Liebe Wahrheitssuchende,
das Waldviertel (der nordwestliche Teil Niederösterreichs) ist nicht nur klimatisch rauher, ursprünglicher und weniger zersiedelt als viele andere Gegenden Österreichs, sondern auch geheimnisvoller. Neben vielen Sagen und Mythen, auf die ich nicht eingehen will, sind es vor allem auch die Zeugnisse aus Granit, das für das Waldviertel typische Gestein, die direkt beobachtbar sind und von denen wir letzte Woche einige besucht haben (soweit an einem Tag überhaupt möglich; besser wäre es, gleich ein paar Tage dort zu verbringen).
Typische Landschaft im Waldviertel (das heute ja im Gegensatz zu früher nicht nur aus Wald besteht).
Das Wort Granit kommt vom lat. granum ("Korn") und weist auf die teils grobkörnige Struktur seiner drei Komponenten Feldspat, Quarz und Glimmer. Es entsteht, indem Magma dieser Zusammensetzung erstarrt (tiefer als 2km unter der Erdoberfläche) und dann, durch z.B. Bewegungen der Erdkruste oder Abtragung des darüber befindlichen Gesteins der erstarrte Granit an die Erdoberfläche gelangt - was Millionen bis Milliarden Jahre dauern kann, Granit ist eines der ältesten Gesteine.
Da Granit wenig erosionsanfällig ist und gute Festigkeitseigenschaften hat (es kann weder durch Druck noch chemische Prozesse verändert werden), wird es gerne als Baumaterial verwendet (Pflastersteine, Außenwandbekleidung an Fassaden, Denkmalsockel, Fensterbänke, aber auch Koch- und Tischplatten).
Durch Zerklüftung (beim Aufstieg an die Oberfläche durch die Druckentlastung) und danach einsetzende Verwitterung über lange Zeiträume entstehen die typischen "wollsackförmigen" Quader, die, meist von Moos und Flechten überzogem, recht eindrucksvolle Größen aufweisen können (was in den Fotos allerdings kaum rüberkommt).
Aber auch andere Formen gibt es und haben seit jeher die Phantasie der Menschen angeregt. Dieser ca. 4m hohe Granitfelsen wird z.B. als "Teufelsbrotlaib" bezeichnet.
Bekannt bei Touristen sind vor allem die "Wackelsteine", die in letzter Zeit aber weniger geworden sind, da einige tatsächlich zerbrochen sind, und andere aus Sicherheitsgründen fixiert wurden, wie dieser hier im Blockhaidepark bei Gmünd.
Eine Wiese voll mit Echtem Johanniskraut (Hypericum perforatum).
Diese schon in der Antike genutzte Heilpflanze wird oft als Beruhigungsmittel und Antidepressivum eingesetzt. Aber Achtung, das in den Extrakten enthaltene Hypericin macht die Haut empfindlicher für Sonnenstrahlung (Photosensibilität)! "Natürlich" heißt nicht frei von Nebenwirkungen.
Es gibt auch weniger bekannte, dafür umso rätselhaftere Granitblöcke. Hier ein "Schwedenkreuz" nahe Gmünd, von denen es insg. 15 im Waldviertel gibt.
Niemand weiß, welchem Zweck diese Granitgebilde dienten. Zweifellos künstlichen Ursprungs, aber mit primitiveren Mittel bearbeitet und stärker verwittert als gleichnamige Kreuze aus dem Mittelalter, die man andernorts findet, ist der Name eher irreführend. Die Kreuze haben sicher schon lange gestanden, als die Schwedenkriege dort gewütet hatten (ca. 1630-1650, Teil des Dreissigjährigen Krieges). Auch sind es vermutlich gar keine Kreuze im christlichen Sinn.
Waren es Wegweiser? Aber warum dann nur 15 und warum ist nichts eingraviert? Waren es Sühnekreuze, angefertigt von Verbrechern am Ort ihrer Taten, um vor Blutrache zu schützen? Aber warum dann vor allem im Raum Gmünd/Schrems (wo 8 der 15 Kreuze zu finden sind)?
Oder sind sie geschaffen worden von der jungsteinzeitlichen Megalithkultur, über die man so gut wie gar nichts weiß? Während des 5. bis 3. Jahrtausend v.Chr. wurden, vor allem in Frankreich, aber nicht nur dort, Menhire und Dolmen zu tausenden errichtet. Bis heute rätselt man um den Zweck der aufrecht stehenden Megalithen, die Dolmen (aus dem Keltischen Wort tolmen für "Steintisch") waren wohl Gräber oder Ossarien (zumindest deuten die Knochenfunde darauf hin).
Der "Summstein" von Thail.
Der ist allerdings aus moderner Zeit (nicht der Stein, sondern die Bearbeitung). Steckt man den Kopf in die Öffnung und summt, entsteht eine überraschend laute Vibration.
Nicht weit davon entfernt: Die sog. Klauskapelle.
Ihr Glockenturm beherbigt ein „Wunschglöcklein“: Wer an der Schnur zieht und die Glocke genau 3x zum Läuten bringt, der hat der Sage nach einen Wunsch frei!
Es gab viele reife Vogelbeeren zu sehen.
Die Eberesche (Sorbus aucuparia), auch Vogelbeerbaum, Quitsche oder Krametsbeere genannt, gehört zu den Rosengewächsen. Und tatsächlich sind die einzelnen Beeren Kernobst (sie sehen auch wie kleine Miniäpfel aus)!
Sie sind schwach giftig, kochen der Beeren macht sie aber geniessbar. Durch den hohen Vitamin C-Gehalt wurden sie früher als Mittel gegen Skorbut verwendet! Auch die Blätter und Blüten wurden in der Naturheilkunde gegen alle möglichen Leiden eingesetzt.
Im Waldviertel ist es übrigens um einiges kühler als im Wiener Raum. Am Ufer dieses kleinen Bachs entlangzugehen, war eine echte Erholung von der Hitze!
Apropos Wasser: Quer durchs Waldviertel verläuft auch die mitteleuropäische Wasserscheide, woran dieser Stein (Granit?) erinnert.
Regnet es, dann fließen Wassertropfen nördlich des Steins über die Moldau und die Elbe in die Nordsee, Tropfen südlich davon über die Donau ins Schwarze Meer.
Ein Pärchen von Thymian-Widderchen (Zygaena purpuralis) oder Bibernell-Widderchen (Zygaena minos) kurz nach der Paarung auf einer Kleeblüte.
Die Widderchen (auch Blutströpfchen genannt) gehören zu den Nachtfaltern, fliegen aber nur bei Sonnenschein! Sie gelten in Mitteleuropa als gefährdet.
Einer der sogenannten "Opfersteine", hier bei Grossgerungs.
Er ist ca. 3,5m hoch und gehört in die Gruppe der Schalensteine (es gibt tausende davon im Waldviertel), denn (wenn man hinaufklettert, kann man es sehen) oben befindet sich eine riesige schalenförmige Vertiefung, deren Entstehung komplett unerklärlich ist, jedenfalls können geologische Prozesse nicht dafür verantwortlich sein.
Links unten im Bild hat die Schale eine Art Aussparung, bzw. einen Abfluß, hier von unten gesehen.
Diese Einbuchtung wird auch als "Blutrille" bezeichnet, was, zusammen mit dem Wort Opferstein auf rituelle Tiermorde (oder sogar Menschenopfer) deutet, natürlich reine Spekulation. Wir werden wohl niemals erfahren, was unsere Vorfahren in der Vergangenheit an solchen Plätzen gemacht haben.
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Literaturtipp
Roland Kernstock: Das Nordwald-Mysterium, Eigenverlag, Schrems 2016
Buenas noches. Esas imágenes son espectaculares. Saludos. aliriera
Thanks!
Ich liebe die Blockhaide in Gmünd! ... und das Waldviertel!
wow wunderschöne Bilder !!!
Zu jedem dieser Steine, aufeinandergestapelt, alleinstehend oder gruppiert, zu jedem Kreuz oder gar mystischem Gebilde sollte sich jeder seine ganz eigene Geschichte erfinden, bevor ein übereifriger Geologe und Forscher der Vergangenheit um die Ecke geschlichen kommt und dir seine Geschichte an die Wange klebt, die er zum größten Teil sich ebenfalls aus den Fingern gesogen hat.
PS: Dieser Satz ist eindeutig zu lange geraten und sollte eigentlich nur das wiedergeben, was mir beim Lesen deines tollen Beitrags durch den Kopf huschte.
Echt super schön fällt mir zu deinen Bildern nur ein. Wunderbar, da möchte ich auch mal hin und ein wenig herum wandern. Unser Planet ist doch einfach immer wieder für eine Überraschung gut, und Österreich muss wohl wirklich mal so richtig von mir besucht werden.
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