Zitate 132 - Marian L. Tupy über grünen Anti-Humanismus

in #deutsch5 years ago (edited)

01. Mai 2019

Vor einigen Monaten wurde mir die Webseite https://humanprogress.org [1] empfohlen. Dort werden vor allem positive Nachrichten über menschlichen Fortschritt weltweit dargelegt. Besonders dann, wenn man sich etwas von der oft bedrückend gestimmten medialen Berichterstattung in Mitteleuropa lösen möchte, ist eine Konsultation der genannten Webseite empfehlenswert. https://humanprogress.org ist ein Projekt des klassisch liberal ausgerichteten Cato Institute [2], welches 1974 gegründet wurde und in Washington D. C. beheimatet ist.

Editor von https://humanprogress.org ist Marian L. Tupy [3]. Dieser kann als wohl gut 40-jähriger auf interessante Lebensgeschichte zurückblicken. Seine Kindheit verbrachte der Sohn eines Ärztepaares in der Tschechoslowakei, nach dem Zusammenbruch des Ostens emigrierte die Familie nach Südafrika. Dort studierte Marian L. Tupy Internationale Beziehungen bis zum Bachelor, sein Doktorat absolvierte er in Schottland. Seit einiger Zeit ist er als politischer Analyst tätig. Seine Einschätzungen sind bei vielen grossen Publikationen in den USA erschienen.

Der hier in der Folge übersetzte Beitrag [4] behandelt in Kürze einen Irrweg, den grüne, politische Aktivisten teilweise eingeschlagen haben. Er erschien am 25. April 2019 unter dem Titel A populous world is a richer world and a richer world is better for the environment. - Beware the Anti-Humanism of the Green Extremists.

Marian L. Tupy ist auch schon in bekannten Gesprächssendungen aufgetreten, beispielsweise in einer Episode des Rubin Report [5], die Anfang Dezember 2018 erschien.


Eine bevölkerungsreiche Welt ist eine reichere Welt
und eine reichere Welt ist besser für die Umwelt.

Hütet euch vor dem Anti-Humanismus
der grünen Extremisten.

25. April 2019, von Marian L. Tupy

Wir betreten gefährliches Gebiet. Die Radikalisierung der Umweltbewegung, wie sie in der vergangenen Woche auf den Strassen Londons zu beobachten war [a], beschleunigt sich und bekommt zunehmend eine düstere Seite.

Der anti-humanistische Aspekt des Umweltschutzes wird am besten durch die erneute Anstrengung zur Reduzierung der Weltbevölkerung veranschaulicht. Anders als in der Vergangenheit, als einige Regierungen, wie die indische, Männer und Frauen in Sterilisationsprogrammen hineinzwangen und andere, wie die chinesische Regierung, "Ein-Kind-Politik" vorschrieben, sind diese jüngsten Initiativen freiwillig. Das macht sie moralisch vorzuziehen, auch wenn sie intellektuell nicht zusammenhängend bleiben. Eine bevölkerungsreiche Welt ist eine reiche Welt und eine reiche Welt ist besser für die Umwelt.

Es sollte selbstverständlich sein, auch wenn es in einigen Teilen der Welt wiederholt werden muss, dass eine Mutterschaft durch die Zustimmung der Frau eingegangen werden sollte. Unter diesen Umständen würden die optimale globale und nationale Geburtenrate durch die persönlichen Entscheidungen der Frauen bestimmt. Normalerweise werden diese Raten durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst, darunter die religiösen Überzeugungen der Frauen in Bezug auf die Geburtenkontrolle, die wirtschaftlichen Kräfte und die Opportunitätskosten, die Frauen durch den Eintritt in den Arbeitsmarkt entstehen, anstatt zu Hause zu bleiben um Kinder zu versorgen. Aber die meisten Menschen, darunter auch viele zukünftige Mütter, werden auch von breiteren gesellschaftlichen Trends beeinflusst - dem Zeitgeist, wie man das üblicherweise nennt.

Im vormodernen Europa [b] zum Beispiel waren Religion, Kultur und Gesellschaft oft synonym und Frauen wurden typischerweise durch gemeinsame Überzeugungen in die Mutterschaft gedrängt, einschliesslich derjenigen, die sagten, dass es "die Pflicht einer Frau sei, Kinder zu gebären und dabei Wiedergutmachung für die Sünden von Eva zu leisten. Wenn sie das nicht tun konnte, war sie als Frau eine Versagerin und es mangelte ihr an der Gnade Gottes".

Heute dringt eine neue Quasi-Religion in die Populärkultur ein und stellt Behauptungen über das optimale Ausmass der weiblichen Fruchtbarkeit auf. Die Umweltbewegung, die als edle Bemühung begann, Mensch und Natur symbiotischer zu machen, sieht den Menschen zunehmend als Plage zu Lasten des Planeten. Damit läuft der Umweltschutz Gefahr, sich in ein ausgewachsenes Credo des Anti-Humanismus zu verwandeln.

Beispiele für diesen gefährlichen Trend gibt es viele. BirthStrikers [c] zum Beispiel begann in Grossbritannien als Organisation von Freiwilligen für Menschen, die sich entschlossen haben, die Elternschaft als Reaktion auf den bevorstehenden "Klimazusammenbruch und Zivilisationskollaps" zu vermeiden. Laut der Tumblr-Seite der Gruppe [d] sagt die Bewegung Folgendes: "Wir, die Unterzeichner, deklarierern, dass unsere Entscheidung, keine Kinder zu bekommen, aufgrund der Schwere der ökologischen Krise und der derzeitigen Untätigkeit der verwaltenden Kräfte angesichts dieser existenziellen Bedrohung."

FastCompany, ein monatlich erscheinendes amerikanisches Wirtschaftsmagazin, das sich auf Technologie, Wirtschaft und Design konzentriert, hat kürzlich ein Video veröffentlicht [e], in dem die folgenden Behauptungen aufgestellt wurden:

"Im Herbst 2018 veröffentlichte der Zwischenstaatliche Ausschuss der Vereinten Nationen für Klimaänderungen (IPCC, auch Weltklimarat genannt) einen Bericht, in dem er darauf hinwies, dass wir nur 12 Jahre Zeit haben, bevor der Planet die Auswirkungen des katastrophalen Klimawandels zu spüren bekommt, wenn wir jetzt nicht handeln ... Die vier Massnahmen, die die größten Auswirkungen auf den Klimawandel hätten, sind autofrei zu leben, Flugreisen vermeiden, eine pflanzenbasierte Ernährung pflegen und weniger Kinder haben ... Wenn Sie die Handlung betrachten, ein Kind weniger zu haben, wenn Sie darüber nachdenken, wie Sie das erklären können, sollten Sie wahrscheinlich die Tatsache berücksichtigen, dass dieses Kind wahrscheinlich weiterhin seine eigenen Kinder haben wird. Ein weiteres Kind zu haben, ist multiplikativ ... Mehr Menschen auf dem Planeten werden mehr Ressourcen verbrauchen und das lässt diese Zahl so viel höher steigen als all die anderen Dinge, die wir gesehen haben."

Gemäss FastCompany sind 38 Prozent der Amerikaner im Alter zwischen 18 und 29 Jahren "der Ansicht, dass Paare die negativen Auswirkungen des Klimawandels berücksichtigen sollten, wenn sie darüber nachdenken, Kinder zu bekommen".

Beginnen wir also mit einigen unbequemen Wahrheiten. Die Weltbevölkerung, die derzeit 7,7 Milliarden beträgt, wird bis etwa 2080 voraussichtlich einen Höchststand von 9,8 Milliarden Menschen erreichen und bis 2100 auf 9,5 Milliarden sinken. Das sagen Wolfgang Lutz und seine Kollegen vom International Institute of Applied Systems Analysis (IIASA) in Österreich [f]. Unter der Annahme eines raschen wirtschaftlichen, technologischen und bildungspolitischen Fortschritts, der tendenziell zu niedrigeren Geburtenraten führt, schätzt Lutz, dass die Menschheit im Jahr 2060 einen Höchststand von 8,9 Milliarden erreichen und bis 2100 auf 7,8 Milliarden sinken könnte. Anders ausgedrückt, in 80 Jahren könnte die Weltbevölkerung etwa gleich zahlreich sein wie heute.

Lutz sollte zugehört werden, denn die Vereinten Nationen, die davon ausgehen, dass die Weltbevölkerung bis zum Ende des 21. Jahrhunderts auf 11,2 Milliarden Menschen wächst, haben in ihre Bevölkerungsschätzungen immer wieder zu hoch geschätzt, weil sie die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Fruchtbarkeit unterschätzt haben. Zu diesem Zweck besteht der sicherste Weg zur Begrenzung des Bevölkerungswachstums nicht darin, die Geburtenraten in den entwickelten Ländern, in denen sie unter dem Ersatzniveau von 2,1 Säuglingen pro Frau liegen [g], zu senken, sondern durch die Förderung einer raschen wirtschaftlichen Entwicklung in den unterentwickelten Ländern, in denen die Geburtenraten weiterhin über dem globalen Durchschnitt von 2,4 Säuglingen pro Frau liegen [h].

Allerdings sollten wir uns vor einem Einpendeln oder gar vor einem Abnahme der Weltbevölkerung hüten. Eine wachsende Bevölkerung bringt mehr Ideen hervor. Mehr Ideen führen zu mehr Innovationen, und mehr Innovationen verbessern die Produktivität. Schließlich führt eine höhere Produktivität zu einem besseren Lebensstandard. Wie Gale L. Pooley von der Brigham Young University Hawaii, und ich in einem kürzlich erschienenen Artikel feststellten [i], "scheint jeder zusätzliche Mensch, der auf unserem Planeten geboren wurde, in den letzten 37 Jahren die Ressourcen für den Rest von uns anteilig umfangreicher gemacht zu haben". Anders ausgedrückt, scheint das Verhältnis zwischen Bevölkerungswachstum und Wohlstand positiv zu sein.

Reichere Menschen wiederum können mehr Zeit, Energie und Ressourcen für die Erhaltung aufwenden. Insgesamt 15 Prozent der Landfläche der Erde, also 20 Millionen Quadratkilometer, gelten heute als Schutzgebiete. Das ist eine Fläche, die mehr als dreimal so gross ist wie die der gesamten Vereinigten Staaten. Meeresschutzgebiete machen heute fast 7 Prozent des globalen Ozeans oder rund 25 Millionen Quadratkilometer aus. Das ist eine Fläche, die mehr als doppelt so gross ist wie Südamerika. Darüber hinaus arbeiten unzählige Wissenschafter rund um die Uhr daran, schutzbedürftige, gefährdete Arten zu identifizieren [j] und sogar ausgestorbene Arten wieder zum Leben zu erwecken [k].

Bereits im Februar fragte die US-Kongressabgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez (D-NY) [l]: "Ist es noch in Ordnung, Kinder zu haben?" Die Antwort ist immer noch: "Ja, das ist es."


[1] Human Progress, ein Projekt des Cato Institute: https://humanprogress.org
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/Cato_Institute
https://de.wikipedia.org/wiki/Cato_Institute
[3] Profil von Marian L. Tupy beim Cato Institute: https://www.cato.org/people/marian-tupy
[4] A populous world is a richer world and a richer world is better for the environment. - Beware the Anti-Humanism of the Green Extremists. Human Progress, 25. April 2019, von Marian L. Tupy. Re-Publikation bei: https://humanprogress.org/article.php?p=1884
Die Original-Publikation soll bei CapX erschienen sei, wobei ich die Webseite nicht aufrufen konnte: https://capx.co/beware-the-anti-humanism-of-the-green-movement/
[5] Things Have Never Been Better for Humanity (Marian Tupy Full Interview) The Rubin Report YouTube Kanal, 07. Dezember 2018

[a] Sajid Javid urges police to use 'full force of the law' against climate change protesters. The Telegraph, 18. April 2019, von Steven Swinford, Jamie Bullen und Jack Hardy https://www.telegraph.co.uk/news/2019/04/18/extinction-rebellion-co-founder-urges-workers-join-protests/
[b] Infertility in the 17th Century – Reasons and Remedies. English Historical Fiction Authors BlogSpot, 19. Juli 2018, von Kate Braithwaite https://englishhistoryauthors.blogspot.com/2018/07/infertility-in-17th-century-reasons-and.html
[c] Women - BirthStrikers: meet the women who refuse to have children until climate change ends. The Guardian, 12. März 2019, von Elle Hunt https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2019/mar/12/birthstrikers-meet-the-women-who-refuse-to-have-children-until-climate-change-ends
[d] BirthStrike Tumblr Webseite: https://birthstrike.tumblr.com/
[e] Why having kids is the worst thing you can do for the planet. FastCompany, 10. April 2019
https://www.fastcompany.com/video/why-having-kids-is-the-worst-thing-you-can-do-for-the-planet/jhlNGCfT
[f] Demographic and human capital scenarios for the 21st century. European Commission und International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA), 2018, von Wolfgang Lutz et al. PDF-Datei: http://pure.iiasa.ac.at/id/eprint/15226/1/lutz_et_al_2018_demographic_and_human_capital.pdf
[g] America - U.S. Births Dip To 30-Year Low; Fertility Rate Sinks Further Below Replacement Level. NPR, 17. Mai 2018, von Bill Chappell https://www.npr.org/sections/thetwo-way/2018/05/17/611898421/u-s-births-falls-to-30-year-low-sending-fertility-rate-to-a-record-low?t=1556747273563
[h] Fertility rate, total (births per woman). 1960-2017, The World Bank https://data.worldbank.org/indicator/sp.dyn.tfrt.in
[i] The Simon Abundance Index - A New Way to Measure Availability of Resources. Policy Analysis - Cato Institute, 04. Dezember 2018, von Gale L. Pooley and Marian L. Tupy. PDF-Datei: https://object.cato.org/sites/cato.org/files/pubs/pdf/pa-857-update.pdf
[j] Kakapow! Rare world's fattest parrot has record breeding season. Yahoo News via (AFP), 18. April 2019 https://news.yahoo.com/kakapow-rare-worlds-fattest-parrot-record-breeding-season-065032899.html
[k] Liquid Blood Extracted from 42,000-Year-Old Extinct Horse Sparks Cloning Hopes. Ancient Origins, 17. April 2019, von The Siberian Times Reporter https://www.ancient-origins.net/news-science-space/extinct-horse-blood-0011754
[l] AOC: ‘Is It Still Okay to Have Children’ in the Age of Climate Change. Yahoo News via National Review, 25. Februar 2019, von Jack Crowe https://www.yahoo.com/news/aoc-still-ok-children-age-131516980.html


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