The Viennese Coffeehouse Chess Scene / Die Wiener Schachkaffeehausszene

Dear chess and coffee fans / Liebe Schach- und Kaffee(haus)liebhaber

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Recently I saw a stunning photo exhibition at one of the former most prestigous chess coffeehouses in Vienna. The "Café Museum" was in the 1980ies and 1990ies the meeting place of a vibrant scene of chess nerds.Unlängst sah ich eine spannende Fotoausstellung in einem der ehemals renommiertesten Schachkaffeehäuser in Wien. Im Café "Museum" traf sich in den 1980er und 1990er Jahren die Wiener Schachszene.
I was there occasionally too and watched those guys blitzing like crazy and for money. But at that time I was not yet that much interested in chess, and I didn´t realize how legendary the scenery was.Ich war auch gelegentlich dort und sah fasziniert zu, wie diese Männer wie verrückt - auch für Geld - blitzten. Aber damals interessierte ich mich noch nicht so sehr für Schach, und mir war nicht bewusst, wie legendär die Kulisse war.

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The Vienna coffee houses and chess are linked together for a long time, but their best times are over now. The very first chess world champion Wilhelm Steinitz played there for a living before he became famous. The Café Museum exists since 1899. The interior design was made by Adolf Loos, the famous art nouveau architect! Egon Schiele and Gustav Klimt were regular customers in the early days. The chess players came only much later, around 1980, as they had to move because their previous favorite café had kicked them out.Die Wiener Kaffeehäuser und Schach verbindet eine lange Geschichte. Ihre besten Tage liegen aber hinter ihnen. Der erste Schachweltmeister Wilhelm Steinitz spielte in Wiener Kaffeehäusern um Geld, noch bevor er berühmt war. 1899 eröffnete das Café Museum (mit einer Innenausstat­tung von Adolf Loos), zu dessen Stammkunden einst Egon Schiele oder Gustav Klimt zählten. Das Schach kam dort erst viel später, nämlich ab etwa 1980 auf. Davor traf sich die Szene noch im Café Laudon, doch als dort umgebaut wurde, zog die Schachszene kurzerhand in das am Karlsplatz liegenden Café Museum um.

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The best players then were IM Khaled Mahdy (the guy with the curlyhead in the above pictures, he is still active), FM Gerold Weber and IM Reinhard Lendvai. But the fun part was the illustrious round of bizarre contemporaries and their habits. Often they repeated certain (for them) funny phrases during the games, like "Diholioliao" (stands for "I will grab all these pieces", even a German native speaker would not understand it!). They didn´t consume a lot. A coffee was good for hours. The waiters regularly brought water for free. Not a sustainable business model today.Die Könige am Brett waren IM Khaled Mahdy (der Lockenkopf in den 2 Bildern oben rechts, heute noch aktiv), FM Gerold Weber und IM Reinhard Lendwai. Aber am interessantesten war die illustre Runde an skurillen Gestalten und deren Angewohnheiten. Während der Blitzpartien gaben sie oft repetitiv immer die gleichen Kommentare und Ausrufe von sich, z.B. ein gejodeltes "Diholioliao" (steht für "die hole ich alle ab" - diese Figuren werde ich alle schlagen). Konsumiert wurde wenig, ein kleiner Brauner reichte für Stunden. Die Kellner brachten regelmäßig kostenloses Wasser - undenkbar heute.
Back then they were heavily smoking, while this is nowadays strictly forbidden in such places.Natürlich wurde damals noch geraucht, während heute strenges Rauchverbot in Lokalen gilt.

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It was a strange, a classless society. People met daily from 11am onwards until closing time. For some, the chess room in the "museum" was their refuge, the game was their virtual home - a language understood worldwide and open to all, regardless of culture, income or background.Es war eine seltsame, klassenlose Gesellschaft. Man traf sich täglich ab elf Uhr bis zur Sperrstunde. Für Manche war das Schachzimmer im Museum ihr Refugium, das Spiel war ihre virtuelle Heimat – eine Sprache, die weltweit verstanden wird und allen, ungeachtet von Kultur, Einkommen und Herkunft, offensteht.

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In 2003 the last chess players were banned and the Café was renovated, like so many others, to a more touristic place. The owners have changed several times. Just recently, with again new owners, 2 new chess clubs have taken residence there. It remains to be seen, but is rather unlikely, that there will ever form such a vibrant - and bizarre - chess scene.2003 wurden dann die Schachspieler endgültig verbannt und das "Museum" wurde, wie so viele andere, umrenoviert auf ein Touristenlokal. Die Besitzer wechselten mehrmals. Erst seit kurzem, mit wieder neuen Besitzern, sind Schachspieler wieder willkommen und 2 Schachclubs haben sich dort angesiedelt. Es bleibt abzuwarten, ob jemals wieder so eine lebendige - und bizarre - Schachszene sich dort etablieren kann.

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The location as it looks today. A typical place for tourists - well lit and clean, but without a soul. In the last pic you can see the way the pictures from the exhibition are presented currently. The only reminder of times long past. Most of the consumers probably won´t notice what those are about and would not care anyway. History as decoration only.So sieht das "Museum" heute aus. Ein typisches Touristenlokal, hell und sauber, aber ohne jede Seele und Charme. Das letzte Bild zeigt, wie die Fotos der Ausstellung präsentiert werden. Die einzige Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Die meisten Besucher werden nicht einmal bemerken, worum es da überhaupt geht und es wäre ihnen auch vermutlich egal. Geschichte als blosse Dekoration.

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Sources (German only):
https://www.chess.at/archiv-service/blog/sonstiges/5389-fotoausstellung-im-wiener-cafe-museum.html
https://www.derstandard.at/story/2000132484258/eine-welt-fuer-sich-im-schachzimmer
https://www.cafemuseum.at/de/cafe-museum/news/news-detail/821/geniales-schach-im-cafe-museum-1980.html
https://wiener-online.at/2022/01/04/schachsuechtig-der-legendare-schachreport-aus-dem-cafe-museum-von-1988/
A list of coffee shops in Vienna, where you can still play chess
The original pictures all @ Erwin Reismann

Location:
Café Museum, Vienna, Operngasse 7, exhibition daily 8am to 9pm.

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Ein immer wieder erschreckendes Phänomen: Der Umgang mit Kulturschätzen in Wien!

Es ist jammerschade um jede Lokalität, der man die Seele entreißt. Ich, obwohl kein Österreicher und erst recht kein Wiener, halte es zwar nicht so sehr mit den Blitz-Schachern (geht mir einfach zu schnell), lehne mich jedoch liebend gerne zurück und lasse mich von Karl Kraus oder Peter Altenberg in diese, wohl nie wiederbringbare Zeit hineinversetzen.

Yay! 🤗
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