In der Snackbar: Ausnötigung durch den Friseur

in #deutsch6 years ago

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Was ein Friseur mit dem Ausnötigen zu tun hat? In diesem Artikel erfahrt ihr es! Bild: Pixabay/Skitterphoto

Mit Freunden in der Snackbar

*Letzte Woche hatten wir Pommes. Und diesmal schauen wir uns an, was wir sonst noch klassischerweise in den niederländischen Snackbars finden. Und weil es dort günstig ist, laden wir unsere Freunde ein – zwecks Gesellschaft. Aber eines nach dem anderen. *

Ausnötigung zum Essen!

In den Niederlanden wird man nicht irgendwohin eingeladen, man wird „ausgenötigt“. Im Hauptwort bekommt man also eine uitnodiging - auf Feste, Parties oder einfach zum Essengehen. Ist auch toll, wenn einen jemand zum Essen einlädt, denn auswärts essen ist in den Niederlanden peperduur, also teuer wie der Pfeffer, den man seinerzeit aus den Kolonien importiert hat. Dazu lässt man sich gerne nötigen.

Wir hatten zwar schon letzte Woche Pommes, aber schließlich ist heute wieder „fast food Friday“ (eine Erfindung des Drachen um einmal in der Woche für möglichst günstig das Selberkochen zu umgehen - nicht zu verwechseln mit dem Dönerstag, einer liebgewonnenen Tradition des Dodos zum selben Zweck, aber einen Tag in der Woche früher) – und so gehen wir mit euch heute wieder in die Snackbar!

Am liebsten nicht in so eine unpersönliche Bar, wo man sein Essen aus dem Automaten bezieht (wie bei den großen Ketten FEBO und Smullers oft der Fall), sondern in so ein liebes kleines caféartiges Ding, mit denen die niederländische Gourmetlandschaft unterkellert ist. Noch eine Preisetage unter Pizzeria und Pannenkoekenhuis (Pfannkuchenhaus) befinden sich das Dönerlokal und die Snackbar. Oft sind sie auch dieselbe Einrichtung, doch die Snackbar verkauft Döner (oder Shoarma) üblicherweise eher als Nebenerscheinung seines Sortiments (und umgekehrt).

Was ist so speziell an der Snackbar?

Und wie unterscheidet sie sich von den handelsüblichen Fastfood Ketten wie McDonalds oder Burger King? Legen wir mal die Fakten auf den Tisch: Dass wir dort Pommes kriegen, wissen wir. Wie die ausschauen, wissen wir seit spätestens letzte Woche. Dass es auch Döner/Shoarma geben kann, wissen wir nun auch schon. Auch, dass es bei den großen Ketten den Snack aus dem Automaten geben kann. Dass dort auch Burger verkauft werden können, liegt natürlich auf der Hand.

Jedoch kennt die niederländische Snackkultur noch andere kulinarische Einzigartigkeiten, die einem Österreicher schlicht Tränen in die Augen drücken. Zum Beispiel de kroket, eine Krokette, die nicht aus knusprig gebackenem Erdäpfelpüree (zu bundesdeutsch: Kartoffelbrei) besteht, sondern aus ragout mit paneermeel außen rum. Ragout hat mit dem was im deutschsprachigem Raum als Ragout (z.B. Hirschragout) verstanden wird, genau nichts gemeinsam. Vielmehr bezeichnet es einen dick eingekochten Bechamelbrei mit Fleischstückchen. Das wird dann mit „Paniermehl“ überzogen (das mit den in Österreich zum Panieren verwendeten Semmelbröseln im selben Verhältnis steht wie Kies zu Sand) und dann frittiert. Der Drache hat es in sechs Jahren nicht geschafft, sich daran zu gewöhnen …

Ähnlich verhält es sich mit bitterballen (die sind so ähnlich, aber dann rund), kaassoufflés (eine Art käsegefüllte Taschen, ebenfalls aus der Fritteuse), frikandellen (langen Stäbchen aus Hackfleisch… erraten: frittiert! … und meist eher nach Presskuchen schmeckend). Auch kipkorn (man stelle sich ein Hühnernugget in der Form eines Fischstäbchens vor, und dann rund …) fällt unter die Definition einer typischen Snackbarspezialität. Auch das ist in paneermeel paniert und frittiert, schmeckt aber einfach nach Hühnchen. Wie bei Hühnernuggets hofft man, dass das Ding zumindest schon mal im selben Raum mit einem Hühnchen war …

Der Drache hat in der Snackbar meist die Neigung die gesamte – meist auch Salate, Eis, Softdrinks u.ä. umfassende Karte zu studieren und dann ein patatje zu bestellen. Mit pindasaus.

Darf's ein Friseursalon dazu sein?

In fast jeder holländischen Snackbar und sicher in jedem holländischen Dönerladen findet man auf der Karte eine Eigenheit, die sich kapsalon, also Friseursalon, nennt. Nein, da bekommt man keinen Haarschnitt zu seinen Pommes!
Stattdessen bekommt man eine (Alu-)Schüssel mit (in dieser Reihenfolge von unten nach oben): Pommes – Shoarma/Döner – Käse [an dieser Stelle wird die Sache überbacken bis der Käse geschmolzen ist!] – Knoblauchsoße – Salat und Tomaten.

Man sagt, dieses Rezept sei in Rotterdam in Zusammenarbeit zwischen einem Frisör und einem Shoarmaladen erfunden worden. Der Friseur wollte anscheinend gern Pommes mit Shoarma in einer Schüssel und sein Nahversorger hat dies schließlich mit Käse, Knoblauchsoße und Salat perfektioniert. Und wenn der Friseur jemanden um die Köstlichkeit geschickt hat, ließ er ausrichten, es ist für den kapsalon. Offenbar war er irgendwann nicht mehr der einzige, der das Zeug vom kapsalon bestellt hat. Inzwischen kann man das Gericht im ganzen Land bekommen. Eine Portion davon deckt im Prinzip den täglichen Energiebedarf eines arbeitenden Menschen und eignet sich für Spät- (oder eher Früh-)Heimkehrer durchaus auch, um den Restalkohol aufzufangen. Der Salat in der Schüssel ist dabei vor allem der Form halber dabei, damit es nicht ganz so ungesund aussieht.
Lekker ist es aber allemal!

Lektion des Tages:

We worden uitgenodigd om een kapsalon te gaan eten - Wir werden auf eine echte holländische Kalorienbombe eingeladen!

NiederländischDeutsch
Ik wil graag een kapsalonIch möchte gern eine Schale Pommes mit Döner drauf, überbacken mit Käse und einem bisschen Salat.
uitnodigeneinladen
peperduurstinketeuer
pannekoeken [pannekuken]Pfannkuchen
kaassouffléfrittierte Käsetasche
kroketholländische Krokette mit Spuren von Fleisch
kipkornfrittiertes langes rundes Hühnchennugget
ragouteingekochter Bechamelbrei mit oder ohne Fleisch
frikandelFrikadelle oder, auf Österreichisch, Fleischlaberl
paneermeelgrobe Brotkrümel zum Panieren
Sort:  

Das Lieblingsgericht des Drachen ist also Backofenkartoffel mit Erdnußsauce?
In Deutschland gibt's als Teil des Fastfoodangebots kleinerer Ketten auch schon seit zwei oder drei Jahren die Pommes-Döner-Tüte, manchmal auch in den wiederverschließbaren Schächtelchen, die man vom Asiaten kennt.

Ja, diese Schächtelchen haben sich schon recht gut über Europa verteilt, glauben wir :-)

Lieblingsgericht ist vielleicht übertrieben, aber ja, der Drache liebt Backofenkartoffel mit pindasaus. Es gibt ja auch noch soooo viele andere leckere Dinge - zum Beispiel

Gegen diese kulinarischen Highlights ist der Kibbeling den ich immer im Urlaub gegessen habe ja wahres Gourmetessen ;) Meine erste "Was machen die hier?"-Erfahrung mit niederländischem Essen hatte ich vor laaaanger Zeit als ich in einer Frühlingsrolle neben dem üblichen klein geschnittenen Gemüse auch Gewürzgurkenstücke fand. Nicht in feinsten Schnipseln, sondern die Scheibe einmal halbiert und dann rein damit...

Aber der Kapsalon klingt wie etwas das man probieren sollte. Ich war auch von der kanadischen Poutine begeistert ;)

Und: bei mir ist Montag Dönerstag weil da die Dönerbude des Vertrauens den um 1,50 preiswerter raus haut ;)

Ja, Gewürzgurkenstücke in einer Frühlingsrolle können einen solchen Moment absolut auslösen :-D

Poutine hatten wir noch nicht, aber den Kapsalon empfehlen wir definitiv!

Ach, jeder Tag kann Dönerstag sein :-) Auch wenn der Tag nicht ähnlich klingt.

Hallo Dodo, war ein sehr amüsanter Bericht über die niederländische Küche. Upvote und follow anbei, liebe Grüße Alexa