Das Träumchen vom Häuschen: Wer jetzt keins hat, der baut keins mehr

in Deutsch D-A-CH2 years ago

Die Idee ist mir, offen gestanden, nicht ganz von allein gekommen. Es waren die Nachbarn hier im Block, die mich gefragt habe, Du, Torben, was meinst Du, wie lange wird man noch wohnen können? Wo doch jetzt alles immer teurer wird! Ich habe da nicht gleich geschaltet, das muss ich zugeben. Von meiner Erziehung her bin ich keiner, der Sachen anschiebt, der Dinge verändert. Ich bin eher ein Anreger, sage ich immer, einer, der anderen den richtigen Weg zeigt, ohne sich selbst direkt zuständig zu fühlen. Ich meine das nicht negativ. Aber ich denke, wenn ich sehe, dass wir ein Nitratproblem haben in Deutschland, dann muss ich keine Filteranlagen entwickeln. Dann kann ich auch ein Plakat malen und damit gegen die Zustände protestieren.

Gegen die Wohnängste

Aber mit den Wohnängsten, das war schon noch mal eine andere Baustelle. Ich kannte das von früher, also vor dem Krieg, da hatte mancher ja doch Angst, dass es bei ihm nie was werden würde mit dem Eigenheim. Die Ausbildung so lange, dann die Partnersuche, die ersten Kinder recht spät, die Einstiegsgehälter niedrig und immer die Befürchtung, dass der befristete Vertrag doch nicht verlängert wird. Obwohl ich in Kreisen unterwegs bin, in denen linkslibertär gedacht wird, also WG-Kultur im Grunde, war doch klar, dass sich letztlich viele in der Tiefe ihres Herzens ein eigenes Haus wünschen. Wünschen werden, auch wenn sie es manchmal selbst gar nicht so genau wussten.

Dass das dann nicht mehr funktionieren wird, wenn sie soweit sind, das ist uns doch allen klar. In der ganzen EU ist ja der Wohlstand haustechnisch in den letzten zehn Jahren in die Höhe geschossen! Wer gemietet hat, bekam das lange Zeit gar nicht so mit. Aber die Immobilienpreise sind seit der Finanzkrise und dem Beginn der Niedrigzinskampagne zur Rettung der Staatsfinanzen im Durchschnitt um 42 Prozent gestiegen! 

In Deutschland ist es sogar ein Schnaps mehr, so runde 93 Prozent. Was das bedeutet, können Sie ausrechnen. Wer jetzt kein Haus hat, der baut sich keines mehr. Und er kann sich vermutlich auch keins kaufen. Damit ist eines der großen Ziele der Umweltschutzbewegung schon erreicht, aber ob die Menschen deshalb schon bereit sind für ehrgeizige Großwohnprojekte, wie sie die Bauministerin plant? Für die Umwelt ist das sehr gut, denn gerade Einfamilienhäuser, wie sie in der alten Bundesrepublik üblich waren, versiegeln ja unheimlich viel Fläche, sie heizen viele Außenwände und werden nach dem Auszug der Kinder doch meist nur noch von ganz wenigen Personen bewohnt.

Riss in der Gesellschaft

Da geht ein Riss durch die Gesellschaft, mitten zwischen denen, die Immobilien haben und nun fast doppelt so reich sind wie die, die keine besitzen. Gerade jetzt, wo die paar zusätzlichen potenzielle Hausbesitzer aus den Bionadevierteln, die Lehrer, Beamten und Startup-Millionäre auch noch mit steigenden Lebenshaltungskosten umgehen müssen, sind die, die haben, reicher. Und die, die nicht rechtzeitig in Beton und Backstein gespart haben, stehen dumm da.

Mit meinem Gerechtigkeitsgefühl geht das jedenfalls nicht überein. Das ganze Geld für Mieten, Gas und Strom auszugeben, ohne dass sich da was ordentlich anreichert, das ist nicht meine Vorstellung von einer in sich gerechten Gesellschaft. Ich finde, wenigstens ein Massivhaus sollte sich jeder leisten können, auch wenn die Inflation es mit den steigenden Zinsen zusätzlich schwer macht, für immer teurere Häuser zu sparen. Ist doch klar, dass da gerade in Deutschland immer weniger jüngere Haushalte die Möglichkeit haben, das eines Tages doch ersehnte Wohneigentum zu erwerben! Es gibt das Zahlen, die besagen, dass rein rechnerisch schon im Jahr 2020 nur noch 241.000 Mieterhaushalte im Alter zwischen 30 und 44 Jahren die Chance hatten, hierzulande Wohneigentum zu erwerben. Vor zehn Jahren hingegen waren es noch rund doppelt so viele!

Gewitzheit gegen steigenden Zinsen

Das geht doch nicht. Das kann man doch nicht einfach hinnehmen! Wenn aber die Zinsen für Immobiliendarlehen wie wahnsinnig klettern und die Baukosten wegen all der Kriege, Sanktionen und wegen des Fachkräftemangels förmlich explodieren, dann ist eben Gewitzheit gefragt. Ich habe also gerechnet. Zimmer- und Holzbauarbeiten raus, die haben sich besonders deutlich verteuert, allein im letzten Jahr um ein Drittel. Auch Metallbauarbeiten, Dachdeckungs- und Dachabdichtungsarbeiten, Entwässerungskanalarbeiten, Klempnerarbeiten und Stahlbauarbeiten weg, das ist alles längst viel zu teuer für einen normalen Bauherrenhaushalt geworden. 

Sie fragen sich jetzt, was dann bleibt. Natürlich, das war auch mein erster Gedanke. Aber mein zweiter war: Nicht aufgeben! Wenn Sie mal irgendwann einen dieser amerikanischen Trailerparks gesehen haben, im Film meinetwegen, dann wissen Sie, wo der richtige Weg hinführen muss. Kleiner, feiner, ein bisschen  bescheidener, aber eben doch was Eigenes, das man nach seinen individuellen Wünschen gestalten kann. 

Vorpommern als Traumort

Die Firma, es ist meine erste, habe ich in Vorpommern gegründet, wo Sie eigentlich alles finden, was es Voraussetzungen für meine Massivhäuser braucht. Fläche ist da, sehr, sehr viel Fläche sogar. Die Grundstückspreise sind für europäische Verhältnisse  ein Witz, Sie bekommen da schon für 19 Euro den Quadratmeter Gelände, die keine Wünsche offenlassen. Ruhig, friedlich, verglichen mit Bayern oder Baden-Württemberg nah am Strand. Ein paar Meter mehr zu nehmen, wo man dann das Fahrrad abstellen kann oder die Lebensmittelkiste, ist gar kein Problem. In die Mitte kommt das Massivhaus, im Prinzip ein nachhaltig nachgenutzer Wohnwagen, den wir als Firma innen aber richtig schick machen. Kochnische, Doppelbett, Tisch, Stuhl, Gardinen, das ist alles im Endpreis drin, da kommt kaum noch etwas dazu. 

Das kann sich eine junge Familie problemlos leisten, da muss die nichts vom Mund absparen oder sich in Schulden stürzen. Ich sagen den Kunden dann immer, dass sie den steigenden Kosten nicht einfacher entkommen können: Keine Schulden heißt keine Zinsen, da kann einem die ganze EZB-Politik mal schön egal sein! Und dafür ein Haus auf eigener Scholle, klein zwar, aber bei den globalen Entwicklungen mit all dem Wertverlust von allem allemal gut für einen saftigen Wertzuwachs in den kommen Jahrzehnten. Das Sahnehäubchen ist ja der Umstand, dass man als Bewohner seines eigenen Massivhauses auch schlagartig keine Miete mehr zahlen muss. Besser geht es doch nicht.

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Wohnraum, den sich der Häuslebauer oder auch der Mieter noch leisten kann, wird immer knapper. Doch wo suche ich nach der Ursache für diese Entwicklung?
Sie liegt schlicht und einfach in der Überschuldung unserer Gesellschaft, und hier insbesondere Städte und Gemeinden. Kaum eine, der letztgenannten Institutionen ist gegenwärtig noch finanziell in der Lage, neues Bauland in Vorleistung zu erschließen, um überhaupt die Voraussetzung für ein finanzierbares Eigenheim zu schaffen. Stattdessen gehen die Aufträge via Ausschreibung an Unternehmen, denen der soziale Wohnungsbau mal knapp am Arsch vorbeigeht.
Eine Entschuldung der Städte und Gemeinden ist längst überflüssig, denn wenn von deren Seite nichts passiert, warten wir noch lange auf wirksame Programme.

Das Konzept hört sich gut an.
Leider ein paar wenige Fotos von Objekten die gekauft werden können.
Mehr Informationen bitte.
Wie viele sind bereits fertig geworden?
Lage, Größe usw
LG.