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RE: EZB böse - Bundesbank gut?

in #deutsch4 years ago

Wahre Worte.
Denke wir haben genug reale Schwierigkeiten und Herausforderungen. Kein Grund in Nostalgie an die gute alte Zeit zu versinken.

MMn sind zur Zeit nicht die niedrigen Zinsen, sondern die explodierenden Mietkosten das Hauptproblem finanzieller Natur in Deutschland.

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Niedrige Zinsen sind eine Ursache von steigenden Mietkosten.
Wenn die Zinsen niedrig sind, suchen Investoren nach Alternativen zur Geldanlage. Anstatt Geld auf dem Konto liegen zu lassen, kaufen sie Aktien, Immobilien, usw. Das treibt die Immobilienpreise in die Höhe und das wirkt sich wiederum auf die Mietpreise aus.

Und zusammen mit der zunehmenden Verstädterung, der Zuwanderung nach Deutschland und dem erhöhten durchschnittlichen Wohnraum pro Person in den letzten Jahrzehnten (wobei letzteres wieder abnimmt) ergibt sich auch noch ein Wohnraummangel in den Städten.
Gäbe es den Mangel nicht (und die Möglichkeit Mieten mehr oder weniger beliebig zu erhöhen), könnten die Investoren lange investieren, die Menschen würden sich einfach andere Wohnungen suchen.
Spekulationen mit Gewinnabsicht auf Grundgüter der Menschen (wie Wasser, Strom, Nahrung und eben auch Wohnraum) gehören weitestmöglich verboten.

Niedrige Zinsen sind mMn nur der Brandbeschleuniger.

"Spekulationen mit Gewinnabsicht auf Grundgüter der Menschen (wie Wasser, Strom, Nahrung und eben auch Wohnraum) gehören weitestmöglich verboten."

  • Das sehe ich anders. Nur wenn der freie Handel (das schliesst Spekulation mit ein) mit Wasser, Strom, Nahrung, Wohnraum möglich ist, besteht der Anreiz für Investoren ihr Geld dort zu investieren.
  • Nur wenn Geld in den Bau von Immobilien investiert wird, steigt das Angebot an Wohnraum und nur das hilft gegen steigende Mieten. Sozialistische Interventionen wie "Mietpreisbremsen" sind kontraproduktiv (s. auch https://zuercherin.com/wie-man-eine-stadt-am-besten-zerstoert/).
  • Spekulation erhöht die Liquidität im Markt und das zieht Investoren an. Investitionen in Nahrungsproduktion, Energie und Wasser(aufbereitung) erhöhen mittelfristig das Angebot und senken damit tendenziell die Preise.

Investoren investieren aber leider meist um den Gewinn zu maximieren. Und gerade bei Wohnraum hat sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass lieber die Wohnqualität (unnötig) verbessert wird, um dann mit dem Vorwand die Preise saftig zu erhöhen. Privatisierung, wenn gleichzeitig die Wahlmöglichkeit eingeschränkt ist (wie bei Wasserversorgung, großteils Strom und Wohnraum, glücklicherweise kaum bei Nahrung und Kleidung), hat sich in der Geschichte oft als Schuss ins Knie herausgestellt. Man muss nur zur DB und den Privatisierungen in GB schauen..
Sobald die Gewinne nicht mehr durch mehr Wohnraum, sondern durch Verteuerung maximiert werden können (wie Eindrücklich in den Großstädten weltweit, und nun auch in Deutschland), sind kapitalistische Freiheiten wie "Spekulation" und "alle Macht dem Markt" kontraproduktiv.
Eine Machtkonzentration wie z.B. durch Deutsche Wohnen ist fatal, gerade für den freien Markt.

Investieren kann und soll in den Bereichen auch ganz einfach der Staat. Dafür hat er ja die Steuergelder. Natürlich braucht es externe Kontrollmechanismen um Vetternwirtschaft und üble Misswirtschaft zu verhindern.

P.S. Mir geht das Mana aus. Muss jetzt erstmal die Klappe halten ;-)

"Investoren investieren aber leider meist um den Gewinn zu maximieren."

  • Warum leider? Wie zuvor gesagt führt genau dieses Gewinnstreben zu Investitionen und Produktionssteigerungen, die mittelfristig zu mehr oder besserem Angebot und niedrigeren Preisen führen.

"Und gerade bei Wohnraum hat sich in den letzten Jahrzehnten gezeigt, dass lieber die Wohnqualität (unnötig) verbessert wird, um dann mit dem Vorwand die Preise saftig zu erhöhen."

  • Wieso unnötig? Wenn es keine Nachfrage danach geben würde, würden die Investoren entweder nicht die Wohnqualität erhöhen oder sie würden es trotzdem tun und (mangels Nachfrage) damit auf die Nase fallen.

"Privatisierung, wenn gleichzeitig die Wahlmöglichkeit eingeschränkt ist (wie bei Wasserversorgung, großteils Strom und Wohnraum, glücklicherweise kaum bei Nahrung und Kleidung), hat sich in der Geschichte oft als Schuss ins Knie herausgestellt. Man muss nur zur DB und den Privatisierungen in GB schauen.."

  • Das Problem an Privatisierung ist, dass es meistens um Branchen geht, die zuvor verstaatlicht wurden. Und diese Rückabwicklung ist mit vielerlei Problemen verbunden (u.a. Korruption).
  • Die Deutsche Bahn wurde nicht privatisiert, sondern in eine AG umgewandelt. Sie ist - nach wie vor - zu 100% in Staatsbesitz. Zu Beginn gab es regionale Bahnen (z.B. https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwigseisenbahn), die privat waren. Die spätere Verstaatlichung hat zu erzwungenen Monopolen geführt. Das war keine Entwicklung, die man dem Markt anlasten kann.

"Sobald die Gewinne nicht mehr durch mehr Wohnraum, sondern durch Verteuerung maximiert werden können (wie Eindrücklich in den Großstädten weltweit, und nun auch in Deutschland), sind kapitalistische Freiheiten wie "Spekulation" und "alle Macht dem Markt" kontraproduktiv."

"Investieren kann und soll in den Bereichen auch ganz einfach der Staat. Dafür hat er ja die Steuergelder. Natürlich braucht es externe Kontrollmechanismen um Vetternwirtschaft und üble Misswirtschaft zu verhindern."

  • Genau das funktioniert aus meiner Sicht nicht. Beispiele wären der Berliner Flughafen, die Elbphilharmonie, Stuttgart 21, usw. Das, was allen gehört, gehört am Ende niemandem. Keiner übernimmt die Verantwortung, keiner trägt die Risiken. Am Ende bleibt der Schaden am Steuerzahler hängen. Die (korrupten) Verantwortlichen (Wowereit & Co.) landen nicht vor Gericht und haften noch nicht mal mit ihrem Privatvermögen.
  • Ein dem Markt unterworfener Unternehmer trägt Risiken. Wenn sein Projekt scheitert, ist er privat- und gegebenenfalls strafrechtlich haftbar.
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