Ein Sommernachtstraum, Shakespeare und sexualisierte Gewalt

in Deutsch D-A-CH2 years ago

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Liebe Hivianer,

gestern war ich mal wieder seit Jahren in einem Theater, einem wirklich kleinen, Theater zu Gast. Aber Kleinkunst muss sich nicht zwangsläufig hinter den Großen verstecken, ihre Ausstattung ist freilich magerer, aber die Schauspieler sind für meine Ansprüche nicht schlechterer.

Also, so dachte ich mir, wenn ich schon die Kunstszene mit Steuergeld finanziere, dann kann ich Ihnen ja nochmal 12 Euro für ein Ticket zukommen lassen und mir das mal ansehen.

Um 19.30 Uhr stand ich an der Tür. Niemand mehr da. Ich klingelte, mir wurde von einer freundlichen Dame aufgetan. Sie führte mich zum Saal.

Erstes Staunen: Sehr kleiner Saal, vollbesetzt, vielleicht 50 Leute.
Zweites Staunen: Auf meinem Platz lag ein Zettel, den ich hiermit dokumentiere:

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Ok, dachte ich so bei mir, wenn das Stück sehr modern aufgeführt wird, sehe ich hier wohl noch viel nackte Haut und Geschlechtsteile? Man weiß ja nie. Alles ist heute irgendwie Kunst. Aber das wäre mir auch egal gewesen. Endlich mal was los!

Das Stück hielt sich jedoch sehr - stark gekürzt - an das Original. Tatsächlich hielt Elfi (eine Schauspielerin) zweimal eine rote Fahne hoch. Aber die Szenen, vor denen hier so gewarnt wurde, waren völlig harmlos. Wer Shakespeare kennt, der weiß, um seine Liebesgeschichten. Da fällt schon mal das ein oder andere Wort. Zumal bösartige Worte zwischen Liebenden, aber wie gesagt, völlig harmlos.

Aber was glauben die Regisseure und Theaterintendanten, wie empfindsam heutige Theatergänger sind, die sich ein Stück aus dem 16. Jhd. ansehen?

Hat es sich gelohnt? Nun, ich anerkenne die Leistung der zehn Darsteller, die sicherlich sehr viel geprobt haben. Und außerdem bin ich wieder um ein Erlebnis reicher.

Von daher: Ja, es hat sich gelohnt.

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Jetzt verstehe ich auch wie das damals mit der sowjetischen Fahne auf dem Reichstag gemeint war.

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Hallooo !

Also Theatergänger braucht man schon sehr dicke Haut ! ;)^^

Ja, schon irre, wie "sensibel" die Menschen in den letzten Jahren geworden sind. Oder ängstlich, dass ja kein unkorrektes Wort aus Versehen herausrutscht.