Pandemie Risikoszenarien am Beispiel der Schweinegrippe

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letztes update 1. Mai 2009 - 11:00 CET

Liebe Leserin, lieber Leser,

bereits seit 2007 weise ich redundant - und insbesondere in den letzten 3 Monaten und den letzten 6 Wochen verstärkt auf den Ausbruch einer Pandemie hin.

Am Mittwoch abend mitteleruopäischer Zeit erhöhte die WHO binnen 2 Tage den Pandemie-Prepardness Level von der Stufe 3 auf die Stufe 5, der zweithöchsten Stufe für eine Pandemie.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag habe ich meine Einschätzung zur Risikolage auf www.tradesignalonline.com veröffentlicht, welche sie auch unter folgendem Link abrufen können:

http://www.tradesignalonline.com/analysis/analysis.aspx?id=13584

Inzwischen ist seit gestern die Zahl der Todesfälle durch das neue A/Mexiko/H1N1 Virus weiter angestiegen.

Tägliche updates zur Entwickelung der Mexiko-Grippe erhalten sie auf folgender Seite der WHO:

http://www.who.int/csr/disease/swineflu/en/index.html

Seit gestern ist die Zahl der labormässige bestätigten Fälle der Schweineinfuenza von 209 auf 331 Fälle angewiesen. In Regensburg steckte ein mit dem Schweinegrippevirus infizierter Patient mindestens 2 weitere Kontaktpersonen an. Daraus ergibt sich eine wahrscheinliche Basisreproduktionsrate R0 von über 2. Das heisst, das Virus wird durch alleinige antivirale Medikamentengabe in seiner Ausbreitung nicht kontrollierbar sein.

Seit Mittwoch ist laut Angaben der WHO A/Mexiko/H1N1 durch Tröpfcheninfektion übertragbar.

Die Zahl der labormässig bestägtigen Todesopfer stieg laut Medienberichten zufolge von 9 auf 13. In Mexiko starben von 159 bislang bestätigten Fällen 9 Patienten - dies entspräche somit einer Mortalität von rund 5.6% und wäre demnach sogar höher als bei dem H1N1-Pandemievirus von 1918.

In den USA hingegen wird nur von einem Todesfall bei 109 bestätigten Infektionen bislang berichtet - die Fallzahlen in anderen Ländern sind gegenwärtig noch zu niedrig um definierte Aussagen zur Mortalität des jetzigen Virus machen zu können.

Der Heidelberger Virologe Prof. Kräuser erklärte in einer Sondersendung zur Schweinegrippe, dass die Mortalität niedrig sei und nicht mit einem Anstieg der Mortalität zu rechnen sei.

Dieser medialen Berichterstattung stehen Erfahrungen aus anderen Pandemien gegenüber, die genau das Gegenteil aussagen. So heisst es unter anderem im nationalen Pandemieplan der Bundesrepublik:

...Bei einer Influenzapandemie kann das Krankheitsbild von dem abweichen, das bei saisonalen Influenzawellen bekannt ist. Obwohl auch bei der Pandemie 1918 die meisten Patienten mit einem zwar schweren, aber typischen klinischen Bild erkranken, wurde häufig auch von bläulichen Hautverfärbungen berichtet, die um den Mund herum begannen [12]. Ebenso waren Blutungen aus Mund und Nase relativ häufig. Bei Patienten mit fulminanten Verläufen betrug das Intervall von Krankenhausaufnahme bis zum Tod von wenigen Stunden bis zu 2 - 3 Tagen. Obduktionen zeigten nicht die Zeichen einer sekundären bakteriellen Entzündung. Die blutig gefärbte, schaumige Flüssigkeit in der Lunge wies eher auf eine direkt durch das Influenza-virus hervorgerufene Pneumonie hin.

Die drei Pandemien des letzten Jahrhunderts verliefen in mehreren Wellen, wobei am Beginn zunächst eine weniger starke Welle einer zweiten, stärkeren, etwa 4 - 6 Monate vorausging. Es zeigte sich, dass diese ersten Wellen auch außerhalb der typischen Influenza-Saison auftreten können. So lag z. B. die erste Welle der Pandemie 1918 in den USA im Frühjahr, während sich die zweite Welle nach einer Ruhezeit im Sommer zeitgleich mit dem Schulbeginn ab September aufbaute [11]. Allgemein schienen bei pandemischer Influenza, wie auch bei interpandemischer Influenza, Kinder eine wichtige Rolle in der Dynamik der Epidemie zu spielen [3; 13]. Die ältere Bevölkerung hingegen ist eher am Ende der Übertragungskette zu sehen. <<

Zur Mortalitätentwickelung im Rahmen einer Pandemie das Beispiel der spanischen Grippe von 1918:

...Während die Letalität in der ersten Welle noch 0,7 % betrug, stieg sie in der zweiten und dritten Welle auf 3,3 % bzw. 2,7 % an [14]. Die Erkrankungsrate der Pandemie 1957 wurden auf 31 % und der Pandemie 1968 auf 6 % (erste Welle) und 21 % (zweite Welle) beziffert... <<

Es gibt viele Parallelen zur spanischen Grippe von 1918 - das Problem hierbei ist, das durch den internationalen Flugverkehr mit einer wesentlich schnelleren und dramatischeren Entwicklung und Eigendynamik der pandemischen Infektionswellen im Vergleich zu 1918 gerechnet werden muss, wobei durch ein Reassortment des neu entstehenden H1N1-Virus mit einem porzinen oder humanen H5N1-Fall in einem Schwein oder einem infizierten Menschen die Entstehung neuer Virusvairanten mit massiver Sterblichkeit bis hin zu einer Sterblichkeit wie bei einer aviären Influenza (~60%) in Betracht gezogen werden muss.

Vor dem Hintergrund der weiter rapiden Ausbreitung der H1N1-Virus und der zugleich steigenden Zahl der Fälle neuer H5N1-Varianten in Ägypten und Indochina besteht ein signifikantes Risiko für die Entwickelung eines pandemischen Virus, welches in seiner Sterblichkeit mit dem eines H5N1-Virus vergleichbar ist und dann durch Tröpfcheninfektion übertragbar ist.

Die Gefahr eines solchen Reassortments des jetzigen Pandemievirus ist mit der jüngsten Entwicklung signifikant gestiegen - gleichwohl wurde der internationale Flugverkehr sowie andere Massnahmen wie Schliessung der Kindergärten, Schliessung von Schulen, Absage von Massenveranstaltungen Empfehlung seuchenhygienischer Präventivmassnahmen wie das Tragen von Mundnasenschutz (MNS) auch gestern seitens der Krisenstäbe nicht empfohlen. Damit besteht meines Erachtens ein nun deutlich erhöhtes Gefährdungpotential für die Entstehung eines High-Risk bzw. eines Very-High Risk Pandemieszenarios im Sinne eines globalen Grossschadensereignis.

In Israel gibt es inzwischen zwei Fälle einer bestätigten Schweinegrippe - zugleich wurden in Ägypten erste Massenschlachtungen bei Schweinen angeordnet - laut Behörden habe dies vermeintlich nichts mit dem aktuellen Pandemiealarm zu tun. Mit Blick auf die Ausbreitung des H5N1-Virus in Ägypten in den letzten Wochen muss gleichwohl die Massenschlachtung von Schweinen in Ägypten, die gestern verfügt wurde als mögliche inoffizielle Präventivmassnahme der WHO angesehen werden im Hinblick auf die nun steigenden Risiken eines Reassortements durch genetische Rekombination des H1N1-Virus mit dem H5N1-Virus in Schweinen oder Menschen.

Zur Klassifikation der Pandemierisikoszenarien:

(Achtung: Es handelt sich hierbei um eine eigene Klassifikation - die von offiziellen Klassifizierungen abweichen kann und somit keine Allgemeingültigkeit gegenwärtig besitzt)

Gemäss dieser eigenen - gegenwärtig nicht offiziellen -Risikoeinstufung eines genetischen Shiftes eines potentiell pandemischen Virus wie dem Schweinegrippevirus ergeben sich dabei folgende Erwartungshaltungen für die Beurteilung der zukünftigen Marktentwicklung.

A. ein Low Risk Pandemieszenario: Mortalität eines Pandemievirus maximal 1-2% - Sterblichkeit deutlich über der einer saisonalen Influenza aber deutlich unter dem eines medium risk szenarios - Markt dürfte sich rasch erholen und nach Abschluss des pandemischen Ereigniss wieder rasch steigen.

B. ein Medium Risk Pandemieszenario: Mortalität ähnlich der spanischen Grippe von 1918 bei rund 6%. Ergäbe bei einer Durchseuchung der Bevölkerung in Höhe von rund 30% rund 1-2 Millionen Todesfälle - bei höherer Durchseuchung ensprechend mehr. Dies entspräche nach meinem Modell einer rund 100-fach höheren Sterblichkeit als bei einem saisonalen Influenzageschehen.

C. ein High Risk Pandemieszenario (liegt bislang in dieser Form nicht vor): Mortalität liegt bei rund 10-40%, bei einer Durchseuchungsrate der Bevölkerung von 30% hiesse dies beispielsweise bei einer Mortalität von rund 25% (jeder vierte Infizierte würde sterben) rund 6.18 Millionen Todesfälle in Deutschland - Sterblichkeit liegt rund 400-mal höher als bei saisonaler Influenza.

D. ein Very-High-Risk Pandemieszenario (worst-case Szenario - liegt bislang in dieser Form nicht vor - Risiko steigt jedoch meines Erachtens hierfür signifikant an mit Blick auf die jüngsten genetischen Shifts des H1N1 Virus in Mexiko und H5N1-Virus in Asien/China): Mortalität liegt bei 40% und höher, bei einer postulierten Durchseuchungsrate der Bevölkerung von 30% hiesse dies bei einer Sterblichkeit von 50% - sprich jeder zweite Infizierte stirbt - rund 12.5 Millionen Tote allein in Deutschland und rund 1 Milliarde Todesfälle weltweit - nicht eingeschlossen sekundäre Epiphänomene eines solchen Worstcase Szenarios in Folge des Ausbruches von Seuchen wie Cholera, Typhus und anderen (gilt auch für Szenario C)

Meine persönliche langfristige Erwartungshaltung die sich aus den o.g. geschilderten Szenarien ergeben sehen daher im Rahmen eines pandemischen Ereignisses wie folgt aus:

  • Szenario A (=low risk Szenario) führt zu einem DAX von rund 3000.

  • Szenario B (=medium risk Szenario) führt zu einem DAX von rund 1500-2000

  • Szenario C (=high risk Szenario) führt zu einem DAX von rund 600-1200

  • Szenario D (=very high risk Szenario) führt zu einem DAX von rund 300-600

Ein Veränderung der Stadien ist jederzeit möglich und hängt ab von der Entwicklung neuer Influenzastämme, die sich aus dem gegenwärtigen Pandemievirus ergeben.

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