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RE: Warum der "kleine Mann", (immer) der "kleine Mann" bleiben wird

Dann stimmt es wohl, dass der Sklave gar nicht frei sein will, sondern auch mal Sklavenhalter?!

Selbstverständlich stimmt das in 99% aller Fäller. Das ist m.E. der große Irrtum des Libertarismus, dass er das nicht sieht. A) sind wir ein Herdentier und b) ist unsere kulturelle Tradition alles andere als freiheitsliebend in Zentraleuropa. Da sind "zurückgebliebene" Semi-Failed-States wie Griechenland, Portugal und Italien deutlich weiter - für die ist der Staat nur ne Melkmaschine, ansonsten ignorieren sie ihn oder bescheißen, wo sie können.

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Der Libertarismus sieht das wohl, weiß er doch, dass man dafür den Staat zur Hölle schicken muss. Sklavenhalter waren entweder Staaten bzw. Staatsoberhäupter selbst oder private durch Gesetz gedeckte Personen. In einer freien Welt kann es so etwas nicht geben, weil die Deckung durch den "Rücken" fehlt und gesellschaftlich dürfte das Sklaven halten - heute zumindest - ebenfalls verpönt sein. Die Kosten der gesellschaften Ächtung bzw. eines Spartakus-Aufstandes überwiegen, so bin ich der Auffassung, den damit verbundenen Nutzen.

Nebenbei bemerkt ist Sklavenarbeit von minderem ökonomischen Wert, weil Eigennutz und Kreativität durch Gewaltausübung ausgeschaltet sind, zumal die Kosten der "Beaufsichtigung" der Sklaven ebenfalls ein großer Kostenpunkt sind, die sich nur dann lohnen, wenn es eine gesetzliche Deckung für diesen Aufwand gibt.

Zur kulturellen Tradition kann ich nur sagen, dass der Liberalismus und Freiheit ein westliches Erfolgsmodell sind. Freiheitliches Denken kommt nicht etwa aus Amerika, Asien oder Afrika. Es kommt aus West-Europa, trotz der vielen Verfehlungen der letzten zwei Jahrhunderte. Aber seit dem 19. Jhd. wird eher das westliche Modell in aller Welt kopiert, als anders herum.

Ich sehe auch die Schwächen, natürlich, und auch Tendenzen die guten Entwicklungen zurück zu drehen. Aber im Grunde ist die politische Freiheit ein Erfolgsmodell aus Westeuropa.

Danke für Deine Ausführungen, ich bin nicht sattelfest zugegebenermaßen. Leroy glaubt halt nur, dass politische (=äußere) Freiheit das Resultat innerer Freiheit ist. Nicht umgekehrt. Und da bin ich echt skeptisch, wenn ich mich umschaue. Jede Ausnahme erfreut mich, nicht nur für ihn/sie.

Es geht auch nur von unten.
Rothbard wollte ja immer gerne einen roten Knopf auf den er drücken kann und dann ist der Staat weg.
Gäbe es diesen Knopf würden sich die Leute sofort den nächsten Herrscher an den Hals werfen.
Ich empfehle das Buch von Iceberg Slim.
Das war ein berühmter Zuhälter.
Warum werfen sich Frauen einem Zuhälter freiwillig an den Hals, gehen für ihn auf den Strich und liefern auch noch das ganze Geld bei ihm ab?
Iceberg Slim war ein Meister in dem Geschäft.
Hat man das Buch gelesen, dann versteht man auch warum es Politiker gibt.

Ich bin da nicht so kulturpessimistisch.

Herrschaft verschlingt immer eine ungeheure Menge an Ressourcen: Polizei, Armee, Palazzoprotzo, Überwachung, Meldewesen etc. Es kann immer nur eine oder wenige parasitäre Gruppe(n) von Menschen auf Kosten aller anderen Leute leben. Auf Dauer geht das nie gut. Die Dauer läßt sich allerdings strecken durch mehr bürgerliche Freiheiten. Zieht ein Herrscher die Zügel an, so ist er bald weg. Herrschaft ist ein schmaler Grat. Gandhi hat gezeigt wie es auch anders gehen kann, auch wenn sich seine Landsleute dann tatsächlich wieder dem nächsten System an den Hals geworfen haben.

Auch wenn ich immer wieder staune, wieviel die Menschen bereit zu ertragen, so sehe ich auch die kleinen Nuancen der Unzufriedenheit. Sobald der ehemals aufrichtige immer korrekt Steuern zahlende Bürger anfängt auf dem Schwarzmarkt Geschäfte zu machen (ein Handwerker hier, ein Schwarzverkauf da), weiß ich, dass aus dem früheren braven Steuerzahler ein Steuerdissident geworden ist.

Blockchain, BTC oder auch Hive sind ja beste Bsp. für so eine Entwicklung. Ohne Einschränkungen der Meinungsfreiheit gäbe es weder steemit noch hive.

Es wird! ;)

Der Schwarzmarkt hat von viele Herrscher zu Fall gebracht.
Hier hatte Konkin recht.
Nur haben sich auch hier die Leute sofort wieder neue Herrscher gesucht.
Ich schätze daran ist er verzweifelt und hat sich deshalb in den 90ern kaum mehr zu Wort gemeldet.
Muss ich mal Victor Koman fragen.
Korrektur:
Er hat es wohl vorausgesehen.
In der einzigen Ausgabe des Agorist Quarterly (1995) schreibt er:

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In der DDR hätte man nach dem Mauerfall eine echte Chance gehabt.
Die Leute waren wohl noch nicht so weit und ich befürchte, sie werden nie so weit kommen.

In der DDR (außerhalb Sachsens) jedenfalls nicht. Die sind zu 150% Untertanen und finden's richtig geil.

In Polen z.B. dagegen kann man beobachten, wie Untertanten, die die Obrigkeit aus bekannten Gründen stets als ihren Gegner betrachteten, sich zu geschickten Counterökononistem entwickelten, die nach dem Fall des Regimes die Staatsquote senkten und wo das freie Unternehmertum aufblühte - und das ganze Land nach oben zog. Man lasse sich durch Witzfiguren wie die Kaczynskis nicht in die Irre führen! Wenn es nach mir geht, mache ich nur noch mit Polen Geschäfte. Die sind zuverlässig, schnell und ehrlich. Das sind die Einzigen, die eine Kreditlinie haben. Ob die rechts oder liberal wählen oder überhaupt nicht, ist mir scheißegal.

Russland ist m.E. seit einigen Jahren auf einem ähnlichen Weg, wenn auch mit anderen, historisch bedingten Nuancen. Dort funktioniert es eben auch deswegen, WEIL sie einen Herrscher haben, der munter herrscht und auch wenig Spaß versteht, wenn man ihm auf den Sack geht, aber die Leute ansonsten weitgehend (viel weitgehender als bei uns!) in Frieden ihren Geschäften nachgehen lässt.

Russland wird, so wie viele Golfstaaten, als Unternehmen geführt.
Und Putin gehört ein dicker Brocken davon.
Skin in the Game. Ganz egal ob er sein Vermögen legal gemacht hat oder nicht.
Er will dass es gedeiht.
Der nächste Präsident müsste sich erst wieder selbst bereichern, deshalb kommt es die Russen billiger, wenn Putin bleibt.

So ist es: Freiheit beginnt im Kopf.