Langerschweif | Hundisch-Deutsch

in Deutsch D-A-CH4 years ago

Hallo lieber Hundefreund,

Wer kennt sie nicht, Lassie, den Hund Beethoven oder Kommissar Rex und wie sie alle heißen?!
In ihren Filmen machen es die Vierbeiner ihren Menschen stets sehr einfach. Zwei mal wuffen für Ja, dreimal wuffen für Nein. Sogar abstrakte Informationen vermögen die Filmhunde ihren Herrchen mit simplen Lauten zu vermitteln.
Jeder Hundehalter weiß jedoch, dass die Kommunikation mit unseren Hunden gar nicht so einfach ist, wie oft in Filmen oder Romanen dargestellt. Unterscheidet sie sich doch völlig von unserer, überwiegend verbalen Form der Kommunikation.

Hunde sind soziale Wesen, die wie ihre Ahnen, die Wölfe genetisch auf das Rudel programmiert sind. Daher sind sie auch auf eine komplexe Sprache angewiesen.
So bedienen sich Hunde wiederum überwiegend der Körpersprache, untereinander kommunizieren sie auch unbewusst olfaktorisch und nutzen ihr Lautvermögen zum einen Teil zur Signalisierung und zum anderen Teil für den Ausdruck von Gefühlen. Im Alltagshundisch macht all das zusammen die Sprache aus.
Ein Hund riecht, wie es einem anderen Hund emotional und sogar gegebenenfalls gesundheitlich geht und beobachtet am körperlichen Verhalten dessen Anliegen und Charakter.
Daher kommt es regelmäßig zu Missverständnissen zwischen Hund und Mensch.
Doch Basis-Hundisch ist nicht schwer und auch der Mensch kann sich seinem Hund, unter Einhaltung einfacher Regeln besser verständlich machen.
So mancher Mensch wird recht überrascht sein, wenn er dem Hundischen mächtiger geworden ist, darüber was ihm der Hund oft sagen möchte.

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Körpersprache

Die Körpersprache ist beim Hund sehr komplex und vielfältig. So verfügt der Hund über ein breites Repertoire an Ausdrucksmöglichkeiten. Hierbei zählt nicht das einzelne Verhaltensmerkmal zur "Aussage" des Hundes, sondern die Situation zusammen mit den Details in seinem Verhalten.
Die Stellung der Ohren, das Wedeln des Schwanzes, die Körperhaltung und Laute ergeben die Aussage, die der Hund machen möchte.
Jedoch ist es abhängig von der Rasse, ob der Hund Ohren und Schwanz zur Kommunikation überhaupt einsetzen kann. Sind die Ohren oder der Schwanz kupiert, das Fell zu dicht, sind die Ausdrucksmöglichkeiten natürlich eingeschränkter.


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Beispiele

Folgende Beispiele sind ein einfacher Einstieg in die Hundesprache und helfen beim weiteren Erlernen.

Freude

Das Gesicht ist unverkrampft, die Ohren nicht straf, sondern locker angelegt. Der Schwanz wedelt kräftig hin und her, aber mehr oder weniger deutlich nach rechts und ist sichtbar angehoben. Herumspringen oder Tänzeln begleitet das Verhalten.

Manche Hunde grinsen. Alle meine Hunde tun und taten es.
Meine Kyra(Labrador-Dame) hat sogar gelacht. Wobei es sich beinahe nach dem Lachen eines Schimpansen anhörte. :-)

Ungeduld

Wenn der Hund ungeduldig tänzelt, immer wieder quiekt und unruhig hin und her läuft, wird er ungeduldig sein. Eine volle Blase, eine noch ausstehende Mahlzeit oder schlicht eine unerfüllte Erwartung, können die Gründe dafür sein.

Traurigkeit

Der Hund ist kaum zu motivieren, schaut traurig (wie ein Mensch es auch täte), läuft sehr langsam und schlapp, wenn man ihn ruft. Gegebenenfalls, abhängig vom Charakter, winselt er oder gibt hohe, traurig klingende Quieklaute von sich.

Furcht

Lässt seine Anatomie es zu, liegen die Ohren stramm zurück und der Schwanz ist zwischen die Hinterbeine geklemmt. Der Rumpf bewegt sich nah am Boden und er läuft langsam und blockiert gegebenenfalls.
Jaulen zeigt große Angst. Manche Hunde bellen. Wobei das Bellen dann meist einen verzweifelten Unterton aufweist.

Bei großer Furcht suchen sich Hunde auch gern ein Versteck. Dabei scheint es ihnen auch auszureichen, wenn der Kopf versteckt ist. Nach dem Motto "Wenn ich nichts sehe, sehen mich andere auch nicht.".

Im schlimmsten Fall zeigt ein Hund die Zähne. Das darf im Falle von Angst auf keinen Fall missverstanden und bestraft werden. Es ist nur eine Ausdrucksweise allergrößter Angst.

Unterwirft sich

Auch hierbei versucht der Hund seine Ohren zurück zu legen. Allerdings nicht so stramm als würde er sich fürchten. Der Gang, beziehungsweise die Körperhaltung ist leicht gebückt. Er macht also einen erkennbaren Buckel. Den Kopf senkt er nah zum Boden und nähert sich nur sehr vorsichtig.
Je nach Situation (Schimpfe vom Herrchen zum Beispiel), kann es sein, das er sich hinlegt, wenn er näher gekommen ist und sogar den Bauch präsentiert. Was dann heißt: "Ich bin dir völlig ausgeliefert.". Denn der Bauch ist ja die verletzlichste Stelle am Hundekörper.
Auch Gähnen kann als Beschwichtigungssignal zum Einsatz kommen. Das wird von Menschen oft als Desinteresse oder Überheblichkeit missverstanden. So wie wenn der Cowboy im Film gähnt, wenn der Schurke die Knarre zieht.

Nähe und Vertrauen

Ebenfalls sehr häufig missverstanden wird, wenn sich der Hund beim Schmusen mit dem Rücken zum Halter setzt. So mancher Halter denkt dann, der Hund habe kein Interesse an ihm. Dabei zeigt er doch gerade mit dieser Geste allergrößtes Vertrauen. Denn wem er den Rücken zeigt, von dem fürchtet er keinesfalls Gefahr.

Hunde haben etwas andere Nähebedürfnisse als wir Menschen. Während wir uns sehr gerne gegenseitig Umarmen, ist das für die meisten Hunde eher eine beklemmende Horror-Vorstellung. Die meisten Hunde drücken und reiben sich lieber am Halter, als umarmt zu werden. Das ist keinesfalls, wie viele Hundehalter immer wieder glauben, eine respektlose Geste.

Unsicherheit und Stress

Hierbei reagieren Hunde, wie beim Unterwerfen mit sogenannten Beschwichtigungssignalen.
So zum Beispiel mit Gähnen. Aber auch mit Schmatzen, da der Speichel bei Stress gern fließt.
Mit quickenden Lauten macht er auf seine Unsicherheit oder den Stress aufmerksam und mag eventuell auch keinem Kommando folgen.

Möchte dominieren

Insbesondere als Rudeltier, hat ein Hund fast immer ein Interesse seinen Rang festzustellen oder festzulegen. Das kann in Dominanzverhalten übergehen. Aber auch ein entsprechender Hunde-Charakter kann ursächlich für übermäßige Dominanz sein.

Anzeichen für Dominanz-Verhalten sind zum Beispiel eine aufgestellte Rute, das Ignorieren von Kommandos, während er zeigt, dass er macht was er will. Manchmal bellen Hunde in einer lauten, etwas tiefer angelegten Stimmlage und stieren ihren Halter dabei an.
Versucht der Hund das Spiel Wer-guckt-zuerst-weg eindeutig zu gewinnen, kann das ein Zeichen dafür sein, dass er einem den Rang streitig machen möchte.
Als Halter sollte man den Augenkontakt dann auf keinen Fall vermeiden, sondern den Hund bestrafen. Das geht zum Beispiel, in dem man ihn aufs Bett schickt. Zur Not auch an der Leine geleitet.

Das "Rammeln" des Halters und seiner Freunde und Verwandten, ist ebenfalls ein Anzeigen von Dominanz.

Wird innerhalb einer Situation das Dominanzverhalten zu heftig, springt der Hund ständig hoch, knappt und bellt, kann im Extremfall nur eine Unterwerfung helfen.
Ich mache das mit meinen Hunden, indem ich mich einfach auf sie lege und loslasse, wenn sich der Hund beruhigt, aufgibt. Natürlich nicht so, dass es den Tieren körperlich oder seelisch schadet. Aber ich erwarte dann auf jeden Fall eine Unterwürfigkeit in Hundesprache.
Dazu gehört aber eine Menge Selbstvertrauen. Vor allem bei großen Hunden.

Aufforderung zum Spielen

Bei vielen Hunden sieht das aus wie ein Tanz. Während sie herumspringen, kräftig mit der Rute rechtslastig wedeln, den Halter anstupsen, den Kopf unten halten, leicht schlangenförmig bewegen und den Popo weit oben halten, zeigen sie dass sie Lust auf Spiel&Spaß haben.
Manche Hunde bringen Gegenstände, manche werfen sich auf den Rücken und rollen vor dem Halter herum. Hunde mit Jagdtrieb legen sich dabei auch gern flach auf den Bauch und fixieren schwanzwedeln ein Spielzeug.

Natürlich hat jeder Hund seine charakterlichen Eigenheiten und Hunde schauen auch viel von den Menschen ab. Zum Beispiel Grinsen. So kann es zu Überschneidungen mit unserer eigenen Körpersprache kommen oder die Körpersprache des Hundes charakterlich variieren. Den Hund und seinen Charakter kennen zu lernen, ist sehr hilfreich für die Kommunikation mit ihm.

Menschisch-Hundisch


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Hunde haben vermutlich kein Sprachzentrum. Und wenn doch, kann es nicht genauso gestrickt sein wie das Sprachzentrum eines Menschen. So werden Hunde vermutlich niemals Grammatik-Talente oder aus einem Redeschwall heraus Kommandos registrieren können.
Um den Willen des Halters verstehen zu können, sind sie auf klare, einfache Kommandos angewiesen. "Ich hab dir doch schon tausend Mal gesagt, dass du auf deinen Platz gehen sollst.", ist für den Hund nur ein unverständliches Gebrabbel. "Auf deinen Platz", oder "Ruhen" könnten einfacher als Kommandos identifiziert werden.
Kommandos können über stetige Wiederholungen erlernt werden. Wichtig ist dabei, dass jeder Erfolg beim Lernen belohnt und gelobt wird. Denn durch die Belohnung werden Glückshormone im Hirn des Hundes freigesetzt und er wird dadurch ein Kommando mit etwas Gutem Verknüpfen. Außerdem sind Gehirne so beschaffen, dass sie unter Glück schneller lernen.
Auch Motivation ist unentbehrlich. Es soll dem Hund ja Spaß machen, Neues zu lernen.
Es ist sehr wichtig, dass der Hund auch lernt, dass Kommandos nur durch seinen Halter und nicht durch ihn selbst aufgelöst werden dürfen. So sollte die Geduld, auf das Auflöse-Kommando zu warten, ebenfalls Teil des Kommando-Trainings sein. Lob&Leckerli gibt es also nur, wenn das Kommando durch den Halter aufgelöst wurde.
Soll der Hund zum Beispiel sitzen - "Sitz", dann zur Auflösung "Guuuut!" oder "Fein!" oder "Komm!.
Es ist übrigens nicht wichtig, dass die Kommandos in der Sprache des Halters gesprochen werden. Es kommt darauf an, dass er die Kommandos gelernt hat.
Einer meiner Bekannten hat seinem Hund zum Beispiel klingonische (Sprache einer Startrek-Spezies) Kommandos beigebracht.
Wahrscheinlich sind fremdsprachige Kommandos für das Verständnis des Hundes sogar praktischer, da sie vom Lautbild her, von der Alltagssprache des Halters abweichen und somit schneller unterschieden werden können.

Stimme und Stimmung sind maßgeblich in der Kommunikation mit dem Hund. Einer ruhigen Stimme und einem klar gesprochenem Kommando kann der Hund besser folgen.
Negative Gefühle wie Wut oder Verzweiflung, haben in Kommandos nichts zu suchen. Sie zeigen dem Hund nämlich nur Schwäche. Als Halter ist man der Rudel-Chef. Als Chef hat man alles im Griff. Auf den kann der Hund sich immer verlassen und er weiß immer was gut ist und der Chef hat für alles eine Lösung.
Deshalb flippt der Halter auch nicht aus und schreit auch nicht. Der Rudel-Chef zeigt mit seiner ruhigen Stimme, den klaren Kommandos und einer sicheren Körperhaltung, dass er Herr der Lage und es wert ist, der Chef zu sein.

Viele Grüße und Wuff
QuantumG

Meine vorherigen Blog-Artikel zum Thema Hund:

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Tja, ist nix mit "Wie? Timmie ist in den alten Brunnen gefallen?" ;)

Hehe. xD Genau!

Aber es soll ja Ausnahmetalente geben.^^
https://www.invidio.us/2Xt0faO67AM

Das hast Du richtig geil erklärt.
Ein weiteres wichtiges Beschwichtigungssignal wäre noch das Kopf seilich wegdrehen. Was soviel heißt : Ich möchte das nicht oder lass mich in Ruhe.
Schön das mal jemand kommuniziert hat.

Danke. :-)
Oh ja, das ist sogar ein sehr wichtiges Signal. Gut, dass du das erwähntest.

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