Die politische Ökonomie des Brexit - The political economics of Brexit

in #deutsch3 years ago

Das Liberale Institut aus Zürich hat ein neues Paper veröffentlicht, geschrieben von Roland Vaubel (em. Professor für Volkswirtschaftslehre und Politische Ökonomie an der Universität Mannheim sowie Mitglied des Akademischen Beirats des Liberalen Instituts; https://www.vwl.uni-mannheim.de/vaubel/):
https://www.libinst.ch/publikationen/LI-Paper-Vaubel-Politische-Okonomie-des-Brexit.pdf

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Zusammenfassung

  • Die Briten haben sich für den EU-Austritt entschieden, weil sie aufgrund ihrer Abneigung gegen staatliche Regulierungen in eine systematische Minder- heitsposition geraten waren. Frankreich, das regulierungsfreudigste Land der EU, verfolgt die «Strategy of Raising Rivals’ Costs».
  • Es ist vielfach gerätselt worden, weshalb David Cameron vor der Unterhaus- wahl von 2015 das Versprechen abgab, im Falle seiner Wiederwahl innerhalb von zwei Jahren ein Referendum über den Verbleib Grossbritanniens in der EU abzuhalten. Dahinter steckte wohl politisches Kalkül: Die Konservative Partei verfehlte 2010 die Mehrheit der Sitze, was nicht passiert wäre, wenn die UKIP-Wähler in einzelnen Wahlkreisen für die konservativen Kandidaten gestimmt hätten. Camerons Ziel musste es daher sein, der UKIP bei den näch- sten Unterhauswahlen den Wind aus den Segeln zu nehmen.
  • Weshalb siegten in der Volksabstimmung die «Leavers»? Hier ist die gängige Erklärung, dass die anderen EU-Staaten nicht bereit waren, den Briten eine autonome Einwanderungspolitik zuzugestehen. Doch der britische Unmut über die EU hatte sich schon über längere Zeit aufgebaut. Denn die Briten waren seit den 1990er Jahren immer wieder in wichtigen Fragen im Rat und Parlament überstimmt worden. Meistens ging es dabei um Arbeits- und Finanzmarktregulierungen, d.h. um Eingriffe in die Vertragsfreiheit.
  • Warum taten die verbleibenden 27 EU-Mitgliedstaaten alles, um den Austritt der Briten zu erschweren? Sie hatten ein fiskalisches Interesse, den Austritt des britischen Nettozahlers zu verhindern. Und weshalb weigerten sie sich, Grossbritannien ein Freihandelsabkommen zuzugestehen, wie sie es mit Kanada geschlossen hatten? Hätten sie das getan, hätten die Binnenmarktmitglieder Norwegen und Island, vielleicht sogar die Schweiz, vergleichbare Konditionen fordern können. Den Briten sollte der grösstmögliche Schaden zugefügt werden. Man wollte aus Angst vor weiteren Austritten ein Exempel statuieren. Ein Zeichen der Stärke ist das nicht.

Disclaimer: Der Text ist nicht von mir, sondern vom Liberalen Institut. Sobald das Liberale Institut (oder der Autor des Textes) einen Account bei Hive hat, sende ich die Rewards für diesen Post (grosszügig aufgerundet) zu dessen Account.


The Liberal Institute in Zurich has published a new paper, written by Roland Vaubel (Professor emeritus of Economics and Political Economy at the University of Mannheim and Member of the Academic Advisory Board of the Liberal Institute; https://www.vwl.uni-mannheim.de/vaubel/):
https://www.libinst.ch/publikationen/LI-Paper-Vaubel-Politische-Okonomie-des-Brexit.pdf

Summary

  • The British decided to leave the EU because their aversion to state regulation had put them in a systematic minority position. France, the EU's most pro-regulatory country, is pursuing the "Strategy of Raising Rivals' Costs".
  • There has been much speculation as to why David Cameron promised before the 2015 election to hold a referendum on Britain's membership in the EU within two years of his re-election. There was probably a political calculation behind this: The Conservative Party fell short of a majority of seats in 2010, which would not have happened if UKIP voters had voted for Conservative candidates in individual constituencies. Cameron's goal therefore had to be to take the wind out of UKIP's sails in the next House of Commons elections.
  • Why did the "Leavers" win the referendum? Here, the common explanation is that the other EU states were not willing to grant the British an autonomous immigration policy. But British resentment of the EU had been building for some time. Since the 1990s, the British had repeatedly been outvoted on important issues in the Council and Parliament. Most of these were labor and financial market regulations, i.e. encroachments on freedom of contract.
  • Why did the remaining 27 EU member states do everything they could to make it more difficult for the British to leave? They had a fiscal interest in preventing the British net contributor from leaving. And why did they refuse to grant Britain a free trade agreement, as they did with Canada? Had they done so, single market members Norway and Iceland, perhaps even Switzerland, could have demanded comparable terms. The greatest possible damage was to be done to the British. They wanted to make an example out of fear of further withdrawals. This is not a sign of strength.

Disclaimer: This text was not written by me, but is from the Liberales Institut (a classical liberal think tank from Zurich). As soon as Liberales Institut (or the author of the text) has an account with Hive, I will send the rewards for this post (generously rounded up) to its account.

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Klingt alles sehr plausibel.

Good evening. Thanks for the informative post.

Eine sehr gute Zusammenfassung. Vielen Dank dafür und

LG Michael

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