Was blüht denn da? Heute: Waldsauerklee

in Deutsch D-A-CH2 years ago

Was will denn der alte Mann heute schon wieder? Ein Klee? Kennt doch jeder, die typischen Blätter sind doch nicht zu verwechseln!? Trotzdem soll es heute mal um die ersten Kleeblüten des Jahres gehen, und das sind die von Waldsauerklee (Oxalis acetosella). Die Pflanze bietet mehrere Besonderheiten, deshalb auch dieser Beitrag. Waldsauerklee ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass auch etwas scheinbar ganz gewöhnliches durchaus auf den zweiten Blick diverse Überraschungen bereithalten kann.

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Waldsauerklee. Hier so gar nicht im Wald, sondern direkt vor meiner Haustür.

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Die Blüte im Detail

Zuerst mal die allgemeinen Daten. Kleine, krautige Pflanze; 5 bis 15 cm hoch; kriechend. Unterirdisch gibt es ein kurzes Rhizom und eine fleischige Pfahlwurzel, die weit verzweigt ist, aber nicht tief in den Boden reicht. Am Rhizom gibt es Schuppen als Speicherorgane für schlechte Zeiten. Die Blätter sind kleeartig, die Blüten haben 5 Blütenblätter mit einer purpurnen Äderung. Im Zentrum ist ein gelber Fleck deutlich sichtbar. Blütezeit ist April bis Juni.

Waldsauerklee ist wenig lichtbedürftig und wächst, teils große Teppiche bildend, am Waldboden, aber auch an Hängen oder selbst in den Fugen von Pflaster, auch in größeren Höhenlagen.

Und die angesprochenen Besonderheiten?

Waldsauerklee kann man ärgern
Bei zu viel Licht, Regen oder stärkerem Wind, Erschütterungen, Dunkelheit, tiefen Temperaturen etc. kann der Klee seine Blätter regenschirmartig einklappen. Also ein ähnliches Verhalten, wie man es von einer Mimose kennt. Dazu gibt es an den Blättern biochemisch angesteuerte Hydraulik und Gelenke.

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Blatt normal

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Eingeklapptes Blatt von oben

Waldsauerklee verteilt seine Samen selbst
Die Früchte sind kleine, dreieckige Kapseln. Zu gegebener Zeit werden die mit bis zu 15 bar (!) aufgesprengt und die darin enthaltenen Samen in der Gegend verteilt.

Waldsauerklee braucht zum Überleben sehr wenig Licht
Er gedeiht also noch an Stellen, wo andere Samenpflanzen längst aufgegeben haben.

Waldsauerklee hat zwei Arten von Blüten
Im Frühjahr gibt es die hier gezeigten Blüten an längeren Stielen. Daran können sich die Insekten austoben. Die andere Blütenart ist kurzstieliger und öffnet sich nicht, dort findet Selbstbestäubung statt. Sie gibt es zum Ende der Blütezeit.

Die Pflanze ist essbar, sogar mehrmals. Nur nicht mehrmals in der Woche, nicht über längere Zeiträume und nicht in größeren Mengen. Ursächlich ist die in der ganzen Pflanze enthaltene Oxalsäure. Sie führt zu Kreislaufschwäche, Krämpfen, Lähmung und (wenn es dumm läuft und bei großen Mengen) zu Tod im Koma. Außerdem bewirkt sie Magen- und Darmreizungen und fördert die Bildung von Steinen. Was Menschen nicht abhält, die Blätter in geringen Mengen im Salat zu verwenden. Sie wurde lange Zeit innerlich und äußerlich als Heilpflanze gegen alle möglichen Zipperlein angewendet. Ich würde da heute eher davon abraten, auch vom Tee, zumal der Oxalsäuregehalt stark schwanken kann. Nutzen kann man die Pflanze outdoor trotzdem. Wenn der Waldsauerklee bei schönem Wetter ohne erkennbare Ursache seine Blätter einfaltet, sollte man sich schon mal nach einem Unterschlupf umsehen. Der Klee behält meistens recht.

Botanisch hat Sauerklee übrigens nichts mit dem Klee zu tun, der sich im Sommer auf den Wiesen breit macht (Wiesenklee, Rotklee...). Bei denen handelt es sich um Schmetterlingsblütler, sie tragen nur den gleichen deutschen Namensteil.