Welche Aktie ist die Richtige?

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Es ist wirklich schwer Leute zu ihrem Glück zu bewegen und endlich mal den Hintern aus dem Sofa zu kriegen um sich ein wenig mit Wertpapiere zu befassen. Hat man jemanden doch endlich einmal soweit und ein wenig dazu gebracht sich mit der Materie zu befassen, dauert es meist nicht lange bis es jene Frage gibt, die bei mir zum Augenkullern führt: Welche Aktie ist die Richtige?

Rationaler Ansatz

Das diese Frage nicht unbedingt die Smarteste ist, erschließt sich bereits, wenn man die Grundlagen der Logik anwendet. Würde ich oder irgend jemand auf dieser Welt wissen, welche Aktien in der nächsten Zeit zu einem echten Kursfeuerwerk führen werden, würde ich nicht mehr für mein Geld arbeiten, sondern einfach alles auf diese Aktien setzen. Geld zu verdienen würde trivial sein.

Vermutlich würde ich ein lautes „Papa braucht ein neues Paar Schuhe!“ in den Bart murmel und laut rufen: „Alles auf Tesla! Heute verliert die Bank!“ Ein durchaus suffizierende Vorstellung, allerdings bin ich mir ziemlich sicher, dass am Ende doch eher jemand anderes gewinnt. Entgegen der weit verbreiteten Meinung hat die Börse eben nichts mit Glückspiel zu tun, selbst wenn hier und da eben sicherlich auch mal ein wenig Glück gehört.

Alle die bisher eine solche Strategie gefahren sind, sind meines Wissens nach krachend gegen die Wand gefahren. Eben weil man mit einem Gotteskomplex nicht besonders gut an der Börse fährt und sich irgend ein todsicherer Deal als Fehler herausstellt.

Somit ist die Frage vielleicht ja doch noch zu retten. Wie wähle ich eine richtige Aktie aus, wenn ich gar nicht weiß, welche Aktie die Richtige ist?

Pragmatische Ansatz

Nun dafür sollte man vielleicht einen Blick darauf werfen, welcher Aktientyp überhaupt für einen richtig zu sein scheint. Üblicherweise werden Aktionäre ja gerne auf einer Skala von „konservativ“ bis „progressiv“ eingeteilt. Der Konservative setzt lieber auf bewährte Unternehmen, die bereits sehr lange am Markt erfolgreich unterwegs sind. Solche Unternehmen werden eben gerne auch als „Bluechips“ bezeichnet und sind oft in gesättigten Märkten unterwegs.

Das eine Cola vom Markt verschwindet ist eher unwahrscheinlich, da die Marke eben jeder kennt und selbst der radikale Gesundheitsfanatiker oder Veganer sich irgendwann davon etwas hinter die Binde kippt. Sei es pur oder mit etwas Sprit drin. Spätestens seit aber auch jeder Chinese Cola trinkt, wird es langsam schwer das der Markt weiter wächst. Er kann wachsen, aber eben nicht mehr mit phänomenalen Zahlen. Ein Bluechip macht seinen Gewinn primär über die Ausschüttung eines funktionierenden Geschäftes und weniger über sein Wachstum.

Ein progressiver Geist wird vermutlich eher mit einem Tesla seine Freude haben. Ein junger wilder Herausforderer, der sich mit dem Establishment anlegt. Alle konservativen Anleger laufen von diesen Titel schreiend davon oder blicken entsetzt rein, wie man bloß auf so ein Unternehmen hereinfallen kann. Nie und nimmer kann man damit aus dem Nichts eine neue Automarke aufbauen.

Und so oft wie diese Unternehmen auch scheitern, steht da plötzlich ein fettes Monstrum vor einem, dass Problemlos in der Lage wäre einige der alten Giganten zu verspeisen und trotzdem noch Hunger zu haben. Wer einen solchen Ritt von Anfang bis Ende mit gemacht hat, kann wirklich sehr viel Geld verdienen.

Je nachdem wie Risikoaffine man ist, kann man eben eher konservativ oder eher progressiv anlegen. Und ich höre bei meinem Investitionsstil oft, dass ich ein Anarchist sei, weil ich mich eben nicht an diese Regeln halte. Vorwiegend investiere ich konservativ … gerne sogar stink konservativ… und trotzdem gehe ich auch immer wieder gerne mal in progressivere Wetten rein.

Auch hier kann man also durchaus – je nach Investortyp – mit unterschiedlichen Aktien seine Freude haben. Selbst wenn diese überhaupt nicht ins eigene Spektrum passen.

Moralischer Ansatz

Redet man mit Frischlingen über Unternehmen, dann fällt oft immer eine besondere Abwehrhaltung auf. Es gibt stets immer das eine Unternehmen bei denen der junge Investor sofort drauf reagiert! „Was Shell? Die machen unsere Welt kaputt!“. „Unilever? Weißt Du was die in ihre Lebensmittel mischen?“ Kann man seine Aktien vielleicht nach einem Nachhaltigkeitsfaktor auswählen? In dem man die bösen Unternehmen einfach von der Liste streicht und nur noch ein paar gute Übrig bleiben?

Ich selbst halte sehr viel von moralischen Unternehmen. So würde ich z.B. nie eine Microsoft-Aktie kaufen, da dies für mich als alter Linux-Nutzer das „Evil Empire“ ist. Das Böse das für das andere System steht und gnadenlos jeden vernichtet, der nicht irgendwie in das Schema passt. Eine Einschätzung bei der viele andere mit der Hand vor der Stirn schwenken würden.

Auch kaufe ich keine reinen Waffenkonzerne ein. Rheinmetall! Ein wirklich gutes Investment über viele Jahre hinweg und stets fundamental bei mir auf die Watchliste gekommen. Trotzdem nie gekauft, weil ich eben nicht will, dass ich am Ende sagen muss, dass an meinem Geld Blut klebt. Es gibt viele zivile Unternehmen am Markt, die einen guten Job machen, wieso soll ich mir da Blutdiamanten ins Portfolio holen?

Oder Atomstrom, den ich kategorisch ablehne. Es macht keinen Sinn in ein Unternehmen zu investieren, während ich gleichzeitig dagegen auf die Straße gehe. Das wäre schier schizophren, auch wenn es eigentlich Sinn macht sich in eine Position zu bewegen in der man auf die eine oder andere Seite gewinnt.

Und jeder dieser Punkt wird potenziell von jemanden von Euch in Frage gestellt. Weil jeder von uns eine andere Moralvorstellung hat und bereit ist Dinge zu akzeptieren. Wenn ein Kohlestromer sich heute von seinen Kohlekraftwerken zu trennen und auf regenerative Energien zu setzen, wie lange sollte man ihn dann dafür noch weiter sanktionieren?

Was ist mit einem Airbus, die sowohl zivil als auch militärisch unterwegs sind. Muss man es vollständig sanktionieren? Jeder von uns muss sich bei seinen Unternehmen solche Fragen stellen und für sich beantworten, ob man damit Nachts ruhig schlafen kann. Wenn man den geringsten Zweifel daran hat, muss man auch mal etwas gehen lassen und was anderes nehmen. Hilft uns das nun aber das richtige Unternehmen auszuwählen?

Ökonomische Faktoren

Gerade jemand mit Erfahrung an der Börse wird zig gute Ratschläge geben können, welche Kriterien bei einem Unternehmen besonders wichtig sind. Der Anfänger wird etwas vom KGV reden. Ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis zu hoch, darf man ein Unternehmen nicht mehr kaufen. Wer sich eisern daran hält, hätte nie ein Amazon gekauft, obwohl dies ein gutes Geschäft ist.

Andere Blicken auf die Dividendenrentabilität. Gerade als konservativer Anleger ist eine hohe Ausschüttung stets etwas feines. Man teilt die Gewinne auf und entnimmt sie dem Unternehmen. Ein riesiger Frevel, denkt der Progressive! Das Geld könnte doch soviel mehr Hebeln, wenn man es im Unternehmen einsetzt… zumindest dann, wenn der Markt noch nicht gesättigt ist. Zudem sagt eine hohe Dividendenrentabilität absolut nichts aus. Es kann auch bedeuten, dass ein Unternehmen am Markt so richtig verprügelt wurde und die Kurse sehr niedrig sind. Oft stürzt dann auch der Gewinn und damit die Dividende weiter ab.

Oder das Unternehmen schüttet ganz bewusst Substanz aus, weil ein Teil der Aktionäre sich schon zum wütenden Mob sammelt und den Kopf des Vorsitzenden fordert. Da können ein paar großzügige Würfe in die Massen die Gemüte schon ein wenig beruhigen. Ein gutes Omen für ein prosperierendes Unternehmen ist das allerdings auch nicht.

Ich selbst verweise gerne auf die Verschuldungsquote, da ich gerne Unternehmen halte, die zwar Fremdkapital einsetzen, aber eben in einer Größe, dass sie es kontrollieren können. Steht die Bank schon hinter dem Unternehmen und beginnt freudig die Messer zu wetzen, will ich eher nicht daran beteiligt sein.

Wie man es auch dreht oder wendet, man wird sehr viele Kriterien finden, wie man gute Unternehmen findet. Jeder Aktionär wird einem einen anderen Tipp dafür geben.

#Personeller Ansatz

Wer schon einmal einen Elon Musk oder einen Steve Jobs auf einer Hauptversammlung gesehen hat, wird einem bestätigen können, dass es durchaus Charakter in Unternehmen gibt, die einem auffallen. Schillernde Persönlichkeiten, die einfach richtig gut Verkaufen können oder mit dem man etwas assoziiert. Nicht nur Gutes, aber immerhin etwas bekanntes.

Auf der anderen Seite gibt es da die deutschen Unternehmer, die man scheinbar direkt aus einer Behörde weggefangen hat. Graue gestalten ohne Humor oder Charisma, die ihr Lebensheil nicht darin finden ein Unternehmen zu inspirieren oder in ein neues Zeitalter zu führen, sondern es perfekt bürokratisch durchzuplanen.

Ich schaue mir gerne die Personen hinter den Unternehmen an. Der CEO oder der Finanzchef kann schon einmal gegooglt werden. Ist das jemand mit dem man sich identifizieren kann? Wenn er Entscheidungen getroffen hat, konnte man diese nachvollziehen und fand sie gut? Oder blickte man eher angewidert darauf und schüttelte den Kopf.

Am Ende ist ein Unternehmen immer ein Gesamtwerk vieler Menschen und auch ein gutes Unternehmen wird nicht automatisch von einem schlechten Management gegen die Wand gefahren. Aber was hilft ein Sportwagen, wenn jemand die ganze Zeit auf die Bremse drückt und die Leute daran hindert vernünftig zu arbeiten?

Kann man vielleicht so die richtigen Aktien finden?

Mediale Ansatz

Viele Menschen wählen ihre Aktien mit Hilfe der Finanzpornographie aus. Pardon, mit „Finanznachrichten!“. Sie lesen Tag ein, Tag aus, irgendwelche Nachrichten um daraus irgendwelche Trends herzuleiten. Wie? Metro-Aktie? „Anleger halten in Pandemie Abstand – Was bedeutet das?“ „Trendwende bei K+S, wie sie richtig absahnen!“.

Irgendwelche Finanzanalysten aus Medien oder irgendwelchen Banken orakeln darüber, wie sich irgendwelche Kurse entwickeln werden. Wahlweise in dem Linien eingezeichnet werden, sie Trendglauben vermitteln oder schlichtweg einfach immer nur die gleichen Titel präsentieren.

Dies sind jene Charakter, die vor Tausenden von Jahren dem Schamanen gemimt haben und vermutlich so ziemlich alles verraucht haben, was sie in die Finger bekamen. Sie konnten mit irgendwelchen Geistern reden, die vermutlich außer ihnen niemand gesehen hat.

Genauso sieht es mit den Chancen aus, die die Analysten heute oft sehen. Kann kommen, kann auch nicht kommen. Wichtig ist aber, dass sobald es im Portal steht, es bereits eingepreist ist und man somit eigentlich nie etwas lesen muss...

Fazit

Bereits am Anfang habe ich erklärt, dass wenn es möglich wäre die richtigen Aktien zu finden, jemand sehr reich werden würde. Die meisten Menschen sind dies aber nicht und somit scheint es auch kein universelles Muster zu geben.

Je nachdem mit wem man darüber redet, wird man unterschiedliche Tipps und Ratschläge bekommen, wie man eine gute Aktie findet. Je selbstbewusster diese Person einem einen „sicheren Weg“ offenbart, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen Scharlatan handelt. Denn selbst die besten Cherry-Picker nähren sich auf lange Sicht stets dem Gesamtmarkt an.

Deswegen ist der Ansatz ETFs zu kaufen gar nicht so blöde – auf lange Sicht. Und allemal besser als jenen Finanzanalysten glauben zu schenken, die einem das Blau vom Himmel versprechen. Sind Einzelaktien daher per se schlecht oder haben alle Leute keine Ahnung?

Nein, mitnichten. Jeder der oben genannten Punkte kann einem dabei helfen seine richtige Aktie zu finden. Und sei es eben nur um festzustellen, dass die Finanzpornographie eine Aktie auf dem Schirm hat und daher vielleicht doch nicht so gut ist. Am Ende sollte man ein Unternehmen nie nach nur einem Kriterium auswählen, sondern verschiedene Punkte abklopfen und sehen, ob es für einen passt.

Hat man ein Unternehmen bei denen viele der Punkte zutreffen, die man gerne bei einem Unternehmen haben möchte, sollte man auch mal etwas riskieren und Position beziehen. Einfach mal reingehen. Kann funktionieren oder auch nicht. Aber wer nur analysiert und nie handelt, kann es auch gleich bleiben lassen.

Der einzige wirklich gute Rat ist eben, dass man nicht wie in einem Casino vorgeht und alles auf eine Karte setzt. Denn einzigen wirklichen Fehler den man machen kann ist es, dass man alles auf eine Karte setze. Diversifikation lautet das Zauberwort! Stelle stets sicher, dass Du auf viele gute Unternehmen setzt, dann wird da auch ein paar Richtige dabei sein.

Doch wie breit sollte man sich aufstellen? Nun selbst da gibt es wiederum unterschiedliche Ansichten darüber. 5, 10, andere sagen 100. Auch hier hängt wieder sehr davon ab, wie risikoaffine man ist und in welchen Märkten man sich bewegt. Du merkst es aber schon, wenn dein Portfolio recht stabil unterwegs ist… und auch wann es Dir zu langweilig oder zu volatil wird.

Und wenn Du neu bist… keine Sorge! Jeder fängt irgendwann mit einer Aktie an und ist nicht besonders divers unterwegs. Aber man muss eben immer erst einen Schritt machen, bevor man einen Zweiten machen kann. Wichtig ist, dass man daran bleibt und sich selbst einen Kopf darum macht, wie das perfekte Unternehmen bei einem aussieht. Und nur der naive Geist wird dabei nur auf die kurzfristige Rendite blicken, sondern auch andere faszinierende Eigenschaften finden.

Enttäuscht, weil es keine Liste von Aktien gab? Die Frage ist wesentlich komplexer als manch einer annimmt. Gerade diese komplexen Fragen sollen an einem Markt gelöst werden in dem jeder einzelne Akteur eine Entscheidung trifft und Position bezieht. Wäre dies Problem trivial, bräuchte es keine Märkte mehr

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