Die Geschichte vom Wüterich

in Deutsch D-A-CH3 years ago

Wüterich wurde eigentlich auf Friedrich getauft. Der Bub wurde aber im Laufe der Zeit so böse, dass es kaum zu glauben ist. Schon als Kleinkind bietzelte er und schrie wie am Spieß, wenn ihm irgendwas nicht passte. Alles machte er kaputt und seine größte Freude war es, andere Menschen zu ärgern, oder Tiere quälen zu können. So wurde er bald Wüterich genannt. Wie er sich aufführte ist in dem folgenden Gedicht zu lesen.

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Der Friederich, der Friederich,
Das war ein arger Wüterich!
Er fing die Fliegen in dem Haus
Und riss ihnen die Flügel aus.
Er schlug die Stühl’ und Vögel tot,
Die Katzen litten große Not.
Und höre nur, wie bös er war,
er peitschte selbst sein Gretchen gar!

Am Brunnen stand ein großer Hund,
Trank Wasser dort mit seinem Mund.
Da mit der Peitsch’ herzu sich schlich
Der bitterböse Friederich.
Er schlug den Hund, der heulte sehr,
und trat und schlug ihn immer mehr.
Da biss der Hund ihn in das Bein,
Recht tief bis in das Blut hinein.
Der bitterböse Friederich,
Der schrie und weinte bitterlich.
Jedoch nach Hause lief der Hund
Und trug die Peitsche in dem Mund

Ins Bett muss Friedrich nun hinein,
Litt vielen Schmerz an seinem Bein;
Und der Herr Doktor sitzt dabei
Und gibt ihm bitt’re Arzenei.

Der Hund an Friedrichs Tischchen saß,
Wo er den großen Kuchen aß;
Aß auch die gute Leberwurst
Und trank den Wein für seinen Durst.
Die Peitsche hat er mitgebracht
Und nimmt sie sorglich sehr in acht.

So kam es, dass sich seine Eltern nicht mehr anders zu helfen wussten,
als den bösen Buben im Teutoburger Wald auszusetzen und seinem
Schicksal zu überlassen. Einer Wölfin, die sich zunächst aus
Mitleid um das kleine Scheusal gekümmert hatte, riss er den Schwanz
aus und sekkierte ihre Jungen so, dass die Wolfsfamilie beschloss,
den Wüterich zu fressen! Der Bub hat aber so bestialisch gestunken,
dass sie vom ihrem Plan abließen und den Bösewicht zu einer Hexe
brachten, die im dunklen Tann lebte und dort ihr Unwesen trieb. Die
Hexe war sehr heilkundig und es gelang ihr sogar, den Schwanz der
Wölfin wieder nachwachsen zu lassen. Den Buben fütterte sie mit
allerlei geheimen Kräutern, die seine schwarze Seele so fromm
werden ließen, dass aus Wüterich wieder Friedrich wurde. Und er
wurde sogar so fromm, dass er sich gleich nach der Eiszeit zum Kaiser
machen ließ und als Friedrich Barbarossa, der „Rotbärtige“, zu
einem Kreuzzug ins heilige Land aufbrach. Er war der kleinste
deutsche Kaiser aller Zeiten und trug daher immer Stöckelschuhe.
Ihr wisst ja warum. Wäre er österreichischer Kanzler geworden,
hätte man ihn sicher „Kurz“ gerufen!

So, kleine Freunde, jetzt wird geschlafen.