Kapitalistischer Patentsozialismus

in Deutsch D-A-CH3 years ago

Liebe Hive-Gemeinde,
Liebe Freiheitsfreunde,
Liebe Freiheitsfeinde,
Liebe Genoss*innen (m/w/d),

bevor wir zum Thema kommen, möchte ich mich ganz herzlich bei unserem Genossen Staatsratsvorsitzenden und Generalsekretär der SED Erich Honecker und bei unseren Brüdern und Schwestern in der DDR für die Unterstützung bei der Hochwasserkatastrophe bedanken:

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Auch die Genossinnen und Genossen von der Linksfraktion will ich heute loben:

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Find ich gut diese Linken.

Zurück zum Thema.

Wir kennen es alle Zentralverwaltungswirtschaft kann aufgrund der fehlenden Steuerungssignale durch Marktpreise nicht funktionieren.
Man produziert immer zu viel oder zu wenig, in der Regel nicht das was die Kunden wollen und oft auch noch in minderwertiger Qualität.

Mises hats vorausgesagt und lächerliche 70 Jahre später hat er recht bekommen und die ruhmreiche Sowjetunion ist zusammengebrochen und mit ihr der ganze Ostblock.

Wo wir schon beim Zusammenbruch der Sowjetunion sind, wollen wir die tapferen Mudschahidin und die über 1 Million toten Afghanen nicht vergessen.
Haben sie doch entscheidend zum Untergang der UdSSR beigetragen.
Diesen Menschen gilt mein besonderer Dank.

Aber immerhin hatte die Sowjetunion eine schöne Hymne:

Und hätten sich statt den Bolsheviki die Anarchisten durchgesetzt, dann hätte es möglicherweise gar nicht so schlecht werden können.

Zurück zum Thema.

Hatte Mises recht?

Ich sage nein.

Eines vorweg:
Mein ideales Wirtschaftsmodell sieht in etwa so aus, wie es Karl Hess in Community Technology beschrieben und auch praktisch umgesetzt hat.

Alles was geht findet in der Nachbarschaft statt.
Jeder produziert soweit es geht Essen und Energie (auch wenn es nur etwas Gemüse auf dem Balkon ist).

Man hat gemeinsame Produktionsstätten bzw. ist selbstständiger Produzent.
Man benutzt ein Mutual Credit System mit dem Wertmaß Euro, wo alle drei Monate ein Clearing stattfindet (das gab es bei Karl Hess nicht).

Die Kinder fahren nicht mit dem Bus zur Schule, sondern werden von einem Lehrer direkt in der Nachbarschaft unterrichtet.

Lohnarbeit gibt es außer bei Lehrlingsverhältnissen nicht.
Die ganzen langlebigen Produkte, die vor Ort produziert werden, halten mindestens 30 Jahre.
Die ganze Nachbarschaft ist so zugewachsen, dass man glaubt, man lebt im Urwald.

Klingt natürlich utopisch, aber ich versuche zumindest in meinem eigenen Haushalt diesem Zustand so nahe wie möglich zu kommen.

So sieht übrigens das Grundstück neben uns aus:

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Mitten in der Stadt. Ein wahrer Segen.

Zurück zu Mises.

Ich sage die erfolgreichsten Unternehmen dieses Planeten sind so sozialistisch, dass die DDR vor Neid rot anläuft.

Es gibt eigentlich nur zwei Hersteller von Smartphones.

Wartburg und Trabbi.

Ich meine das iPhone und Samsung.

Von Samsung habe ich keine Ahnung, aber bei Apple wird alles zentral geplant.

5-Jahrespläne?
Die haben mindestens 10-Jahrespläne.

Der Konsument bestimmt?
Ganz sicher nicht.
Die Philosophie von Steve Jobs war immer, dass man dem Kunden sagen muss, was ihm gefällt.

Es gibt auch keine Konkurrenz.
Alle Apple-Stores bieten exakt die gleichen Produkte an und verlangen den selben Preis.

Marvel/Disney

Erinnert sich noch jemand daran, wie die die ganzen Filme des Marvel Universums zentral für die nächsten 15 oder 20 Jahre vorausgeplant haben?

Amazon

Amazon weiß besser was Du kaufen willst als Du es selbst weißt.
Alles durch den zentralen Algorithmus geplant.
Zentrale Lager, zentraler Warenvertrieb, usw.

VEB Google

Zwar nicht VEB aber weltweiter Einheitsbetrieb.
Die sagen Dir was Du wissen sollst und liefern Dir genau die zentral geplanten Suchergebnisse.

Steigst Du ins Auto erkennt Google Maps in 90% der Fälle sofort wohin Du fahren willst und sagt Dir wie lange Du brauchen wirst.
Erich Mielke wäre neidisch.

Sozialistische Walmart bzw. Aldi-Republik:

Zentrale Planung. Alles gleich. Praktisch keine Konkurrenz. Vor allem keine Konkurrenz zwischen den Märkten.
Unglaublich erfolgreich.

Die Mises-Anhänger werden jetzt sagen:
“Ja aber all die Entscheidungen dieser Unternehmen werden ja gesteuert von den Rohstoff- und Lieferantenpreisen.”

Wenn Du mal so groß bist wie Aldi, dann bestimmst Du die Preise.

Hier ein kurzer Ausschnitt aus dem aktuellen luckbox magazine (Dauerhaft kostenlos. Man muss sich nur registrieren.) mit dem Thema: Amazon’s Predatory Capitalism:
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Hätte sich Mises so etwas denken können?

Warum?

Sollte in einer Marktwirtschaft nicht die Konkurrenz die Preise soweit reduzieren, dass Gewinne fast unmöglich sind und Monopole praktisch nicht existieren.

Warum bauen die Arbeiter bei Foxconn nicht ihre eigenen iPhones, bieten sie billiger an und treiben Apple in die Pleite?

Patente
Patente, die es nur geben kann, weil sie der Staat durchsetzt, sorgen dafür, dass es Monopole bzw. Quasimonopole gibt.
Hinzu kommt noch die extrem strenge Regulierung, die man ohne eigene Rechts- und Lobbyabteilung nicht erfüllen kann.

Und dabei erfüllen die strengen gesetzlichen Regelungen in keiner Weise das was sie versprechen.
Amazon behandelt seine Arbeiter (in den USA) und Händler wie Dreck.

Walmart verlässt sich komplett darauf, dass seine schlecht bezahlten Arbeiter mittels staatlicher Food-Stamps Programme über die Runden kommen.

Man gibt sich in der ersten Welt einen grünen Anstrich und versaut in Asien und Afrika die Umwelt.

Aber trotzdem.

Für alle gelten die selben Regeln.

Es gibt genug Beispiele für Großunternehmen, die sehr marktwirtschaftlich, dezentral, mit Konkurrenz innerhalb des Unternehmens, z.B. mittels unterschiedlicher Marken, schon lange vor Amazon, Apple, Google, usw. erfolgreich jahrzehntelang im Geschäft waren und gegen die zentral geplanten Großunternehmen gnadenlos gescheitert sind.

Warum setzen sich also Großunternehmen mit zentraler Planung durch?

Vielleicht funktioniert es doch.
Zumindest solange es eine zentrale staatliche Ordnung gibt.

In der Sowjetunion war man ja anfangs ziemlich planlos und chaotisch.
Marx hatte ja für die Umsetzung seiner Utopie keine genaue Bedienungsanleitung hinterlassen.

Gehen wir also einer Welt Sowjetunion geführt von Google, Amazon, Facebook, Microsoft, Walmart und Apple entgegen?
Ich hoffe nicht, aber zumindest würde man dort nicht verhungern.
Wobei ich lieber verhungere, bevor ich dieses Kunstfleisch esse.

Die Alternative habe ich oben kurz beschrieben.
Ausführlicher tut es Karl Hess (leider ist das Buch nicht mehr erhältlich) und aktueller kann man es bei Kevin Carson - The
 Homebrew
 Industrial
Revolution (kostenlos hier) nachlesen.
Die Bücher von Sepp Holzer sind hierzu auch sehr zu empfehlen.
Auch genossenschaftlich organisierte Unternehmen wie Mondragon sind eine erfolgreiche Alternative.

Einen anderen Weg sehe ich nicht.
Mit Bitcoin und Memes wird man das Ganze sicher nicht aufhalten.

Sort:  

Grundlage einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung sind freie Menschen. Die fühlen sich von Anarchisten angesprochen; der Rest (auch wenn es nur gewöhnliche Spießer sind) würde sich immer im Zweifel für die Bolschewisten entscheiden. Die Beschäftigung mit der russischen "Revolution" kann diesbezüglich durchaus erleuchtend sein.

Die Bolschewisten waren eine winzige, unbedeutende Splittergruppe von Terroristen und theoretisierenden Spinnern. Sie stellten einfach zur richtigen Zeit die richtigen zwei Forderungen, die Ordnung versprachen. Und sie waren am brutalsten und konsequentesten, wenn es um den Erhalt der Macht ging.

Ich empfehle dazu Alex Berkmann.
Der wurde ja zusammen mit Emma Goldmann in den frühen 20ern zusammen mit Emma Goldmann aus den USA in die Sowjetunion abgeschoben.
Hier eine Textsammlung:
https://theanarchistlibrary.org/category/author/alexander-berkman

Und wo wir schon von Emma Goldmann sprechen:
https://theanarchistlibrary.org/category/author/emma-goldman

Jetzt bist Du für die nächsten Wochen beschäftigt.

Bei einem Gehalt (als "Entschädigung" getarnt) von gut € 10000 monatlich kann man auch mal einen Tausender Spenden...

Machen das die anderen Parteien auch?

Weis nicht, bei 700 MdBs käme jedenfalls schön was zusammen.

Natürlich machen Unternehmen langfristige Pläne. Das verhindert aber nicht, dass sie irgendwann vom Markt geräumt werden - über Marktkräfte. Schöpferische Zerstörung 🤷🏻‍♂️

Auch Microsoft, Apple und Samsung werden hoffentlich bald verschwinden. Und dann übernimmt vielleicht Linux (puri.sm).

So die Theorie.
Kann es schöpferische Zerstörungen durch Patentschutz oder durch Praktiken wie sie Amazon anwendet geben?

Nicht durch Patentschutz, aber trotz Patentschutz.
Patente halfen Kodak nicht, und auch Amazon wird verschwinden, wenn dessen Geschäftsmodell überholt wird.

Das hilft aber den Firmen wie dem Windelhersteller nicht, die durch Amazons Praktiken untergehen.
Es hilft auch nicht den Arbeitern von Amazon.
Um die Leute zu überzeugen braucht es Antworten auf solche Fragen.
Die Linke sagt, der Staat wird es richten.
Die Libertären sagen, der Markt wird es richten.
Mises hatte recht, 70 Jahre später.
Genauso gut könnte man sagen:
"Wenn Du keine Arbeit hast, dann gründe halt dein eigenes Unternehmen."
Die Mehrheit kann nicht darauf warten, dass Unternehmen, die vom Staat mit unglaublichen Vorteilen ausgestattet wurden, von selbst verschwinden.

Wenn man für dir Probleme der Menschen nicht zeitnahe Lösungen präsentieren kann, dann braucht man sich nicht wundern, dass die staatsanbetende Parteien immer gewinnen.

Das ist der zentrale Punkt. Mises hatte Recht, aber 70 Jahre später. Das hat den Leuten, die in dem daraus entstehenden Paradies aufgewachsen bzw. vorzeitig gestorben sind, wenig geholfen. Man kann sich auf den Standpunkt stellen, dass sie es selbst so wollten, aber das ist natürlich zynisch, denn nicht jeder wollte es so, wie er es bekommen hat, selbst wenn die Mehrheit mal so entschieden hat.
Gibt es dafür eine Lösung? Ich denke nein. Jedenfalls keine, die über das Individuum hinausgeht.
Möge jeder derweil seinen Teil dazu beitragen, durch anständiges Verhalten die Welt in seinem Bereich ein Stückchen erträglicher zu machen. Die institutionellen Weltretter ekeln mich an.

Ich frage mich, ob das, was Amazon macht, wirklich verwerflich ist. Sie verfolgen das Ziel, Monopolist zu werden, um Pricing Power zu haben und höhere Gewinne zu machen. Das ist normal, und das sorgt, zumindest temporär, dafür, dass viele Menschen günstig einkaufen können und es erhöht die Effizienz.

Wenn Amazon später die Preise erhöht, fehlen natürlich Alternativen. Dann kann es lange dauern, bis neue Konkurrenz an den Markt geht.

Ich wundere mich nicht, dass die Menschen mehr Staat wollen. Den werden sie auch bekommen. Bis sie ihn irgendwann satt haben...

image.png

Als der Windelhersteller gezwungenermaßen dem Kauf zugestimmt hat, hat Amazon natürlich sofort die Preise wieder erhöht.
Es gibt natürlich auch andere Beispiele.
Dan Price ist so einer. Der hat sein Gehalt von 1.5 Millionen auf $70k reduziert, dafür den Mindestlohn in seiner Firma auf $70k erhöht. Die Produktivität ist explodiert.
In einer Gesellschaft in der der Staat solche Praktiken wie die von Amazon nicht mehr beschützt, hätte sich das schnell erledigt.
Man kann schon mit unanständigen Methoden zum Superreichen aufsteigen, aber kann man seinen Reichtum in einer Gesellschaft ohne Staat auch beschützen?

Das, was Dan Price gemacht hat, muss sich eine Firma erstmal leisten können. Andere Firmen haben ähnliches probiert und es ist schief gegangen.

Ob man in einer Gesellschaft ohne Staat superreich bleiben kann, wissen wir nicht. Das hängt wohl von vielen Faktoren ab, u.a. von der Klugheit des Superreichen.

In vielen Dingen stimme ich Dir zu, aber "Die Philosophie von Steve Jobs war immer, dass man dem Kunden sagen muss, was ihm gefällt" stimmt nicht. Er hatte einfach erkannt, was die Leute wollen - einfache Bedienung anstatt immer mehr features, das hat er seiner Konkurrenz voraus gehabt.

Quote by Steve Jobs “Some people say, Give the customers what they ...”.png

Ich benutze ja auch ausschließlich Apple Produkte, aber Fakt ist es war zentrale Planung.
Müsste ich mir von den Großunternehmern eines als Herrscher aussuchen, dann würde ich Apple nehmen.

Genau das meinte ich. Aber ich interpretiere das Zitat anders als Du. Ich denke nicht, dass er bzw. ein Konzern zentral z.B. Handys ohne Knöpfe wollte und es dann den Leuten verkauft hat. Er hat einfach einen Riecher gehabt und intuitiv Trends weit früher erkannt als andere.
Ich würde als Negativbeispiel eher Microsoft nehmen. Die hatten über Jahrzehnte mit viel unlauteren Tricks und Verdrängung der Konkurrenz ein mittelmässiges Produkt zur Marktführerschaft gebracht.

Achjaaa solange wir die Staatsgewalt haben funktioniert das schon irgendwie!!1

Google, Amazon, Apple, Microsoft, usw. funktioniert nur durch Staatsgewalt.

Richtig, dadurch wurden sie überhaupt erst ermöglicht.

Ich will weder Google, Amazon, Apple, Microsoft, noch eine Staatsgewalt

Die meisten anderen haben auch kein Bock auf die ganzen Monopole, denken jedoch, dass die Staatsgewalt noch mehr Macht braucht um bei den Monopolen eben durchzugreifen (vergessen dabei jedoch, dass sie dadurch ein noch stärkeres Gewaltmonopol unterstützen)

In Kuba geht es komplett rund und du schreibst hier was vom Sozialismus?
Alter

Ich weiß leider nicht was du meinst.

Ich mag deine satirischen Texte

Posted using Dapplr

Satire findet sich in diesem Text keine.
Na gut, der Honecker-Account ist möglicherweise nicht echt.

Auf dem Foto fehlt etwas. Beete eines Selbstversorger-Gartens, wie du ihn im Artikel ansprichst :o).


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