Netflix Review / Unorthodox

in Deutsch D-A-CH4 years ago (edited)

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Nachdem ich 2016 den Besteller Unorthodox von Deborah Feldman gelesen hatte und die Info rauskam, dass eine Kurzserie daraus entstehen sollte, war ich natürlich Feuer und Flamme und es war klar, dass ich diesen Titel direkt beim Erscheinen ansehen werde. Schon immer war ich an anderen Kulturen interessiert und dies ist ein ganz besonderer Einblick in eine Parallelgesellschaft mitten unter uns.

Die Geschichte erzählt von einer jungen Frau, die in der streng religiösen, jüdischen Sekte der Satmarer Chassiden in New York aufwächst und schließlich daraus ausbricht. Geschrieben wurde die autobiografische Geschichte von Deborah Feldman.

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Esther, genannt Esty (Shira Haas), wächst in Williamsburg NY in einer Parallelgesellschaft auf. Sie darf keine weltlichen Bücher lesen, kann für eine New Yorkerin vergleichsweise mittelmässiges englisch, da man in der chassidischen Gemeinde nur Jiddisch spricht. Sie hat kein Handy, keinen Internetzugang und trifft auch keine Menschen außerhalb der Gemeinschaft, denn das alles könnte sie weltlich beeinflussen und von Gott abbringen. Sie folgt den strengen Regeln und Ritualen der chassidischen Juden, wird wie alle Frauen jung und ohne Ausbildung verheiratet und versucht das Ideal der jüdischen Mutter und Hausfrau zu erfüllen. Aber sie wird von Tag zu Tag unglücklicher mit ihrem Leben, mit ihrer engen Welt. Eines Tages ergreift sie die Flucht nach Berlin. Dorthin ist schon ihre Mutter vor vielen Jahren geflohen, die beiden haben aber auf Druck der Gmeinde seit langer Zeit keinen Kontakt mehr. Esty versucht, ihr Leben erstmal ohne die Hilfe der Mutter zu meistern und findet bald Freunde. Sie fasst Fuss und wird sich über ihre eigenen Wünsche und Ziele bewusst. Aber ihre Vergangenheit ist ihr auf den Fersen, denn die Satmarer lassen ihre Familienmitglieder natürlich nicht gerne in ein weltliches Leben entgleiten...

Ich fand schon das Buch sehr interessant, die Serie ist auch sehr unterhalsam gewesen. Spannung ist definitiv vorhanden, habe ich doch die 4 Episoden in einem Zug durchgeschaut. Allerdings stimmt die Serie nicht in allen Teilen mit dem Buch überein, gerade der Teil in Berlin ist frei erfunden und hat nichts mit dem Buch gemein. Aber im Grunde ist das egal, denn es beeinträchtig die eigentliche Geschichte um den Ausbruch aus dem streng reglementierten Leben und derFolgen daraus nicht. Diese Massnahme wurde ergriffen, um das Leben der Autobiografin Deborah Feldman zu schützen.

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Die schauspielerische Leistung des Ehepaares Esty und Yanky ist top! Die beiden schauspielern total authentisch und waren ganz, ganz grossartige Besetzungen für die Rollen. Speziell erwähnen möchte ich auch noch den Charakter Moishe, den Cousin vom Ehemann Yanky, der sich selber zwischen den Welten bewegt, aber zeitgleich den Moralapostel für Yanky und Esty darstellt. Diesem Charakter merkt man den Zwiespalt deutlich an und man möchte ihm am liebsten zwischendurch mal den Kopf zurechtrücken. Ein klassischer Fall vom Wasserprediger.

Die Szenerie und Atmospähre sind phantastisch und definitiv das Anschauen wert. Die Kostüme, die Wohnungen, die Hochzeit - Wow! Wer einmal über seinen Tellerrand schauen möchte, sollte sich die Serie unbedingt ansehen.

Ingesamt ist Unorthodox eine unterhaltsame, stellenweise sogar humorvolle Serie, die ganz besonderen linguistischen Spass verspricht, wenn man die Serie im Orginalton anhört. Der Sprachmix des Jiddischen mit dem Englischen ist eine ganz besondere Zutat, die diese Serie definitiv zu einem Highlight der Serienwelt 2020 macht.

Fazit: Unbedingt ansehen!

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Hab den Streifen neulich auch gesehen und fand ihn ganz OK. (Die Art von Glaubensfanatismus lößt bei mir immmer einen Schauer aus.

Das Ende haben sie echt zu abrupt gestaltet und lassen den Zuschauer somit einfach stehen.
LG

Ja, das mit dem Ende mag sein. Allgemein ist es eine Serienadaption, wo vieles aufgrund des Formats gar nicht richtig behandelt werden konnte. Darum empfehle ich eher das Buch. In der Serie kam vieles zu kurz. Trotzdem eine coole Sache - alleine das Jiddisch ist es wert!