Warum Wohlstand mehr als Konsum ist

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Immer wieder dann, wenn ich mich frage, wieso Menschen mit Krisen so schlecht umgehen können, komme ich zu dem Schluss, dass es daher kommt, dass sie sich nie mit diesen befasst haben. Als bekennender Pessimist kann mir das idealerweise nicht passieren. Ich habe bereits einen sehr ausführlichen Artikel darüber geschrieben, wieso ich denke, dass der Pessimismus dem Optimismus ganz klar überlegen ist. Schlichtweg weil man sich nur dann mit Dingen konstruktiv auseinander setzen kann, wenn man dessen Existenz auch akzeptiert. Wer immer nur in allem einen Ponyhof sieht, wird eben manches Mal von der Realität her überrollt.

Genauso steht für mich unweigerlich fest, dass wie alle unfrei geboren werden. Viele Menschen zeigen mit dem Finger auf den Kapitalismus und auf andere und sagen, dass es ihre Schuld sei, dass sie die ganze Zeit durch Arbeit gebunden werden. Aus meiner Sicht eben genau diese Träumer, die sich der Realität verschließen. Jeder der schon einmal versucht hat in einem Stück Garten sich seinen Lebensunterhalt selbst zu züchten, wird zugegeben, dass es nicht so ganz einfach ist.

Gerade bei der Menge, der Auswahl und etwaigen Risiken, dass auch eine Ernte mal nicht ganz so üppig ausfällt, verschätzen sich Mensch eben mal ganz leicht. Solange man in einem Supermarkt gehen kann um ein solches Defizit auszugleichen ist das alles kein Problem. Früher hieß es halt sich auf die Seite zu legen und zu sterben. Da soll jemand noch sagen, dass wir in schlechten Zeiten leben.

Nein, die Unfreiheit kommt von unserer biologischen Existenz. Dadurch das wir uns nicht als Energieform durch die Gegend bewegen, sondern als ein Haufen von Zellen, die ständig und permanent Stoffwechsel betreiben. Wir müssen schlichtweg ständig Energie rein schieben, damit wir in der Lage sind etwas zu leisten. Es mag sein, dass wir dies oft nicht besonders effizient machen und damit neue Probleme verursachen.

Mit der Nahrung enden unsere Bedürfnisse allerdings nicht. Denn auch ein Dach über den Kopf wäre etwas nettes, dazu etwas soziale Interaktion und am Ende überhaupt Spaß. In jeder Hochkultur der Welt ist dies sehr eindeutig zu sehen, dass dies einen hohen Stellenwert einnimmt. Und natürlich gilt dies auch für uns. Nicht jeder Mensch ist also in der Lage sich seinen Lebensunterhalt mit einem Acker zu bestreiten.

Der Arzt oder Schauspieler, der nebenher noch als Bauer arbeiten muss, wird kaum auf die Idee kommen eine solche Spezialisierung zu gehen. Genau dies macht den modernen Menschen und am Ende unseren Wohlstand allerdings aus. Das wir kooperativ zusammenarbeiten und uns eben auf bestimmte Bereiche spezialisieren.

Dies soll keineswegs halten, dass wir in meinen Augen wirklich jede Spezialisierung brauchen. Natürlich gibt es zig Berufe bei denen man sich getrost sagen kann, dass sie keinen gesellschaftlichen Nutzen stiften. Scheinbar verhungern diese am Ende aber auch nicht und können entsprechend nicht alles falsch machen.

Redet man also davon „finanzielle Freiheit“ zu erreichen, geht es am Ende immer darum sich genau diesem Kreislauf zu entziehen. Nicht mehr arbeiten zu müssen und sich am Ende trotzdem selbst versorgen zu können. Wer nicht gerade das Glück hatte reich zu erben, muss dies wohl oder übel darüber tun, dass er spart und schlichtweg weniger als der Rest der Gesellschaft verkonsumiert, damit er in der Zukunft mehr hat. Was früher der Kartoffelspeicher erledigt hat, macht heute dann eine Bank.

Erzähle ich jemanden von dem Plan mich finanziell unabhängiger zu machen, ist man oftmals irritiert. Wozu soll man sich dies dann überhaupt antun? Auf mich wirkt dies ein wenig wie der Sklave, der seinen Herrn untersteht und darüber berichtet, dass es bei anderen Herren noch wesentlich schlimmer sein kann. Es mag ja sogar stimmen. Mir geht es auch nicht darum, z.B. meinem aktuellen Arbeitgeber schlecht zu machen, weil ich da unbedingt weg möchte. Mir geht es darum, dass ich es könnte, sollte er mich mal schlecht behandeln oder ich einfach keine Lust mehr haben.

Oft hört man auch, dass Reichtum ja kein Ziel sei, weil es einem nichts hilft, wenn man am Ende reich stirbt. Auch dies ist natürlich ein valider Punkt, allerdings eben zu Kurz gedacht. Es ist ja nicht so, dass ich mich in meinem Leben einschränke und am Leiden bin. Ich habe schlichtweg durchdacht auf was ich im Leben wirklich wert lege und was mir am Arsch vorbei geht. Wer mich kennt weiß, dass ich durchaus einen sehr ausschweifenden Lebensstil frönen kann.

Aber ich habe kein inneres Loch in mir, dass ich versuchen müsste durch ständigen Konsum zu flicken. Es gibt jene Menschen, die eigentlich alles haben, was sie zum Leben brauchen und trotzdem auf der Suche danach sind noch etwas zu finden, was ihren Leben den letzten Kick gibt. Aus meiner Sicht alles Konsumjunkies, die natürlich in unserer Gesellschaft auf fruchtbaren Bodenfallen. Da wundert es mich kaum, dass so mancher Milliardär seine 5 Yacht holt, nur um sie dann am Ende nicht zu nutzen.

Geld das man verdient muss nicht notwendigerweise eben dazu dienen um dies zu verkonsumieren. Geld ist nicht nur ein Zeit, sondern am Ende auch ein Machtspeicher. Da das Leben selbst ambivalent ist, kann man mit dem Geld eben immer auch etwas Positives oder Negatives machen.

Will ich jemanden so richtig schocken und er sagt, dass ihm Geld nicht bedeutet, dann frage ich entsetzt nach, ob ihm seine Familie den völlig egal sei und man nicht gerne mehr Zeit mit ihnen verbringen würde? Fast jeder wird darauf schockiert reagieren und sagen, dass man natürlich gerne mehr Zeit mit ihnen verbringen würde, wenn man doch nicht soviel arbeiten müsste.

Hier kommt dann üblicherweise der Fingerzeig auf andere Menschen. Dabei ist dies eben das Leben selbst und ich empfehle jedem einmal das Studium davon, wie die Menschen vor knapp 100 Jahren gelebt haben. Wenn der Weg zum Wasser, die Arbeit auf dem Felde oder auch nur die Wäsche bereits den Tag fast vollständig aufgefressen haben. Haben diese Menschen über ihr Leid gejammert? Nein, es gehörte zu ihrer Lebensrealität dazu.

Wir als eine Generation, die von den Wundern der modernen Technik massiv profitieren, wissen diese oftmals allerdings gar nicht zu schätzen und suchen uns einen nächsten Sündenbock um zu erklären, wieso die verbleibende Zeit dann immer noch Elend sei. Nur die wenigsten kommen einmal auf die Idee zu hinterfragen, ob man wirklich all das, was man konsumiert auch wirklich benötigt. Und noch weniger sind sich am Ende bewusst, dass sie sich mit dem Konsum automatisch gegen z.B. ihre Familie entscheiden.

Ich bin Pragmatiker. Wenn ich in meinem Leben viel Geld ansammeln und dann in die Koste springe, dann kann ich es immer noch nutzen um jemanden das Leben massiv zu erleichtern. Gibt man sein Vermögen an jemand anderen weiter, wird er sich wesentlich leichter damit tun sich frei zu kämpfen als jemand der die Reise bei 0 beginnt. Auch könnte man das Geld durchaus bei Organisationen anlegen, die man schätzt und möchte das diese gestärkt werden.

Wer auf der Hälfte seines Lebens bereits aufgibt und nicht mehr nach Freiheit sucht, wird am Ende auch z.B. seinen Kindern nichts hinterlassen. Nicht nur, dass diese vor einem leeren Konto stehen und den steinigen Weg gehen müssen, viel fataler ist eigentlich, dass man ihnen ein besseres Leben nie vor gelebt hat.

So sehr wie das Alter auf die jungen Generationen schimpfen, muss ich sagen, dass meine bisherigen Erfahrungen durchaus positiv sind. So manch kluger Kopf befindet sich darunter, der mitunter angibt, dass die Eltern sehr auf Konsum gestürzt haben und nie dadurch glücklich wurden und man deswegen andere Wege gehen würde.

Der sichere Weg dann wäre, dass man investiert. Der unsichere Weg wäre dann, sich auf die Straße zu stellen mit irgendwelchen Forderungen. Vielleicht hört man auf einem, vielleicht auch eher nicht. Wer den anderen Weg geht, kann anschließend echte Macht einsetzen um irgend etwas zu stärken oder eben zu schwächen.

Interessanterweise sind meistens jene, die nicht bereit sind diesen Kampf zu gehen, jene die Abends dann vor dem Fernseher sitzen, gerne die Schuld bei anderen Suchen und sich ein Leben lang fremdbestimmt vorkommen. Achso und meist auch darüber klagne, dass sie die Familie viel zu wenig sehen...

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