Dienstag – Hinter den Kulissen

in Deutsch D-A-CH2 years ago

Nahezu alles darf passieren – nur kein leeres Regal im Gemischtwarenladen!

Über Öffnungszeiten und was vorher noch erledigt wird.

Der Tag beginnt, nach dem sanften Entzug des Schlafes, mit dem Blick auf die Uhr.
04:14 übermittelt mir die digitale Anzeige eines iPhones aus der Steinzeit, welches jedoch all das zuverlässig liefert, was ich ihm abverlange. Zeig mir einfach nur, wie spät es ist und ich hüte dich vor dem Implantieren einer SIM-Karte. Wir verstehen uns auf Knopfdruck ausgesprochen blendend – es sei, es/sie/er giert nach Stromzufuhr.
Wer sich nun fragt, wieso so früh, den möchte ich darauf hinweisen, dass ein neuer Tag keine geregelten Öffnungszeiten im Gepäck trägt. Mir kommt der frühe Wechsel in die Vertikale schlicht und einfach entgegen, da mir mehr Zeit zur Erkundung des Neulings gegönnt wird. Spät am Abend (was in meiner, selbst zusammengeschusterten Welt ungefähr 22:30 Uhr bedeutet) und ich meinen Schalter auf Schlafmodus verlege, befinden sich ohnehin nur noch abgegriffene Produkte im Regal. Und wer hat schon Verlangen auf so etwas?

Sage mir einer, was er will, doch eine rotierende Zahnbürste am frühen Morgen kann zwar keine sich im Laufe der Nacht gebildeten Verknüpfungen im Kopfhaar beseitigen, jedoch, im bei mir stets unterforderten Kleinhirn, den einen oder anderen trägen Nerv neu motivieren. Diese relativ günstige Gelegenheit nutze ich konsequent aus und beglücke mich anschließen mit einem Schuss Ringelblumen-Tinktur als Mund-Gaumen-Schleudergang-Spülung.

Erst jetzt beginnt das neue, das wahre Leben! Eine Herde aus aufschäumenden Partikeln, die zwar nicht gefüttert, aber stets Freiheitsdrang versprüht, verteilt sich (kaum aus dem blechernen Behältnis) auf meinem Gesicht – jedoch nur ab unterhalb der Nase bis zum Kehlkopf. Der übrige Teil meines Körpers giert keinesfalls nach Rasur. Kaum ist diese Prozedur, ohne größeres Blutvergießen abgeschlossen, wird dem Wasserkocher per Knopfdruck das aus der Lebensader gezogen, wofür er einst das Licht der Welt erblickt hat. Frisch gemahlene Kaffeebohnen und eine kupferne Kanne warten nämlich bereits sehnsüchtig auf den heißen Aufguss.

Türkischer Kaffee

Die kleine Birne in der Schreibtischlampe strahlt übers ganze Gesicht, während der Rechner in seiner gewohnten Gemächlichkeit alte Daten aufpoliert, mir mehr oder weniger gelangweilt sein gewohntes Alltagsgesicht präsentiert, um ab dann nur noch auf exakt formulierte Befehle zu gehorchen. Der erste digitale Griff ist dem in den Briefkasten vorbehalten. Am heutigen Dienstag, in greifbarer Nähe zur Monatsmitte und alle Rechnungen der Versorger beglichen, liegen dort lediglich die Mitteilungen der Chefredakteure von SPIEGEL, ZEIT und Handelsblatt, um mir zu bekunden, dass während der letzten Erdrotation dann doch noch ein paar Nachrichten abgefallen sind. Außerdem informiert mich Watchtime.net darüber, dass der Kauf einer Uhr möglicherweise mehr Rendite in Aussicht stellt, als der Kauf einer Immobilie im Hamburger Schanzenviertel. Jedoch viel interessanter, aber beinahe übersehen, da im Spam-Ordner gelandet, die Einladung von einer Natalie, die mir in Aussicht stellt, Dinge mit ihr zu erleben, von denen ich bislang nur geträumt hätte. Das Problem hierbei, dass ich mich nur bruchstückhaft an meinen letzten Traum erinnern kann, aber mir beinahe sicher bin, einer Natalie nicht begegnet zu sein. Ein Blick auf den Terminkalender zeigt mir allerdings, dass außereheliche Aktivitäten mit einer Person namens Natalie auch langfristig nicht eingeplant sind. Also, danke Natalie für das Angebot – aber wird wohl doch nichts mit den spannenden Dingen. Aber ganz sich kann man ja auch nicht sein, denn ein Leben danach soll ja mittlerweile in gut sortierten Reisebüros buchbar sein.

Kaum ist der Postkasten geschlossen, geht es ans Eingemachte: Wettervorhersage, Jazz-Neuerscheinungen, die Medienlandschaft, inklusive der Saarbrücker Zeitung, denn nur sie hält die Todesanzeigen der letzten 24 Stunden aus meiner ehemaligen Heimat parat. Jetzt mag sich der zivilisierte Weltbürger fragen, wie krank wohl das ist? Doch liegt meiner morbid belastenden Neugierde ein triftiger Anlass zugrunde. Es könnte seit jenem Tag ein Jahr vergangen sein, als mich die Nachricht erreichte, dass ein guter Jugendfreund sich die Zeit nahm, zwischen der 20:00 Uhr Tagesschau und dem kurz darauffolgenden Tatort sich als unbezahlte Leiche ins abendliche Geschehen einzubringen. Mit einer solchen Nachricht auf der Schulter beginnt man anders zu denken. Wir waren gleich alt. Wie viel Zeit bleibt mir dann noch? Und da ich Statistiken noch nie über den Weg traute, blieb mir nur der Griff auf die Todesanzeigen in der SZ. Na klar machte ich mir Gedanken darüber, wieso, warum und weshalb mein Jugendfreund seinen Abgang so frühzeitig in die Wege geleitet hat? Um mich selbst aus dem Kreis der als nächstes Betroffenen zu katapultieren, bastelte ich mir folgende Erklärung zurecht:
Wann immer wir als Kumpels zusammenfanden, blieb immer Zeit für einen deftigen Skat-Abend. Da der Spaß nicht abhandenkommen sollte, ging es stets nur um Pfennigbeträge. Alle hatten wir im Vorfeld unsere Kleingeldreserven auf dem Tisch ungeordnet platziert. Nur er nicht. Er stapelte je nach Wertschätzung Münze für Münze. Logische Konsequenz – er wurde Banker! Nun musste ihm wohl einer seiner Türmchen eingestürzt sein. Das war ganz offensichtlich zu viel für ihn und sein unentwegtes Verlangen nach Wertsteigerung.

Danach, also nach den Todesanzeigen, da erteile ich dann erst den Befehl mal kurz rüberzuwechseln, auf HIVE, um zu sehen, was sich in dem Bereich abspielt, wo das alltägliche Leben, mit all seinen Facetten auf unterschiedlichste Art und Weise dokumentiert und zur Kommentierung freigegeben, digital stattfindet.
Anschließend beginne ich langsam die Liste mit Produkten aufzustellen, die ich in den Regalen des Gemischtwarenladens einsortieren möchte. Selbstredend liege ich in meiner Auswahl oft daneben – doch besser daneben, als die gähnende Leere. Die Fehlgriffe bei der Artikelauswahl erklärt sich dadurch, mich meist spontan aus dem Bauch heraus zu entscheiden. Keine Notizen, nicht einmal eine vorgefertigte Idee liegt da parat. Mit einem beherzten Griff in den großen Karton entscheidet sich dann, womit aufgefüllt wird.

So, noch schnell mit dem Staubtuch über die Verkaufstheke, die Außenreklame einschalten, einen letzten Blick in den Spiegel werfen, die Freundlichkeit auch im Gesicht Einzug halten lassen und schon kann die Kundschaft eintreten.

Guten Morgen Welt, lass uns gemeinsam den Tag genießen!

Pflaume oder Zwetschge? Wen interessiert es, wenn sie ummantelt sind?

Zwetschgenknödel mit Kompott

Lassen wir die genetische Artenbestimmung mal vollkommen außer Acht, sind wir uns, mit einem Blick in die Natur, absolut sicher, dass reife Zwetschgen und Pflaumen unbedingt ihres Kerns entledigt werden müssen. Anschließend dem Verlangen nachzugeben, sie dann einfach in den Mund zu schieben, kann durchaus Verständnis entgegengebracht werden. Heute jedoch nicht erwünscht, da Verpackung angesagt ist.

Zuerst werden die Kartoffeln (mit der Schale) gekocht, anschließend gepellt und durch ein Sieb gestrichen oder durch die Presse gedrückt. Die Masse sollte abkühlen, da ansonsten das Ei, welches beigegeben wird, sofort stocken (sich verfestigen) würde. Die nun abgekühlten Kartoffeln bekommen eine Prise Salz, das bereits angesprochene Ei und Mehl (Typ 1080) zu Besuch. Hierbei sollte das Verhältnis in etwa so sein: auf 450 gr. Kartoffeln kommen 200 gr. Mehl. Alle Zutaten werden zu einem geschmeidigen Teig verknetet.
Die entkernten Zwetschgen werden mit einem Stück Würfelzucker gefüllt. Wem dies zu süß sein sollte, der lässt den Zucker einfach weg. Jetzt etwas Teig auf der nassen oder leicht bemehlten Handfläche flach drücken, eine Zwetschge beigeben und ummanteln. Die so geformten Knödel vorsichtig in köchelndes Salz-Wasser gleiten lassen.

Während die Knödel langsam garen, platziere ich eine Pfanne auf den Herd und röste darin Paniermehl, das ich mit Zimt und Zucker vermengt habe, goldbraun an. Dabei darauf achten, das Gemisch ständig in Bewegung zu halten, damit nichts anbrennen und der Zimt bitter werden kann. Es besteht auch die Möglichkeit, die Brösel in zerlassener Butter anzuschwitzen. Ich bevorzuge die trockene Variante.
Die Knödel, die ungefähr 10 Minuten zum Garen benötigen, schwimmen nun im Topf obenauf. Mit der Schaumkelle aus dem Wasser nehmen und zu den Brösel geben.

Aus den Zwetschgen, die es nicht in den Teig geschafft haben, was Ähnliches wie ein Kompott kochen – nur nicht zu dickflüssig. Etwas Soße auf den Teller geben und somit dem Zwetschgenknödel eine Unterlage bereiten.
Wer Kartoffelteig nicht so prickelnd findet, der kann auf einen Quarkteig ausweichen. Sehr lecker, jedoch schwieriger zu handhaben.

Guten Appetit!

Endlich ein Anzeichen dafür, dass Pop-Musik keinem Stillstand unterworfen ist.

Auf die Reise mit Sampa the Great.

Sampa, in Sambia geboren, in Botswana aufgewachsen und längere Zeit in Australien lebend, befasst sich in ihren Songs, welche sie meist in einen Rap einbindet, mit den Problemen der Frauen, die in Afrika ihr Leben meistern müssen.
Sie selbst bezeichnet sich als Singer, Songwriter, Poet und erst dann als Rapper.

Gute Unterhaltung!

Bleibt munter und gesund bis zum nächsten Dienstag, wenn der Gemischtwarenladen wieder seine Pforten öffnet.

Sort:  

Sieht lecker und schmackhaft aus. In Frankreich wollten sie meine alte Simkarte zwangsdeaktivieren.

Wärte nicht so prickelnd gewesen - und konnte schliesslich noch verhindert werden. ;o)

!BEER !PIZZA !wine

Ich habe mit allem gebrochen, als ich von Apple erfahren musste, dass sie am Weiterleben ihrer Vorfahren null Interesse haben. Seither führen wir ohne SIM-Karte ein harmonisches Miteinander.
Wie, wer auch immer, aktiv auf mein Eigentum sich Zugang zu verschaffen sucht, hat die demokratische Bühne längst verlassen. Wir dachten, die Technik nutzen zu können. Den Spaß versuchen sie uns vollends zu verderben.
Was da lecker aussieht, mundet hoffentlich auch demnächst auf (an) deinem Gaumen?! :-)

Die Pflaumen reifen derzeit überall heran - wobei überall relativ ist... ;o)

Mittlerweile wird ja sogar von den Äckern der Bauern alles was sich verspeisen lässt durch Unbekannte gestohlen...

Ist halt Krise wie es scheint...

!LUV

In früheren Jahren gestaltete sich das Szenario von den östlichen Grenzen durch Slawonien hin zum Meer so, dass die Familie aus Polen, Tschechien oder der Slowakei (bei denen die Gartenhacke ein fester Bestandteil des Urlaubsgepäcks gewesen sein muss) sich auf den Feldern mit so ziemlich allem versorgt haben, was auf dem Campingkocher zubereitet werden konnte. So schmerzte auf der Rückreise der Blick in die Reisekasse nicht so arg. :-)
Das, was so leichtfertig als Mundraub bezeichnet wird, nimmt tatsächlich überhand und ist für den Bauern alles andere als lustig. Wenn du am Sonntagmorgen Kirchgänger dabei zusehen darfst, wie sie sich unter deinen Walnussbäumen bedienen und die Nüsse in der mitgeführten Plastiktüte verschwinden, dann fragst du dich, ob solche Aktionen extra auf den Tag gelegt wird, wenn kurze Zeit später im Gotteshaus alle Sünden vergeben werden?

die Gartenhacke ein fester Bestandteil des Urlaubsgepäcks gewesen sein muss) sich auf den Feldern mit so ziemlich allem versorgt haben, was auf dem Campingkocher zubereitet werden konnte.

Dann muss Deutschland inzwischen ein sehr beliebtes Reiseland sein...🤭😂

Doch Spass beiseite - das Problem ist doch, dass im grünen Wertewesten alles dafür getan wird, dass die Mägen zukünftig leer bleiben, in dem man Obstwiesen zubetoniert und Ziersträucher und allerlei andere Giftpflanzen in Parks und Allen anbaut anstatt Hochstammbirnen und Apfelbäumen.

Das letzteres nicht passiert hat sicherlich auch mit der Agrarlobby und den Steuerdiebstahl des Staates zu tun. Bauer wie auch Finanzminister leuchten die Augen, wenn sie das Obst und Nussmonopol für sich beanspruchen können. Ersterer steigert dadurch seine Profite und letztere freuen sich über die zusätzlich vereinnahmte Erdnusssteuer bzw. Mehrwertsteuer.

Es liegt insofern ein Systemversagen derer vor, welche die Allgemeinheit seit Jahrzehnten verarschen um ihre Profite zu maximieren. In der DDR gab es zumindest noch reihenweise Birnenbäume entlang der Straßen. Hier im grün verlogenen Wertewesten hingegen nur noch nutzloses Grünzeug, welches Idioten und Phrasendrescher auf Kosten des Steuerzahlers bestellen. Kein Wunder dass die Spatzen da schon aussterben...

🎂👀🤦

Festgemacht werden sollte, dass ich nicht in Deutschland, sondern in Kroatien beheimatet bin.
Abgesehen davon, spielen Grenzen überhaupt keine Rolle mehr, wenn es um die Ungleichverteilung der Ressourcen geht, die uns Mutter Erde geschenkt hat.
Auch ich hätte keine Einwände, würde jemand an meine Tür klopfen und anfragen, ob er Fallobst raffen darf. Aber bitte erst fragen und anschließend nach Hause tragen.
Wir winzig kleinen Bauernbetriebe, die auf Artenvielfalt achten und auf die Chemiekeule vollends verzichten, wir fallen hinten am Arsch ab. So sieht es nämlich aus.
Raffen aus allem dürfen nur die Großen!


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Zeig mir einfach nur, wie spät es ist und ich hüte dich vor dem Implantieren einer SIM-Karte.

Guter Punkt..
Hab zwar schon ein 14-Jähriges Klapphandy, doch bin ich mir nicht sicher, was meine SIM-Karte alles von mir weiß.

😉 Dann nur keinen Gedanken an deine Festplatte verschwenden!
Wobei die SIM-Karte auch Wutausbrüche aufzeichnet.

PIZZA!

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