Die Geschichte vom stillen Vogel

in #deutschlast month

So wie jede Geschichte mal begann, begann auch diese - die Geschichte die vom stillen Vogel mit einer rosa-roten Brille.

Nein - diesmal war es nicht die Liebe.

Oh...doch.

Es war Liebe.

Die bedingungslose Liebe - zur Familie, den Schwestern, zu den Eltern.

Es war einmal ein lauter Vogel, so laut,

dass andere sich die Ohren zuhalten mussten-

vor der Wahrheit,

vor dem Leid der Welt,

vor den eigenen inneren Wunden,

vor sich selbst.

Der Vogel dachte:

"*es muss gesagt werden.*"

Denn so hatte er es gelernt.

Er hatte gelernt, dass die Meinung zählen darf.

Das man sagen darf, was man denkt.

Zu der eigenen Meinung gehören auch die

Weltanschauung. Philosophie.

Oder besser: Kollektiv-Philosophie.

"Wohin alle schauen, da schaue ich auch hin."

Das muss ja stimmen...oder?

Also tat er es. Schaute-und redete. Erst begann er zu brabbeln, zu reden, zu schreien.

Und es endete mich:

Wut - "Ich darf nicht sein, wie ich bin."

Frust - "Ihr dürft reden, aber ich nicht."

Trauer - "Ich gehöre nicht dazu."

Jahre vergingen. Der Schmerz wuchs.

Doch irgendwann wurde der laute Vogel leiser.

Nicht, weil er gehört wurde –

sondern weil er hoffte, endlich verstanden zu werden.

Er versuchte, sich zu erklären. Nicht mehr kämpferisch, sondern bittend.

Um Nähe. Um Anerkennung. Um Verbindung.

Er hielt Kontakt – auch wenn keine Antwort kam.

Er schrieb Nachrichten – auch wenn nur Schweigen zurückkam.

Er war präsent – auch wenn niemand schaute.

Denn in seinem Inneren brannte die Sehnsucht:

Sieh mich. Erkenne mich. Bitte verlass mich nicht.

Es war kein lauter Ruf mehr.

Es war ein stiller Blick zurück.

Ein letzter Versuch,

das Band zu halten,

das längst zerrissen war.

Der Vogel verstummte.

Der stumme Vogel ist einsam.

Nicht, weil er keine Stimme hat.

Sondern, weil er Wahrheit spricht.

Die anderen Vögel?

Sie wollen keine Wahrheit hören.

Sie halten Abstand. Warum?

Vielleicht, weil sie sehen, wie stark er ist?

Er war immer stark.

So stark, dass selbst Partner seine Yang-Energie fürchteten.

Aber darüber vergaß er das Yin:

Die Liebe. die Verbundenheit. Das Empfangen.

Daraus lernte er, was eigentlich los war. Und stellte sich die Frage:

"Wie empfängt man, wenn man immer nur gibt?"

Er beschloss loszulassen.

Und das weh.

Es fehlte etwas.

Er spürte den Mangel.

Die rosa-rote Verbindung, die er immer gehalten hatte.

Die Aufmerksamkeit, die er immer gab.

Die ehrliche Begegnung, die er sich immer gewünscht hatte.

Eine fiktive Erfahrung, tief in der Imagination:

Menschen begegnen sich ehrlich. Auf Augenhöhe. Ohne Maske. Ohne Macht

Angst ist ein Hindernis.

Wahrhaftig dem anderen begegnen.

Wahrhaftig sich selbst begegnen.

Die Wasseroberfläche – ein Ort der Spiegelung.

Zuerst klar.

Dann,

sobald man eintaucht:

Ein Universum aus Tiefe, Schatten und Erinnerung.

Je tiefer man sinkt,

desto lauter werden die Stimmen:

Kindheitsängste,

alte Erlebnisse,

Verletzungen.

Sie schauen dich an – bis du den Mut findest, zurückzublicken.

Und dann… beginnt das Verstehen.

Und das Loslassen.

Denn nur die Begegnung mit sich selbst

macht die Begegnung mit anderen möglich.

Was geschah mit dem lauten Vogel?

Er verstummte

– nicht aus Angst,

sondern aus Entschlossenheit.

Denn er entschied sich zu schreiben,

statt zu schreien.

Gedanken sind Bilder.

Bilder sind Worte.

Worte sind wie Samen.

Der Vogel beginnt zu säen.

Nicht mit Kälte, sondern mit Wärme und Geborgenheit.

Denn:

Die eigenen Samen wurden bereits geerntet.

🕊️ Ende? Nein. Erst der Anfang.