(Bildschirmfoto: "After the Fire")
Langsam aber sicher dringt der Umfang der Katastrophe in West-Maui ins Bewusstsein. Die Umstände die zu dieser Katastrophe führten werden von Tag zu Tag fragwürdiger. Der Eindruck ist enstanden, das diese Katastrophe nicht mit rechten Dingen vonstatten ging. Es ist eines, einer Naturkatastrophe ausgesetzt zu sein - etwas ganz anderes jedoch, wenn Zweifel nicht ausgeräumt werden können, daß finstere Machenschaften diese Katastrophe nicht nur herbeigeführt haben, sondern auch für unterlassene Hilfeleistung verantwortlich sind. Als jemand der sieben Jahre auf Maui und dreizehn Jahre auf Big Island gelebt hat, kenne ich sehr viele Hawai'ianer und Zugereiste. Keiner dieser Freunde und Bekannten schenkt dem, was über die Ereignisse berichtet wird glauben.
Die Hawai'ianer haben sehr wohl ihre eigenen Erfahrungen mit den Massenmedien gemacht. Sie besitzen zu einem grossen Teil kritisches Denken - ihre Geschichte ist lang und ähnelt derjenigen der Nordamerikanischen Ureinwohnern in wesentlichen Zügen. Speziell die Zeit nach 9/11 hat bei vielen "Kanaka Maole" (wie Hawai'ianer sich selbst bezeichnen) einen tiefen Unglauben an sogenannte "offiziellen Narrativen" enstehen lassen. Auch wenn es viele Angepasste an den "Amerikanischen Traum" gibt, die Mehrheit weiss eben mittlerweile auch, daß man im Tiefschlaf sein muss um diesen noch für voll zu nehmen. In meinem persönlichen Falle, kenne ich fast aussschließlich nur Hawai'ianer, die sich und ihre Kultur nicht adequat vertreten sehen. Seit Beginn des 21. Jahrhunderts findet eine Landumverteilung statt. Die Methoden sind nicht neu und umfangreich. Im Endresultat geht es darum den Hawai'ianern ihr Land wegzunehmen. Land, das für sie Heimat ist, Muttererde - aus dem sie hervorgingen und in das sie zurückkehren. Lava. Land, das ihre Grossmutter, die Göttin Pele erschaffen hat. Auf meinen Reisen habe ich selten Menschen getroffen, die so sehr mit ihrer Erde verbunden waren. Einfache Häuser, die vielen Erdbeben standgehalten haben. Mit dem Komfort, den man im Paradies als angemessen ansieht - wenig, wenn überhaupt. Man lebt im Paradies, 365 Tage an denen man sich im Freien aufhalten kann und sehr oft will. Da braucht es eben keine kostspielige Villa - ganz besonders nicht in Gegenden, in denen Tutu Pele öfter mal vorbeischaut.
Lahaina gehört nicht zu diesen Gegenden. Obwohl man überall Tsunami Sirenentürme sehen kann - die meisten auf der ganzen Welt, wurde Lahaina nicht in dem Maße von Tsunamis heimgesucht, wie andere Orte auf den Inseln. Sie werden jedoch an jedem ersten Tag eines Monats getestet. Also weiss man auch ganz genau, ob die funktionieren, oder nicht. Im Falle Lahainas funktionierten sie sehr wohl - nur wurden sie nicht benutzt. Als Ausrede wird darauf verwiesen, das man das Handy-Alarmsystem vorgezogen hatte. Ein völlig unzuverlässiges System das auf ein vom Strom abhängiges Netzwerk angewiesen ist. Kein Strom - kein Handy/WiFi Empfang. Gerade das Stromnetz ist sehr anfällig in Hawai'i. Nicht nur in Zeiten von etwaigen Hurricanes und Erdbeben. Oft reichen schon starke Tradewinds um einen betagten Strommasten zu Fall zu bringen. Aus diesem Grunde war die Nichtinanspruchnahme des stromunabhängigen Sirenennetzwerkes gröbstes fahrlässiges Verhalten seitens der Autoritäten. Wie jedoch bemerkt, Hawai'ianer glauben nicht an Fahrlässigkeit. Sie unterstellen Absicht. Das gleiche gilt auch für das Abstellen des Wassers, welches zu keinem Zeitpunkt hätte abgestellt werden dürfen. Als jemand der Stalingrad nicht vergessen kann - da einer meiner Grossväter dort sein Leben verlor - kam mir der Vergleich des "Kessels" in den Sinn. Lahaina wurde eingekesselt. Es wurden den Menschen keine Fluchtkorridore geöffnet - wie es bei Tsunamialarmen der Fall ist. Fluchtwege sind immerund überall wo eine Tsunami Zone ist aufgezeigt. Lahaina ist eine Tsunami-Zone. Fluchtwege müssen immer und schnellstens erreichbar sein. Lahaina ist nicht nur DIE Touristenattraktion auf Maui und in ganz Hawai'i, ein grosser Teil der Bevölkerung sind eben Hawai'ianer die in einfachen Häusern des "Pazifischen Inselstils" auf teuren Immobilien leben. Ein Haus das nicht mehr als $100.000,-- Dollar wert ist - auf einem millionenschweren Grundstück.
Ich überlasse es der Fantasie des Lesers sich darüber Gedanken zu machen - speziell im Bezug auf Pandemie und Ukraine Krieg - zu welchen Machenschaften die reichsten der Reichen in der Lage sind. Welche Verbrechen ihre Aktiengesellschaften ungestraft verüben dürfen, mit was ihre Seilschaften davonkommen. Man mache sich nur schlau was in "East Palestine" im Bundesstaat Ohio vor sich geht - sechs Monate nach dem Abfackeln hochgiftiger Chemikalien. Sich darüber Illusionen zu machen, was die Autoritäten an Hilfe zu leisten gewillt sind, grenzt an Hohn.
Alle Ungereimtheiten beiseite gelassen, und nur den Blick auf das unermessliche Leid zu richten, zeigt mit was man es hier zu tun hat. Milos Kundera - der vor kurzem verstorbene Literat - hatte einen Bestseller mit dem Titel "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" und daran habe ich den Titel meines Artikels angelehnt. Mit dem Unterschied, das es sich hier um die Unerträglickeit des Leids handelt. Die unerträgliche Schwere des Seins. Des Seins in Lahaina in diesem Moment. Weil es eben nicht klar ist was dort wirklich vor sich gegengen ist. Nur das Leid, das ist unzweifelhaft. Und in diesem Sinne war das Titelbild ein Bild das mehr als alle Worte der Welt sagen könnten. Als Katzenverehrer und Anbeter hat mich dieses Bild zutiefst berührt. Man kann die Emotionen von Mensch und Katze bis ins tiefste Herz hinein spüren. Was man nicht sehen kann, ist das unermessliche Leid derer, die in dieser von Zweifeln und Unglauben gekennzeichneten Katastrophe ihre Liebsten verloren haben. Alles verloren haben.
Dieses sind uneträglich schwere Stunden für viele Menschen. Falls es irgendwie möglich sein sollte, bitte ich Sie und Dich um Hilfe für Mensch und Tier in Lahaina.
Maui Strong Fund der Organisation "Hawai'i Community Foundation".
Mahalo nui loa - Vielen, vielen Dank!