Eine verhängnisvolle Botschaft

in #german3 years ago (edited)

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Es war ein später Freitag in Washington, als der Präsident der Vereinigten Staaten in sein Büro zurückkam.


Die schwere Tür fiel hinter ihm zu und die vielen ausgelassenen Stimmen draußen verstummten. Geschafft. Er stand eine Weile nur so da mit der Hand an der Türklinke, genoss die Stille und den magischen Anblick des in goldenem Abendsonnenlicht getauchten Oval Office. Die Luft im Raum war frisch, kühl und unverbraucht. Duftete nach parfümiertem Teppichreiniger und Blumen, die jeden Morgen immer frisch ins Büro gestellt wurden.


Er ging langsam um seinen Schreibtisch herum, strich kurz mit seinen Fingerspitzen darüber (er war blitzblank poliert) und schlenderte dann zum grossen Fenster dahinter. Auf dem präsidialen Rasen sah er Menschen die gemeinsam gemütlich zum Ausgang schlenderten, miteinander sprachen und sich zunickten. Ihre Köpfe beim Lachen nach hinten warfen und sich gegenseitig an die, in teueren, dunkelblauen Maßanzügen gekleideten Schultern fassten. Allgemein anerkannte, nette Abschiedszeremonien erwachsener Menschen unter Kollegen. Manche standen etwas abseits ihrer Gruppe auf dem Grün und telefonierten. Sagten ihren Frauen und Männern Bescheid, dass sie bald heimkämen, wenn ihnen der übliche Abendverkehr in Washington-Mitte heute wohl-gesonnen war. Sie waren in Feierabendlaune und Wochenendstimmung. „Thank god it’s friday! Der Letzte macht das Licht aus.“ Auch dieser Freitag war endlich vorbeigegangen und Washingtons Politiker, Journalisten, Fotografen und allerlei andere Angestellter machten sich nach und nach auf ihren Weg nach Hause oder zu einem Absacker in einer der vielen, immer vollen Sportbars, rund um das Regierungsviertel.

Er war müde und abgeschlagen. Die ganze Woche war die Hölle gewesen und heute hatte er seine Augen kaum noch aufhalten können, in den unzähligen Meetings mit Abgeordneten beider Parteien. Noch war er nicht lange im Amt, doch die endlosen Gänge von einem zum anderen geschichtsträchtigen Meetingraum schafften ihn jetzt schon. Dabei musste er stets auf der Hut sein, sich seine Erschöpfung, die ein Männerkörper in seinen mittleren 70ern nun Mal recht schnell an den Tag legt, nicht anmerken zu lassen. Die Lunte war kurz zwischen dem weißen Haus und der Presse und überall lauerten schmatzende Kojoten und Geier. Dieses Spiel hatte er als junger Senator schon kennen- und in den mittlerweile über 30 Jahren, in denen er rund um das Weiße Haus arbeitete, auch selbst spielen gelernt. Du gibst mir was und dafür gebe ich dir was. Du lässt mich eine Stufe höher steigen, ohne an meiner Leiter zu sägen und ich verliere kein Wort über die minderjährige, tote Nutte, mit der man dich auffliegen lassen hat. Ich gebe dir meine Stimme und du schuldest mir einen Gefallen. Alles für das Volk. „Wir alle wissen wie das Spiel läuft Kiddo! C’mon!“ Dem alten Tom würde heute keiner mehr etwas vormachen können. Er hatte seine Hausaufgaben gemacht, die richtigen Beziehungen gepflegt und spielte sein Topspiel in der obersten Liga der Welt. Er mochte ein alter Mann sein, doch er war noch lange nicht zu alt für den Job. Er war... genau richtig, er war der genau richtige Mann und er würde es allen zeigen. „Tom Runey - Ihr Präsident der Herzen. Gott schütze die Vereinigten Staaten!“

Er drehte sich ab vom Fenster und schaute wieder nur in den Raum. Wie viel Geschichte in diesem Zimmer geschrieben wurde... Die Stille tat ihm gut, gab ihm Kraft und linderte seine allabendliche Migräne.

Er machte einige Schritte hin zum duftenden Blumenstrauss und rieb mit seinen Fingern an einem Rosenblatt. Wenn er sich jetzt auf die grosse Couch legen würde (so weich), wäre er sofort weg und ein Putzmann würde ihn in einigen Stunden wecken - vorausgesetzt er würde sich trauen, den „alten Mann“ je zu wecken. „Hell no. Nein danke.“ Er überlegte kurz und ging dann zum grossen, weissen Telefon, das mit seinen vielen Tasten in der Mitte des Schreibtisches stand, um seine Frau anzurufen. Danach würde er sich auch noch kurz telefonisch für heute abmelden, versuchen jegliche Gespräche auf den Fluren zu vermeiden, in dem er ein ernstes, vielleicht sogar grimmiges Gesicht aufsetzen würde und sich auf seinen Weg zu den privaten Wohnbereichen des Weissen Hauses machen.


...TO BE CONTINUED!




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