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RE: Bundesregierung für Pflicht zur Passwortherausgabe!

in #deutsch4 years ago (edited)

Na dann ist doch alles gut ...

Meiner Meinung nach nicht!

  • Du kannst mit deiner Freundin auch auf einer Bank sitzen und reden, wenn dahinter jemand im Gebüsch kauert und euch beobachtet und lauscht. Obwohl du also frei bist, zu tun, was du willst, stört es dich vermutlich trotzdem, dass da jemand sitzt, der alles mitbekommt. Ganz genauso stört es mich, wenn der Staat alles über mich weiß.
    Sollte dir alles egal sein, schlage ich vor, dir eine staatliche Kamera im Schlafzimmer installieren zu lassen, dann fühlst du dich vielleicht noch sicherer und kannst immer noch tun und lassen was immer du willst - bist also weiterhin absolut frei.

  • Dazu kommt, dass durchaus immer wieder unschuldige Menschen - über den Eingriff in ihre Privatsphäre hinaus - Opfer von staatlicher Überwachung werden.
    So nehmen Hausdurchsuchungen aus m. E. nicht hinreichendem Grund immer mehr zu. Als erschreckend empfinde ich beispielsweise diesen eindrucksvollen Bericht über eine Hausdurchsuchung samt Beschlagnahmung von Hardware aus nichtigem Anlass bei Mitgliedern der "Zwiebelfreunde".

  • Auch auf @redpalestino wurde bereits ein (glücklicherweise erfolgloser) 'Hausdurchsuchungsanschlag' durchgeführt.

  • Freunde erzählten mir von einem Geschäftsmann, der von seiner Dienstreise zurück nach Hause gerufen wurde, weil Polizisten zwecks Hausdurchsuchung vor der Tür standen. Grund: Sein Sohn hatte per SMS "automatische Gewehre" für ein Computerspiel bestellt. Diese SMS war wohl abgefangen und falsch interpretiert worden. Man hätte den Mann vor dem brachialen Eindringen in seinen Privatbereich ja auch erstmal kontaktieren können ...

  • Ärger mit der Justiz erhielt auch ein Mann, der aus Spaß als Verwendungszweck bei einer Banküberweisung (im Wert von 75 Euro) "Plutonium, erste Rate" angab ...

Aber auch die Medien berichteten:

Es sind wohl keine guten Zeiten für spontane, unüberlegte Witze oder einfach dafür, Pech zu haben ... Das Denken der Menschen wird sich daran adaptieren, immer damit rechnen zu müssen, dass jemand mithört, -sieht oder -liest ...

Hier noch zwei vielleicht interessante Artikel als Ergänzung des Themas:

Niemanden außer Privatunternehmen interessiert was du machst, solange du nicht hasserfüllt durchs Netz läufst.

Diese Ansicht halte ich für äußerst naiv. Immer wenn Daten vorliegen, rufen sie Begehrlichkeiten hervor. Wie in meinem Artikel erwähnt, sollen die 'Bestandsdaten' beispielsweise auch zur Bekämpfung von Ordnungswidriggkeiten oder Urheberrechtsverletzungen verwendet werden können.

Darüber hinaus stellen Geheimdienste (die wiederum grenzüberschreitend miteinander im Austausch stehen) eine Teilmenge eines Staats dar. Für sie birgt Wissen ein enormes Erpressungspotential. Besitze ich, z. B. als Geheimdienst, Informationen über viele Millionen von Menschen, ist es zunächst gar nicht so wichtig, zu wissen, wer genau innerhalb dieser Gruppe einmal eine wichtige Rolle in Politik oder Wirtschaft spielen wird, Hauptsache alle Daten sind gespeichert. Sobald jedoch eine Person, z. B. aus politischen Gründen, plötzlich interessant wird, kann dann im Datenarchiv nach 'pikantem' Material gesucht werden ...
In der großen Menge an Menschen, die jetzt noch meinen, "völlig uninteressant" zu sein, sind immer auch diejenigen enthalten, die irgendwann in Zukunft plötzlich im Fokus des öffentlichen Interesses stehen werden ...

Niemand muss sich vor einer staatlichen Organisation fürchten, solange sie von der Masse gewählt wurde

Das heißt der von der Masse gewählte Hitler war letztlich völlig ungefährlich? Noch viel ungefährlicher wäre er vermutlich gewesen, hätten ihm damals bereits die harmlosen Überwachungstechnologien von heute zur Verfügung gestanden ... :)

... meine Daten sehe ich da noch am sichersten.

Meine Daten sehe ich bei MIR am sichersten.

Sort:  

Mein erster Satz unserer kleinen Debatte war von oben gesehen, also aus Sicht der Geschichte.
Bald brauchen wir uns nicht mehr über sowas unterhalten, da sich die Unternehmen und die Staaten von Daten ernähren.
Es heißt ja nicht umsonst, Daten sind das neue Gold.
Deine Beispiele sind Randnotizen auf dem Weg zu einer digitalen Zukunft.
Niemand kauert im Gebüsch und hört dich ab, das geht viel einfacher und das jetzt schon.
Persönlich stelle ich mir auch keine Alexa ins Haus oder vertraue dem Staat blind.
Augen und Ohren immer offen halten, denn die da Oben gehören auch beobachtet.
Hier noch mal ein Bericht vom größten Datenbesitzer der Welt, der bereitwillig an alle verkauft die mit Dollars wedeln.
https://staging.busy.org/@break-out-trader/privacy-in-the-internet

Deine Beispiele sind Randnotizen auf dem Weg zu einer digitalen Zukunft.

Nein, sind sie nicht. Sie zeigen ganz trefflich die Gefahren lückenloser Überwachung auf.
Auch in einer digitalen Zukunft kann z. B. verschlüsselt werden. Das hilft aber nichts, wenn Hausdurchsuchungen immer einfacher werden. Genau deshalb ist es wichtig, dem Staat nicht zu viele Befugnisse zuzugestehen.

Niemand kauert im Gebüsch und hört dich ab, das geht viel einfacher und das jetzt schon.

Ich schrieb nicht jemand kauere im Gebüsch, ich schrieb, es würde dich stören, täte er das.
Und deshalb, weil es Menschen eben doch stört, ist es inkonsequent, digitale Überwachung fatalistisch zu ignorieren bzw. aus dem Bewusstsein zu verdrängen.

Persönlich stelle ich mir auch keine Alexa ins Haus oder vertraue dem Staat blind.

Das ist ja das Schöne bei privaten Firmen: Man muss ihre Produkte nicht nutzen ...

Ja die Beweggründe für deine Haussdurchsuchungen sind in Gesetz geregelt, wer unberechtigt sowas mitmacht oder überwacht wird, hat das Recht dagegen zu klagen.
Wie gesagt das sind alles Details, der Masse geht es soweit gut und sie sieht keinen Bedarf dagegen vorzugehen. Wenn der Staat sich zuviel leisten würde, so wie in der Türkei, Russland oder China, dann hätten wir Massenbewegungen auf der Straße.
Außerdem muss der Staat nicht selbst horchen, er bekommt es servierfertig geliefert, natürlich gegen Bezahlung. Das was das Gesetz da versucht nachzuholen, ist ein regulierten Raum zu schaffen, wo jeder seine Grenzen zu kennen hat, ganz so wie im realen Leben.

Das Recht des Einzelnen zu klagen ändert nichts an meiner Kritik daran, dass Hausdurchsuchungen offenbar häufig zu leichtfertig bewilligt werden (wovon auch die Piratenpartei ein Lied singen kann, aber ich habe bereits mehr als genug Quellen verlinkt).
Da also stets die Gefahr des Missbrauchs von Macht besteht, will ich gar nicht erst zu viel davon gewähren.
Die Polizei soll bei konkretem Verdacht ermittelten (und dafür wieder mit hinreichend viel, gut bezahltem und ausgebildetem Personal ausgestattet werden) statt einfach automatisiert massenhaft Daten saugen zu dürfen.

Wenn der Staat sich zuviel leisten würde, so wie in der Türkei, Russland oder China, dann hätten wir Massenbewegungen auf der Straße.

Nein, hätten wir nicht, denn die Geschichte lehrt, dass die Mehrheit der Menschen oft erst dann etwas merkt, wenn sie in der Falle sitzt, und dann geht genau das wegen der ausgefeilten Überwachungsinfrastruktur nicht mehr!
Ich weiß z. B. wie freiheitsliebend viele Iraner sind. Viele von denen, die jetzt das Mullah-Regime verfluchen, waren damals, als der Shah gestürzt wurde, so froh darüber, dass sie erst viel zu spät merkten, vom Regen in die Traufe gekommen zu sein.

Außerdem muss der Staat nicht selbst horchen ...

Doch, die in meinem Artikel angesprochenen Befugnisse dienen genau dazu, dass der Staat "horcht".

Es gibt immer Gesetze die zur Diskussion stehen und an denen gefeilt werden muss.
Das Deutschland auch in sehr vielen Themen daneben liegt, habe ich durch viele posts auch schon angesprochen.
Das gleiche mit der Polizei, da gibt es auch Fehler aber sowas wird durch deine Beispiele hoffentlich beseitigt.
Es geht hier aber um ein grundlegendes, weltweites Phänomen. Alle wissen das ihre Fotos und Likes gesammelt werden und dennoch werden die Daten immer mehr. Die Methoden zur Ausspähung von Daten haben sich verändert, der professionelle, fachausgebildete Kommissar bewirkt nichts, wenn er kein Werkzeug bekommt.
Da massenhafte Daten auch massenhaft Geld bedeuten, wissen wir nach den Steuer CDs, die Deutschland teuer von Hackern gekauft hat.
Da wären wir wieder beim Punkt, der Staat weiß so oder so wer du bist, entweder er schaut selber nach oder er kauft sie.
Da es nunmal viele Klagen von Betroffenen gibt, die gehatet werden, muss der Staat was machen, denn sonst könnte man ihn wiederum anzeigen.
Die Gesetze und Details können gefeilt werden aber die Technik werden wir nicht aufhalten.

Alle wissen das ihre Fotos und Likes gesammelt werden ...

Richtig, aber jeder kann selbst entscheiden, welche Fotos er überhaupt ins Netz stellt und was er 'liked'.
Wenn aber der Staat meine Passwörter anfordern kann, sieht er, welche privaten Inhalte ich per - möglicherweise verschlüsselter - E-Mail verschickt habe. Das hat eine ganz andere Qualität.

Ich denke, die meisten Probleme wären lösbar, würde bei begründetem Anfangsverdacht konsequent gehandelt. So waren die meisten Attentäter der letzten Jahre nicht irgendwelche anonymen Geheimgestalten, sondern bereits im Vorfeld behördenbekannt, hatten wirre Briefe geschrieben, wurden straffällig oder hatten ihre Taten (unter ihrem richtigen Namen) mehr oder weniger verklausuliert im Internet angekündigt.
Oft verhindert eine wahllos angehäufte Datenflut dann sogar, die richtigen Prioritäten zu setzen ...

Gäbe es genug polizeiliches Personal, um eingegangene Anzeigen konsequent zu verfolgen, mit 'Man-Power' manuell auf konkretem Verdacht basierende, 'ehrliche' Ermittlungsarbeit im Netz - dadurch lässt sich durchaus viel erreichen(!) - (statt pauschale Massenüberwachung) zu leisten, und würde die Justiz dann auch empfindliche Strafen verhängen, wirkte das durchaus abschreckend, auch wenn man nicht jedes Hassposters habhaft werden könnte (aber es steht ja auch nicht in jeder Gasse ein Blitzgerät, es reicht, dass Autofahrer der realen Möglichkeit gewahr sind, bei zu schnellem Fahren erwischt werden zu können).
Wer im Internet Hass-Postings verfasst, wird derzeit in der Regel genauso selten erwischt, wie jemand, der Plastikmüll in die Hecke wirft, weshalb - vereinfachend auf den Punkt gebracht - die Hecken voller Plastikmüll sind und das Internet voller Hass-Kommentare. :)

Sollte es aber bereits soweit sein, dass selbst mehr Personal der Lage nicht mehr Herr werden könnte ... dann hätte unsere Gesellschaft offenbar noch viel schwerwiegendere Probleme als eine mangelhaft ausgestattete Polizei! Dann müsste man sich ganz dringend fragen, was in Erziehung und im Bildungssystem falsch läuft, warum Eltern nicht mehr über hinreichend Zeit/Energie/Willen/Fähigkeiten verfügten, ihre Kinder zu zivilisierten Menschen zu erziehen und warum die Schulen offensichtlich versagten ... warum unsere Gesellschaft geworden ist, was sie dann offensichtlich wäre ...?

Die Gesetze und Details können gefeilt werden aber die Technik werden wir nicht aufhalten.

Dass Technik weiterentwickelt wird, ist ja auch nicht gleichbedeutend damit, Befugnisse immer weiter auszudehnen. Ich denke, ich habe in meinem Artikel ziemlich deutlich geschrieben, worum es mir geht ... und wenn du das unkritisch findest, akzeptiere ich natürlich diese Meinung, teile sie jedoch nicht.

Wir haben unterschiedliche Herangehensweisen aber unkritisch sehe ich wirklich nichts im Leben. Es ist immer ein Abwegen von Dingen die man haben möchte und was man dafür bereit ist zu geben.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir noch viele neue Gesetze im Netz sehen werden, denn gesetzesfreie Räume gibt es nicht lange. Die Diskussion finde ich ja gut und ich könnte sofort auch Argumente gegen diese neuen Gesetze aufbringen aber die Seite aus Sicht des Staates geht in nahezu allen Posts hier auf Steem unter. Ich habe jetzt viele Argumente gebracht und bestimmt noch sehr viele vergessen aber es gehören immer beide Seiten dazu.