Neues von Mintos und Capital Services

in #mintos4 years ago

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Mintos - Nutzervertrag

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Letzte Woche habe ich hier ja über eine Geschäftsänderung bei Mintos geschrieben und dabei insbesondere vor Absatz 10.4 gewarnt. Hierbei sichert man sich zu, dass Mintos in der Lage ist etwaige Eintreibungskosten in Rechnung zu stellen. Aus Sicht von Mintos ist dies bereits gängige Praxis gewesen und in den individuellen Verträgen erwähnt.

Aus meiner Sicht handelt es sich hierbei um eine verdeckte Einführung neuer Gebühren. Als Anleger im Hochrisiko-Bereich gehe ich stets davon aus, dass man sein eingesetztes Kapital verliert. Wer anderes an die Sache heran geht, handelt naiv. Was ich allerdings sichergestellt haben möchte ist, dass bei der Formulierung um 10.4 maximal um den eingesetzten Betrag handelt und keine weiteren Zahlungsforderungen gegenüber dem Investor geltend gemacht werden müssen.

Die Formulierung, dass man einen „angemessenen“ Betrag in Rechnung stellen würde, reicht mir in diesem Bereich nicht aus. Dies ist dann eben doch sehr arg interpretationswürdig. Von mir aus können sie das gesamte Geld bei einem Prozess verbrennen, aber gehen sie darüber hinaus, dann bleiben sie halt darauf sitzen. Investoren neigen sehr gerne dazu totem Kapital noch gesundes hinterher zu werfen.

Darüber hinaus könnte es sich um eine Dienstleistung handeln, die dann im deutschen Steuerrecht nicht als Transaktionskosten geltend gemacht werden könnten. Verluste kann ich steuerlich absetzen, Anwaltskosten nicht. Somit würde es mich als Investor gleich doppelt treffen.

Gleichwohl gefällt es mir nicht, dass Mintos sich zunehmend aus dem Risiko heraus zieht. Ich bin ein großer Fan von „Skin in The Game“, d.h. das jeder Geschäftspartner mit im Risiko steckt, da man nur so sicherstellt, dass alle am gleichen Strang ziehen. Während der Anbahner selbst einen Eigenanteil trägt, stiehlt sich Mintos hier meiner Meinung nach aus der Verantwortung und muss sich gefallen lassen, dass sie ggf. auf Wachstum um jeden Preis setzen und somit auch sehr zwielichtige Anbahner auf ihre Plattform lassen. Ein solches System wäre sehr negativ...

Mintos nahm zur Kenntnis, dass unter den Investoren eine große Unzufriedenheit insbesondere bei diesem Punkt existierte und warb um Vertrauen, dass man als langfristig orientiertes natürlich kein Interesse daran habe, dass man seine Kunden vergrault. Man möchte die Änderung kurzfristig noch einmal gründlich erläutern und prüft, ob eine explizitere Formulierung möglich sei. Ich nehme dies zur Kenntnis und werde sie daran messen…

Capital Services – Rückzahlungsplan

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Bei Capital Services handelt es sich um einen polnischen Anbahner, der die Zahlung an Mintos eingestellt hat und mit knapp 19 Millionen ausstehender Euro in Zahlungsverzug gekommen ist. Dabei bin ich auch mit rund 194 € dabei und somit einer der größten Positionen von Money at Risk, dass ich je bei Mintos hatte.

CS berief sich auf den polnischen Corona-Schutzschirm, der es ihnen erlaubte, die Zahlungen auf Grund der Corona-Krise auszusetzen. Während ich solche Stundungen sehr begrüße und bisher auch allen Kreditnehmern zugestanden habe, handelt es sich hier jedoch um einen besonders dreisten Fall. Zum einen wurde auch bereits eingetriebenes Geld einbehalten. Für eine solche Maßnahme gibt es keinen Grund für eine Stundung, da die Überweisung im angemessenen Zeitrahmen erfolgen kann.

Nun mit Ende des Shields offenbart CS das, was womit eigentlich bereits jeder gerechnet hat: Sie sind zahlungsunfähig. Aus meiner Sicht ein eindeutiger Fall von Insolvenzsverschleppung. Nun wendet sich das Unternehmen über Mintos an die Investoren und macht einen Vorschlag für einen Rückzahlungsplan, der einem echt aus den Socken haut.

Die Investoren sollen einen 40% Haircut akzeptieren. Man nimmt zur Kenntnis, dass es um das Geld der Investoren geht und nicht der Anteile der Kredite (d.h. mit dem Skin des Anbahners…). Man würde dann das Geld in den nächsten 8 Jahren zurückzahlen wollen, wobei man die nächsten 2 Jahre als Schonfrist zugebilligt bekommen möchte.

Dies ist ein klassischer Fall von Realitätsverlust über die jeweiligen Rollen. Der Haircut selbst stellt bereits eine Frechheit dar, der Rückzahlungsplan ist noch eine Etage darüber. Ein Unternehmen, dass bereits seine Insolvenz verschleppt weitere 2 Jahre Zeit zu geben um seine Kohle ins Trockene zu kriegen, wird ganz sicher nicht passieren.

Somit werde ich der Empfehlung von Mintos eindeutig folgen und bei der Umfrage der betroffenen Investoren den Daumen für Capital Services senken. Ein solches Unternehmen auch nur einen Tag länger am Markt zu belassen, wäre verantwortungslos. Am Ende wird noch falsch abgerechnet und der Kreditnehmer steht da, obwohl er bezahlt hat. Somit votiert man für den Konkurs des Unternehmens und kann nur hoffen, dass es umgehend unter Insolvenzverwaltung gesteckt wird. Die Chance das Geld (bzw. einen Teil davon) wiederzusehen sinkt bei so etwas definitiv mit jedem weiteren Tag.

Ich selbst finde das Verhalten von Mintos hier sehr gut, die als Vertreter theoretisch in meinem Namen handeln dürften, allerdings die Meinung der Investoren einholen. Genau so stelle ich mir eine solche Abwicklung auch vor und hoffe sehr, dass man den Weg auch in Zukunft gehen wird.

Fazit

Mintos als Plattform macht es einem nicht leicht. Höhen und Tiefen wechseln sich ab. Das die Änderung im Nutzungsvertrag nicht deutlicher hevorgehoben wurde, nehme ich ihnen sehr übel. Mit dem Passus selbst habe ich kein Problem, solange klar ist, dass keine Nachschusspflicht besteht. Indirekt kann man dies in 10.5 nachlesen. Ich werde daher wohl stillschweigend die Verträge akzeptieren und erst einmal sehr aufmerksam beobachten wie es sich entwickelt. Neues Geld wird es wohl momentan eher bei Estate Guru geben, wo ich ein wesentlich besseres Gefühl habe.

Capital Services ist ein besonderer Fall. Bisher stand ich immer nur mit geringen Beträgen im Risiko und bisher wurde vorbildlich eingetrieben und fast alle Schulden beglichen. Hier handelt es sich um einen größeren Betrag. Ein Verlust von rund 200€ wäre schmerzhaft, kann aber leicht von den bisherigen Zinsen gedeckt werden. Alleine durch die Käufe am Sekundärmarkt habe ich bisweilen rund 150€ dieses Jahr eingenommen.

So gut wie der P2P-Markt die Corona-Krise bisher überlebt hat, so sehr sollte man sich keine Illusionen machen, dass auch hier geblutet wird. Wie sich in diesem Fall zeigt, wird insbesondere im Schatten der Corona-Krise auch sehr viel ausgenutzt und nun erst mit dem Fallen der Schilde zeigen, wie schlimm es wirklich ist.

Das es hier um eine Ausnahmesituation handelt ist jedem wohl klar. Ein Anbahner, der mit solchen Forderungen um die Ecke kommt, muss sich aber nicht wundern, wenn er das Vertrauen verloren hat und abgewickelt wird. Jedes Geldgeschäft ist immer eine Vertrauenssache und damit spielt man nie...

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