FilmFriday: Banksy's Doku | Exit Through the Gift Shop (2010)

in #filmfriday6 years ago

Ich für meinen Teil bin ein riesiger Filmfan und kann mir nicht vorstellen, dass ich damit alleine hier auf Steemit bin! Also möchte ich für alle Filmbegeisterten einen Ort schaffen, wo wir uns über unsere liebsten Streifen austauschen können. Jeden Freitag könnt Ihr mit dem Tag #FilmFriday Eure Empfehlungen loswerden und gleichzeitig findet Ihr unter den anderen Vorschlägen vielleicht Euren Film für den Abend! Es wäre auch schön, wenn jeder ein paar Worte zu seinem Film sagen könnte und eine kleine Rezension verfasst. Aber ganz wichtig: BLEIBT SPOILERFREI! Man möchte sich den Film ja schließlich im Nachhinein anschauen. Des Weiteren würde ich mich pro Post nur auf einen Film beschränken. Alles andere wäre zu viel und es steht hier die Qualität und nicht die Quantität im Vordergrund. Ich freue mich dann auf Eure Empfehlungen nächsten Freitag!

Heute gibt es mal keinen Spielfilm, sondern eine Doku! Aber dafür eine, die es echt in sich hat.

Ich denke, vielen sollte der sagenumwobene StreetArt-Künstler Banksy ein Begriff sein. Für diejenigen, die ihn noch nicht kennen, ein kurzes Briefing: Der aus Bristol, UK stammende Künstler wurde durch seine Schablonen-Grafitti mit politischer und sozialkritischer Message weltbekannt. Er hält sich wacker auf dem ersten Platz der am meisten gegoogleten Künstler unserer Zeit. Trotz übermäßiger Berühmtheit hat es Banksy dennoch geschafft, seine Identität komplett geheim zu halten und lässt den Mythos um seine Person aufleben.

Neben seiner StreetArt hat Banksy auch einen Film produziert, über den es heute gehen wird: Exit Through the Gift Shop (2010).

In diesem als Dokumentarfilm aufgemachten Film geht es allerdings nicht um Banksy selbst, sondern um Thierry Guetta, einen Amateurfilmer, der in die StreetArt-Szene hineinrutscht.
Direkt zu Anfang sagt der in einen schwarzen Kapuzenpullover gehüllte Banksy mit geschwärztem Gesicht und verzerrter Stimme:

The film is the story of what happened, when this guy tried to make a documentary about me. But he was actually a lot more interesting than I am, so now the film is kind of about him.

Der Film ist die Geschichte darüber, was passiert ist, als dieser Typ versucht hat, einen Dokumentarfilm über mich zu drehen. Aber er war eigentlich viel interessanter als ich, also ist der Film jetzt eher über ihn.

Der Franzose Thierry Guetta, der nach Los Angeles im­mi­g­rie­rt ist, gibt sich am Anfang als gewöhnlicher Familienvater. Allerdings wird schnell klar, dass der "mental etwas problematische" Thierry einen Tick hat, den man schöner umschrieben auch Leidenschaft nennen kann. Er filmt so gut wie sein ganzes Leben.
Über seinen Cousin, den französischen StreetArt-Künstler Invader, kommt er in Kontakt mit der in den Kinderschuhen stehenden StreetArt-Szene. Mit seiner Kamera dokumentiert er bald viele StreetArt-Künstler bei der Arbeit.
Irgendwann lernt er auch Banksy kennen, der ihm gestattet, auch seine Arbeiten zu filmen. Thierry freundet sich sogar teilweise mit ihm an.
Mit der Zeit produziert Thierry 1000 Stunden an Footage, die er sich allerdings nie wieder anschaut. Irgendwann fasst er aber den Entschluss, die Kassetten stichprobenartig zu einer Doku über StreetArt zusammenzuschneiden. Thierry's erster Film wird allerdings ein Desaster und die StreetArt-Künstler merken langsam, dass es sich bei ihrem Kameramann um keinen Filmemacher handelt, sondern doch eher um einen Familienvater mit mentalen Problemen.
Banksy nimmt das Filmemachen also selbst in die Hand und bedient sich dabei an Thierry's großer Sammlung. Um diesen in der Zeit beschäftigt zu halten, schlägt er Thierry vor, doch selbst StreetArt zu machen. Gesagt, getan. Der talentfreie Thierry heuert ein großes Team an kleinen Künstlern an, die für ihn Kunst wie am Fließband produzieren. Thierry wird unter dem Synonym Mr. Brainwash über Nacht zum Megastar der StreetArt-Welt.

Exit Through the Gift Shop bietet einen spannenden Einblick hinter die Kulissen der StreetArt-Szene. Gleichzeitig verpasst sie ihr jedoch einen strammen Seitenhieb. Es wird harsch die Kommerzialisierung in der Kunstwelt kritisiert und der Wert der "Fließband-Kunst" hinterfragt. Thierry Guetta wird zur Galionsfigur des Di­let­tan­tis­mus, der in seiner Rolle so urkomisch, aber auch so authentisch ist.

Häufig wird der Wahrheitsgehalt der Doku angezweifelt und die Frage gestellt, ob es sich lediglich um eine Mockumentary handelt. Die Macher streiten die Vorwürfe allerdings vehement ab. Das ist zwar genau das, was man sagen würde, wenn man nicht will, dass der Fake auffliegt, aber ich glaube Banksy trotzdem. Dafür wirken die Bilder zu echt und sogar Thierry Guetta selbst, der in der Doku nicht ganz ungeschoren davon kommt, bestätigt, dass der Film zu 100% die Wahrheit sei.

Ob echt oder gefälscht, lässt sich trotzdem sagen: Selten war eine Doku so unterhaltsam. Sie wurde sogar für den Oscar für den besten Dokumentarfilm nominiert. Ich kann die kurzweilige, anderthalbstündige Doku also jedem ans Herz legen. Man bekommt sofort die Lust, die Spraydose in die Hand zu nehmen und raus durch die Streets zu ziehen.

Banksy sieht das etwas anders. Er versteht die Rolle Thierry's eher als Abschreckung:

I guess my ambition was to make a film that would do for graffiti art what Karate Kid did for martial arts – a film that would get every schoolkid in the world picking up a spray can and having a go… As it turns out, I think we might have a film that does for street art what Jaws did for waterskiing.

Ich schätze, mein Ziel war es, einen Film zu machen, der für die Graffiti-Kunst das tut, was Karate Kid für die Kampfkunst getan hat - einen Film, der jedes Schulkind auf der Welt dazu bringt, eine Spraydose aufzuheben und loszulegen.... Wie sich herausstellt, haben wir vielleicht nun einen Film, der für StreetArt das tut, was Der weiße Hai für Wasserski getan hat.

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Sehr schöner Beitrag. Hört wirklich interressant an die Doku. Da werd ich auf jedenfall mal reinschauen. Danke für den Beitrag und den guten Tipp, auch mal was anderes.