Austrian School vs. MMT

in #deutsch4 years ago

Liebe Steemitgemeinde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,

endlich habe ich Zeit gefunden mich genauer mit der Modern Monetary Theory zu beschäftigen.

Schaut man sich in den sozialen Medien um, hört man entweder:

das sind ja alles Kommunisten

oder

cool endlich können wir unser modernes Utopia erschaffen, schließlich hat der Staat ja unendlich viel Geld

Nun, wie so oft liegen beide Seiten falsch.
Das liegt wahrscheinlich daran, dass man sich nicht die Mühe macht sich durch die Literatur zu lesen.

Nachdem ich mich nun durch die wichtigsten Bücher von Prof. L.Randall Wray (kannte ich schon), Hyman Minsky (kannte ich schon) und Warren Mosler durchgearbeitet habe und zusätzlich zahlreiche Texte von Stephanie Kelton und vom Levy Economics Institute gelesen habe, muss ich sagen, dass ich sehr positiv überrascht bin.

Es zeigt sich, dass die Schule der MMT als eine der wenigen Schulen der Ökonomie, das Geldsystem wirklich verstanden haben. Vor allem das Zentralbankwesen beschreibt keiner so gut.
Ich würde sogar sagen, dass Warren Mosler das Zentralbankwesen besser verstanden hat als die meisten Zentralbänker.

Diese Damen und Herren sind in keiner Weise Sozialisten/Kommunisten.
Sie fordern sogar Dinge, bei denen sich den meisten Linken der Magen umdreht:

  • Steuern runter
  • Abschaffung von Unternehmenssteuern
  • Lohnsteuer weg und durch eine niedrige Wohnraumsteuer ersetzen

Die MMT-Leute wollen die Welt/das System nicht ändern, sondern das aktuelle System verbessern.
Auch haben sie mit den von Hyman Minsky entwickelten Analysemethoden die letzten drei Finanzkrisen (auch die aktuelle) korrekt vorausgesagt.

Nachfolgend ein paar kurze Statements über die es sich lohnt nachzudenken:

  • ein Staat, der eine eigene Währung hat, die frei floatet, kann niemals zahlungsunfähig werden (der Euro ist für die Mitgliedsländer eine Fremdwährung)
  • Steuern sind nicht dazu da, um den Staat zu finanzieren, sondern sie schaffen erst die Nachfrage nach einer Währung und dienen dazu, die durch Staatsausgaben geschaffene Liquidität wieder einzusammeln.
  • Staatsanleihen sind kein Instrument zur Staatsfinanzierung, sondern dienen dazu das von der Zentralbank angestrebte Zinsniveau einzuhalten.
  • Staatsdefizite sind die Quelle von Ersparnissen des privaten Sektors und der restlichen Welt.
    Der Haushaltsüberschuss der Clinton Administration hat entscheidend zur Finanzkrise in den frühen 2000er Jahre beigetragen. Macht der Staat einen Überschuss, dann müssen sich die privaten Haushalte und Unternehmen verschulden. Anders ist das bilanztechnisch gar nicht möglich.
  • Exporte sind Kosten und Importe ein Nutzen (Exportweltmeister zu sein ist nicht toll)

Bevor ich Euch die Diskussion zwischen Prof. Robert P. Murphy (Austrian) und Warren Mosler zeige, will ich noch auf Warren Mosler (“The Godfather of MMT”) genauer eingehen.

Warren Mosler (Jahrgang 1949)

Ich habe schon oft erwähnt, dass ich Praktiker mag.
Studiert man das Geldwesen, trifft man aber meist auf Theoretiker.
Die schreiben dann z.B. über die Zinsentwicklung, haben aber in ihrem Leben noch keinen einzigen Trade in den Treasury Bond Futures gemacht.
Mit solchen Leuten tu ich mich schwer.

Warren Mosler ist ein Praktiker.
Und was für einer:

  • in den 70ern kleiner Bankangestellter, der zuständig für notleidende Kleinkredite war
  • Aufstieg zum Portfoliomanager der Bank
  • dann Wallstreet
  • in den 80ern Bond Trader für William Blair in Chicago
  • dann eigener Investmentfonds Illinois Income Investor (hauptsächlich Bondfutures) und wir reden hier von richtig großen Trades

Zusätzlich hat er noch Mosler Automotive gegründet.
Eine Firma die z.B. nachfolgendes Auto gebaut hat:

Da er mit seinen 70 Jahren auch noch wesentlich besser aussieht, als sein Kontrahent Prof. Robert P. Murphy und deshalb in seinem Leben mit Sicherheit auch noch die besseren Weiber abbekommen hat, würde ich sagen, es stand schon 3:0 für Warren Mosler, noch bevor die Diskussion überhaupt angefangen hat.

Bücher hat er auch noch geschrieben:
The 7 Deadly Innocent Frauds gibst kostenlos.
In diesem Buch stellt er auch seine ganze Lebensgeschichte dar.
Wobei aber die Erklärungen zum Geldsystem in dem Buch etwas dürftig sind.
Deshalb empfehle ich noch sein Buch Soft Currency Economics kostet auch nur 3€.

Ich bin natürlich keiner, der die Geschichten eines ehemaligen Traders einfach so glaubt.
Vor allem nicht, wenn es ein Futures Trader war, schließlich bin ich im Lager der Option Trader.

In Chicago hieß es früher immer:

Futures traders have better stories to tell, but options traders drive the bigger cars.

Deshalb habe ich eigene Quellen bemüht. Ich kenne ja genug ehemalige Floor Trader aus Chicago.

I know him very well from the old days and he’s legit

Dies war die Antwort meiner Quelle.

Wie stehe ich dazu?

Ich stimme von der Analyse her den MMT Leuten weitgehend zu, auch wenn ich den Chartalismus (=Staatsgeld) Ansatz nicht vertrete.
Es muss nicht unbedingt der Staat sein, der dafür verantwortlich ist, dass das Währungsgeld in die Welt kommt.
Sobald eine Privatperson sich einen Kredit aufnimmt und das Geld abhebt oder an eine andere Bank überweist, muss Zentralbankgeld herausgegeben bzw. erschaffen werden.
Auch stimme ich mit einigen Lösungen für die ökonomischen Missstände nicht überein.
So fordern die MMT-ler eine staatliche Job-Garantie.
Wobei ich sagen muss, dass die Programme, die die MMT-Leute fordern, immer noch besser sind, als das was wir jetzt haben.
Arbeitslosigkeit als Inflationsbremse einzusetzen (ja das war immer eine der Lösungen der Bundesbank/Politik, wenn auch nur indirekt) finde ich schäbig.

Wie auch immer....schaut Euch die Diskussion an und entscheidet selbst und vergesst nicht die Bücher zu lesen.

Stephan Haller

Sort:  

"ein Staat, der eine eigene Währung hat, die frei floatet, kann niemals zahlungsunfähig werden (der Euro ist für die Mitgliedsländer eine Fremdwährung)"

  • Das stimmt nur, solange dieser Staat sich nur in dieser Währung verschuldet. Wenn sich z.B. die Türkei auf Kredite einlässt, die in USD zurückzuzahlen sind, dann kann sie sehr wohl zahlungsunfähig werden. Und beim Versuch sich aus dieser Misere herauszudrucken, kann darüber hinaus die eigene Währung ruiniert werden.

"Steuern sind nicht dazu da, um den Staat zu finanzieren, sondern sie schaffen erst die Nachfrage nach einer Währung und dienen dazu, die durch Staatsausgaben geschaffene Liquidität wieder einzusammeln."

  • Doch, Steuern sind v.a. dazu da, um den Staat zu finanzieren. Gibt es ohne Steuern keine Nachfrage nach seiner Währung? Warum?

"Der Haushaltsüberschuss der Clinton Administration hat entscheidend zur Finanzkrise in den frühen 2000er Jahre beigetragen."

  • Das ist eine ziemlich gewagte These. Ich sehe diese Kausalität kaum. Eher so herum: Da der Konjunkturzyklus Ende der 90er am Höhepunkt war, sprudelten die Steuereinnahmen (maximale Revenues) für die USA. Aufgrund von unzähligen Faktoren (Asienkrise, Rubelkrise, LTCM, gesättigte Märkte, ...) kam es dann zu einer Rezession und Finanzkrise.
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kannst du bitte den Unterschied zwischen Futures- und Option- Trader erklären? :)