Kostenfalle beim Wertpapierkauf?

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Gerade im Gespräch mit Anderen stößt man immer wieder auf die abenteuerlichsten Argumente, wieso man ausgerechnet in Wertpapiere nicht investiert sein sollte. Doch vor allem Einsteiger haben meist dabei einige sehr wirre Vorstellungen davon, worauf man eigentlich achten sollte. Daher heute ein Thema über das man bei mir recht selten etwas liest, da es scheinbar wichtig ist.

Und wer sich zwischen den Teilen wieder findet, gleich einen kleinen Disclaimer vornwege: Ich bin sowohl in der Deutschen Börse als auch Blackrock investiert. Kauft ihr also eine Aktie oder einen ETF, stehen die Chancen nicht schlecht, dass ich ein Milliardstel Cent dabei verdienen könnte. Ich will das nur diesmal am Anfang gesagt haben, damit ich mir keinen Vorwurf gefallen lassen muss :)

Nun aber im Ernst. Wie bei eigentlich jeder Sache, die man kauft, fallen für eben diesen natürlich auch Kosten an. Meist gibt es schon für diese Aussage ein fragendes Gesicht. Aber glaubt ihr wirklich, dass wenn ihr ein Produkt im Supermarkt kauft dort kein entsprechender Aufschlag geleistet wird? Das die ganzen Mitarbeiter, die dort umher wusseln nicht (in irgend einer Form) bezahlt werden?

Im ungünstigsten Fall sind also die Kaufnebenkosten bereits im Produkt inkludiert und für einem als Käufer nur indirekt über seinen Preis zu erkennen. Was nun an Nebenkosten beim Frischkäse darauf gekommen ist, ist oft so in der Form gar nicht zu erkennen. Wann immer ihr allerdings auf eine Branche trefft, die bereits von „Produkten“ spricht, solltet ihr ein wenig in Euch gehen.

Wie in meinem anderem Artikel „Neues von der Bank“ bereits gezeigt, neigen die Hausbanken dazu fertige „Produkte“ an ihre Kunden zu vermitteln. Auch hier liegen die Kosten meist recht gut versteckt. Entweder im Falle von „Provisionen“ sind diese in den Leistungen bereits inbegriffen oder wenn man Glück hat, werden diese Separat als Kaufkosten (meist ein Prozent oder Mindestwert) oder eben als „Ausgabeabschlag“ z.B. bei Fonds geleistet.

Wer dort also mal eben für 1000€ einen Fond kauft, ist bereits mit ca. 5% in den Miesen. Nur vom Ausgabeaufschlag. Man darf nur nicht denken, dass es hier bereits endet. Denn auch die laufenden Kosten (TER) sind teilweise mit bis zu 1,5% (noch günstig…) zusätzlich noch verdeckt enthalten.

Gerade wenn Du noch jung bist, solltest Du daher genau im Auge behalten, was Du eigentlich an Gebühren so bei solchen Institutionen lässt. Denn durch den Zinseszinseffekt wirkt sich dies sehr stark vor allem zum Ende hin aus. Frisst jemand jedes Jahr immer etwas vom Budget weg, rächt sich dies leicht zum Ende hin.

Grundsätzlich ist es also vollkommen richtig in einer kapitalistischen Marktwirtschaft eine gewisse Aversion gegenüber Kosten zu haben. Denn je weniger ihr dort bezahlt, umso mehr verbleibt am Ende in Eurer eigenen Tasche. Und gerade der deutsche Bürger, scheint sich furchtbar schwer damit zu tun für irgend etwas Kosten zu übernehmen. Was grundsätzlich ja löblich ist, wäre er gleichzeitig auch noch sparsam. Aber dazu am Ende mehr.

Geht ihr zur Hausbank und investiert 2500€ lasst ihr dort momentan ca. 18 €, was Nebenkosten von 0,72% entspricht. Dies wäre bereits ein Betrag bei dem ich aufhören würde darüber nachzudenken. Natürlich ist das immer noch mehr als man mit einem Sparkonto je wieder einfahren könnte, aber der Betrag ist so minimal, dass ich ihn problemlos wieder eingefahren kriege. Vermutlich bereits mit der ersten Dividende. Denn diese Kosten sind zumeist nur „initial“ und damit einmalig. Und alles was sich nicht wiederholt, spielt meist nicht eine große Rolle.

Genau hier liegt die Crux! Denn die meisten Hausbanken haben sich hier Gebühren überlegt, wie sie noch etwas Geld verdienen z.B. „Verwahrentgelte“ in denen meist ein Betrag im Promillebereich noch einmal jedes Jahr abgezogen werden.

Wer zu einer normalen Depotbank wie z.B. Consors oder Onvista geht, zahlt eine solches „Verwahrentgeld“ üblichweise nicht. Die Einlagerung von Aktien ist kostenfrei und lediglich beim Kauf und Verkauf bezahlt man etwas. Bei 2500€ kommt man hier auf ca. 11,25 € (0,45%).

Hier noch als Argument anzugeben, dass man Wertpapiere auf Grund der hohen Nebenkosten nicht erwirbt, ist absurd. Gerade einmal ein Kinobesuch oder ein paar Bierchen im Jahr weniger und man hat diese Kosten wieder drin. Und das eben mit einer Perspektive, dass man selbst bei sehr defensiven Titeln an die 2-4% machen kann. Wer nach ein paar Jahren die Kosten nicht wieder drin hat, hat wirklich Pech gehabt.

Doch selbst wenn Dir dies noch zu teuer ist, gibt es natürlich immer noch weitere Möglichkeiten. So sind z.B. günstige Plattformen wie Trade Republic am Markt aufgetaucht, die für eine Transaktion nur noch 1€ berechnen. Gerade wer häufiger mal kauft oder eben in kleineren Chargen, sollte hier unbedingt einmal einen Blick drauf werfen. Gerade einmal 0,04% bleiben hier am Ende an Kosten bei der 2500€-Charge nur noch übrig.

Allerdings laufen hier einige Bundesbürger gleich in der nächsten Falle. Sie wollen sich eigene Sparpläne für 50€ bei Trade Republic anlegen und folgen nicht der Empfehlung dies für 1,5% bei Consors zu machen. Ein weiterer Indikator dafür wie schlecht es um der Mathematik in diesem Land bestellt ist.

Wer wirklich Kosten beim Aktienkauf sparen will hat diverse Sparmöglichkeiten. Je nachdem wie oft und was gekauft wird, gibt es unterschiedliche Optionen. Und natürlich auch die Höhe spielt eine entscheidende Rolle. Aber selbst bereits die Discount-Depotbank vs. Trade Republic spielt am Ende meist keine so große Rolle mehr. Natürlich kann man jeden Euro nicht mehrfach ausgeben, wer aber auf Dividendetitel setzt, hat spätestens nach der ersten Ausschüttung diese meist wieder drin.

Eben nur auf die Kosten zu blicken und gar nicht zu investieren oder seine Zeit in den 100sten Vergleich zu setzen (Stichwort Opportunitätskosten), ist absolut nicht sinnvoll. Gerade wenn man einen größere Betrag auf dem Sparkonto versauern lässt, sollte man nicht nur denken, dass die Einzahlung darauf ja kostenlos war und somit alles was kostet automatisch schlecht sein muss. Denn diese Leute werden sich vermutlich auch nie ein Haus kaufen.

Oh warte, wenn die Kaufnebenkosten in die Tausende gehen, dann wird das Vergleichen meist eingestellt. Es beschleicht einen dann doch der Eindruck, dass man sich hier hinter einer Verlustangst nur mit einem billigen Argument versucht zu verstecken. ;)

In diesem Beitrag gibt es keine Referal-Links, weil ich keine Empfehlung für irgend eine Plattform aussprechen möchte. Alle hier genannten Plattformen werden von mir selbst genutzt, allerdings gibt es daneben auch diverse andere. Jede Depotbank hat ihre Stärken und auch ihre Schwächen. Von daher lohnt sich natürlich ein Vergleich immer. Lauft aber nicht Gefahr Euch in etwas hineinzusteigern. Es soll ja auch Leute geben, die sogar mehrere Depots haben, je nachdem wie sie sie einsetzen ;)

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Danke für den Blog! Ich glaubte immer, die Tricksereien mit den Verwahrkosten sind überall üblich, aber Consors nimmt da nix? Dann bin ich ja schön blöd gewesen, Aktien bislang bei der ING zu erwerben (weil ich dort schon immer ein Depot hatte). Ein Consors-Depot habe ich schließlich auch (eigentlich nur für CFD), ich Depp. Ich schaue mir das jetzt mal genauer an! Aktien kann man auch übertragen, oder?😏

Weder für Aktien noch ETFs musste ich in den letzten Jahren etwas für die Verwahrung bezahlen. Consors ist bei Gebühren nicht ganz so günstig wie einige der anderen Discounter, darüber finanzieren die sich. Tatsächlich bin ich überrascht, dass ING Verwahrkosten nimmt. Dachte wirklich, dass nur noch Hausbanken so etwas heutzutage nehmen. OnVista und Trade Repbulic nutze ich auch und gibt keine Verwahrungsentgelte dort.

Übertragungen habe ich bisher tatsächlich nie gemacht. Theoretisch sollte das Problemlos gehen, kann aber vielleicht auch mit Kosten verbunden sein. Von daher muss man mal etwas ins Leistungsverzeichnis reingehen und sehen, wie lange das dauert bis sich das amortisiert. Grundgebühr und ne 0,25% vom Kurswert finde ich tatsächlich gar nicht so ohne.

Am Ende läuft es meist aber immer auf mehrere Depots hinaus. Die Leistungen und Preise ändern sich ja alle Naselang. OnVista z.B. war viele Jahre für viele ETFs kostenlos zu besparen. Das war ein sehr gutes Argument für sie. Nun erheben sie auch Gebühren und schon sind sie mich als Kunde los und dienen nur noch als Depot für den Bestand ;)

Ich muss mich korrigieren! Ich habe die letzte Kostenaufstellung der ING nun nochmal genau studiert. Die "Wertpapierdienstleistungskosten" habe ich als Verwahrkosten interpretiert. Es handelte sich aber nur um kumulierte Kauf- und Verkaufsprovisionen, die, obwohl schon in der Order-Abrechnung aufgeführt, einfach nochmal zusammengefasst dargestellt wurden. Alles gut! Wertpapiere halten kostet bei der ING nichts.

Gut, dann bin ich auch erleichtert. IMHO sind solche wertverzehrenden und risikolose Gebühren für Banken in einem kapitalistischen System schlichtweg eine Frechheit. Wäre schade, wenn diese unsitte Erhalten bliebe. Kauft die Bank etwas ein und arbeitet, dann schaue ich auch mal darüber weg. Sich aber danach Jahre danach am Eigentum zu vergreifen ist ja schon ein feudale Charakter :)

Vielen Dank für die Einschätzungen 👍!

Leider gibt es Traderepublic in Österreich immer noch nicht :(

Wow, echt jetzt? Schockierend das solche günstigen regionalen Locks immer noch gibt, trotz gleicher Sprache und gleicher Währung. Vielleicht mal JustTrade oder Smartbroker ansehen. Allerdings persönlich keine Erfahrung damit und auch nicht verglichen.

Die Gebühren und Kosten sind ein wichtiger Faktor beim Investieren.
Auch die TER bei Fonds und ETF's sollte man nicht belächeln, auch wenn das "nur 1%" sind.

Der Unterschied zwischen 6 und 7 Prozent mag gering sein auf den ersten Blick. Aber wenn du nur 6 statt 7 Prozent über 30 Jahre mit deinem Kapital von zb 10.000 Euro erwirtschaftest, entscheidet ob du am Ende 76.122 Euro oder doch nur 57.434 € machst. Das ist ein Unterschied von fast 20.000!

Wiederkehrende Kosten sollte man auf jeden Fall im Auge behalten. Gerade bei langen Laufzeiten. Aber im Zweifel sind 6% immer noch besser als -2% ;)

das stimmt auf jeden Fall ;)

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