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RE: Der Wohlfahrtsstaat, ein Akt der Nächstenliebe?

in #deutsch4 years ago

Der von Dir so genannte Wohlfahrtsstaat, d.h. die Absicherung der elementaren Bedürfnisse, dient eigentlich zur Erhaltung des politischen Systems. Ohne die soziale Absicherung gibt es keine Rechtfertigung warum wir überhaupt eine Führungskaste brauchen und finanzieren sollten.
Dann bleibt als Alternative nur ein Zustand der Anarchie (das Mad Max Szenario) oder ein Terror-Regime wie zu Zeiten der Feudalherrschaft. Jeder muß Steuern bezahlen, der Staat tut garnichts für die Bürger und wer damit nicht einverstanden ist, wird am nächsten Baum aufgehängt. Das aber führt früher oder später in eine Revolution.

Es geht also nicht um Nächstenliebe oder sowas, sondern um die Erhaltung des sozialen Friedens und damit des Gesellschaftssystems.

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Es geht also nicht um Nächstenliebe oder sowas, sondern um die Erhaltung des sozialen Friedens und damit des Gesellschaftssystems.

Es erscheint mir aber für den „sozialen Frieden“ sehr sonderbar und absurd, den sozialen Frieden auf Wegnahme und Verteilung zu stützen. Und wenn die Anzahl der Personen, denen man was wegnehmen kann (Nettosteuerzahler) bei weitem geringer ist, als die Anzahl derer, die an der Verteilung Teilhabe geniesen, wird der Begriff „sozialer Frieden“ zu einem Buch ohne Inhalt (ein Nichts).

Warum denn? So haben alle was zu verlieren, die Nettoeinzahler - denn es wird ihnen ja längst nicht alles weggenommen, sondern sie leben noch ganz gut, zudem können sie mit ihren A6 rumfahren ohne das ihnen jemand den Hals abschneidet. Und auch die Nettoempfänger - die haben ein Dach über dem Kopf und was zu essen und noch ein bischen mehr. Natürlich sind die dadurch abhängig, das ist ja Sinn der Sache. Zudem generieren auch sie Steuereinnahmen (d.h. ein Gutteil der "Wohlfahrtsgelder" fließt als Steuern wieder zurück an den Staat, schafft Konsum, Arbeitsplätze usw.). Glaubst Du, das ist alles fehlgeleitetes Mitleid? Das man jetzt sogar über Grundeinkommen und Grundrente spricht, trotz der Kosten dafür?
Das dieses ganze Wohlfahrtssystem unvermeidlich ist (aus Sicht der Herrschenden) sieht man schon daran, das es das sogar in den USA gibt. Denn es widerspricht zutiefst deren Lebensauffassung. Aber 30 oder 50 Millionen Leute, die mit einer Schrotflinte ums Überleben kämpfen möchte man dann lieber doch nicht riskieren.