Abenteuer Home Office

in #corona4 years ago

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Momentan macht Arbeiten wirklich keinen Spass. Irgendwie brennt überall gerade die Hecke, weil ständig Kollegen ausfallen. Entweder weil sie in Vorsorge-Quarantäne geschickt werden, die Kinderversorgung nicht gewährleistet werden kann oder man einfach Blindverluste hat. Dazu eben einige ausstehende Untersuchungen, die einem in unmittelbare Nähe des Virus bringen könnten.

Nun hat es heute mich und mein Team erwischt. Als eher speziellere Gruppe und gleichzeitig kritisches Projekt, hat man uns mehr oder minder ins Home Office geschickt. Das ist von daher überraschend, weil dies bei uns im Unternehmen bisher so etwas wie der Antichrist gewesen ist. Entsprechend lausig vorbereitet ist man gewesen. Eilig wurden ständig irgendwelche USB-Sticks rumgereicht, dazu musste man noch Support leisten, damit die eigentlichen Administratoren überhaupt begriffen, was man von ihnen braucht ...

Tja und nun ist es soweit. Von einem Tag auf den anderen muss man erstmal eine neue Infrastruktur aufbauen. Und zwar am besten so, dass man sich damit nicht in das eigene (durchaus gut ausgebaute) Netz die Krater reinreißt. Im Kopf sieht das alles ganz gut aus, aber in der Praxis wird da sicherlich noch etwas schmerz auf einen warten.

Hier zeigt sich nun auch mal sehr deutlich, woran unsere Gesellschaft eigentlich wirklich krankt. Aktive Realitätsverdrängung. Die ersten Leute beginnen bereits darüber zu klagen, dass eventuell die Netze nicht ausreichen würden. Klar, hocken nicht nur die Netflix-Gucker zu Hause, sondern arbeiten von daheim (oder machen gar beides), dann werden die Netze zu Unzeiten mit wesentlich mehr Traffic als sonst belegt.

Ich bin da optimistisch, da ich zu den Glücklichen gehöre, die auf dem Land leben UND einen Glasfaseranschluss daheim haben. Ob die Gegenseite das allerdings auch verträgt, da habe ich meine Zweifel. Zumal unsere Teams allesamt auf Linux-Arbeiten und die Administration versucht jedem eine grafische Oberfläche aufzudrücken und nicht verstehen, wie die eigenen Leute eigentlich arbeiten.

Das Problem zieht sich aber nicht nur durch die Infrastruktur, sondern der ganzen Gesellschaft. Plötzlich entdeckt auch der letzte Silver Surfer Dinge wie „Whatsapp“ oder andere IMs. Was diese ganzen Chats sind über den die Jugend nun schon seit mehr als 30 Jahre so redet. Mein Mitleid hält sich hier tatsächlich arg in Grenzen. Wer solange ignorant durch die Welt ging, wird sicherlich auch ein paar Monate Isolation noch halbwegs überleben.

Ansonsten wäre eben jetzt ein guter Zeitpunkt um einmal ein wenig in die neuen Welten zu wagen. Einfach mal vorsichtig, aber trotzdem vernünftig neue Dinge ausprobieren. Ja, gerade in Japan und Asien sind die Senioren da wesentlich weiter als hier. Technik muss nicht böse sein. Sie ist es meist, aber eben nur, weil Leute sie so verwenden.

Überhaupt besteht natürlich dort in der Krise die große Hoffnung. Plötzlich merken einige Leute, dass eine globalisierte Welt auch Nachteile hat. Wie? Die wichtigen Schrauben kommen aus China? Tja, da steht dann eben die Produktionsstraße mal ein paar Wochen. Überlebt man solche Fehler, dann sollte der Effekt schmerzhaft genug sein, dass er sich einbrennt.

Naja und auch das einige Medikamente aus Fernost kommen, scheint einigen Leuten nicht wirklich klar gewesen zu sein. Ja, eben auch die lebensnotwendigen Antibiotika. Mögen uns die Chinesen eines Tages einfach mal nicht, brauchen die gar nicht hier einmarschieren. Einfach mal die Lieferungen einstellen und ein wenig abwarten. Bis man hier die Produktion hochgefahren hätte, wäre man am Ende.

Ja, zu einer vernünftigen Wirtschaftsbewertung gehört am Ende eben auch immer, dass man nicht nur auf Effizienz guckt, sondern auch auf das Risiko. Das sollte man eigentlich keinem Anleger wirklich erklären müssen, trotzdem scheint dies für einige Leute Neuland zu sein. Und so trifft es eben nun auch einige Unternehmen härter als andere.

Beruhigend ist natürlich, dass heute am Markt etwas Ruhe eingekehrt. Ruhe? Ja, weil nicht der breite Markt abgestraft wird, sondern man beginnt ein wenig rationaler an die Sache zu gehen und sich zu fragen, welche Unternehmen vielleicht nicht so hart von der Krise getroffen werden und vielleicht sogar davon profitieren. Ob ich schon reingehe? Nein, ich denke, da wird noch Potenzial drin sein. Ich halte das Pulver weiter trocken.

Am Ende tun mir vor allem momentan jene Leid, die nicht das Privileg haben sich in das Experiment Home Office zu stürzen. Also all die Bauarbeiter, die sich immerhin glücklich schätzen können an der frischen Luft zu arbeiten. Aber eben auch all jene, die momentan die Logistik aufrechterhalten müssen.

Besonders bitter ist wohl die Pille für VerkäuferInnen und eben alles was irgendwie am Pflegepersonal liegt. Da kommen einige sehr anstrengende Wochen auf sie zu und es bleibt nur zu hoffen, dass man dort dann wenigstens mit einer ordentlichen Ladung Gesundheit durch kommt. Es mag ein wenig wie Pathos klingen, aber die Krise wird tatsächlich Teile der Gesellschaft verändern. Bleibt nur noch abzuwarten in welcher Art und Weise...

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Ich arbeite in einem Bereich, wo es so gut wie keinen Unterschied macht, von wo ich arbeite. Wir hatten bis jetzt schon 1-2 Tage pro Woche w@h, jetzt sinds halt 100%. Aber das ist die Ausnahme. Die Leute in der Produktion sind unsere "Heros" und strenge social distancing-Vorschriften gelten da, in den Labors aber auch in der Kantine und überall. Mal sehen, ob es funktioniert...

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