In stillen Gedanken verloren

in #deutsch6 years ago

Eigentlich hatte ich gerade einen langen Post verfasst zu einer Kontemplationsübung über das Erleben des Todes und seiner Bedeutung. Aber ich bin mir noch nicht sicher ob ich das wirklich posten will. Aber ein Bedürfnis zu schreiben ist da. Deshalb tippe ich jetzt planlos vor mich hin.

Nachdem ich den Post über die Kontemplationsübung fertig hatte, starrte ich ein wenig vor mich hin. Die Zeit verging langsam. Die Gedanken in meinem Kopf waren still und flossen so dahin. Das erinnerte mich an ein Foto, welches ich letztes Jahr auf einer Insel gemacht habe.

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Dieses Foto drückt ganz gut meine Stimmung aus. Es ist manchmal einfach nur angenehm, wenn das Leben draussen langsam verläuft. Der Analysenmotor unter der Schädeldecke nicht mit konkurrierenden Gedanken sich rumschlägt. Der Wind milde weht und keinen Staub aufwirbelt.

In diesen Momenten macht man scheinbar einen Raum auf – einen leeren Raum – in den plötzlich Intuitionen einfließen können. So etwas liebe ich! Da spricht dann etwas wesentlich schlaueres als das eigene Gehirn. Das erinnert mich an eine andere Begebenheit.

Vor elf Jahren wohnte ich in einem Bungalow. Seit Wochen kreisten meine Gedanken um Vergangenes und die ungewisse Zukunft. Was ist schief gelaufen, was könnte noch schief laufen, wieso ist es wie es ist? Viele schlaflose Nächte folgten aufeinander und oft bin ich erst mit dem Sonnenaufgang erschlagen ins Bett gefallen. Kilometer über Kilometer bin ich gelaufen um nachzudenken, den Kopf freizukriegen, aber es drehte sich immer nur im Kreis. Und wieder einmal bin ich die ganze Nacht nur gelaufen um wieder mal nur erschlagen ins Bett zu fallen.

Am nächsten Morgen wachte ich auf und öffnete schnell alle Fenster. Da es eine schwüle Nacht war ging ich erst einmal duschen. Fertig geduscht schlüpfte ich in meine bequeme Leinenhose und ging in das Wohnzimmer. Von meinen damals langen Haaren fielen noch ein paar Tropfen auf den Rücken als plötzlich die perfekte Brise durch das Bungalow wehte. Sie war nicht zu kalt und nicht zu heiß. Nicht zu schwach und nicht zu stark. Sie war perfekt. Und genau in diesem Moment klarte sich alles auf. Ganz intuitiv verstand ich die Situation und der ganze Druck fiel einfach so ab. Ich verstand, daß ich weder dumm noch genial, weder häßlich noch hübsch, weder erfolgreich noch erfolglos bin. Ich bin einfach ok. Es ist alles in Ordnung. Es war ein Gefühl von innerem Gleichgewicht. Es war als ob die perfekte Brise mich durchwehte um mir das Geschenk der Mitte zu geben. Und tatsächlich verlief mein Leben danach auf eine ganz andere Weise. Den alten Sunra habe ich verabschiedet. Ich brauchte ihn nicht mehr.

So gefällt es mir manchmal einfach in stillen Gedanken zu verweilen. Denn sie schaffen Raum für die Intuitionen, die Antworten auf Fragen geben, die man selber nie finden könnte. Die Stille bringt den Sturm zur Ruhe, der einen nur hin und her peitscht.

Beim Knipsen des Fotos war ich ganz still.