Die Anfahrt
Der grobe Plan sah wie folgt aus: Mit dem Alhambra nach Küstrin an der Oder, dort in den Benz umsteigen, und mit dem Benz dann nach einer kurzen Probefahrt nach Schweden - das mittlerweile bestimmt völlig entvölkert sein muß - zurück auf die Insel. Den Alhambra würde ich dann entweder gleich nach Polen weiterverkaufen, oder ihn wieder abholen, Falls man irgendwann mal wieder vernünftig ein Flugzeug besteigen kann, ohne sich mit schwachsinnigen Regeln und noch schwachsinnigeren Menschen herumärgern zu müssen, die wie dressierte Hunde völlig geistlos diesen Unsinn nicht nur mitmachen, sondern ihn auch von anderen einfordern. Wenn man diese geistig Obdachlosen fragen würde, was der Sinn hinter dieser oder jener Regel sein soll, dann käme gewiß von jedem Hund eine intelligentere Antwort, auf die Frage, warum er auf Kommando Sitz macht. Das weiß er nämlich auch nicht. Er macht es einfach, weil er so konditioniert wurde. Und die dümmsten Hunde laufen leider immer noch auf zwei Beinen durch die Welt und haben einen deutschen Paß in der Tasche...
Die Abfahrt gestaltete sich wie immer sehr hektisch. Um auf die Fähre zu gelangen, muß man einen verdammten Corona-Test vorlegen. Der darf nicht älter als 48 Stunden sein. Bislang hatte ich mich immer erfolgreich vor diesem Schwachsinn gedrückt. Wann in der Weltgeschichte sind Leute losgerannt und haben sich testen lassen obwohl sie keinerlei Symptome haben? Höchstens solche Gestörten, die auch auf den Friedhof gehen, um nachzusehen, ob sie nicht vielleicht gestorben sind. Schwachsinn. Nun ist es am Sonntagabend natürlich nicht möglich, sich testen zu lassen. Warum auch? Inmitten einer solch tödlichen Pandemie, die drei Viertel der Menschheit bereits dahingerafft hat, da kann man sich schon an werktägliche Öffnungszeiten halten. Das Virus tut das schließlich auch, weshalb man auch nicht nach 22 Uhr auf die Straße darf, oder alleine im Auto sitzen. Schwachsinn...
Ich fuhr also um Neun sofort zum Testen, und zwar gleich drei Mal. Einmal Antigen (£35), der nach einer Stunden fertig sein soll, dann noch einen Express PCR (£85), der hoffentlich fertig ist, bevor ich auf die Fähre muß, und wo wir schon dabei waren, nahm ich auch gleich noch den NHS-PCR-Test mit. Immerhin kostet der nichts. Schwachsinn...
Tatsächlich war der Antigen-Test nach einer Stunde fertig und das Resultat kam per eMail als PDF. Nun gut. Hoffentlich kommt der PCR-Dreck auch rechtzeitig. Die Fähre in Rosslare legt um 19:00 Uhr ab, "final check-in" war um 17:00 Uhr. Die Fahrt nach Rosslare verlief ereignislos, das Testresultat kam jedoch nicht an. Ich ließ meinen Antigen-Test sicherheitshalber zu einem Express-PCR umfrisieren. Besser haben als brauchen.
Ich fuhr - wie immer als letztes Auto - an den Schalter hin. Man verlangte den Paß und den PCR-Test. Ich fragte nach: "Paß und was für'n Ding?" Die Frau am Schalter: "Corona-Test!" - "Ach so", sagte ich und reichte ihr den Ausdruck des Antigen-Tests. Sie nahm alles zu sich und ich hoffte, sie würde nicht so genau hinschauen. Verlangt war ausdrücklich ein PCR-Test. Sicherheitshalber fuchtelte ich mit dem Handy vor ihr herum und immer wenn sie drauf sah, dann zog ich es weg. Sichtlich irritiert reichte sie mir meine Papiere und das Fährticket durch die Scheibe: "Reihe 9!", sagte sie und ich fuhr los. War das jetzt wirklich schon alles?
Danach wollte keiner mehr etwas sehen. Ein paar Menschenaffen in Uniform standen da und forderten Leute auf, eine Maske aufzusetzen. So lange das Schiff noch nicht abgelegt hatte, kam ich dieser Aufforderung widerwillig nach. Noch konnten sie mich von Bord schicken. Dieses Machtmittel erlischt jedoch, sobald die Fähre ablegt. Was wollen sie dann machen? Mich über Bord werfen? Oder umdrehen, um mich rauszuwerfen? Leichter Seegang setzte ein, die Fähre ist ca. 18 Stunden unterwegs bis Cherbourg. Die Landung in der Normandie ist also für Mittag angesetzt, ob ein direkter Durchbruch bis an die Oder alleine von der Verfassung des Fahrers abhängt wird sich zeigen...
Bild: Besold, M. (Rosslare, 2021)
Das war ja alles viel zu glatt gegangen... Inzwischen waren die beiden PCR-Testresultate eingetroffen. Alle beide negativ. Was für eine tödliche Gefahr, was? Das Resultat sagt noch viel mehr aus, als nur, daß ich kein Corona habe. Als Taxifahrer, nach anderthalb Jahren konsequenten Ignorierens dieses gesamten Affentheaters, von Stunde null beginnend, in ständigem Kontakt mit mindestens 10 Menschen am Tag, gesunden wie kranken, ohne Maske, ohne "Desinfikationsmittel", ohne Trennscheibe - und ich habe es dennoch nicht geschafft, mich anzustecken? Weder mit dem hochansteckenden Corona-Virus, noch mit der noch viel hochansteckenderen "britischen Mutante"? Das bedeutet, daß dieses Virus entweder nicht sehr ansteckend sein kann, oder nicht sehr gefährlich. Es kann nicht beides sein, und ich neige immer mehr dazu zu glauben, daß es weder das eine noch das andere ist. Vor einem Jahr pflegte ich zu sagen: "Wenn ich falsch liege, dann bin ich ja bald tot." Nun, ich lebe immer noch, und es fiel für mich sogar der alljährliche Schnupfen aus. Erkältung gibt es ja nun nicht mehr. Die ist ausgestorben. Ab jetzt gibt es nur noch Corona.
Bild: Besold, M. (Ärmelkanal, 2021)
Anders als auf allen anderen Fähren bisher, gab es diesmal kein kostenloses WLAN. Man mußte für £14 eine bestimmte Datenmenge kaufen. Da ich vorhatte, von der Normandie bis zu den Seelower Höhen durchzufahren, war es angeraten, sich frühzeitig in die Koje zu begeben. Einige Dosen Bier halfen mir hier, die nötige Bettschwere zu erreichen. Nach zwölf Stunden Schlaf sollte ich wieder fit genug sein, um die Strecke in einem Anlauf zu nehmen.
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