Tipp für Uhrenfans

in Deutsch D-A-CH3 years ago (edited)

Es gibt eine Menge Leute, die viel Zeit und Geld mit dem Sammeln, Besprechen und Tragen von Uhren verbringen. Zu denen zähle ich nicht, weil die meisten Sachen mich nur kurz interessieren und danach nur noch mäßig.

Nichtsdestotrotz hatte ich schon immer eine Schwäche für Uhren, v.a. solche mit mechanischen Uhrwerken. Je tiefer man sich mit der Materie beschäftigt, desto mehr gerät man ins Staunen. Es ist Wahnsinn, mit welcher Präzision und Erfindergeist gearbeitet wird und schon lange vor der Digitalisierung und Industrialisierung wurde.

Vor wenigen Wochen hat meine gute alte Handaufzugsuhr Raketa 2609 erstmal den Geist aufgegeben. Diese hatte ich kurz nach der Wende in Russland für damals umgerechnet 5 Euro gekauft. Ich trug sie fast täglich und hatte sie null gepflegt, was ein mechanisches Uhrwerk für gewöhnlich nach einigen Jahren mit Kapitulation beantwortet. Bis sie überholt bzw. repariert ist, muss aber ein Ersatz her, der mir zusagt.

Das Dumme daran ist, dass Uhren mit mechanischen Uhrwerken ziemlich teuer sind, jedenfalls wenn sie von guter Qualität sein sollen.

Ein möglicher Ausweg, den viele Uhrenliebhaber nicht auf dem Schirm haben, ist mal wieder bzw. immer noch Russland. Einige wenige Betriebe der vormals riesigen Uhrenindustrie haben überlebt bzw. wurden wiederbelebt.

Am interessantesten dabei ist die bereits genannte Petersburger Uhrenschmiede "Raketa". Sie ist einer der wenigen Uhrfabriken weltweit, die alle - wirklich alle - Teile selbst herstellt. Nichts wird zugekauft. Meist ist das nicht mehr der Fall, die meisten Uhrenschmieden verwenden japanische oder schweizer Bauteile.

"Raketa" hat die Krise überlebt und ist dabei, sich zur russischen Rolex zu entwickeln, wobei die Einstiegspreise für das klassische Basismodel "BIG ZERO" mit 750 Euro noch ziemlich günstig sind. 100% Handarbeit, keine computergesteuerten Maschinen, uralte Uhrmachertradition - großartig. Leroy ist bekennender Fan und wird seine alte Raketa demnächst mit einem der neuen Modelle ergänzen.

Nun sind 750 Euro ja auch nicht gerade ein Pappenstiel, selbst wenn man weiß, dass die Menge an hochquaflizierten Arbeitsstunden eben mindestens so viel kostet.

Hier kann ich Euer Augenmerk auf die russische Uhrenschmiede "Vostok" richten, die man sogar in Deutschland relativ gut und günstig erwerben kann. Für sage und schreibe nur 120 Euro bekommt man z.B. bei Julian Kampmann in München den Klassiker schlechthin, die "Scuba Dude" - samt Garantie und zusätzlichem Lederband.

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Die "Scuba Dude" von Vostok an Leroys Arm

Vostok war ursprünglich nur ein Lieferant für die sowjetischen Streitkräfte; in diesem Rahmen ist auch in den 60er Jahren die "Amphibia"-Serie entwickelt worden, zu der die Scuba Dude zählt. Die Uhr ist bis 200 m wasserdicht und stoßfest. Selbst Temperaturen von -20° machen ihr nichts aus. Das Automatik-Uhrwerk 2436B ist zwar kein Wunder an Genauigkeit, aber eine bewährte und extrem robuste Eigentwicklung und wird im Mutterhaus in Chistopol, ca. 1000 km östlich von Moskau, produziert.

Die Lünette und das billig wirkende, glänzende Metallarmband kann man leicht mit einem Natoband oder einem Lederarmband der Wahl austauschen, wenn man nicht auf den 70er-Look steht, was ich als analoger Retrofan in fast allen Bereichen natürlich nicht getan habe.

Die Dinger halten ewig und sind für den Preis wirklich solide. Man kann gar nicht anders als eine Beziehung zu der Uhr aufbauen. Ick steh total uff det Teil!

Irgendwie finde ich es auch ein ganz apartes Fashion-Statement, mit einer 70er-Jahre und richtig schweren Sowjetboulette am Arm rumzurennen. So hält man sich automatisch unangenehme Gesprächspartner vom Leib.

Sort:  

Gibt es noch Leute die Uhren tragen/kaufen?

Ich habe meine Uhr immer in Handy dabei 😄

Wie Du siehst :-). Das ist ja kein Gebrauchsgegenstand, sondern ein Kleidungsstück.

Ich würde ja am liebsten nackt herumlaufen.
Wäre für alle besser und diejenigen, die heute an der Macht sind, wären es dann ganz sicher nicht mehr.

Die Vostok Teile sind genial .

Hab damals in Berlin ein halbes Dutzend gekauft. Eine davon habe ich in den 90´ern verschlissen. Für die Scuba habe ich damals am Brandenburger Tor 30 oder 35 DM bezahlt - die anderen bekamst für 15 DM sprichwörtlich hinterher geschmissen.

Aufziehen musste die Dinger spätestens nach 2 Tagen. Das die so teuer gewortden sind (240 DM) zeigt nur wie die Kaufkraft flöten geht.

Weiß gar nicht wo ich die Dinger vergraben habe.

Egal - cool sind sie allemal.

Sollte ich sie wieder finden werde ich sie wohl mal wieder anlegen.

Bei der Raketa mit ihrem Acrylglas haste bestimmt jede Menge Kratzer nach 3 Jahrzehnten, oder?

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Es geht sogar noch mit den Kratzern. Man kann die von Acrylglas auch ganz leicht wegpolieren übrigens, falls die einen stören.

Was im Alltag an der Front war poliert man nicht weg - jeder Kratzer verbürgt für eine Geschichte...

Garantiert echt nur mit !BEER

;o)


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Was hältst du denn von Sistem 51? also den Automatikuhren von Swatch.
Die sind im Vergleich zu deiner Russin noch um etliches günstiger... aber man muss es natürlich mögen.

Ich trage seit Jahren keine Uhr mehr, da sie auf der Arbeit stört.

Folglich liegen sie guten Teile in ihren Boxen bis ich wieder mal Lust verspüren sollte sie zu tragen...

Zu der Swatch kann ich nix sagen. Von Swatch finde ich die Akten Scuba aus den 90 ern cool.Vor 20 Jahren konnte man die massenweise auf den Trödelmärkten kaufen. Charttechniker würden sagen das diese Phase genial war. Könntest die Dinger für 1-2 Euro meist kaufen. Waren total Out.

Hab damals ca 20 oder 30 Scubas gekauft und nie getragen. Müsste bestimmt die Batterien austauschen. Inzwische kosten die Scuba Blue Moin oder Nelly Bubbles das 10-fache. Ist zwar immer noch unter den Höchstpreisen aus den 90ern, als die teilweise 120-150€ gekostet haben.

Ich denke das es bei den Scubas interessant wird, wenn sie die Hochs aus den 90ern egalisieren...

😁🙋

Diese Automatik Uhren von denen sind einigermaßen günstig. Das tolle soll ja sein dass sie aus nur 51 Teilen bestehen. Gefertigt sind die halt auch automatisch. Aber der Fakt das die Dinger ohne Elektrizität auskommen macht die evtl. in Zukunft besonders wertvoll für Sammler. Insbesonders natürlich wenn das entsprechende Modell nicht mehr produziert wird. Ich glaube in China gibt es da etliche Swatch Sammler. Hast du eine gute Quelle für Wissen über Swatch?

Na ja, mit den Russischen Uhren ist das so eine Sache. Wie Du schon sagst: robust aber ungenau. So ungefähr wie ein AK. Bloß, bein AK kann man 10 Schuß machen, das bügelt die Ungenauigkeit wieder aus - wenn ich 10x auf die Uhr gucke, weis ich immer noch nicht genau wie spät es ist. :)
Und €750 ist ja nicht grade ein Schnäppchen. Dafür bekommt man auch eine ganz ordentliche Schweizer Uhr, wenn man sich richtig umsieht. Und die ist auch ganz in der Schweiz gemacht... Aber richtig wertig, und stylischer.

Dass die AK47 ungenau wäre, höre ich zum ersten Mal. Die hat besser geschossen als unser G3, war nur halb so schwer und leichter zu reinigen. Was das Uhrwerk angeht, so ist ungenau vielleicht übertrieben. Es sind meist +/-15 Sekunden am Tag. Meine Scuba geht ca. 10 Sekunden täglich vor z.B. Mit Schweizer Uhrwerken für paar Tausend Euro kann sich das nicht messen, aber das halte ich angesichts des Preises für ziemlich gut. Wenn man eine Shturmanskie nimmt z.B., so arbeiten die auch mit Vostok-Uhrwerken, nehmen die aber nochmal auseinander und stellen sie besser ein. Sowas kostet halt Zeit und teure Arbeitsstunden - daher gehen die, obwohl es dasselbe Uhrwerk ist und der Rest fast nur Marketing, bei 300 Euro los ...

Das das AK47 (und 74) in Punkto Präzision Defizite hat, darüber sind sich so ziehmlich alle klar. Auch gegenüber dem FAL (also G3 und wie es auch immer genannt wird), aber erst recht gegenüber moderneren Waffen wie dem AR15, G36 usw. Und halb so schwer ist es auch nicht. Wohl aber halb so teuer, wenn überhaupt. Und reinigen muß man das nicht - und es funktioniert trotzdem. Deshalb ist es ja zB. in Afrika so beliebt.

Vor ein paar Jahren war ich auch mal drauf und dran eine Vostok zu kaufen: die ersten Modelle der GAZ 14, die hatten noch den echten Soviet Look. Also, Soviet deluxe, sowas wie 60er Jahre Ami Design. Eben wie das GAZ 14 Auto. Da hatten die auch noch eigene Uhrwerke. Hab jetzt nochmal geguckt - wegen Deinem Post - und die sehen heute nicht mehr so aus, eher Mainstream design. Und sie haben nun auch Seiko Uhrwerke, wie die meisten anderen günstigen Automatikuhren. Die sind auch nicht schlecht, davon hab ich einige. Siehe meinen Post über die Invicta vor einiger Zeit: https://hive.blog/hive-165739/@beatminister/at-the-beginning-there-was-the-time-am-anfang-war-die-zeit-de-en
Übrigens muß man nicht ein paar tausend Euro ausgeben, um ein gutes Schweizer Uhrwerk zu bekommen. Das gibt es schon so ab 700 aufwärts. Muß ja nicht Rolex draufstehen.

Vostok verbaut meines Wissenes ausschließlich eigene Uhrwerke, jedenfalls in der Amphibia und der Komandirisie-Serie. Die machen beinahe alles (aber nicht 100% alles) in house. Die Revival-Marken wie Shturmanskie oder Poljot verwenden teilweise japanische Uhrwerke.
Man munkelt übrigens, dass Raketa Schweizer Uhrmanufakturen beliefert. Ob das stimmt, weiß ich nicht.

Tja, wie gesagt, mein Fall ist das nicht. Diese neue GAZ 14 wird auch nicht von Vostok Russia sondern von Vostok Europe (eine Litauische Firma) hergestellt.
Egal, beiden Preisen wie für die Komamdirskie oder Amphibian kann man nicht so viel falsch machen. Aber für €100 kriegst Du auch schon eine Invicta Automatic.

Bei den "Schweizer" Uhren läuft das meist umgekehrt: da ist da Uhrwerk aus der Schweiz, aber der Rest ist Chinesisch oder sowas. Das kann man aber erkennen, weil deshalb ein Gesetz erlassen wurde - in der Schweiz natürlich. Wenn auf dem Zifferblatt unten "Swiss Movmt" steht, bedeutet das das nur das Werk aus der Schweiz ist. Echte Schweizer Uhren (mindestens 90% Teile in der Schweiz gemacht) dürfen "Swiss Made" dort stehen haben. Das sind dann eher hochpreisige Produkte, die so bei €1500 losgehen. Aber das eigentlich wichtige ist ja das Uhrwerk.

"Sowjetboulette" ROFL!

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Ich hab seit ca. 25 Jahren keine Uhr mehr am Arm. Etliche Jahre vorher habe ich ständig darauf geschaut, ohne zu wissen wie spät es ist.

Aber ich kann diese Art von Vernarrtheit zu diesem Thema durchaus verstehen. Mechanische Dinge wirken irgendwie magisch, weil der menschliche Anteil viel mehr erkennbar ist und es dadurch noch unglaublicher wirkt, was dabei rauskommen kann.

Sehr interessanter Beitrag! Ich bin auch ein Fan von Mechanischen/Automatischen Uhren, wie Du es schon schön beschrieben hast: Es ist wirklich Handwerkskunst! Faszinierend, werde Mich mal mit den Russischen Modellen beschäftigen. Bis jetzt nur Schweizer getragen.

Qualität kostet und ist nachhaltig. Eine Eigenschaft, die ich in unserer heutigen Zeit mehr als wichtig erachte.

Liebe Grüße Michael

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