Reichsbürger und Libertäre

in #deutsch4 years ago (edited)

Die sind ja, falls es wer noch nicht wusste, so ziemlich dasselbe und außerdem Feinde unseres Staates und der Demokratie und auch noch ein bisschen Nazi obendrein.

Erstere mehr wohl als Letztere.

Für Leroy steht fest, dass die Reichsbürger, die er erleben durfte, überwiegend naive Spinner sind. Bei uns im Dorf gibt es zwei, die sind ehrliche und fleißige Handwerker und vollkommen harmlos. Letztlich sagen sie in großen Teilen nix anderes als das, was Leroys Generation noch als unumstößliche Wahrheit in der Schule gelernt hat. Dazu kommen wohl paar Hardcore-Sektierer, die sich eigene Pässe ausstellen usw.

Die kenne ich allerdings nur vom Hörensagen und aus der Relotiuspresse, aber das hört sich eher an wie eine Spielegruppe nicht zu Ende pubertierter Männer. Jedenfalls kann man die m.E. nicht wirklich ernst nehmen.

Was alle von denen nicht mitbekommen haben: dass die Zeiten eben andere sind und Gesetze und Verfassungen nur Schall und Rauch, und zwar nicht nur beim Türken und beim Russen, sondern auch bei uns, dem besten, freiesten und demokratischsten Staat aller Zeiten.

Entscheidend ist, wer die Macht hat, und der macht dann halt mehr oder weniger, was er will. Den Leuten entgegenzuhalten, dass sie ja gar nicht befugt seien, einen in den Knast zu werfen, während sie aber dennoch drin sitzen, spricht nicht für mentale Fitness. Das war dann wohl der Heilige Geist, oder was?

Bei den Libertären gibt es m.E. auch zwei nervige Strömungen.

Am schlimmsten sind die Hardcore-Anarchokapitalisten und die Agoristen. Das sind unterschiedliche Strömungen innerhalb der Groß-Sekte, und je ähnlicher man ist, desto härter grenzt man sich gegeneinander ab. Man kennt das aus anderen Sphären. Beide gehen einem, mit wenig Ausnahmen, auf den Sack. Gleichsam die Trotzkisten unter den Libertären.

Ihr Argument ist, dass sie Recht haben. Dann schreiben sie viele Bücher darüber und halten Kongresse ab und bekräftigen und bestärken sich darin, dass der Staat immer und per se der größte Räuber aller Zeiten ist und außerdem kriminell und dass ohne Staat die Welt besser sei.

Vermutlich haben sie, was die Charakterisierung des Staates angeht, gar nicht so unrecht, aber mir ist unklar, warum man nicht in Frieden seinen Kram glauben und verfechten kann, ohne ständig andere Leute damit zu nerven. Das ist wie die Kirche oder die Inquisition oder die Ehefrau, die einfach nicht aufhört, rumzunörgeln.

90% der Menschen sind Untertanen und stehen darauf, sich bevormunden zu lassen und sich verarschen zu lassen und irgendwelchen Idioten hinterherzurennen, sich in Kriegen verheizen zu lassen und sich ausplündern zu lassen. Mein Gott - wenn sie es brauchen, dann brauchen sie es halt. Da hilft auch keine Aufklärung, da hilft nur die Schmerztherapie.

Nachdem ich es mir nun hiermit mit beiden Truppenteilen endgültig (und damit mit 80% meiner Leserschaft) versaut habe, stelle ich frech fest, dass sie sich bei mir bedanken dürfen für die freundlichen Worte.

Mit Reichsbürgern, wie auch mit aggressiven Libertären rede ich gar nicht mehr, die sind noch langweiliger als Spiegel-Online-Leser und subventionierte Kämpfer für die Parteienochlokratie.

Alte Stalinisten bspw. sind deutlich unterhaltsamere und zudem wertvollerere Gesprächspartner, da bereits eingeritten. Selbst falls sie noch gläubig sind, sind sie sozusagen die Katholiken unter den Hardcore-Sektierern, da mit dem Scheitern ihrer Religion und der Unveränderbarkeit des Menschen ausreichend konfrontiert.

Mit BRD-Gläubigen und Parteimitgliedern unterhält sich Leroy auch ganz gerne, allerdings dann eben über die Kinder oder das Wetter oder die Baumpflege. Wenigstens nerven die einen nicht mit Politik. Falls sie sich über mein Putin-T-Shirt aufregen, sage ich ihnen, dass ich das im Auftrag des Verfassungsschutzes trage, um Rechtsextreme zu enttarnen. Bisher haben es mir alle geglaubt.

Man muss ja auch nicht immer alles ausdiskutieren.

Als ob es im Leben darum ginge, Recht zu haben ...

Die Quintessenz der Erkenntnis schlechthin gibt es wie fast immer bei Amazon. Herrjeh, wie profan.

Sort:  

Was diskutiert ihr hier eigentlich die ganze Zeit - ist doch alles in Butter, oder etwa nicht?

Die Omi zahlt allen fette Checks jeden Monat bis zum Sankt Nimmerleinstag und dafür gibt s in ein paar Jahren zwar nur noch ein Brötchen und ein Ei - aber wenigstens waren wir dabei...

Reimt sich sogar.

Hab mir die Berlin Demo live auf RT angeguckt. Natürlich sind live Aufnahmen bei RT nicht so wahr wie die in unserem Staatsfunk. Aber man sah trotzdem eine Menge friedliche, aber recht verwirrte Typen mit Reichsflaggen, also schwarz/weiß/rot. Auch diverse mit Reichsflagge und Stars&Stripes oder anderen Flaggen an einem Stab, keine Ahnung was uns das sagen soll.
Auch wurde in Sprechchören immer wieder ein Friedensvertrag gefordert. Eigentlich ja immer eine gute Sache, doch fragt man sich, mit wem denn eigentlich?
Mit den Amis? Bei denen Verträge das Papier nicht wert sind auf dem sie geschrieben stehen?
Oder der Soviet Union, die es nicht mehr gibt? Oder England, das selbst gerne einen Friedensvertrag mit der EU abschließen würde? Oder vieleicht Frankreich, die eigentlich auch den Krieg verloren haben - zumindest haben sie ihn nicht gewonnen.
Natürlich gäbe es noch diverse andere Länder die Deutschland den Krieg erklärt hatten. Mexiko, Brasilien, Neuseeland, Nepal und ein paar Dutzend andere. Da findet man sicher jemand, der ohne viel zu verlangen einen Friedensvetrag mit uns macht. Vieleicht hört ja dann das Gemecker auf.
Oder wie es auf Neudeutsch heißt: Besser Deutsches Reich als Deutsches Arm.

Das mit dem Friedensvertrag ist ganz einfach.
Es gibt drei, später vier Siegermächte (um Kohle zu sparen und ihr Ego zu schonen, hat man die Franzosen dazugelassen), die die Souveränität in Deutschland übernommen hatten und zwar kraft militärischer Eroberung. Dann gab es bis 1990 zwei halbsouveräne Vasallenstaaten und dann gab es einen 2+4-Vertrag. Der ist aber kein Friedensvertrag.
Die Staaten existieren alle noch bzw. haben - im Falle der Russischen Föderation - einen Rechtsnachfolger.
Die Tatsache, dass es immer noch keinen Friedenvertrag gibt und dass wir keine Verfassung haben, ist nicht nur skandalös, sondern auch unverständlich.
Das Grundgesetz mag als Verfassung dienen und auch gut sein, aber es war nicht als Verfassung geplant, es ist nicht demokratisch legitimiert und es schreit selbst nach einer Verfassung an dem Tag, an dem das Deutsche Volke in Freiheit vereint ist.
Warum lässt man dann nicht einfach abstimmen über das Grundgesetz? Warum ist eine Diskussion darüber rechtsradikal? Warum setzt man sich nicht mit den vier Siegermächten zusammen und beschließt einen Friedensvertrag? Warum um Gottes Willen macht man es nicht?
Ich kann Dir nicht sagen warum - ich weiß es wirklich nicht.
Man schließt komplizierte Verträge über jeden Scheiß. Aber hier soll es nicht gehen? Die Feindstaatenklausel der UNO ist immer noch in Kraft!!

Die Frage ist leicht zu beantworten.
Man hat die Frage der Reparationszahlungen nach dem Krieg auf die lange Bank geschoben, da ja überhaupt nicht klar war von wem man die Reparationen fordern soll.
Man wollte die Frage wieder aufs Tablett bringen, wenn Deutschland als Ganzes wiederhergestellt ist.
Vorher wäre auch kein Friedensvertrag möglich gewesen.
Warum wohl hat Kohl auf die ehemaligen Ostgebiete verzichtet, als Gorbatschow diese angeboten hat?
Die Feindstaatenklausel ist immer noch in Kraft - gut so.
Zumindest auf dem Papier ist der zweite Weltkrieg noch nicht vorbei.
Das spielt zwar grundsätzlich keine Rolle, da das “neue” Deutschland seit den 2+4 Verträgen (theoretisch) wieder souverän ist. Aber das wiedervereinigte Deutschland ist eben nicht das alte deutsche Reich, welches verantwortlich wäre für Reparationszahlungen.
Man kann über unsere Politiker sagen was man will, aber die Beamten im Außenministerium waren schon immer Weltspitze.
Die wissen genau was auf dem Spiel steht.
Das haben sie gleich nach dem Krieg bewiesen und auch wieder während der Wiedervereinigung.
Auch die Gratwanderung zwischen uneingeschränkter Solidarität mit Israel und trotzdem immer gute Beziehungen zu den Feinden Israels zu haben, war und ist eine diplomatische Meisterleistung.
Auch die guten Beziehungen zur UdSSR/Russland trotz des Drucks der USA sollte man nicht vergessen.
Außenpolitisch ist unser Land extremen Zwängen unterworfen, aber im Rahmen unserer Möglichkeiten sind wir bisher relativ gut durchgekommen.
Ein neues Deutschland, mit neuer Verfassung, wie es sich so viele wünschen, würde Probleme mit sich bringen, die sich die wenigsten vorstellen können (ich auch nicht).

Alles super, alles richtig. Es gibt immer für alles Gründe dafür und dagegen. Dieser Zustand ist dennoch nach 75 Jahren vollkommen absurd und zu beenden. Das ist übrigens - hört, hört - auch der explizite Standpunkt von D. Trump, der dies öffentlich geäußert hat.
Da braucht man sich nicht wundern, wenn alle möglichen Theorien durch die Gegend schwirren.
Dann sollen die deutschen Diplomaten eben zeigen, was sie können. Die bisherige Situation hat auch noch niemanden daran gehindert, trotz aller Gebietsverluste Reparationsansprüche zu stellen. D. ist so oder so pleite - also ein optimaler Zeitpunkt.

Mit jemanden wie Trump und Putin könntest Du das jederzeit aushandeln.
Dazu bräuchtest Du aber auch jemanden wie Trump an der Spitze.
Mit dem Euro und der EU hätten wir den maximalen Trumpf in der Hand.
Friedensvertrag mit Trump und Putin aushandeln. Gleichzeitig ein Freihandelsabkommen mit beiden und sobald jemand mit Reparationsforderungen kommt, mit dem EU/Euroaustritt drohen.
Ginge alles.
Wenn da nicht die ganzen Großunternehmen wären, die vom Euro und der EU maximal profitieren (auf Kosten der einfachen Leute).
Leider haben bei uns die Großunternehmen das Sagen (nicht nur bei uns) und die einfachen Leute sind für sie Dreck.
War noch nie anders. Wenigstens müssen wir heute nicht mehr im Stall bei den Kühen schlafen.

Das mit dem Stall kommt noch - das weiss die Masse nur noch nicht.

Warum setzt man sich nicht mit den vier Siegermächten zusammen und beschließt einen Friedensvertrag?

Vermutlich weils niemanden interessiert und nichts ändern würde. Außer die Reichsbürger natürlich. Friedensvertrag - pillepalle! Es geht heute um ganz andere Sachen als solche Befindlichkeiten.

Vielleicht sollte man eine Bewegung gründen, mit der man immer zu 100% auf der richtigen Seite steht.
Feministisch-sozialdemokratisch-antideutsche Reichspatrioten oder so.

Denk daran, die Bewegung muss sich institutionalisieren, damit Du Pöstchen vergeben kannst. Und Du brauchst auf jeden Fall ne fette, hässliche, verpicktelte Sozialpädagogin oder Pfarrerin, mit der Du Dich als Führungsduo zum Horst machen musst.
Der Preis ist also relativ hoch.

Männer dürfen doch überhaupt nicht mitmachen.
Weiße, heterosexuelle Frauen auch nicht.
Sonst ist man ja gleich wieder ein Nazi.

Am interessantesten finde ich ja die Entstehungsgeschichte des Bundesverfassungsgerichturteils, auf das sich die Reichsbürger immer beziehen. Jahrzehntelang hat man die DDR nicht anerkannt und plötzlich mach man unter Brandt mit ihr Verträge. Um jetzt juristisch felsenfest klarzustellen, dass sowohl die alte Linie (Nichtanerkennung der DDR), als auch die neue Linie (Anerkennung der DDR) gleichzeitig gilt und richtig ist, musste das Bundesverfassungsgericht ran.

Wenn ein Urteil des BVerfG die Grundlage für die Weltanschauung der Reichsbürger ist, dann wäre es jedenfalls der Gipfel der Inkonsequenz.

Zumindest beziehen sie sich immer darauf.

Da die Bundesrepublik laut denen ne GmbH ist und die Insassen deren Personal und außerdem das Grundgesetz ein von den Allierten eingesetztes Provisiorium ohne Legitimation - dann kann doch das Bundesverfassungsgericht bestenfalls den Status einer Gleichstellungsbeauftragten einer mittleren Behörde haben, oder?
Also - würde ich jetzt mal nach interner Logik vermuten wollen.

Wenigstens verstehe ich jetzt, warum sie immer so viel wert darauf legen, dass es Personalausweis heißt und wir das Personal der BRD sind.
Ich sage nur Führerschein...

Dabei war deine Generation doch die, welche nur gemeckert und nichts auf die Reihe bekommen hat.

Seit wann denken Libertäre in Kollektiven?

aha, wenn ich da also ein dummes Kollektiv sehe darf ich dies nicht kritisieren?

Muss ich so tun als gäbe es keine Kollektive?

Du darfst alles kritisieren, aber darfst dich nicht beschweren, wenn dich jemand mutet, dem deine Meinung auf die Eier geht. Ganz normales Verhalten in "unserer Generation".
Aus den Augen aus dem Sinn. So einfach geht das ;)

Danke für den Mute, jetzt weiß ich wenigstens wie bei dir der Wind weht

90% der Menschen sind Untertanen und stehen darauf, sich bevormunden zu lassen

Ich geh' jetzt gleich meinen "Camper in Spe" nach Hamburg abholen und habe deshalb gestern nachmittag ein Auto gemietet. Beim Autovermieter gab es ein Lehrstück in Untertänigkeit.

"Bitte ziehen Sie ihre Maske auf!", "Bitte treten Sie hinter die Linie zurück!" u.s.w.; man kennt das mittlerweile, aber gestern war's echt extrem. Da hat mich dann der Hafer gepiekst, als es ans Unterschreiben des Mietvertrages ging: Ich nahm meine Maske ab und benutzte die Ohrstrippen, um einen frisch desinfizierten Kuli an meinen Gehstock zu binden, und damit von hinter der Linie aus zu unterschreiben! Sie war natürlich eingeschnappt, aber ihr Kollege, der das Auto für mich holen sollte, hat sich fast eingenässt vor unterdrücktem Lachen.

Die nette Dame war sichtlich in Panik, weil sie ganz fest an die offizielle Linie glaubt. Sie befolgt die ganzen Schwachsinnsregeln mit Inbrunst, es gibt ihr wohl Halt. Untertan halt. Und sie versucht die strikte Einhaltung allen ihren Mitmenschen aufzuzwingen. Das Schätzchen ist der feuchte Traum jedes Faschos...

Dem "eingenässten" Mann sagte ich, als wir über den Hof zum Auto gingen, er brauche die Maulwindel (im FREIEN!) meinetwegen nicht zu tragen. Er meinte nur lakonisch, dass er den Fetzen auch für völligen Quatsch halte, aber seine Arbeit nicht verlieren wolle. Mitläufer durch Druck.

Meine Frau hat sich mal wieder für mich geschämt. Soziale Mitläuferin. Aber vielleicht bringt sie mir eines Tages Kippen mit, wenn ich im Corona-Knast sitze...

Das ist jetzt alles ein bisschen schwer zu beschreiben in ein paar Sätzen, aber ich fand das Erlebnis echt krass. Als Kind der "BRD alt" erlebe ich diesen "Mikrokosmos des Totalitarismus" zum ersten Mal im Leben am eigenen Leib und bin auch nach Monaten immer noch überrascht, wie einfach es für die Obrigkeit ist, die Leute über diverse Stöckchen springen zu lassen! Einschließlich meiner selbst: Keine Maske, kein Auto, also Maske...

Naja, gleich 5.00 Uhr. Ich muss jetzt los. In meinem frisch desinfizierten Auto. Einen so sauberen Leihwagen hatte ich noch nie. Soll keiner sagen, Corona hätte nicht auch gute Seiten.

Er lehnt es ab mit Leuten zu reden, die die Wahrheit sprechen weil sie ihm zu nervig sind!? REEEEEEEEEEEEEEEE

Naja, ich bin ja auch sowas wie ein Teil-Libertärer und auch Reichsbürgerversteher, aber du hast schon recht für Freiheitsliebende sind viele AnCaps ganz schön dogmatisch.

Nein, lehne ich nicht ab. Ich lehne es ab, mit aggressiven und dogmatischen Ancaps und Konsorten zu reden, da die noch schlimmer sind als die Zeugen Jehovas. Natürlich haben sie mit vielen Beobachtungen und Analysen recht, aber darum geht es gar nicht.

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