Euch - da könnt Ihr die ganzen tropischen Tuntenfische abhaken.

Die Datsche ist abbezahlt und kostet nur Grundsteuer und natürlich ständige Reparaturen, Abwasser, Strom und die üblichen Sachen - aber mit nem Hunni pro Monat ist man all inc. Interessiert mich aber nicht die Bohne, weil die Bude natürlich meiner Frau gehört.

Das nennt man digitaler Nomade PREMIUM.

Trendsetter und Early Adopter lernt man eben nicht, man ist es.

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Toll geschrieben. MACHT SPASS zu lesen!

LG Michael
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