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RE: Steuern auf Kryptowährungen in Deutschland (Teil 2) | Taxation of Cryptocurrencies in Germany (part 2)

in #deutsch5 years ago

Hey @ew-and-patterns, vielen Dank für Deinen Reply. Hier kommen wir in Gefilde rein, wo es wirklich ins Detail geht. Dadurch, dass weder der deutsche Gesetzgeber noch die Finanzverwaltung (Finanzministerium) sich mal eindeutig zu den Einkünften im Zusammenhang mit Kryptowährungen geäußert haben, ist die Geschichte noch nicht hundertprozentig zu beurteilen. Schauen wir uns im deutschen Steuergesetz um, stellen wir fest, dass die Regelungen darin (bewusst) abstrakt gehalten sind, um auch Entwicklungen, die nach der Unterschrift unter dem Gesetz sich einstellen, ebenfalls mitnehmen zu können.
Einkünfte aus Kryptowährungen sind solche späteren Entwicklungen. Als z.B. das Einkommensteuergesetz geschrieben wurde, dachte von gesetzgeberischer Seite niemand an Kryptowährungen. Für solche Entwicklungen gibt es einerseits den Auffangtatbestand der "sonstigen Einkünfte", der dann greifen soll. Andererseits sind die übrigen Einkunftsarten ja abstrakt gefasst, so dass bestimmte Tätigkeiten darunter gefasst werden können, auch wenn sie nicht ausdrücklich im Gesetz beschrieben sind.
Die Finanzverwaltung könnte somit die Auffassung vertreten, dass es sich um Einkünfte aus selbständiger Arbeit handelt. Es ist uns unbenommen, Argumente zusammenzustellen, die das widerlegen (z.B. könnte man darüber streiten, ob man als Steemit-Blog-Autor am sog. allgemeinen wirtschaftlichen Verkehr teilnimmt). Die Bezahlung bei steemit ist m.E. anders als bei typischen Blog-Modellen, bei denen der Blogger Einkünfte generiert, weil Werbung auf seinem Blog geschaltet wird und er bestimmte Produkte anpreist. Das ist hier anders.
Ergebnis: man kann Argumente verfolgen, um darzustellen, dass die Situation in der Kryptowährung anders ist, als die bisher bekannte.
Hinzu kommt, dass die Finanzverwaltung bisher nach meiner Einschätzung bezüglich Kryptoeinkünften noch nicht gut ausgebildet ist. Von unterschiedlichen Sachbearbeitern bekommt man unterschiedliche Antworten.
Alles in allem: es gibt Argumente für die Besteuerung nach klassischen Merkmalen in Deutschland, es gibt auch welche dagegen. Es kann sein, dass es (zumindest zur Zeit noch, bis eine klare gesetzliche Regelung herrscht) erfolgreich sein kann, gegen die Besteuerung (innerhalb der deutschen gesetzlichen Grenzen zu argumentieren). Versprechen kann ich dazu allerdings nichts.
Und, wie Du festgestellt hast, Steuerberatung kann ich hier natürlich auch nicht machen. Das sind nur ein paar Überlegungen, die ich hier weitergebe.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein bisschen weiterhelfen mit meinen Überlegungen.

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Danke für die ausführliche Antwort, aber drei Fragen hätte ich noch:

  1. Wie erbringe ich den Nachweis, dass ich mein Steem länger als 1 jahr in der Wallet gehalten habe?
    Sobald mein STEEM aus der Exchange raus ist, wird Steem ja nicht mehr von der Auswertungssoftware für Exchanges erfasst.
    Ich muss es also irgendwie anders nachweisen um nicht bei jedem Verkauf aus der Wallet mit Kostenbasis 0 dazustehen und unnötig Steuern zu zahlen.

  2. Ich habe mir in 2017 3000 Steem in 3 Tranchen (3 verschiedene Monate) gekauft. Nach dem Fifo Prinzip müsste ich ja theoretisch das zuerst erworbene Steem auch zuerst verkaufen. Ich habe also quasi:
    1000 gekauft-100 rewards-1000 gekauft-200 rewards-1000 gekauft-300 rewards (zeitliche Abfolge)
    Da ich kein Protokoll über meine rewards geführt habe, frage ich mich wie ich das trennen soll? Der dafür nötige Aufwand ist völlig unverhältnismäßig.

  3. Du musst deine rewards ja auch irgendwie angegeben haben. Wo hast denn du die Infos über rewards pro Monat/Jahr hergeholt? Das würde mir schon sehr weiterhelfen.

Gruß und Vielen Dank für deine Geduld
@ew-and-patterns

Hey @ew-and-patterns, die Fragen sind einfach gestellt, doch schwer zu beantworten. Hundertprozentige Lösungen habe ich dafür leider auch noch nicht. Aber der Reihe nach:

  1. Zunächst mal: Deine Feststellung ist vollkommen richtig. Die Exchanges und sonstigen Möglichkeiten zum Tausch sind nicht bzw. nur - verglichen mit unserem Bankensystem - verhältnismäßig wenig reguliert. Es gibt für diese auch keine Vorschriften, die Transaktionen nachzuhalten und/oder den Investoren Übersichten zu den Erträgen, Ein- und Verkäufen zu liefern; zumindest sind mir keine solchen bekannt. Hier behelfen wir uns im äußersten Notfall tatsächlich auch mal mit Excel-Tabellen, wenn sonst nichts greifbar ist. Das ist zumindest besser als nichts und uns kann nicht nachgesagt werden, dass wir bewusst etwas nicht angegeben hätten. Im Gegenteil, wir machen aus dem Wenigen, was es gibt, zumindest das Beste.
  2. Ich gebe Dir recht, das wird irgendwann unverhältnismäßig. Auch hier: die gute alte Tabellenkalkulation als Basis. Wir behelfen uns mit dem, was wir haben.
  3. Vergangenes Jahr habe ich gemeinsam mit @reggaemuffin und @andybets ein Tax-Tool (https://steemit.com/deutsch/@taxguy/steuer-tool-or-tax-tool) aufgebaut. Das hatte zum Ziel, die Daten zusammenzustellen. Leider mussten wir es wegen der gegen Ende des Jahres extremen Preisschwankungen abstellen, weil es nicht mehr sauber funktionierte. Zu meiner eigenen Steuererklärung: Ich habe erst in 2018 mit dem praktischen Umgang mit Kryptos begonnen und diese Steuererklärung habe ich noch nicht erstellt, so dass ich Dir den endgültigen Erfahrungswert leider noch nicht mit auf den Weg geben kann. Klartext dazu: Ich muss mir also auch noch was konkretes überlegen. Mehr kann ich heute leider nicht bieten.
    Ich hoffe, das hilft Dir erst mal weiter (ich weiß, viel war es nicht). Wir müssen uns leider so behelfen, wie wir können.
    Viele Grüße und jetzt erst mal ein schönes Osterfest Euch allen.

Danke, ebenfalls ein schönes Osterfest wünsche ich :-)