Liebe Hivegemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Bitcoiner,
unter meinem gestrigen Artikel hat @eisenbart folgendes Meme reingestellt:
Dieses Meme ist auf jeden Fall einen eigenen Artikel wert, zeigt es doch genau den Denkfehler, den viele Goldbugs und Bitcoiner in Bezug auf das Geld immer machen.
Allerdings wird von den Goldbugs und End-the-Fed-Leuten immer folgendes Bild benutzt, das in die selbe Kerbe schlägt.
Nur das erste Bild viel zu stark übertrieben.
Benutzen wir lieber folgendes, das eher der Realität entspricht.
Schauen wir uns nachfolgend einmal die Denkfehler an.
1. Man vergleicht Äpfel mit Birnen
Es kann ja jeder, der Bitcoin besitzt mal versuchen, im Supermarkt mit Bitcoin zu bezahlen.
Du wirst den Supermarkt nicht mit einem vollen Einkaufswagen und auch nicht mit einem Lamborghini verlassen, sondern mit einem leeren Einkaufswagen.
Es mag zwar ein paar wenige Geschäfte geben, die Bitcoin zur Bezahlung annehmen, die Zahl ist aber momentan (noch) vernachlässigbar.
Geld zeichnet sich dadurch aus, dass es allgemein akzeptiert wird.
Bitcoin ist aber kein Geld.
Bitcoin ist ein digitales Sammlerobjekt, das man mit Geld kaufen kann und das in den letzten 11 Jahren dramatisch an Wert gewonnen hat.
Gemälde von van Gogh haben seit ihrer Fertigstellung auch dramatisch an wert gewonnen.
Trotzdem würde niemand auf die Idee kommen, sie mit der Kaufkraft des USD zu vergleichen.
Bitcoin ist keine Konkurrenz zu Geld, sondern steht in Konkurrenz zu den anderen Waren, die man für Geld kaufen kann.
2. Was $20 wirklich bedeuten
Warren Molser sagt immer:
it is not important what $1 can buy but what all dollars can buy.
Niemand wird wohl bestreiten, dass der Lebensstandard heute deutlich höher ist als 1929.
Selbst ein Sozialhilfeempfänger genießt heute einen weitaus größeren Wohlstand als 1929 ein Top-Verdiener.
Alle USD gemeinsam können also heute mehr Waren kaufen, als die gesamten USD im Jahr 1929.
Der Einzelne Arbeiter:
1929 verdiente der durchschnittliche Fabrikarbeiter in den USA $27.36 pro Woche.
Was bedeutet diese Geldsumme?
Es bedeutet, dass ihm für seine wöchentliche Arbeitsleistung Waren und Dienstleistungen im Wert von $27.36 zustehen und zwar in dem Moment in denen er diese Summe ausbezahlt bekommt.
Diese $27.36 entsprechen einen sehr kleinen Prozentsatz der gesamten Jahresproduktion der USA im Jahr 1929.
Das Bruttoinlandsprodukt der USA entsprach 1929 105 Milliarden USD.
Der Arbeiter hat also nach einer Woche einen Anspruch auf:
(27.36/$105,000,000,000)*100 = 0.000000026% des gesamten Bruttoinlandsprodukt der USA im Jahr 1929.
Er hat nicht einen Anspruch auf 0.000000026% des gesamten Bruttoinlandsprodukt der USA im Jahr 2021.
Das würde nicht seiner Leistung entsprechen.
Nehmen wir an unser Arbeiter hätte 1929 Schuhe in Handarbeit produziert und 5 Paar Schuhe in der Woche gefertigt.
Ein heutiger Arbeiter in der Schuhproduktion schafft dank Maschineneinsatz und Fließbandproduktion deutlich mehr.
Alleine Nike verkauft pro Sekunde 25 Paar Schuhe und zwar rund um die Uhr.
Die 5 Paar Schuhe, die unser Arbeiter in der Woche gemacht hat, schafft ein Arbeiter heute wahrscheinlich in in einer Stunde.
Würde nun unser Arbeiter 1929 in eine Zeitmaschine steigen und in das Jahr 2021 reisen, dann könnte er für seine $20 ungefähr genau das kaufen, was im Jahr 2021 ein Arbeiter kaufen kann, nachdem er 5 Paar Schuhe hergestellt hat.
Dass seine damalige Produktivität im Vergleich zu heute so schlecht ist, ist für ihn traurig, aber es ist so wie es ist.
Der Olympiasieger über 100 m von 1928 (10.8 sec) würde heute auch keinen Blumentopf mehr gewinnen.
Geld ist kein Langfristinvestment.
Es kommt in die Welt, um kurzfristige Lücken in einem Produktionszyklus zu überbrücken.
Alle Unternehmen in einer Gesellschaft brauchen Geld, um die Löhne zu finanzieren.
Der Rest (also die Rohstoffe, Maschinen, Strom, usw.) muss zwar auch finanziert werden, führt aber nicht zu einer Nettokreditaufnahme (also Produktion von neuem Geld), da ja die Ausgaben des einen Unternehmens, die Einnahmen des anderen Unternehmens sind.
Ist der Produktionszyklus beendet, sollten die Arbeiter die produzierten Waren kaufen, so dass das ganze Geld wieder vernichtet wird.
Ziehen die Arbeiter es vor, einen Teil des Geldes zu sparen, dann müssen die Unternehmer neue Kredite aufnehmen, oder einige gehen pleite und einige Arbeiter verlieren ihren Arbeitsplatz, außer der Staat hilft mit dem entsprechenden Staatsdefizit aus.
Das Geldsystem ist ein geschlossenes System.
Die Ausgaben des einen, sind die Einnahmen des anderen.
Die Schulden des einen, sind das Guthaben des anderen.
Die Bilanz muss sich immer ausgleichen.
Deshalb ist es auch nicht möglich, dass eine Geldnutzergemeinschaft als Ganzes spart.
Was wäre wenn?
Nehmen wir nun einmal an, Bitcoin hätte sich durchgesetzt.
Es gäbe kein anderes Geld mehr und Bitcoin hätte immer noch die Eigenschaften, die es bisher gezeigt hat, es würde also ständig an Kaufkraft gewinnen.
Diejenigen, die Bitcoin besitzen würden immer reicher.
Sie könnten sich zurücklehnen und von ihren Ersparnissen leben.
Die meisten Leute, die Bitcoin besitzen (außer sie haben Unmengen davon) würden sich mit ihren Käufen zurückhalten, in der Hoffnung, dass man in der Zukunft noch viel mehr davon kaufen kann.
Diejenigen, die keine Bitcoin haben und sich verschulden müssen, um z.B. Unternehmen zu gründen oder Häuser zu bauen, müssten immer mehr arbeiten bzw. mehr Waren, die sie produzieren, verkaufen, um ihre Schulden zu bedienen.
Irgendwann würden die Schulden unbezahlbar.
Funktionieren könnte das Ganze nur mit einer ordentlichen Negativverzinsung.
Ansonsten ist das Platzen der Schuldner vorprogrammiert.
Es gibt eben immer zwei Seiten.
Die Gläubiger und die Schuldner.
Ein Geldsystem wie der Goldstandard oder ein Bitcoinstandard bringt unglaublich große Vorteile für die Gläubiger.
Die Habenichtse und die Schuldner gehen unter.
Wird der Druck irgendwann zu groß, rollen die Köpfe der Gläubiger.
Dies kann aber, wie die Geschichte gezeigt hat, oft Jahrhunderte dauern.
In der Zwischenzeit können sich die Gläubiger zurücklehnen und ihren wachsenden Reichtum genießen.
Ist es Zufall, dass die ganzen libertären ThinTanks, die für einen Goldstandard oder für Bitcoin werben von Milliardären wie den Koch Brüdern oder bei uns von August von Fink jr. gesponsert werden?
Ich glaube nicht.
Bitcoin Memes, wie die oben gezeigten, werden von Bitcoinbesitzern verbreitet, um die Nachfrage nach Bitcoin möglichst hoch zu treiben bzw. sie zumindest so hoch zu halten, um den eingebauten Drag zu bekämpfen.
Das ist alles durchaus legitim und ich gönne jedem seinen Gewinne.
Mein Anliegen ist nur, dass jeder die Hintergründe versteht und nicht vorschnell auf irgendwelche Bilder hereinfällt oder vorschnell mit den Fingern auf die angeblichen Schuldigen zeigt.
Das Meme oben funktioniert deshalb nicht, da Bitcoin durch seine begrenzte Blockgröße bei steigender Nachfrage die Transaktionskosten nach oben schrauben kann. Rund 50% der Teilnehmer am BTC Netzwerk, bezahlen täglich mehr als 10$ um ihre Funds von Adresse A nach Adresse B zu transferieren. Von den oben genannten 20$ blieben also nur 50% übrig.
Nicht so wie bei Währungen wie Bitcoin Cash oder Dash, die du hier leider nicht erwähnt hast.
Mich würde mal interessiern, wie du gegen die Teuerungsrate des Oktoberfestbieres argumentierst. Ein Produkt das im Kern seit 300 Jahren gleich ist, trotzdem die letzten Jahre immer teurer wurde. Dash oder Bitcoin Cash könnten Problemlos auf den Wiesn genutzt werden. Durch den Drang nach Selfies, haben die Festveranstalter duzende mobile Internetmasten aufgestellt, mit denen man ausreichende Bandbreite hat um tausende Transaktionen pro Tag abzuwickeln. Mobile Endgeräte und Handys haben Kellner und Kellnerinnen ohnehin.
Nur ein Produkt herauszugreifen bringt nichts.
Genauso gut könnte ich Dir die Preisentwicklung einer Festplatte pro MB zeigen.
Oktoberfest ist ein Monopol.
Es gibt eine begrenzte Anzahl von Sitzplätzen, aber immer mehr Menschen auf dieser Welt, die sich einen Besuch leisten können und wollen.
Und dabei ist der Preis noch politisch beeinflusst und wird künstlich vom Stadtrat niedrig gehalten.
Aus Rücksicht auf die einheimische Bevölkerung.
Würden die Wirte 20€ pro Maß verlangen, kämen auch nicht weniger Leute.
Wer auf dem Oktoberfest mehr als die erste Maß selbst bezahlt, macht sowieso etwas falsch.
Könnten genutzt werden.
Werden sie auch genutzt?
Falls die von Dir genannten Kryptowährungen nicht als Kredit in die Welt kommen, tragen sie die selben Probleme in sich wie BTC, auch wenn sie technisch besser sind.
Du immer mit deinem Kredit.
Ich habe deinen Kreditartikel gelesen, hat mich zwar nicht überzeugt muss aber sagen, wenn man davon ausgeht, dass ohne Geld aus Kredit keine Wirtschaft möglich ist, muss man darauf hinweisen, dass der Staat in Zentraleuropa keine private Krediterstellung erlaubt. Ich benötige IMMER eine Lizenz (talking about Monopole), zumindest in Deutschland und Österreich.
Mit Decentralized Finance sollte es möglich sein, Kredite auf Dash oder Bitcoin Cash Basis herauszubringen. Vielleicht ist ja gerade DER Grund, warum "DeFi" gerade so attraktiv ist.
Natürlich wird es nicht genutzt, weil wir in Zentraleuropa zuviele Menschen haben, die direkt oder indirekt vom Staat abhänig sind und hauptsächlich Zentralbankgeld schätzen und nutzen.
Die von Hyperinflation gebeutelten Venezolaner, hatten die letzten 5 Jahre kaum Möglichkeit und Kaufkraft zum Oktoberfest zu fliegen.
Wenn du ein Wiesnkenner bist, wirst du ja wissen dass alle Zelte etwas unterschiedliche Preise haben. Und du wirst auch wissen, dass viel von der Motivation der Kellerinnen abhängt, wie schnell du deine Maß bekommst. Bei 8,50€ pro 1 l wurden halten 10€ in die Hand gedruckt, bei 10,80€ 11€. Ab einem gewissen punkt, hätten einige Zelte sicher Probleme motiviertes Personal zu finden/zu halten. Aber gut, dass sind deiner und meiner Meinung nach Mutmaßungen.
Die spannenste aller Fragen: ab wann kann ich Strom und Internet für ein Jahr DIREKT mit Kryptowährungen bezahlen?
Dankeschön!!!
Der Drag ist rein physikalisch zwingend. Bei Bitcoin liegt er halt direkt auf dem Tisch. Jede Ordnung erzeugt ein höheres Maß an Unordnung - zweites Gesetz der Thermodynamik. Die Fiat-Ordnung kann nur mit massivem Overhead (Bürokratie) aufrecht erhalten werden. Spielt es eine Rolle ob du Geräte hast die Wärme in die Umwelt pumpen oder ob es Bürobienchen sind?
Ich würde sagen ja. National souveränes Fiat-Geld beschäftig Menschen und ist wesentlich inklusiver als Bitcoin welcher defakto Automation ist. Aber steht das überhaupt zur Diskussion? Konkurriert Bitcoin langfristig wirklich mit anderen physischen Gütern? Bitcoin ist ein Internet natives Protokoll und es wird früher oder später ein Cyberstaat Währungen emittieren welche mit Bitcoin oder irgendwas Deflationärem gedeckt sein müssen. Ganz einfach weil es per Gesellschaftsvertrag physikalisch bindend ist. Die Kryptographie im Vertrag kann nicht gebrochen werden also kann niemand den Vertrag brechen.
Das ist nicht zwingend.
Karl der Große hat eine Geldordnung eingeführt (livre/sous/denier), die 800 Jahre bestand hatte, obwohl sich zwischenzeitlich die Bürokratie immer wieder komplett aufgelöst hatte und obwohl livre nie physisch existiert haben (ghost money).
Die Leute hat es nicht gestört. Man hat einfach weiterhin eigenes Kreditgeld (meist als Münzen aus Leder oder Holz) herausgegeben.
Genauso wenig wie die Leute nicht aufhören werden in m und cm zu messen, wenn es keinen Staat mehr gibt, werden sie mit dem gewohnten Wertmaß weitermachen, wenn es keinen Staat mehr gibt.
Hat man ja beim irischen Bankenstreik gesehen.
Auch die ECU, die sich verselbstständigt hat, ist so ein Beispiel.
Der Vertragsbruch findet ja nicht vorher statt, sondern hinterher.
Du konsumierst Waren und “bezahlst” mit deinem persönlichen IOU (ganz egal ob über den Umweg einer Bank oder nicht). Irgendwann kommt das IOU zu Dir zurück und Du musst dagegen Waren/Dienstleistungen liefern.
Lieferst Du oder platzt dein IOU?
Dieses Problem kann auch die Blockchain nicht (vorher) lösen.
Das Einzige was BTC kann, was Buchgeld bisher nicht kann, ist Real Time Settlement ohne third party.
Sobald es digitales Zentralbankgeld gibt, ist dieser Vorteil weg.
Für mich ist Bitcoin keine Währung sondern ein Spekulationsobjekt wie Land um der Inflation zu entgehen.
Aber ich kann jetzt auch wieder mit Bitcoin in jedem Supermarkt bezahlen
Wo?
dank der hybrid Master und Visakarten von Wirex oder Crypto.com
ich zahle mit bitcoin der supermarkt erhält euro
PS. wenn du mal deine Wohnung oder Haus renoviert haben willst dann kannst du deine die Rechnung bei mir auch direkt mit bitcoin bezahlen. das finanzamt findet dies vollkommen inordnung!
Nein, Du zahlst auch in Euro. Schließlich werden vorher deine BTC verkauft.
Natürlich. Deine Steuerbescheid wird aber trotzdem in Euro ausgedrückt und Du kannst deine Steuern auch nur in Euro bezahlen. Sollte der BTC Kurs zwischenzeitlich dramatisch abstürzen bleibt deine Steuerschuld in Euro bestehen.
Dann sollten wir flux die Steuern abschaffen. Die werden ja eh veruntreut.
Du darfst das nicht immer so eng sehen !
Wenn ich mit der Bitcoinkarte bezahle wird von meinem Konto Bitcoin oder ethereum abgezogen also zahle ich mit einer Kryptowährung.
Was die Bank im Hintergrund macht und Kryptowährung in Fiat Umtausch ist doch für mich und das Finanzamt egal!
Natürlich hast du vollkommen recht.
Wenn ich in Amerika mit meiner Deutschen Visakarte bezahle wird mir auch € abgezogen und mit $ Bezahlt. Für mich spielt es keine Rolle aber es ist eben ein praktischer Service der Bank.
Nichts anderes ist es mit Bitcoin.
Und ja ich darf mich in Bitcoin bezahlen lassen aber die 19% Umsatzsteuer muss ich in € abführen... noch.
In der Schweiz Kanton Zug darfst du deine Steuern auch schon mit Bitcoin zahlen.
Der Transfer von Geld mag geschlossen sein. Aber falle nicht auf dieses alte Zitat herein "Wäre ich nicht arm ,wärst du nicht reich". Wirtschaft ist kein Nullsummenspiel und ein Geldsystem lebt auch von Vertrauen. Menschen führen Dinge geringen Wertes in einen Zustand höheren Wertes, mittels ihrer Arbeitskraft und machen so Gewinn. Das jetzige System verkackt gerade gewaltig, die Leute suchen Sicherheit und finden diese in Bitcoin. Mal sehen was die Zukunft bringt. Deine Ausführungen waren insgesamt sehr aufschlussreich. Danke dafür.
Reichtum hat nichts mit Geld zu tun, sondern mit realen Werten.
Durch Geld wird die Menschheit als Ganzes nicht reicher.
Deshalb unterscheidet man ja Realvermögen und Finanzvermögen.
Realvermögen kann man netto haben, Geldvermögen nicht.
Das weiß ich doch alles schon, aber was kommt jetzt? :)
Bin da vor kurzem durch Andreas Beck draufgekommen, dass das mit dem Untergang des Dollars und anderen bösen Fiat Geldes alles etwas überdramatisiert ist.
Lustig, dass du nach all deiner Stenkerei trotzdem Blockchain basiertes Geld vorschlägst (Diskussion mit @felix.herrmann). Würde mich mal interessieren was eine Blockchain deiner Meinung nach leisten muss um Bargeld abzuschaffen.