Persönlichkeitsbildung? Wo? Lehrhäuser als Jugendbildungsstätten !!! Ergänzende Gedanken

in #deutsch3 years ago

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Die Erörterungen über freie Bildungsstätten
https://hive.blog/deutsch/@zeitgedanken/personlichkeitsbildung-wo-lehrhauser-als-jugendbildungsstatten-
schließe ich nicht ab, ohne noch einen kurzen Blick zu werfen auf ein Lernen ganz anderer Art. Ich bin versucht, für eine solche Bildungsstätte das altgriechische Wort „Theoreterion“ zu verwenden, schließe mich aber dem Vorschlag Wilhelm von Humboldts an, hier von Akademie zu sprechen. Humboldt nimmt eine klare Abtrennung der Akademie von der Universität vor. Als hätte er geahnt, was kommen würde. Die Aktivitäten an den heutigen akademischen Bildungsstätten scheint in vielen Bereichen in einen Sumpf, namens „Schwachsinn“, versunken zu sein. Für Humboldt aber ist die Akademie die

„höchste und letzte Freistätte der Wissenschaft“ (Nachdruck 2017).

Die Akademie im hier verstandenen Sinne ist keine Lernstätte wie oben beschrieben, sondern eine Stätte des Rückzugs - vorwiegend ehemals Berufstätiger - , um über die Praxisbereiche, in denen sie tätig waren und über das Leben, dass sie bisher geführt haben, zu reflektieren. Das Ziel solcher Reflexion ist Theorie im ursprünglichen Sinne

(theoria = Überschau über das, was ist).

Die Theoriebildung an der Akademie hat keinen direkten Bezug zum Leben (in einer leistungsteiligen Tauschgesellschaft!). Sie dient der Gewinnung der Wesensstrukturen eines bestimmten Sachgebiets, insbesondere des Wesens des menschlichen Lebens als solchem. Insofern strahlt das Leben innerhalb einer Akademie indirekt auch auf das Leben außerhalb aus. Zum Beispiel können die in ihnen entstehenden Theorien Gegenstand des in den Jugendhäusern stattfindenden Studiums sein. Sie können für den Einstieg in die einschlägigen Berufe im Rahmen der dualen Berufsbildung verwendet werden.

Wo ist eigentlich begründet dargestellt, dass eine akademische Bildung die Voraussetzung eines Broterwerbs sein muss und diesem zu dienen hat? Und wo ist begründet dargestellt, dass nicht jeder Broterwerb auf dem Weg eines in der Praxis stattfindenden Lehrlings-Lehrherren-Verhältnisses erlernt werden kann - außerhalb des akademischen Betriebs?

Die Akademie einer freien Gesellschaft ist keine Berufsausbildungsstätte. Das Leben dort findet in klarer Abgrenzung zum Berufsleben aber nicht ohne Bezug zu ihm statt. Hier wird „kein Geld verdient“. Die Akademien sind Stätten der Muße und das heißt auch: Stätten des Rückzugs aus dem Berufsleben. Den Akademien angeschlossen sind alle diejenigen, die auf dem Felde der Theoriebildung tätig sein wollen. Sie müssen sich nicht an einem gemeinsamen Ort befinden. Sie sollten nur in einem engen und intensiven Diskurs miteinander stehen.

Die Lernmethoden des Akademikers („Akademiker“ im hier gemeinten Sinne!) sind die Phänomen- und die Konstitutionsanalyse. Die Phänomenanalyse zerlegt die beobachtbaren Fakten eines Sachgebiets in ihre einzelnen Aspekte. Die Konstitutionsanalyse fördert die Wesenszüge (Konstituentien) dieses Sachgebiets zutage. Auf der Basis von Phänomenanalyse und Konstitutionsanalyse entstehen die Lehrgebäude eines Fachs - in Gestalt von systematisch gestalteten Lehrbüchern oder anderer Lehrmedien.

Wilhelm von Humboldt hatte richtig erkannt, dass die Theoriebildungsstätten Orte der Einsamkeit sein müssen, damit es wirklich Stätten der Freiheit sein können. Stätten der Einsamkeit müssen sie sein, weil die für die Theorie erforderlichen Analysen nur jeder für sich aufgrund eigener Beobachtungen und eigener Reflexionen leisten kann. In der Einsamkeit der Akademie kann er

„für sich grübeln und sammeln“ (Humboldt, a. a. O.).

Stätten der Freiheit müssen die Akademien sein, weil nur in freier Atmosphäre jene Tabus zerstört werden können, die das Durchdringen einer neue Theorie blockieren und die für eine phänomenadäquatere Weltsicht erforderlichen

„Paradigmenwechsel“ (Thomas Kuhn, 2014)

erschweren.

Bei aller geforderten Einsamkeit betont Humboldt, dass ein Fortschreiten bei der Theoriebildung nur durch intensive und anregende Kommunikation stattfinden kann, durch ein

„ungezwungenes und absichtsloses Zusammenwirken“ (a. a. O.).

Diese Kommunikation kann sowohl in Form eines mündlichen oder schriftlichen Diskurses mit lebenden Zeitgenossen erfolgen, als auch in Form der Auseinandersetzung mit den schriftlichen Hinterlassenschaften Verstorbener. Deshalb müssen alle möglichen Kommunikationsmittel und reichhaltige Bibliotheken (habitueller oder digital) für die Akademien zur Verfügung stehen.

Die „Einsamkeit“ des Akademikers lässt sich idealer Weise in der Abgeschiedenheit realisieren, etwa in Gestalt des quasi klösterlichen Lebens in der Anfangszeit der Universitäten Cambridge und Oxford. Das dort einstmals einfache und zurückgezogene Leben ist ein eindrucksvolles Beispiel für Forschungsräume, in denen neue Theorien entstehen können. Nur an solchen Orten sind Akademiker wirklich frei, vor allem auch von den Zwängen einer Berufstätigkeit. Um sich auf das Wesentliche ihrer Arbeit konzentrieren zu können, müssen sie dort - unter Umständen sogar ohne eigenen Aufwand - minimal versorgt sein.
Die Motivation für ein frugales Leben in Muße erwächst aus der Not des Akademieaspiranten,

„die innere Unruhe, die ihn verzehrt“ (Wilhelm von Humboldt, a. a. O.).

beseitigen zu wollen. Das Wort „Muße“ hat ursprünglich nichts mit Wellness zu tun. Es ist stammverwandt mit müssen. Hier besteht ein innerer Zusammenhang. Die Muße des Akademikers ist ein Muss. Der Aufenthalt in einer Akademie ist eine Phase

„härtester Arbeit“ (Wilhelm von Humboldt, a. a. O.).

In den Akademien geht es nicht um ein technisch-ökonomisches Produzieren. Es geht um die Reparaturarbeit an sich selbst, um eine Rekonstruktion des in Frage stehenden primären Weltverständnisses auf höherer Ebene. Hier stehen die Wissenschaften, die die Basis abgeben für das Wissen eines jeden, der in einer entwickelten Gesellschaft als erwachsener Mensch bestehen will, an vorderster Stelle, nämlich Ökonomik und Jurisprudenz.

Die natürlichen Antriebe für das Forschen in der Wissenschaft sind innere Unruhe, Skepsis und Misstrauen. Alle anderen Motive, etwa die der Existenzabsicherung, der Existenzsteigerung oder des Renommeegewinns bleiben ausgespart. Das unterscheidet die Wissenschaft und ihre Schöpfer einer Akademie (im eigentlichen Sinne!) in weiten Bereichen von den heutigen Universitätswissenschaften.

„Mit dem Wort ‚Wissenschaft' wird heutzutage ein lächerlicher Fetischismus getrieben“, stellte schon 1928 der veritable baltische Naturforscher Jakob von Uexküll in Bezug auf die Universitätswissenschaft fest.

„Wenn du die Tanzschritte auf dem Parkett der Wissenschaft hinter dich gebracht hast und nicht hinausposaunst, was du begriffen hast, dann schadet der Durchblick nicht“. Das ist das zynische Verdikt des Ungarn György Konrad in seinem Weltbestseller „Der Komplize“. (s. dazu auch das aufschlussreiche Buch des Italieners Frederico di Trocchio „Der große Schwindel“, 1994).

Die universitäre Wissenschaft bewegt sich oft neben den Phänomenen. Sie ist - im Gegensatz zur Technik - in weiten Teilen nur noch Betätigungsstätte von Routine und Geistesklemptnerei, Auffanglager für Glaubenshungrige, die dort mit eloquent verpackter Theoretik abgespeist werden, oder für Sinnzweifler, denen mit den Wundersprüchen der „Experten“ Heilung versprochen wird.

Das war nicht immer so (s. Arnulf Baring, 1997). Die Wissenschaft hatte strahlendere Zeiten - als sie sich noch auf Aussagen über real erlebbare und beobachtbare Phänomene und deren Analyse und die daraus zu ziehenden Schlüsse beschränkte. Auch heute gibt es innerhalb der etablierten Wissenschaft noch Nischen, in denen gründlich gearbeitet und geforscht wird (a. a. O.).

Problematisch ist vor allem das Verhältnis der Wissenschaft zur Praxis. Der Praxisbegriff mancher Hochschulinstitute gehört jenen Traditionsbeständen an, deren Geltungsanspruch ein eher ironisches Urteil nahelegt. Der rasante technische Fortschritt beweist: praxisrelevante Innovation wächst nicht auf den Bäumen der Schulen. Sie wächst auf den Bäumen der Wildnis (Beispiel Silikon Valley).

Die Wissenschaft der Schulen kommt vielfach zu spät. Sie zwängt die Geschehnisse und Bildungen der Gegenwart in die ihr geläufigen Kategorien der Vergangenheit. Selbst wenn man (wie ich) der Wissenschaft prinzipiell positiv gegenüber steht und jahrelang in ihr gearbeitet hat, stimmt einen bedenklich, zu welchen Aussagen sich z. B. namhafte Hirnforscher hinreißen lassen.

Viele Bemühungen innerhalb der Wissenschaft erwachsen schlicht aus dem Bedürfnis des Broterwerbs. (Wissenschaftler erlangen ihre Position über ein sogenanntes „Brotstudium“). Als Brotbeschaffung ist Wissenschaft eine Beschäftigung im bürgerlichen Sinne. Das ist an sich nichts Anrüchiges. Aber dadurch geraten die zu erforschenden Phänomene oft außer Sicht. Die Erfordernisse des Gelderwerbs und das mit dem akademischen Beruf verbundene bürgerliche Renommee haben Vorrang.

Von der heute etablierten Wissenschaft konnte ich kaum Hilfe für die Beantwortung der in vorausgehenden Artikeln gestellten Frage erwarten. Das ist auch einem Umstand zu verdanken, der mit der Organisation des Wissenschaftsbetriebs zu tun hat. Als verbeamtete ist die Wissenschaft z. B. in Deutschland der „Treue zur Verfassung“ verpflichtet (Art. 5/3 des deutschen Grundgesetzes), also der Treue gegenüber einer Satzung, in der das Fundament gelegt ist für die heutige Bildungswelt und deren Inhalt mich 2008 veranlasste, einen harschen Verriss zu veröffentlichen.

Viele Wissenschaftsbeamte, vor allem in den Geistes- und Humanwissenschaften, sind die

„intellektuellen Leibwächter“ einer verfassungslegitimierten Obrigkeit (Hans-Hermann Hoppe, 2004).

Sie müssen sich, aufgrund ihres geleisteten Diensteids verfassungskonform verhalten (Roland Baader, 2007: „Prostitutionswissenschaft“).

„Die Unterwürfigkeit der Wissenschaftler gegenüber den jeweiligen Machthabern zeigte sich bereits früh…, Hand in Hand mit dem großen Aufschwung der staatlich organisierten Wissenschaft.“ So der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek (1991), seines Zeichens selbst Nutznießer verbeamteter Universitätswissenschaft.

Was bis hierhin über die Universitätswissenschaft allgemein angemerkt wurde, gilt insbesondere für die für jeden Erwachsenen so wichtigen Ökonomik. Hier scheint der Bezug zur Realität, dem sich die klassische Ökonomik, vor allem der sog. „Österreichischen Schule“, noch verpflichtet fühlte, ganz und gar verloren gegangen zu sein. Unter Hinweis auf den weltbekannten Nobelpreisträger Paul Krugman schreibt der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar:

„Will die Ökonomik nicht vollends zu einem Glasperlenspiel…entrückter Modellbauer degenerieren, muss sie zeigen, dass ihre Erkenntnisse relevant, aktuell und für die Gesellschaft von Nutzen sind.“ (DIE WELT, 3.7.15).

Genau das sind sie derzeit nicht, wie sich vielfach erwiesen hat. Wulf Rohland, ebenfalls Schweizer Ökonom, schreibt (1983):

„Die [ökonomische;] Wissenschaft arbeitet heute auf vollen Touren und will nicht wahrhaben, dass das einzige Ergebnis darin besteht, dass sie sich immer mehr einsandet.“

Angesichts der jüngsten Ereignisse in Politik und Wirtschaft und deren Voraussicht, Deutung und Erfassung durch die Ökonomik darf man die Frage wiederholen, die Wilhelm Röpke 1937 vor dem Hintergrund damaliger Ereignisse in seinem Hauptwerk schon einmal gestellt hatte:

„Was gilt eigentlich noch von unseren Lehren?“

Eine ähnlich kritische Haltung nimmt Hans Herbert von Arnim der Politikwissenschaft gegenüber ein:

**„Weite Teile der Politikwissenschaft, insbesondere die heute dominierende empirische Ausrichtung, tendieren dazu, die aus den bestehenden politischen Machtverhältnissen resultierenden Gegebenheiten unkritisch hinzunehmen“ (2017).
**
Gleiches lässt sich von der für das Erwachsenenleben gleichfalls ganz wichtigen Rechtswissenschaft sagen.

Stanislav Andreski zeigt anhand einer Reihe von Beispielen, wie bodenlos die selbst von international geachteten Wissenschaftlern verkündeten Wahrheiten sind

(1977 Ihre Aussagen bewegten sich oft fernab von der gesellschaftlichen Realität. An deren Stelle erfindet sich die Wissenschaft eine scheinmathematisch aufgebauschte fiktive Realität).

Seit einiger Zeit ist es Mode geworden, von einer wissenschaftlichen Theorie ganz und gar Neuartiges, alles Bisherige Umwerfendes zu erwarten. Abgesehen davon, dass es bei einer Theorie, die doch theoria (= Überschau über das, was ist) sein sollte, unglaublich wäre, wenn sie sich anheischt, etwas bislang nie Geahntes zutage zu fördern (vortheoretische Welthabe hat doch auch ihre Erkenntnisse, und zwar aus dem unmittelbaren Umgang in und mit der Welt), wirkt ein derartiges Ansinnen bei realistischer Einschätzung menschlicher Möglichkeiten einigermaßen befremdlich, wenn nicht gar anmaßend.

Man darf von der Wissenschaft billigerweise erwarten, dass sie Neues und bislang nicht Gesehenes ans Licht bringt. Wollte sie aber den Anspruch erheben (oder einer entsprechenden Erwartung genügen wollen), die Ergebnisse aller bisherigen Denkarbeit auszuradieren, oder der Versuchung erliegen, die Grenzen menschlichen Erkenntnisvermögens zu sprengen, dann würde sie sich zumindest verdächtig machen.

Selbst der revolutionärste „Paradigmenwechsel“ (Thomas Kuhn, 1976) innerhalb einer Wissenschaft sollte die Grenzen unserer Erkenntnis nicht sprengen wollen. Sie kommt sonst schnell in Konflikt mit der Realität.

Die auf Dauer tragfähigen Forschungsergebnisse der Wissenschaft sind nicht irgendwelche willkürlichen Neuschöpfungen, die mit ihrem Glanz an „Originalität“ das Publikum hysterisieren oder bis zur Demut düpieren. Es sind jene, die ans Licht bringen, was schon vorher, aber ohne die Helle des Bewusstseins unser Leben bestimmte bzw. was aufgrund fehlender Apparatur unseren Sinnen bisher nicht zugänglich war.

Bis zum nächsten mal wenn es wieder um die Serie „Persönlichkeitsbildung“ geht,

Euer Zeitgedanken

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Toller Beitrag!

Stätten der Freiheit müssen die Akademien sein, weil nur in freier Atmosphäre jene Tabus zerstört werden können, die das Durchdringen einer neue Theorie blockieren und die für eine phänomenadäquatere Weltsicht erforderlichen

Das Forschen in der Abgeschiedenheit eines klösterlichen Lebens kommt mir sehr bekannt vor. Man hat da meist die besten Ideen... :o)

Die Individualakademie bedarf dabei noch nicht einmal einer Institution sondern erfolgt aus eigenem Antriebe - getragen von Liebe zum Beruf und der Neugier.

Leider fehlt es an den universitären Einrichtungen meist an entsprechenden Persönlichkeiten, die genau dies vermitteln, Liebe zu dem was man tut gepaart mit Neugier im Kontext der Realität.

Herzlichen Glückwunsch zu deinem tollen Artikel.

Du wurdest hiermit für den Monatspreis der Liebe im März nominiert.

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Auch ich finde, diese Passage ist es Wert, herausgehoben zu werden:

Wo ist eigentlich begründet dargestellt, dass eine akademische Bildung die Voraussetzung eines Broterwerbs sein muss und diesem zu dienen hat? Und wo ist begründet dargestellt, dass nicht jeder Broterwerb auf dem Weg eines in der Praxis stattfindenden Lehrlings-Lehrherren-Verhältnisses erlernt werden kann - außerhalb des akademischen Betriebs?

Das persönliche Studieren, weil man eine Thematik aus eigenem Interesse verfolgt, sich mit ihr befasst, sie von vielen Seiten aus betrachtet, lesend, forschend, fragend, sich austauschend im offenen Dialog mit anderen, ist ein Lernen frei von den erwähnten Zwängen. Erst ein gewisses Lebensalter macht dies möglich, das ist wohl zwangsläufig so, nachdem man die Erfahrungen in der Welt machte, von Berufsleben und sozialem Dasein.

Da man hier keine Scheine macht und keine Beweise erbringt, gibt es auch keinen Namen, den man sich machen kann. Wie viele unveröffentlichte Schriften und Aufzeichnungen wohl bei den Menschen zu finden sind, die nie als Autoren bekannt wurden?

Von der heute etablierten Wissenschaft konnte ich kaum Hilfe für die Beantwortung der in vorausgehenden Artikeln gestellten Frage erwarten.

Vermutlich nicht. Bist du da mal dran gewesen oder hast du probiert, einen Austausch anzuregen?

Vermutlich nicht. Bist du da mal dran gewesen oder hast du probiert, einen Austausch anzuregen?

Sehr oft und das seit Jahren. Es ist erstaunlich, wieviel Desinteresse, vor allem in den Bereichen Soziologie, Ökonomik und Rechtswissenschaften, besteht.

Wie schade und tragisch. Diejenigen, die solchen Austausch nicht wollen, wissen vermutlich nicht, um was sie sich bringen. Dabei kann solches miteinander im Dialogstehen so erfrischend, inspirierend und vor allem den Horizont öffnend sein. Wo diese Erfahrung fehlt, kann sie nicht vermisst werden.
Hast du zu publizieren versucht und Co-Autoren gesucht oder eine Professur oder wie muss ich mir das vorstellen?

freilich gibt es auch Co-Autoren, oder besser gesagt sind die Ergebnisse aus Diskussionen entstanden, welche in die Artikel einfließen. Doch aus der „Brotwissenschaft“ gibt es nur wenig bis nichts. In den Anfängen, wenn alles noch relativ harmlos ist, kommt schon die eine oder andere Reaktion. Doch wenn es sich verdichtet, bleiben die Reaktionen aus. Meistens kommen dann sogar Reaktionen, wie:
"Zur Zeit kann ich mich dazu noch nicht äußern, ich muss diesbezüglich vorsichtig sein.“
usw.
Extrem ist es im Bereich der Rechtswissenschaften, dort beginnt die Blockade schon sehr früh.

Publizieren hatte man auch versucht. Einer Veröffentlichung wurde jedoch meistens nicht zugestimmt, oder die Publikation wurde so weit korrigiert, dass ich (wir) eine Publikation ablehnten. Wenn der Kontext der Aussagen nicht mehr zu erkennen ist, macht es auch keinen Sinn mehr eine Veröffentlichung zu befürworten.

Das ist richtig, wenn ein Orginaltext nicht mehr seinen eigenen Kontext wiederzugeben imstande ist, dann macht eine Veröffentlichung wenig Sinn.
Die Vorsicht, die man allenthalben spürt, ist wirklich schwierig für alle, die weniger vorsichtig sind und mehr Unterstützung bräuchten. Allerdings denke ich, dass steter Tropfen den Stein höhlt und selbst, wenn man Ablehnungen erhält, manches eben doch gelesen wird. Und selbst wenn die Empfänger so tun, als würden sie einer Veröffentlichung nicht zustimmen, so ist zu vermuten, dass Inhalte dennoch überdacht werden und auch insofern ankommen, als dass beispielsweise Kritik und Zweifel auch bei denen entstehen können, die sich nach außen hin als resistent erweisen.

Es ist harte Arbeit, wenn man sie macht, sie einem nicht abgenommen oder abgegolten wird. Wer aber den inneren Drang hat, dennoch zu schreiben, zu forschen und zu veröffentlichen, tut dieses, unabhängig von allen Widrigkeiten.

Man sieht es aber auch in diesem kleinen Blog. Die Reaktionen, wenn man mit dem Holzhammer auf Jemanden oder Etwas draufhaut und das ohne fundierte Kausalitäten, ist eine Reaktion wahrscheinlicher.
Versucht man eine wissenschaftlich fundierte Überschau zu liefern, selbst wenn es im Kern die selbe Aussage ist, sind die Reaktionen sehr gering.

Das ist wohl so. Für alles gibt es Abnehmer und eine eher gemäßigte, sachliche und fachliche Auseinandersetzung mit einer Thematik braucht Leser, die weniger auf Sensationen reagieren. Diese sind auch immer da, aber ganz sicher in der Unterzahl.

Aber wie sagt man so schön: Jeder kann sein Scherflein beitragen. :)

Hier scheint der Bezug zur Realität, dem sich die klassische Ökonomik, vor allem der sog. „Österreichischen Schule“, noch verpflichtet fühlte, ganz und gar verloren gegangen zu sein.

Die Realität haben die Österreicher mittlerweile auch über Bord geworfen.
Man passt sich an.