Dieses Schild

in #deutsch3 years ago

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war früher auf einer Alm bei Kleinreifling, auf der natürlich in erster Linie Milchkühe gehalten wurden. Aber hierher hatte sich auch der Egon zurückgezogen, nachdem er in Trattenbach nur mehr selten benötigt wurde. Er war jetzt in Pension, oder besser gesagt in Altersteilzeit. Er hatte seine Zähne verloren und konnte sich nur mehr flüssig ernähren. Da kam ihm die Rohmilch von den Kühen gerade recht. Bei den Menschen führt der Genuss von Rohmilch zu übertriebener Gasbildung im Magen und in den Gedärmen. Während dieses Gas beim Menschen aber als stinkende Wolke unter allerlei Geräuschen wie Blubbern oder Tröten nach hinten entweicht, wobei manchmal auch ein Löfferl Material mitgeht, kann ein Drache es nur heraus rülpsen. Das hört sich auch verdächtig an und wenn die Menschen den Egon daher ein wenig missbilligend angeschaut haben, hat er entweder „Dreck bleib unt!“, oder aber „Das ist Selbstbeherrschung! Jeder andere hätt sich angespieben!“ gesagt.
Nun, das was Egon da herausgerülpst hat, das war natürlich feinstes Drachengas! Und das wurde überall gebraucht. Da ist einer der schwarzen Grafen auf eine Idee gekommen: er hat Flaschen aus Stahl herrichten lassen und die hat Egon mit seinem Drachengas aufgeblasen. Bis zu 200 Bar Druck hat er zusammengebracht und das Geschäft mit dem Gas hat geblüht! Und jeder hat was davon gehabt: Der Egon, weil er die Milch gratis gehabt hat, die Sennerin, weil sie die Kühe nicht melken hat müssen – der Egon hat direkt aus dem Euter getrunken, hat aber immer genug für die Kälber übrig gelassen – der schwarze Graf, weil er das Gas teuer verkauft hat und alle Wohnwagenfahrer, weil sie jetzt ohne Holzfeuer kochen konnten. Wenn einmal besonders viel Gas gebraucht wurde, zum Beispiel für die Heißluftballonfahrer, dann hat der Egon vom schwarzen Grafen ein Fass Most bekommen, das hat er dann zur Milch dazu getrunken.
Das hat man „angasen“ genannt. Wenn aber dann doch nicht alles gebraucht worden ist, dann war das Klima in Gefahr, denn Drachengas ist auch Treibhausgas. Das ist aber auch nicht so schlecht, weil seit dieser Zeit ist es nicht mehr so kalt, dass …......naja, ihr wisst es schon!
Die Heißluftballonfahrer sind auch oft direkt zum Egon gekommen, weil so der Zwischenhandel ausgeschaltet war und ihnen das Gas billiger gekommen ist. Sie sind meistens in der Nacht gekommen, damit sie nicht gesehen wurden. Wenn sie so mit ihren Gasbrennern an der Arzmauer entlang geflogen sind, haben viele gemeint, das es UFOs wären. Es waren halt aber nur die Ballonfahrer, die sich vom Egon billiges Gas geholt haben. Bezahlt haben sie mit Most. Damit das Drachengas nicht ausgeht!
Ach ja, dass ichs nicht vergess: Diese Alm heißt Saileralm, da komm ich öfters hin. Wenn ihr mich da besucht, dann können wir schauen, ob wir den Egon finden.

Jetzt gute Nacht, kleine Freunde !