Persönlichkeitsbildung? Wo? In der Schule? Und unsere Kinder? Als Kollektiv?

in #deutsch3 years ago

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Wenn man sich das Szenario, welches im letzen Beitrag
https://hive.blog/deutsch/@zeitgedanken/4s8cec-persoenlichkeitsbildung-wo-in-der-schule-und-unsere-kinder nur grob umrissen werden konnte, betrachtet, ist es durchaus verwunderlich, dass man seine Kinder immer noch den Schulen anvertraut.

Es scheint scheinbar der „Glaube“ an die „Experten“ der Staatsschulen und deren soziologisch und psychologisch „wertvollen“ Kindesliebe ungebrochen zu sein.
Hie und da entrüstet sich ein bisschen Unmut, aber angesichts der Ergebnisse sind die Antworten oft schnell gefunden.
Geht man solchen Antworten jedoch nach, lässt sich kaum eine finden, die auf sachgerechte Analyseergebnissen aufbaut.

Wie Unsicher diese jedoch sind und welches Ausmaß, angesichts der sich immer weiter verbreitenden Unsicherheiten, diese Phänomene bereits angenommen haben, zeigt ein Milliardengeschäft mit „pädagogisch wertvollem Inhalt“.

Anders ist wohl nicht zu erklären, dass Bücher pädagogischen Inhalts ungebrochen und dauerhaft boomen. Ob in weltlicher, geistiger oder übergeistiger Ausprägungen sind, ist dabei irrelevant, denn es ist für jeden ein Stück vom Milliardenmarkt dabei.

Zu groß ist das Risiko am Verlust der Milliarden als dass man zur Ursache vorstoßen wollte. Denn der Slogan „ein jeder hat ein Recht auf Arbeit“ muss ja angesichts dieses Versprechens auch mit Leben gefüllt werden (Achtung Satire: schon traurig, dass man sogar darauf hinweisen muss). Da kann man getrost auch Massen an Schundliteratur und „pädagogischen Kitsch als pädagogisch wertvoll“ veröffentlichen. Hat doch das Trichterlernen solch eine Erfolgsspur hinter sich, dass fast alle sich mit einem Wassereimer identifizieren der nur gefüllt werden brauch und die Wahrheit ist vollkommen. Da ist es auch egal wenn alle lesen können, aber das lesen nicht verstehen und alle rechnen lernen, aber nicht wissen was Mathematik ist. Ist halt wie bei der Juristerei, die Einsmals mit einem hohen Ethos angetreten ist und heute nach dem Motto verfährt, „Du braucht nicht alles wissen, du musst nur wie wissen wo es steht“. Und das Recht wird schon der Wahrheit entsprechen.

Fakt ist auf jedenfall, dass eine ganze Industrie von der Leistungskrise sein Auskommen generiert.

Daher: Lassen wir einmal die ganze Literatur beiseite und schauen uns ganz unvoreingenommen an, wie sich „Bildung“ an Schulen vollzieht.

  • Das Lernen findet in Blöcken als so genanntes Gruppenlernen statt, und zwar in Gruppen zwischen 20 bis 30 gleichaltrigen Schülern (Schulklassen, manchmal auch darüber)
  • Dieses Gruppenlernen erfolgt zu festgelegten Zeiten und in dafür eigens geschaffenen Räumen („Schulzeiten“ und Klassenzimmern“)
  • Die Form des Unterrichts findet gestückelt statt (Unterrichtsstunde)
  • Innerhalb dieser Zeiteinheiten werden die verschiedenartigsten Lerninhalte, in Form von „Schulfächern“ im stündlichen Wechsel dargeboten.
  • Die Unterrichtsinhalte sind in einem Curriculum (einem „Lehrplan“) festgeschrieben.
  • Dieses Curriculum legt zum einen das Ziel und zum auch den Weg des Lernens fest.
  • Jeder Schülergruppe ist ein Lehrpersonal im stündlichen Wechsel zugeteilt.
  • Diese Lehrpersonen sind sowohl für die Vermittlung der Lerninhalte als auch für die Lernmotivation zuständig.
  • Haben die Schülergruppen eine bestimmte Wegstrecke des Lernens hinter sich gebracht, wird dieses Gelernte von den Lehrpersonen oder auch deren Auftraggebern geprüft und bewertet. Die Prüfung hat dabei die Form eines Abfragens (Durchführung von „Tests“) und die Bewertung die Form einer Benotung (Vergabe von „Zensuren“ man beachte dieses Wort, die deutsche Sprache ist sehr genau))

Das sind also nur 8 Merkmale die wir unter dem Gesichtspunkt des Verhältnisses von Bildung und Freiheit zu Betrachten haben.

Schon das Gruppenlernen in Blockformation von 20 - 30 Schüler in vorbestimmten Zeiteinheiten und in vorbestimmten Räumen müssten deutlich machen, dass ein individuelles freies Lernen sich kaum entfalten kann.

Der auf schulische Weise organisierte kollektive Unterricht ist „Massenspeisung“

Schreibt schon Walter Borgius 1981

Im scholarium hatte wir schon vor Jahren eine Analyse herausgebracht, die folgenden Vergleich als Grundlage hatte:

Stellen Sie sich vor, bei uns gäbe es eine gesetzlich „Essenpflicht“. Die Initiative K.R.Ä.T.Z.Ä., die diese verankerte Idee gebar, beschreibt dies so:

Die Essenspflicht bedeutet, daß alle 7 bis 17 jährigen Kinder dreimal täglich eine Mahlzeit in öffentlichen Essensausgabestellen einnehmen müssen. Sie haben sich pünktlich einzufinden und müssen das von Ernährungsexperten ausgewählte Menü aufessen. Dabei werden sie beaufsichtigt und bewertet, damit der Eß-Erfolg gewährleistet bleibe. Wird der Essenspflicht nicht nachgekommen, drohen Zwangsmaßnahmen. Absurde Vorstellung? Nun, Sie haben natürlich bereits erkannt, daß das, was hier absurd erscheint, im Bildungsbereich heute das Normalste der Welt ist. Der Vergleich mit einer fiktiven „Essenspflicht“ ist dabei ausgesprochen hilfreich, die Anmaßungen der „Bildungspolitik“ besser zu erkennen – denn das fiktive Beispiel ermöglich es uns, wichtige Fragen ohne Vorurteil und Konditionierung zu betrachten.

Ich möchte mit diesem Beispiel nicht „Ideen“ wecken, welche „Bessermenschen“ zum Nachdenken anregen könnten, so auch ein Argument eines Lesers dieser Studie. Aber ich gebe zu bedenken, dass dieser Gedanken bereits geboren ist. Er muss nicht einzeln verordnet werden, in Ganztagsschulen laufen diese Ideen bereits als Testlauf. Dieses Beispiel ist realer als man zu denken vermag, auch wenn es einem absurd erscheint.

In einem kurzen Darstellung geht es dann so weiter

Zunächst können wir schon aus dem Beispiel selbst einige wichtige Lehren ziehen. Die Bezeichnung einer Zwangsernährung aller Kinder als „Pflicht“ ist leicht als Euphemismus zu enttarnen, als eine der zahlreichen Begriffsverwirrungen des politischen Neusprech. Eine Pflicht bezeichnet ein sittliches Gebot, dessen Einhaltung für das Bestehen einer Gemeinschaft wesentlich ist. Ursprünglich wurde„Pflicht“ im Deutschen sogar synonym für Gemeinschaft oder Teilhabe verwendet. Natürlich ist die Voraussetzung für sowohl sittliches Handeln als auch für eine Gemeinschaft überhaupt die Möglichkeit, sich auch anders zu verhalten. Es wäre absurd, davon zu sprechen, sich zu „verpflichten“ oder „in die Pflicht genommen zu werden“, wenn man gar keine andere Wahl hat. Wir sind verpflichtet, für unsere Kinder zu sorgen, aber ein Räuber ringt dem Beraubten nicht die „Pflicht“ ab, ihm sein Gut abzutreten, sondern wendet Zwang an. Zwang im Gegensatz zur Pflicht entspringt nicht dem Handlungsspielraum des Akteurs, sondern schränkt diesen ein und nimmt damit dem Eingeschränkten jede Möglichkeit zur Ausübung einer moralischen Pflicht in diesem Bereich. und einer „liberalen“ Variante denkbar (Begriffe in Anführungszeichen sind Neusprech). Bei der „sozialen“ Variante bestünde eine allgemeine „Kantinenpflicht“, das heißt,
der Zwang, bestimmte monopolisierte Gebäude zur standardisierten Nahrungsaufnahme aufzusuchen. In der „liberalen“ Variante gäbe es Ausnahmen vom Kantinenzwang, wenn für den kleinen Untertan nachgewiesen werden kann, daß er andernorts denselben Speiseplan vorgesetzt bekommt, was freilich durch amtliche „Ernährungsexperten“ zu kontrollieren wäre.
Politisch bedeutet ein derartiger Zwang eine zweifache Regulierung: Die Regulierung von Angebot und Nachfrage von Nahrung (oder Bildung). Gesetze bestimmen, wer unter welchen Bedingungen anbieten darf und was unter welchen Bedingungen nachgefragt werden darf.

Dabei ist gerade „das Lernen“ … doch das Allerindividuellste auf dieser Welt

Stellt Jan Edel bereits 2007 fest, dem man sich nur anschließen kann.

Der Schulunterricht findet in Zeiten und in Räumen statt, die der lernende Schüler nicht beeinflussen, geschweige sich aussuchen kann. Außerdem behindert das Zusammenfassen der Lernenden zu Jahrgängen die für das Sozialverhalten der Aufwachsenden außerordentlich wichtige Interaktion zwischen Älteren und Jüngeren, schränkt also die Lernfreiheit auch in dieser Hinsicht ein.

Wegen dieser zeitlichen und räumlichen Inanspruchnahme der Heranwachsenden, verdrängt die Beschuhlung die natürlichen Lernwege außerhalb der Schulwelt.
Da gibt es aber immer einen selbst durch die beste Schule nicht auszulöschenden individuellen Lernbedarf. Diesem stehen außerhalb der Schule nur geringe Zeiten und begrenzte Räume zur Verfügung. Für eher dürftige Lernfortschritte an TV- Geräten und Computern, zwischen Mülltonnen, an überdachten Bushaltestellen, in Hinterhöfen, auf Lasten Bahngleisen, auf Schrottplätzen und in dunklen Winkeln.

Der Eindruck der Entindividualisierung des schulischen Lernens verstärkt sich noch dadurch, dass es nur als „Diskounter“- Unterrichtung im Stundentakt erfolgt. Ein kontinuierlicher Lernfortgang ist kaum möglich. Der Unterricht ist in „Unterrichtseinheiten“ zerstückelt, die sich ständig mit andersartigen Lerninhalten in schneller Folge abwechseln. Die Lernform des stundenweisen Unterrichtens unterdrückt die eigentliche Form des Lernens, nämlich die freie situative Erforschung der Sachen- und Mitwelt. Gerade dann, wenn sich ein Lernender an einem für ihn interessanten Problem festgebissen hat und sich auf einer Spur befindet, die eine brauchbare Lösung erwarten lässt, schellt die Pausenglocke. Die Sache kann u.U. erst in einer Woche weiterverfolgt werden.
Dreimal dürft ihr raten, ob bis dahin bei einem Kind der momentane so wache Antrieb zum Finden der Lösung noch am Leben ist.

Freies Lernen bedeutet eben auch eigenrhythmisches Lernen, d.h. einer Sache nachgehen zu dürfen, ohne dabei durch einen vorgegebenen Takt unterbrochen zu werden.

“Wir Erwachsenen haben die Tendenz, den eigenen Kindern unseren Rhythmus aufzuzwingen“

Beobachtete die Psychologin Verena Kast 2003.
Die Schule ist eine besonders krasse Ausprägung dieses Verhaltensmusters.

Erschwerend kommt hinzu, dass das schulische Lernen nach Vorgabe sogenannter Lehrpläne erfolgt. Mit der Erstellung und Abarbeitung der Lehrpläne

“werden Kinder zu Planungsobjekten, deren Lebenswelt vom grünen Tisch aus reglementiert wird“ (Hermann Rosemann 1978)

Lehrpläne legen sowohl die Ziele als auch die Wege des Lernens fest, z.T. sogar bis ins kleinste Detail. Die Aufwachsenden dürfen nicht nach frei, individuell und spontan sich entwickelnden „Eigenlehrplänen“, sondern müssen nach „Fremdlehrplänen“ lernen. Eigenlehrpläne sind das Gespenst der didaktischen Organisationsspezialisten. Deshalb müssen sie auch wie Gespenster aus dem Lernprozess ausgetrieben werden - zugunsten der Lehrpläne. Maßgeblich dafür ist

„die Grundhaltung, die allen Schulen gemeinsam ist: Die Vorstellung, dass das Urteil einer Person entscheiden soll, was und wann eine andere Person lernen muss“ (Ivan Illich 2003)

Der Lehrplan kann per se nichts anderes sein als Drill und Dressur, weil es sich außerhalb der aktuellen Lernbedürfnisse des Individuums vollzieht.

Drill ist eine besondere Art von Lernen, von Lernen allerdings, das weniger den Menschen kennzeichnet, als das Tier. Drill und Dressur richten sich beim Menschen gegen die Lernfreude, gegen das Verstehen. Dressierte Kinder verlernen das Denken, entarten zu blind gehorsamen Verhaltensautomaten.“ (Hermann Rosemann)

Bildung an Schulen ist eine einem Fremdrythmus unterworfene Lehrplandressur, die in einem von der pädagogischen Obrigkeit gewünschten Zeittakt (Jahrgangsdurchlauf, Unterrichtsstundenablauf) erfolgt. Weder die Lehrenden noch die Lernenden können sich auf die aktuellen Lernbedürfnisse konzentrieren, sondern haben sich den Planvorgaben „von Oben“ zu fügen. Lehrplandressur heißt die Vorstellungsmassen zur beabsichtigten „Bildung“ sollen auf die im Plan vorgeschriebene Weise in die Köpfe der Schüler, nach dem Motto:

Sicher und schnell - macht er die Köpfe hell“, der Nürnberger Trichter

nämlich, der zum Abfüllvorgang bekanntlich auf die Schädeldecke des Opfers aufgesetzt wird. Schon Aristoteles, der berühmte Lehrer Alexander des Großen, wusste:

“Einen jungen Menschen bilden heißt nicht, einen Eimer zu füllen, sondern ein Feuer zu entzünden.“

Ich bin wohl noch nicht mit allen 8 Punkten durch, aber ich denke, das reicht auch für diesen Beitrag. Beim nächsten Post fahre ich fort.

Euer Zeitgedanken

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Wie immer ein sehr guter Bericht von dir Punkt ein echter Mehrwert für die Chain.

LG Michael

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