Arztpraxen in Investorenhand? Und der ÖRR kann nicht sagen, welche Praxen es betrifft?!

in Deutsch D-A-CH2 years ago

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Liebe Hivianer,

mir wurde heute morgen im Browser eine Meldung vorgeschlagen, die auch in Kiel spielen soll. Und zwar will der ÖRR herausbekommen haben, dass vermehrt bundesweit Investoren auf Arztpraxensuche sind und diese massenweise aufkaufen. Es wird wohl kein Unterschied gemacht zwischen Fachärzten und Allgemeinmedizinern. Das ganze ist natürlich wieder skandalisiert, weil die angestellten Ärzte versuchen sollen, den Patienten teure Dienstleistungen anzubieten und unnötige OPs zu empfehlen, damit es in der Kasse klingelt. Ich halte von derartigen Pauschalurteilen nichts, gleichwohl mir auch das Zweitmeinungs-Dilemma nicht verborgen bleibt. Eine Monopolstellung in einer Stadt könnte natürlich zu Problemen führen, nämlich dann, wenn der Partient gern eine Zweitmeinung einholen möchte und nicht weiß, dass er auch beim zweiten Arzt auf jemanden stößt, der beim selben Konzern arbeitet.

Auch hier in Kiel soll es viele Praxen geben, die bereits zu hohen Preisen verkauft worden sind. Also das war das Stichwort für mich. Da ich persönlich betroffen bin, denn im November wurde mein Betrieb ebenfalls von Investoren aus Frankreich gekauft (guckst du hier: https://peakd.com/hive-121566/@eisenbart/wenn-dein-laden-ubernommen-wird) , wollte ich sehen, ob eine kurze Recherche etwas zu Tage fördern kann. Gibt es also Augenärzte (um die ging im speziellen im ÖRR-Artikel) in Kiel die in Investorenhand sind?

Den Bericht des ÖRR könnt Ihr hier einsehen: https://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2022/Spekulanten-greifen-nach-Arztpraxen,arztpraxen112.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

In den Kommentaren unter dem Artikel findet Ihr auch die Aussage der Redaktion, dass eine Recherche wohl sehr intensiv und teuer sei.

Zitat: "Anmerkung der Moderation:
Eine Liste von investorengeführten Arztpraxen können wir leider nicht bieten. Das Problem ist die Intransparenz, es gibt dazu kein Register oder öffentlich einsehbares Verzeichnis. Das heißt: Es ist letztlich eine umfassende Recherche u.a. über (kostenpflichtige) Unternehmensregister nötig, um diese Frage beantworten zu können."

Also machte ich mich auf den digitalen Weg.

Google > "Augenarzt Kiel" > erster Treffer "nordBLICK Augenzentrum Kiel" https://www.nordblick.de/augenzentrum-kiel.html > angeklickt > Impressum aufgesucht , aha eine GmbH! > nicht weiter schlimm, aber dennoch > ab zu unternehmensregister.de > "nordBLICK MVZ GmbH" eingegeben und siehe da > Sanoptis aus Luxemburg, ein Investor! > soso > dann zurück zum zweiten Google-Treffer > "Wilhelminenhaus Kiel" https://www.wilhelminenhaus-kiel.de/ > angeklickt > Impressum aufgesucht, ganz unten > auch eine GmbH, die "Wilhelminenhaus Kiel MVZ GmbH" > wieder zu unternehmensregister.de > "Wilhelminenhaus Kiel MVZ GmbH" eingegeben > auch hier wieder Sanoptis und wieder die Meldung das auf die Veröffentlichung eines Jahresabschlusses verzichtet wird, weil Konzern und so, siehe Bild

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Der ÖRR ist doch wirklich scheiße, dachte ich so bei mir. Dafür habe ich 10 Minuten gebraucht und es geht noch weiter.

Wer ist nun diese "Sanoptis Sarl" aus Luxemburg? Google ist mein Freund. Und siehe da erster Treffer https://sanoptis.com/uber-uns/!

Ok, weiter. Gibt es eine Liste aller Arztpraxen, die die schon gekauft haben auf der Seite?

Kurz gesucht.

Aha hier: https://sanoptis.com/netzwerk/

Alle fein säuberlich untereinander (Wer Lust hat, kann ja mal seine Stadt hier suchen). Zig Dutzende müssen es sein. Zum Zählen hatte ich keine Lust. Also schaute ich kurz unter "Kiel" nach. 6 Praxen gehören in Kiel zum Konzern. Alles Augenarztpraxen und scheinbar Zweigstellen der Praxis "Wilhelminenhaus". Und scheinbar praktizieren die Ärzte in mehreren Praxen und auch in der Augenklinik Bellevue. Das sorgt wohl für Synergieeffekte.

Dafür habe ich nochmal 10 Minuten gebraucht und das Schreiben dieses Artikels hier hat länger gedauert als das alles herauszubekommen.

Die Sanoptis hat übrigens noch eine GmbH in Berlin angemeldet und veröffentlicht ebenso keinen Jahresabschluss. Man hält sich bedeckt.

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Hatte ich schon erwähnt, dass der ÖRR voll von Menschen ist, die gutes abgepresstes Geld für wenig Arbeit kassieren? Ich hingegen kann jetzt nur hoffen ein paar Hive für diese Arbeit zu ergattern.

Bis dahin, bleibt gesund und schaut mal in das Impressum des Arztes Eures Vertrauens. Vielleiht findet Ihr dort was.

Sort:  

Es gibt zwei Sorten von Augenärzten - die operierenden und die nicht operierenden.

Die erste Gruppe kann ihre Leistungen ausserhalb des Regelleistungsvolumen, dass für jeden Augenarzt begrenzt ist abrechnen und enorme Profite auf diese Weise erwirtschaften - die zweite Gruppe, deren Tätigkeit viel anspruchsvoller ist, da sie eben nicht stereotypische Routine sein´kann, wird hingegen budgetiert und gedeckelt und in NRW zumindest zudem grottenschlecht honoriert. Der Bruttoumsatz pro Patient im Rahmen der GKV pro Quartal erreicht dabei zum Beispiel meines Wissens nach nicht einmal 15 Euro im Notdienst. Dafür rückt normal nicht einmal ein Schlüsseldienst aus - und schon gar nicht in der Nacht.

Die konservativen Augenärzte, welche den Hauptanteil der Arbeit erledigen sind hierbei mal wieder die gelackmeierten und mit Ihnen folglich auch die Patienten. Ohne Privatpatienten´und Igelleistungen, die nach Gerichtsurteilen sogar verpflichtend angeboten werden müssen um selber nicht in die Haftung für einen Behandlungsfehler zu gelangen, ist eine konservative Augenarztpraxis, welche Patienten nicht im drei Minutentakt durchschleust eigentlich zum scheitern verurteilt.

Die Operateure hingegen - ausserhalb des Regelleistungsvolumens - haben - bislang noch - die Möglichkeit theoretisch unbegrenzt zu verdienen. Die OP-Verfahren sind meist standardisiert und straff organisiert. Sonderlinsen werden privat abgerechnet usw. Auch mit dem IVOM´s wird ein Haufen Umsatz gemacht. Und da die Bevölkerung im älter wird steigt auch die Zahl der behandlungspflichtigen Netzhauterkrankungen.

Die operierenden Augenärzte mach vielleicht 4 Prozent aller Augenärzte aus - vereinnahmen aber mehr als die Hälfte des Budgets in der Augenheilkunde. Das die konservative Augenheilkunde dabei so schlecht wegkommt ist systembedingt wohl auch gewünscht.

Viele Operateure kaufen konservative Augenarztpraxen auf um damit Zuweiser für weitere Katarakte OPs und IVOMS sich zu erschliessen. Dabei geht es weniger um die Sicherung der konservativen Versorgung, die aus Sicht einiger Operateure sicherlich ein eher lästiges Übel ist, für dass man eben angestellte Augenärzte beschäftigen muss - aber nur so auch am Ende die OP-Pflichtigen Fälle sich selber an ein OP Zentrum zuweisen kann.

Meines Erachtens werden viele Katarakte zu früh operiert, wenn noch Lesefähigkeit besteht. Aber der Wettbewerb um die Katarakte als lukrative OP´s zwingt viele Operateure den Patienten früher zu operieren, um zu vermeiden dass sich nicht ein andere operierender Augenarzt das profitable Auge unter den Nagel reisst.

Auf der Strecke bleibt die dezentrale wohnortnahe Gesundheitsversorgung und darunter leidet langfristig nicht nur strukturell, sondern auch qualitativ, die Versorgungsqualität in der konservativen Augenheilkunde - auch weil die Gelder in den operativen Sektor vor allem fliessen und eben nicht in der konservativen Augenheilkunde zum Einsatz kommen.

Durch die Investorgetragenen MVZ entsteht aber noch ein weitere Problem - nämlich, dass bei einem Kollaps des Finanzsystems automatisch auch die Versorgungsstrukturen in der Augenheilkunde kollabieren werden. Fehlt die Rendite in den MVZs dann ist der Spuk schneller vorbei als viele glauben.

Die werden dann schliessen und die Patienten stehen dann vor geschlossenen Türen, weil der Betrieb der MVZs sich dann nicht mehr rechnet.

Die werden dann schliessen und die Patienten stehen dann vor geschlossenen Türen, weil der Betrieb der MVZs sich dann nicht mehr rechnet.

Naja, die Ärzte sind ja dann immer noch da. Die machen dann weiter auf eigene Rechnung. Von einem Zusammenbruch würde ich nicht ausgehen.

Das GKV System ist dann Geschichte. Die KV Sitze die in der Insolvenzmasse der betroffenen Investorenprojekte liegen werden lange Zeit unbesetzt bleiben, da diese an die Körperschaft des MVZ gebunden ist und nicht wie bei den Einzelpraxen an die Person.

Für GKV Versicherte, die nicht privat für eine Behandlung wünschen, eine Katastrophe.

Das wird auch früher oder später kommen - vermutlich früher als später.

Die Planwirtschaft im Gesundheitswesen ist zum Scheitern verurteilt - sie ist im Grunde schon gescheitert wenn man sie all die Todesfälle durch multiresistente Keime ansieht.

In der GKV wird sich sprichwörtlich zu Tode gespart.

Ich denke es wird in solch einem Fall alles zusammen brechen.
Und die belohnt werden, welche sich trauen selbstständig, verantwortlich, marktwirtschaftlich, menschlich zu handeln.

Solange das Blut nicht spritzt oder man kurz vorm Sterben ist, sollte man sich sowieso von Ärzten fern halten.
Ist gesünder.

Eine alte Weisheit meiner Ur-Großeltern, Großeltern und Eltern. ;)

Es gibt meiner Erfahrung nach sehr wenige gute Ärzte, die wirklich gebildet und dazu noch empathisch sind.

Ärzte in Dautschland schießen sehr schnell mit Kanonen auf Spatzen. Gruselig.

Je mehr ein Arzt verschreibt, desto mehr Geschenke stecken ihm die Pharmareferenten zu.
Hab so eine in der Familie.
Hat mittlerweile aufgehört.
Kann man irgendwann nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren.
Noch dazu wenn man die echten Studienergebnisse der Medikamente kennt.

Das denke ich mir. Aus diesem Grunde kaufe ich keine Produkte von den großen Pharmaunternehmen und ich kaufe auch keine Aktien von denen.

Wundert mich nicht wirklich, dass du das so schnell herausgefunden hast und der ÖRR im dunklen tappt. Ich finde solche Schnitzeljagden ja sehr interessant! Was man alles über die Firmen in der Nachbarschaft herausfinden kann!

Aber zurück zur Sache. Grundsätzlich finde ich es nicht verkehrt wenn Investoren Arztpraxen aufkaufen. Nur sobald sich das zum Nachteil der Patienten auswirkt wird es schlecht. Das muss aber nicht zwangsläufig sein.

Manche Ärzte sind bestimmt lieber angestellt als dass sie auf eigene Rechnung arbeiten. Warum ihnen nicht die Chance geben?

Ja genau. Grundsätzlich ist auch das meine Meinung. Im Umfeld eines undurchsichtigen überregulierten Gesundheitswesens hat das aber noch einmal eine andere Dimension.

Es müsste uns doch augenblicklich verwundern, wenn die perfide Maschinerie der Geldvermehrung vor unserer Gesundheit zurückschrecken würde.
Solange der Patient lebt, lässt er sich ausgiebig wie eine Mastgans rupfen, auf den Kopf stellen und schütteln, damit auch der letzte Heller in der Praxis bleibt.
Ich versuche die Antwort meiner Mutter erst gar nicht zu erahnen, die sie mir geben würde, wenn ich ihr raten würde, sich genauer über ihren Gesundheits-Guru zu informieren.
Sie könnte jedoch wie folgt lauten: Geh du zuerst einmal zu einem Arzt, dann kannst du eventuell Ratschläge erteilen.
Wie war das noch mit der Unantastbarkeit?

!BEER
schön recherchiert. Wenn dann auch noch große DAX40 Arbeitgeber in so etwas verwickelt sind und es dann kaum Arbeitsunfälle gibt wird es nochmal schöner. Aber sowas gibt es im besten Deutschland aller Zeiten vermutlich nicht.


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