Mein politisches Engagement

in #deutsch5 years ago

Am Wochenende war ich mit einem Kollegen unterwegs, ein wenig durch die Stadt spazieren und da fragt er mich plötzlich: "Was würdest Du eigentlich verändern? Was genau wäre jetzt Dir aktuell am Wichtigsten? Wenn Du Regierung wärst?"

'Naja' sag ich, 'als Erstes würde ich mal die Dörfer mit Glasfaser versorgen. Ist eh schon viel zu spät, hätte man gleich 1990 nach der Wende machen sollen - da hätte sich die New Economy Blase noch im Dorf angesiedelt aber das haben die ja verpennt. Egal - das würde ich als erstes angehen.' Eigentlich hätte ich auch noch ein paar weitere Ideen gehabt, die ich bei Bedarf noch hinterher genannt hätte, damit das Konstrukt auch rund wird und funktioniert, aber das war ja nicht die Frage. Da fährt er mich an mit: "Ja wer sind denn eigentlich DIE?" 'Na, die Regierung' sag ich 'insbesondere die Merkel'. "Das ist ja genau die Argumentation von der AfD, die argumentieren ja genauso". 'Stimmt ja in dem Fall auch, hab ich ja auch schon nach der Wende gesagt, dass man die Telekom am besten zerschlägt oder zumindest die letzte Meile auch abgibt weil sonst die Dörfer nie Internet bekommen.' Dann ging es weiter mit: "Das ist aber nur Deine Meinung, die vertreten offensichtlich nicht viele Leute. Da muss man halt selbst mal was tun und nicht immer nur rum meckern." 'Aja, was genau hätte ich jetzt tun sollen - die haben mich nicht wirklich gefragt.' "Dann musst Du Dich halt mal politisch engagieren, kannst Dich ja wählen lassen. Heute hat jeder die Möglichkeit sich wählen zu lassen. Er muss halt genug Leute zusammen bekommen die auch seiner Meinung sind." Das Gespräch habe ich dann beendet mit 'Das ist doch ein Quatsch. Jetzt soll ich kandidieren weil ich es wichtig finde, dass die Dörfer Internet bekommen - na prima.'

Im Nachgang hab ich mir überlegt, hätte ich das Gespräch nicht beenden sollen. Es hätte genug Argumente zur Erwiderung gegeben aber die fallen mir in so einer Situation leider immer nicht ein. Aus meiner Sicht auch ein Grund weshalb ich absolut nicht für die Politik geeignet wäre. Denn da muss man spontan genau solche Situationen gekonnt umschiffen können und aus meiner Sicht ist das auch schon das Einzige was man als Politiker können muss, denn entscheiden dürfen die auch nichts - die mit ihren Fraktionszwängen. Die wirklichen Entscheidungen scheinen ja irgendwelche Berater, Fraktionsmitarbeiter oder Lobbyisten im Hintergrund zu treffen. Diese geben den Politikern dann zu Tagesbeginn ihre Entscheidungsvorlagen. Der Politiker kann zwar immer noch anders stimmen aber mangels Zeit und Information würde er das mit einem schlechten Gewissen tun. Das sieht man gut in folgender Doku vom Nico aber auch eine Doku von der Kanzlerin hatte diesen Aspekt schon aufgezeigt. Anbei nur ein passender Ausschnitt zur Kanzlermappe.

Da mir die ganze Situation nicht unbekannt ist, sondern fast exakt so vor Jahren schon einmal mit einem anderen Arbeitskollegen passiert ist, habe ich mich doch bemüssigt gefühlt darüber nachzudenken, was ich hätte tun können. Klar mein Ziel ist "Direkte Demokratie". Hätten wir diese, bräuchte ich über solche Fragen gar nicht mehr nachdenken, sondern könnte einfach auf eine Statistik von mir mit abgestimmten Vorschlägen verweisen. Doch soweit sind wir ja in Deutschland noch lange nicht. Direkte Demokratie will ja scheinbar keine Partei, außer die AfD bei der es zumindest für europäische Fragen im Wahlprogramm steht (Ich habe 2017 vor der Wahl im Übrigen alle Wahlprogramme überflogen - soweit diese online erhältlich waren und gezielt nach solchen Punkten gesucht).

Jedenfalls ist mir dabei aufgefallen, dass ich eigentlich gar nicht so wenig getan habe - natürlich ohne nennenswerten Erfolg. Dazu gehörte:

• Unterstützung von Petitionen
• Ab und An Finanzierung von Petitionen
• Mitgliedschaft bei "Die Partei"
• Mitgliedschaft bei "Verdi"
• Erstellung politischer Blog Artikel und deren Bereitstellung im Internet
• Erstellung und Tragen von Themen T-Shirts (z.B. Stallman)
• Lobby Arbeit: Finanzierung der Lobbyisten freier Software
-> Spenden an FSFE
-> Spenden an Wikipedia
-> Spenden an CCC
-> Spenden an DIE PARTEI
• Support freier Währung wie Bitcoin, durch Nutzung und Kauf von Debit Karten wie wirex oder bitwala
• Support einer Freifunk Gruppe über Amazon Smile Käufe
• Support einer Freifunk Gruppe durch Bereitstellung und Betreiben von Routern
• Erstellung und Bereitstellung Freier Software im Internet (github etc.)
• Erstellung und Bereitstellung Freier Bilder im Internet (mediacommons + github)
• Erstellung und Bereitstellung Freier Videos im Internet (youtube, d.tube)

Meine Visionen:
• Tempolimit 130
• Autofreie Innenstädte
• Flächendeckendes Internet, vor allem Erweiterung der Glasfaserleitung auf die Dörfer

Wie ich mir ein Leben in zukünftigen Städten oder Landschaften vorstelle, versuche ich aktuell in kleinen Kurzgeschichten zu erzählen. Mangels Talent im Schreiben, komme ich da nicht wirklich gut voran. In Stichpunkten vielleicht so:

Weg von zentralen Konzentrationen: wie zentrale Diskotheken, zentrale Schulen, zentrale Kinos, überfüllte Städte, überlaufene Konzerte, überlaufende Einkaufzentren. Stattdessen hin zum verteilten Leben. Wegreißen von Teilen dicht bebauter Stadtteile und Auflockerung durch große Plätze sowie Parks und Hunde bzw. Tierwiesen. Weg von menschlichen Wohnsilos, dafür hin zu Eigenheimartigen Bauten.

Weg mit wir brauchen mehr Kinder, mehr Menschen die in unsere Stadt unsere Gegend, unser Land ziehen. Meine Visionen benötigen Platz und damit dafür kein Baum sterben muss, sollte der verfügbare Platz auf weniger Menschen aufgeteilt werden müssen. Es gibt auf der Welt sehr viel Platz aber natürlich nicht überall so schön bequemen, wohlig warmen wie hier. Das ist ein Problem (siehe Tundra, Sibirien, Pole, etc.)! Aber wenn ich zu meinen Mitmenschen sage "6 Milliarden Menschen auf der Erde waren schon zu viel, jetzt sind wir 8 Milliarden und es werden immer mehr - da sollte man mal was gegen tuen", dann schauen die mich nur entgeistert an und im günstigsten Fall bezeichnen sie mich als Nazi. Nicht weil ich die Leute alle töten will, sondern weil die Nazis ja vor 45 ähnliche Parolen rausgehauen haben beispielsweise "Mehr Platz für unser Volk" und "Ein Platz an der Sonne" und so. Aber das sind einfach Vorurteile die nicht mal nachgefragt sondern einfach sofort angenommen werden. Dabei würde ich den Zuwachs an Menschen einfach durch Verbesserung der Bildung weltweit eindämmen - da wohl allen bekannt ist, dass Bevölkerungsschichten mit hoher Bildung eher weniger Kinder bekommen - warum auch immer, es ist halt so. Und das passt auch gut zu meinen Interessen von Open Source und freien Zugang zu Bildung für Alle und ein Bedingungsloses Grundeinkommen damit man locker mal den Job wechseln kann ohne Existenzängste.

Aber wenn man für jeden Menschen ein artgerechtes Leben, und damit meine ich Luxus, garantieren will, braucht man mehr Platz und weniger zentrale Wohnsilos die zu sozialen Brennpunkten führen. Außerdem sollten Städte für Menschen und nicht für Autos, Firmen oder Geschäfte gebaut werden. Geschäfte und damit meine ich durchaus auch Friseur und Bäcker dürfen gern konzentriert in ausgelagerten Gewerbegebieten existieren und dort auch gern 7 Tage die Woche 24 h lang geöffnet haben. Der tägliche Arbeitsweg ließe sich in meiner Vision durchaus über einen kostenfreien öffentlichen Nahverkehr realisieren. Damit Waren und Dienstleistungen auch in die Stadt gelangen können, müssen entsprechende (evtl. sogar von der Kommune getragene) Transportunternehmen mit festgelegter Fahrzeugkapazität bereitgestellt werden. Diese dürfen dann die Waren in die Stadt liefern und zwar 24h lang. Über die Infrastruktur der Stadt und Anzahl der Fahrzeuge muss dann sichergestellt werden, dass es nicht störend auf die Erholung in der Stadt wirkt. Auch Konzerte, Diskotheken, Fußballspiele etc. haben nix in einer Stadt verloren. In der Stadt sollen die Menschen einfach nur wohnen und erholen.

Spätestens jetzt kommt immer die Frage nach "Wie soll das alles finanziert werden?" Aus meiner Sicht - gar nicht! Es ist Scheiß egal. Geld sind bedruckte Scheine ohne wirklichen Gegenwert. Jede Regierung kann davon drucken soviel sie will (siehe aktuell auch USA). Das Einzige wozu diese Scheine gut sind, ist, die Menschen in Bewegung zu halten. Sie müssen keinen wirklichen Gegenwert besitzen - sie müssen nur dazu führen, dass die Menschen arbeiten wollen, Produkte herstellen und Services erbringen. Dazu müssen sie natürlich für den Menschen der bewegt werden soll irgendeinen Wert darstellen aber das schafft Geld ja scheinbar. Das könnte aber prinzipiell auch jedes andere Ding wie Zigaretten, Alkohol oder BitCoins aber aktuell ist es eben Geld was diese Aufgabe übernimmt. Ist halt so und spielt für mich auch keine Rolle, solange ich davon genug habe.

Naja - jedenfalls finde ich nicht, dass jeder der in einer Demokratie etwas verändern will automatisch in die Politik gehen muss.

Wenn das nämlich so wäre, müssten fast alle Politiker sein, keiner bliebe mehr um die Arbeit zu erledigen und alle würden genauso korrupt werden wie die die uns heute regieren. Das kann wohl kaum die Lösung sein.

Die müssen wir uns leider immer noch selbst ausdenken und ich finde der Weg zur Lösungsfindung entsteht zu großen Teilen durch sogenanntes Meckern - auch wenn das meist einfach nur konstruktive Kritik ist. Hingegen hat Positives Denken noch nie die Welt verändert. Positiv denken bringt aus meiner Sicht nur etwas wenn man ein einem Punkt angekommen ist, an dem man verbrannt oder verbraucht ist und nicht mehr weiter kann ohne sich zu zerstören. Dann sollte man unbedingt mit positiven Denken beginnen damit man die Welt für sich erträglicher macht und sich damit wieder ins normale Leben zurück findet. Aber Sprüche wie "Was jammerst Du? Du hast zu Essen , ein Dach über den Kopf und eine Arbeit hast Du auch." haben noch nie etwas verändert. Sie haben nur dazu geführt, dass sich ausgebeutete, ausgegrenzte oder gemobbte Menschen nicht mehr schlecht gefühlt haben, sich nicht mehr umbringen wollten aber sie haben nie die Welt an sich verbessert. Der Unterdrücker hat weiter unterdrückt und der Täter hat weiter auf sein Opfer eingeprügelt. Erst wenn sich das Opfer gewehrt hat und der Täter plötzlich Probleme bekam, dann wurde die Welt ein Stückchen besser.

In dem Sinne "carpe diem" und bei Bedarf auch "carpe noctem" :)

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Ich sehe das wie Dutschke, heute noch aktueller als damals!