Wie Reichtum entsteht

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Neulich wurde ich von einem Bekannten gefragt, wieso Reiche eigentlich reich sind. Was eigentlich eher als rhetorische Frage gedacht war, hinderte mich natürlich nicht daran sie zu beantworten. Und natürlich will ich Euch auch gerne daran Teilhaben lassen ;)

Ich selbst gehöre zu jemanden der sehr aktiv auf den Wertpapiermarkt spezialisiert hat und gehöre dort zu der seltenen Gattung der Eigenkapitalanleger. D.h. ich habe schlichtweg eine sehr hohe Sparquote und stecken jeden Euro der nicht zum Leben notwendig ist in den Kapitalmarkt. Das hat ein paar sehr coole Effekte für mich. Ich bin ein wenig die Schildkröte am Kapitalmarkt. Wird es mal richtig rau und stürmisch, lege ich mich hin, verkrieche mich und sitze es aus.

Was soll schon passieren? Ich brauche das Geld nicht und ich habe Zeit. Niemand steht hinter mir und beginnt mich zu würgen, sobald ich mal nicht mehr richtig performe. Das muss ich ausschließlich mit mir selbst klären. Zunächst hört sich eine solche Position sehr cool an, allerdings ist die Schildkröte eben auch sehr langsam unterwegs. Es ist ein Ausdauersport den ich mache und richtig reich wird man mit der Strategie eigentlich auch nicht.

Viel interessanter ist dies eher dann, wenn man mit Fremdkapital rangeht. Der durchschnittliche Deutsche schreit dabei immer sofort auf: Schulden sind böse! Genau, es bringt einem am Ende eben genau die Person, die hinter einem steht und bei jeder Transaktion erst einmal die Hand aufhält, da er an den Gewinnen beteiligt sein müsste. Was wäre aber, wenn man nicht selbst die Schuld tilgt, sondern einen Deppen findet, der dass für einen macht?

Eine solche Aussage führt meist immer erst zu einer Erheiterung, die aber recht schnell verstummt. Um dieses Konzept ein wenig genauer zu verstehen, schauen wir uns heute einmal den Immobilienmarkt näher an. Wer nicht gerade das Glück hat im tiefsten Osten zu wohnen, wird vermutlich dort ein wenig das Schlucken bekommen haben. In vielen Regionen Deutschland ist es nämlich gar nicht mehr so leicht sich ein Eigenheim zu kaufen, da die Preise vielerorts selbst für kleine dreckige Löcher bereits sehr hoch sind.

Ich kenne niemanden, der in der Lage ist Immobilien mal eben aus dem Porto mit Eigenkapital zu kaufen. Und wer von Euch bereits ein Haus gekauft hat, wird die Lösung dafür bereits kennen. Man geht zur Bank und lässt sich einen Kredit geben. Damit wird es einem ermöglicht einen Traum der Zukunft bereits im Jetzt zu leben für den Preis des Geldes… sprich Zinsen.

Was hat dies nun allerdings mit Reichtum zu tun? Denn kaum jemand von Euch wird sich als reich empfinden, wenn er ein Haus hat, dass er bei der Bank abbezahlen muss. Am Ende gehört ja der Bank das Haus und man ist eigentlich ihr Sklave.

Nehmen wir einmal an, dass ihr das Haus nicht selbst bewohnt. Ihr nehmt einen Kredit auf und müsst dafür 300€ pro Monat tilgen. Eure Mieteinnahmen sind allerdings bei 400€ im Monat angelegt. So ergibt dies einen positiven Cashflow von 100€. Der Witz an der Sache ist allerdings, dass ihr gar nicht arbeiten gehen müsst um diese 300€ zu tilgen. Sondern ein Vermieter Euch Miete zahlt, die ihr dann wiederum an die Bank weiterzahlt. Und am Ende bleibt sogar noch etwas für Euch übrig.

Mit anderen Worten ihr habt einen Deppen gefunden, der für Euch den Kredit bei der Bank abbezahlt. Und mit jeder Tilgung, die ihr durchführt, steigt Euer Vermögen ein klein wenig weiter an. Gleichzeitig wächst auch der Cashflow, da ihr weniger tilgt und somit mehr von der Miete übrig bleibt.

Dabei will ich gar nicht den Vermieter schlecht reden. Er kassiert zwar die Kohle des Mieters und leiht sich das Geld von Dritten, aber er ist am Ende eben jener der im Risiko steht. Er ist derjenige, der am Ende den Kopf hinhält, wenn es zu einem Leerstand, Schäden am Haus kommt oder irgend etwas anderes passiert, dass der Kredit nicht mehr getilgt wird. Der Mieter fliegt im Zweifel raus, die Bank hat einen Gegenwert.

Trotzdem ist es ein gutes Beispiel, wieso einige Leute reicht werden. Weil sie es schaffen Systeme zu etablieren in denen andere für sie arbeiten. Sei es weil sie etwas vermieten, sei es weil sie Leute anstellen oder eben weil sie Kapitalgeber sind. Der arme Mensch tauscht immer eine „Sicherheit“ gegen ein potenzielles Risiko ein. Ja, auch wir Angestellte tun dies. Würden wir als Freiberufler oder Selbstständige arbeiten, würden wir nämlich wesentlich mehr verdienen. Allerdings würden unsere Einnahmen schwanken.

Wir tauschen dieses Risiko ein gegen die Sicherheit am Monatsende Geld zu bekommen. Der Mieter kauft kein Haus und steht für einen Kredit ein, sondern geht ein überschaubares Risiko (der Miete) ein. Naja und ich als Kapitalgeber stecke eben Geld in Unternehmen mit dem Risiko, dass es zu einem Totalverlust kommt. Dafür gibt es dann eben eine Dividende oder Kursanstiege, während der Arbeitnehmer mit einem überschaubaren Anteil zufrieden geben muss.

Wenn immer Risiko eingegangen wird, kann man etwas verdienen. Der Reiche versteht, dass es unterschiedliche Risiken gibt. Einen Kredit aufzunehmen um sich einen Cashflow aufzubauen, die jemand anderes für einen abbezahlt, ist ein eher gutes Risiko. Gerade dann, wenn man notfalls auch noch aus eigener Tasche tilgen könnte. Mit verbundenen Augen über die A7 zur Urlaubszeit zu laufen ist auch ein Risiko. Allerdings kein besonderes schlaues.

Oft wird gepredigt, dass Risiko und Rendite zusammen hängen. Das stimmt. Aber es wäre ein Trugschluss, dass man nun nur das Risiko maximieren muss, um eine möglichst hohe Rendite zu erwirtschaften. Im Gegenteil! Ein kalkulierbares Risiko ist oftmals wesentlich besser, wenn es eine mäßige Rendite gibt, anstatt eine, die man überhaupt nicht abschätzen kann.

Wer allerdings stets dem Risiko aus dem Wege geht, wird auch nie auch nur Ansatzweise in die Nähe von Reichtum kommen. Das Sparkonto ist ne sichere Sache. Dafür bezahlt man aber eben nun auch seinen Preis.

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Schön veranschaulicht!
Leider wird das hier oft vergessen

aber er ist am Ende eben jener der im Risiko steht. Er ist derjenige, der am Ende den Kopf hinhält, wenn es zu einem Leerstand, Schäden am Haus kommt oder irgend etwas anderes passiert, dass der Kredit nicht mehr getilgt wird.

wenn gegen die bösen Vermieter gehezt wird.

Ja. Zumal eben das Schubladendenken immer der Teil ist über den ich mich am meisten aufrege. Da ist der Kleinvermieter auf der gleichen Ebene wie ein Vonovia. Wer solch eine Unterteilung am Ende nicht schafft mit dem braucht man aber eigentlich auch gar nicht mehr groß diskutieren. Ein furchtbarer Beißreflex, den viele in diesem Land haben :-/

Sehr cooler Artikel! Hab nun seit Mai mit „jungen“ 23 Jahren angefangen regelmäßig in Dividendenaktien zu investieren. Die aktuelle Revision nutze ich um billige Einstiegskurse zu ergattern.
Ich hoffe das regelmäßige investieren mit dem dollar cost averaging macht sich, eines Tages für mein passives Einkommen, bezahlt.

Wenn Du mit 23 Jahren bereits anfängst etwas zur Seite zu legen, hast Du bereits alles richtig gemacht und schlägst locker 80% der Bevölkerung und gerade deine Altersschicht. Nicht wenige fangen erst mit 40 an sich das erste Mal überhaupt mit "Rentenvorsorge" zu befassen und laufen dann noch der Bank in die Arme. Wer da Mitte der 20er dies selbst mit Wertpapieren übernimmt, hat aus meiner Sicht alles richtig gemacht.

Dividendenaktien kaufen ist auch ein guter Ansatz. Wenn Du merkst, dass Du Dich damit schwer tust, kannst Du aber auch auf ETFs setzen. Ich selbste empfehle immer einen gesunden Mix aus "Stumpf den Markt kaufen" und ein wenig "Cherry Picking". Am Ende wird beides aufs gleiche hinauslaufen, aber man hat gerade einen psychologisch guten Mix zwischen Automatisierung und sich ein wenig mit einzelnen Unternehmen zu befassen.

Gewöhne Dich an Events wie "Coronacrash" nicht zu sehr und laufe nicht in die Timing Falle. Kaufe niedrig, verkaufe hoch. Die Theorie ist einfach in der Praxis ist dies nicht so leicht. Regelmäßige Nachkäufe z.B. über Sparpläne oder zumindest dem sklavischen Kauf eines Musters auch in Hochzeiten hilft auf lange Sicht.

Beim "Passiven Einkommen" bitte nicht den Werbern auf den Leim gehen. Ich selbst vermeide den Begriff nach Möglichkeit, weil er eine Lüge ist. Fast alle "passiven Einkommen" sind stets mit einer Form von Arbeit verbunden. Zugegeben: Einer meist sehr angenehmen und einfachen. Am Ende muss man aber auch dort Zeit in Recherche, Lernen und Vergleiche reinstecken. Oder eben Risikostreuung auch im Bereich P2P. Der Begriff "finanzielle Freiheit" finde ich wesentlich besser, weil es im Kern ein besseres Ziel ist. Nicht mehr von anderen abhängig zu sein oder immer ein wenig mehr.

Hat man irgendwann sein "Fuck you"-Money zusammen und ist nicht mehr von seinem Arbeitgeber abhängig gibt einem das sehr viel Freiheit, selbst wenn man am Ende doch weiter arbeiten sollte ;)

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