Radio killed ... something within me!

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Wenn ich morgens Auto fahre, höre ich neben Podcast hin und wieder auch einmal Radio. Einfach eben dann, wenn einem nicht nach Bildung ist, sondern man seinen Geist einfach mal zerstreuen muss. Während das Radioprogramm für sich ja meist schon eher mäßig ist, gibt es oft aber auch immer diese unsägliche Moderation, die das Programm noch schwerer zu ertragen macht.

Und immer wieder gibt es irgendwelche beknackten Gewinnspiele. Rufen sie an und sage als erstes, ob ein Vogel eine Katze oder Vogel ist. Äh, ich glaube eine Katze! Immer wieder gibt es solche Gewinn“spiele“ mit mal mehr oder weniger unterhaltsamen Charakter. Mal als Quiz getarnt, mal als Ratespiel, mal als Geschicklichkeitsspiel. Jeder wird in seinem lokalen Radiosender irgend so etwas kennen.

Natürlich gibt es auch immer wieder mal Gewinner. „Du hast gerade 50€ gewonnen!“ freut sich die Moderatorin und auf der Gegenseite bricht lauter Jubel aus „Ich freue mich ja so sehr, so sehr! Danke, Danke!“. Dies sind dann immer die Momente, wo ich mich doch irgendwie in einem Orwellschem Alptraum wiederzufinden fürchte.

Nennt mich arrogant, verzogen oder wählerisch. Aber ich finde diese Freude gruselig. Da sitzt jemand und muss sich den ganzen Tag diesen Stuss im Radio anhören. Dann muss man die Zeit aufbringen dort anzurufen, sich mit mehreren anderen Teilnehmern in der Reihe prügeln um sich öffentlich für 50€ demütigen zu lassen. Bedenkt man das viele nicht beim ersten Mal überhaupt etwas bekommen und rechnet man die Opportunitätskosten mal auf, ist das ein echter Hungerslohn.

Wirft einem der Herr dann das Brot vor die Füße und verlangt das man dafür zu Boden geht, dann schmeckt das doch auch nicht so richtig. Und so manch aufrechter Mensch würde sich lieber dafür ein paar Hiebe einstecken als sich dieser Demütigung hinzugeben. Umso trauriger zu sehen, wenn Leute dort wirklich ernsthaft dankbar dafür sind.

20 € jeden Monat über 5 Jahre eingespart. Sind 1000€. Dafür gibt es dann bei einigen konservativen Bluechips seine 5% Dividende, ergibt jedes Jahr 50€. Ohne jemanden in den Arsch kriechen zu müssen oder sich groß in Warteschlangen einzureihen. Oben drei auch noch Steuerfrei und nicht nur einmalig, sondern ein Leben lang… unsägliche Freude, permanent!

Ein solcher Betrag kann wirklich von fast jedem aufgebracht werden, der im Leben auf einer halbwegs geraden Schiene gefahren ist. Natürlich gibt es immer Hartefälle, die auch so etwas nicht stemmen können. Auf der anderen Seite wird selbst in der Unterschicht ein solcher Sparbetrag wesentlich fixer erreicht sein als in meiner hier arg pessimistischen Rechnung.

Aber auf diese Weise verblöden die Leute leider zunehmend, wenn sie im Radio immer nur von solchen „Gewinnern“ hören und eben nicht auf die Millionen Gewinner jeden Tag an der Börse. Die nicht nur die Dividende bekommen, sondern auch noch an Kursgewinnen partizipieren können.

Natürlich gibt es auch auf dem Bankett kein „Free Lunch“. Geld zu sparen kann je nach Charakter eine wirklich harte Arbeit sein. Nicht unbedingt nur wegen des Einkommens, sondern weil einige Leute dazu neigen ungehemmt den Konsum zu frönen. Dann muss man sich auch noch zu seiner Depotbank aufmachen und ein wenig eine solide Aktie (oder ETF) raussuchen und sich dazu überwinden diese zu kaufen.

Erst danach kommt die richtige Arbeit: Durchhalten und die Nerven behalten! Wer vom Papi eine Milliarde erbt, der kann sehr leicht an der Börse Geld verdienen. Wer ohne irgend ein Erbe oder Geld aufgewachsen ist, muss dafür wirklich hart arbeiten um dort sein Geld zu verdienen. Aber wirklich jeden denn ich kenne und der diesen Weg gegangen ist, würde sie nie und nimmer für 50€ bücken. Die Schwulen darunter vielleicht noch zum Spaß! Aber ganz sicher für 50€!

Umso trauriger, dass es scheinbar doch sehr viele Menschen in diesem Land gibt, die sich solchen öffentlichen Demütigen unterwerfen und sich über die Brotkrumen freuen, die man ihnen vor die Füße wirft. Ehrlich, ich kenne Leute deren wirtschaftliche Empfehlung meinerseits war die Arbeit umgehend einzustellen und Harz4 zu beantragen, da sich ihre finanzielle Situation verbessern würde.

Aber selbst diese waren so stolz, dass sie lieber ihrer Arbeit nachgegangen sind und nebenher noch etwas zur Seite gespart haben! Daher regt es mich wirklich immer wieder sehr auf, wie schlecht die Aktionärskultur in diesem Land ist und wieviele Leute darauf rumschimpfen und von den Unmöglichkeiten sprechen. Gleichzeitig auf „die da Oben“ schimpfen, während sie auf jene aus der gleichen Schicht zeigen und danach jedem kleinen Geldschein hinterher springen.

Dazu gehören übrigens auch jene Last-Minute Wallstreet-Betsler, die „um es den Hedgefonds zu zeigen“ noch am Ende aufgesprungen sind und sich wundern, dass sie nun ihre Kohle verloren haben und gleichzeitig einige Hedges mit Gegenpositionen reich gemacht haben. Ich mag die „kleinen Leute!“. Aber deren Waffe sollte Wissen, Stolz und Eifer und nicht Gebrüll, Hass und Bigotterie sein.

Morgen höre ich wieder ein Lesebuch. Das mit der Zerstreuung klappt irgendwie nicht so gut und ich bin meist wenn ich auf der Arbeit frustrierter als ich losgefahren bin ;)

Sort:  

Ich radikalisiere mich auch im Radio, wenn ich auf dem Weg zur Arbeit B5 aktuell höre :D

Okay, freut mich zu hören, dass ich nicht der Einzige bin dem das so ergeht :D

Was für ein Luxus auf deinem Radiosender, auf meinem gewinnen sie immer eine Tasse des Radiosenders.

Oh weia... scheinbar habe ich noch gar keine Vorstellung wie tief es im Rest der Republik noch abwärts geht. Ich gehe davon aus, dass die Tasse nicht vergoldet ist? ;D

Aber deren Waffe sollte Wissen, Stolz und Eifer und nicht Gebrüll, Hass und Bigotterie sein.

War es aber noch nie, oder? Ich glaube immer mehr dass die Demokratie vielleicht sogar als Leitbild problematisch ist.

Weder direkte noch indirekte Demokratie ist hinreichend gerüstet um sich der Globalisierung zu Stellen. Es ist nur eine Frage der Zeit bis es richtig schief geht.

quick fix: einfach weniger Globalisierung.

Ist das ein Real Life Hack aus der Schweiz?

Ich denke es gab durchaus Zeiten in denen diese Ideale durchaus hochgehalten wurden. Wir haben eben düstere Zeiten gehabt und auch bessere in denen die Aufklärung im Fordergrund stand. Die Aufgabe der eigenen Würde ist etwas, dass aber völlig unabhängig von politischen Systemen läuft. Ich kann mir in jedem System vorstellen wie Leute den Respekt vor sich selbst verlieren können.

Das stimmt wohl. Man braucht keine Sklaverei um Sklavenmentalität zu sehen.

Tatsächlich finde ich sie leider auch hier, wenn ich sehe, dass 50% der Leo Artikel davon handeln wie toll Leo ist.


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Ich habe in letzter Zeit zunehmend Probleme Hörbücher in OV zu kaufen, fast als wollten Google und Apple mich in die Piraterie treiben.

Ich nutze primär Audible und es gibt da zumindest auf Englisch doch einige Inhalte. Ansonsten... ja mei... wenn der Markt nicht das bietet was der Kunde will, dann muss der Kunde halt selbst aktiv werden ;)

Wissen muss frei fließen dürfen, sonst verlieren wir am Ende alle. Google und Apple verweigern Menschen den Zugriff mittels GEO-Blocking im Auftrag von Vertriebsmonopolen? Grausig, unerhört, muss angeprangert werden.

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