Ja, wir produzieren selbst Podcasts für Unternehmen. Und trotzdem sagen wir: Ein Podcast ist kein Selbstzweck.
In den letzten Jahren haben wir einen regelrechten Podcast-Boom erlebt. Jedes zweite Unternehmen, jeder Influencer, jede Marke scheint plötzlich einen Podcast starten zu müssen. “Podcasts sind der neue Blog”, hören wir ständig. “Wer keinen Podcast hat, verpasst den Anschluss.”
Aber ist das wirklich so?
Die unbequeme Wahrheit über Podcasts
Wir arbeiten täglich mit Unternehmen, die Podcasts produzieren wollen. Und wir sehen auch, wie viele dieser Projekte nach wenigen Monaten einschlafen. Nicht weil Podcasts ein schlechtes Format sind – im Gegenteil. Sondern weil sie oft aus den falschen Gründen gestartet werden.
Ein Podcast ist keine schnelle Lösung für mehr Reichweite. Er ist kein Marketing-Tool, das man mal eben nebenbei macht. Und er ist definitiv kein Format, das für jedes Unternehmen und jede Zielgruppe funktioniert.
Wann macht ein Podcast wirklich Sinn?
Ein Podcast ist das richtige Format für euch, wenn:
→ Ihr regelmäßig Expertise zu teilen habt
Ein Podcast lebt von Kontinuität. Wenn ihr nicht mindestens alle zwei Wochen relevanten Content liefern könnt, wird es schwierig. Eure Hörer erwarten Regelmäßigkeit. Ein Podcast, der alle paar Monate mal eine Episode veröffentlicht, verliert sein Publikum schneller, als er es aufbaut.
→ Euer Team die Zeit hat, konsistent zu produzieren
Unterschätzt nicht den Aufwand. Ein professioneller Podcast bedeutet: Themenplanung, Gäste organisieren, aufnehmen, schneiden, Shownotes schreiben, promoten. Das sind locker 4-8 Stunden pro Episode. Habt ihr diese Ressourcen wirklich?
→ Euer Publikum tatsächlich Audio-Content konsumiert
Das ist der wichtigste Punkt. Nur weil Podcasts im Trend liegen, heißt das nicht, dass eure Zielgruppe sie auch hört. B2B-Entscheider im Maschinenbau? Konsumieren oft lieber kompakte Fachartikel. Gen Z? Vielleicht eher auf TikTok unterwegs. Kennt eure Community.
Wann solltet ihr KEINEN Podcast starten?
Ehrlich gesagt: In den meisten Fällen.
→ Ihr wollt nur auf den Trend aufspringen
FOMO (Fear of Missing Out) ist der schlechteste Grund für einen Podcast. Wenn alle anderen einen haben, muss ich auch einen haben? Nein. Content-Strategie bedeutet nicht, jedes Format zu bedienen, sondern das richtige Format zu wählen.
→ Nach 3 Episoden fehlt die Motivation
Wir sehen es immer wieder: Große Begeisterung am Anfang, die erste Episode läuft gut, bei der dritten wird es schon mühsam, und nach Episode fünf herrscht Funkstille. Ein Podcast ist ein Marathon, kein Sprint. Wenn ihr nicht bereit seid, mindestens ein Jahr durchzuziehen, lasst es lieber gleich.
→ Eure Zielgruppe lieber liest oder schaut
Nicht jede Zielgruppe ist eine Podcast-Zielgruppe. Manche Menschen lieben es, beim Autofahren oder Joggen zuzuhören. Andere wollen lieber einen Artikel überfliegen oder ein kurzes Video schauen. Testet, wo eure Community wirklich ist.
Die Podcast-Friedhöfe sind voll
Wisst ihr, was das Traurigste ist? Die meisten gescheiterten Podcasts hatten gute Ideen, kompetente Hosts und relevante Themen. Sie sind nicht gescheitert, weil sie schlecht waren. Sie sind gescheitert, weil:
• Die Erwartungen unrealistisch waren (“Nach 3 Monaten haben wir 10.000 Hörer!”)
• Die Ressourcen fehlten (keine Zeit, kein Budget für Equipment, keine Unterstützung)
• Die Strategie fehlte (kein klares Ziel, keine Definition der Zielgruppe, kein Promotion-Plan)
• Die Konsistenz fehlte (unregelmäßige Veröffentlichungen, lange Pausen)
Content-Strategie: Qualität vor Quantität
Hier ist unsere These: Es ist besser, ein Format richtig gut zu machen, als fünf Formate halbherzig zu bedienen.
Vielleicht ist euer Format nicht der Podcast, sondern:
• Der wöchentliche Newsletter mit echten Insights
• Die monatliche Video-Reihe mit hoher Produktionsqualität
• Der Blog mit Deep-Dive-Artikeln, die echten Mehrwert bieten
• Die LinkedIn-Präsenz mit konsistentem, authentischem Content
Oder hier auf Hive: Long-Form-Posts, die eure Expertise zeigen, eure Community aufbauen und echte Diskussionen anstoßen. Posts, die bleiben. Die durchsuchbar sind. Die geteilt werden.
Die mutigste Entscheidung: Nein sagen
In einer Welt, in der alle “Ja” zu jedem Trend sagen, ist “Nein” manchmal die mutigste Antwort.
Nein zu einem Podcast zu sagen, wenn er nicht zu euch passt, ist keine Schwäche. Es ist strategische Klarheit. Es ist Fokus. Es ist die Entscheidung, eure Energie in das zu investieren, was wirklich funktioniert.
Wir produzieren Podcasts und lieben dieses Medium. Aber wir lieben ehrliche Beratung noch mehr. Und manchmal bedeutet das, einem Kunden zu sagen: “Ein Podcast ist nicht das richtige für euch. Lasst uns über Alternativen sprechen.”
Die richtigen Fragen stellen
Bevor ihr einen Podcast startet, fragt euch:
1. Warum wollen wir das wirklich? (Und “weil alle anderen einen haben” ist keine gute Antwort)
2. Haben wir die Ressourcen für mindestens 20 Episoden?
3. Wo konsumiert unsere Zielgruppe Content?
4. Was können wir bieten, das es so noch nicht gibt?
5. Wie messen wir Erfolg? (Und nein, nicht nur an Download-Zahlen)
6. Was ist unser Plan B, wenn es nicht funktioniert?
Wenn ihr auf diese Fragen keine klaren Antworten habt, wartet lieber noch.
Unser Fazit
Podcasts sind ein fantastisches Medium – für die richtigen Projekte, mit der richtigen Strategie und den richtigen Ressourcen.
Aber sie sind kein Muss. Kein Allheilmittel. Und definitiv kein Format, das jeder bedienen sollte, nur weil es gerade im Trend liegt.
Erfolgreicher Content entsteht durch ehrliche Analyse, klare Strategie und den Mut, auch mal Nein zu sagen.
Was denkt ihr? Ist der Podcast-Hype übertrieben oder unterschätzt? Habt ihr selbst Erfahrungen mit Podcasts gemacht – als Produzent oder Hörer? Erzählt uns eure Geschichten in den Kommentaren.
Gute Punkte. Vor allem sollte man auch Spaß dran haben, dann klappt es auch mit Ideen und Kontinuität.
Sehe ich auch so, sehr gute Punkte ...
Zitat: "Oder hier auf Hive: Long-Form-Posts, die eure Expertise zeigen, eure Community aufbauen und echte Diskussionen anstoßen. Posts, die bleiben. Die durchsuchbar sind. Die geteilt werden.
Die mutigste Entscheidung: Nein sagen ..."
sehr hier ihr in HIVE Potential bei Unternehmen? Aus der Nische in die Masse, bzw. bekannt machen?
Ich sehe da große Chancen. Denn auf Hive sind Unternehmen unabhängig von Unternehmen denen die Platzformen gehören und bestimmen. Hier gehört der Content uns.
Aber ja, dafür müssen noch ganz ganz viele User zu hive wechseln.