Jemandem wie aus dem Gesicht geschnitten.

in Deutsch D-A-CH4 months ago

Das vorhersehbare Scheitern eines Chirurgen oder ein Totalausfall des subjektiven Betrachters?

Nicht getropft, sondern in Form von ein paar wenigen Sätzen verabreiche ich den Baldrian vorab. Aufkommende Panikattacken sollen somit jeglicher Nahrungsquell entzogen und dem vermehrten Erscheinen von Schweißperlen auf der Stirn der Einstieg ins Entsetzen verdorben werden. Es folgt nämlich nicht, wie möglicherweise vielerorts befürchtet, das Auseinandersetzen mit einer handelsüblichen Redewendung, die bei einer wortgetreuen Abgleichung jeglichen Bezug zur realen Umsetzung vermissen lässt.

Das Gegenteil ist gar der Fall!
Ohne auch nur ansatzweise mit einer Schulter zu zucken, einem Augenlied das ungehemmte Flackern zu erlauben oder Kratzspuren auf der Kopfhaut zu hinterlassen, nehme ich sie hin, diese Floskel. Die wohl besagen soll, einer anderen Person, zumindest was das „äußere“ Erscheinungsbild betrifft, verblüffend zu ähneln.
Bei der sachkundigen Begutachtung von eineiigen Zwillingen (meist mit einem Blick in den Kinderwagen), wo diese Erkenntnis wie Faust auf Auge passen würde, bedient man sich überraschenderweise dieser Formulierung nicht und wählt stattdessen lieber den Vergleich mit Eiern.
Haben Zwillinge allesamt Eierköpfe – mal weiß, mal bräunlich? Oder der eine so und der andere so? Verstehe es, wer will …

Erstmals bewusst und intensiver nachgedacht über diesen Phraseologismus, brachte der Blick in den Spiegel und anschließend auf das Hochzeitsfoto meiner Eltern. Vollkommen egal, was ich aus diesem Dreieck, mit den Eckpunkten Original, Spiegelbild und Foto, zu meiner eigenen Beruhigung herauszulesen versuchte. Eine annähernde Ähnlichkeit oder gar »wie aus dem Gesicht geschnitten« war beim besten Willen nicht auszumachen. Dies wiederum ließ Wasser auf die Mühlen meiner Befürchtung fließen, die da lautete, mich kurz nach der Geburt, im Wartezimmer beim Kinderarzt oder im Einkaufswagen bei EDEKA vertauscht zu haben.

Was diese Vermutung noch doppelt und dreifach unterstrich, ergab sich mit einem auch noch so oberflächlichen Blick ins Gesicht meiner Schwester. Zwar nicht vollends wie Mama und Papa – aber dafür die jüngere Ausgabe meiner Tante Ute aus dem väterlichen Wurzelwerk unseres Stammbaums. Das Gesicht so rund wie ein Pfannkuchen, die Nase ähnlich einem Radieschen und immer mindestens ein paar Dezibel zu laut. Es kann niemanden, der mich auch nur ein klein wenig kennt, verwundern, wenn ich verrate, stets alles menschenmögliche versucht zu haben, meiner kleinen Schwester weiträumig aus dem Weg zu gehen.

Was meine Chancen eine räumliche Distanz beizubehalten, allerdings extrem gegen null absacken ließ, waren die elend langen Regentage. Dann hieß es aus dem Mund meiner Mutter (halb Bitte, halb Befehl): „Dann spiele doch mal mit deiner Schwester.“ Sich dem im Anschluss zu widersetzen, hätte unweigerlich zu Geschrei geführt. Also ging meine Frage (obwohl ich die Antwort bereits im Voraus kannte) an das unbeherrschbare Energiebündel.
„Worauf hättest du Lust?“
„Ich will Kaufladen spielen.“

Wenig später näherte sich ein siebenjähriger Junge, mitsamt seiner schlechten Laune, der Verkaufstheke eines Kaufladens, hinter der ein vierjähriges Mädchen, grinsend wie ein Honigkuchenpferd, stand und sich bei dem Kunden als Eigentümerin des kleinen Imperiums vorstellte. „Guten Tag, der Herr. Ich bin die Susi und mir gehört der Laden. Womit kann ich behilflich sein?“ Solch gestelzte Formulierungen (und von der Sorte hatte sie noch mehrere abrufbar) stammten 1:1 aus dem Mund von Tante Ute – die im Anschluss innerhalb der Dokumentation »Wie aus dem Gesicht geschnitten« noch ihren Auftritt haben wird.

Um die Tortur einigermaßen erträglicher zu gestalten, hätte sich auf diese Frage angeboten, eine Rippe von der Vollmilchschokolade, 15 Haribo Lakritzschnecken und ein Dutzend der karamellisierten Haselnüsse zu kaufen. Ich entschied mich jedoch für ein Tütchen Waschpulver, das Paar Schnürsenkel und einen Bleistift. Die Erklärung für den abgeänderten Einkaufszettel ist ganz einfach. Alles Essbare wurde zwar von Susi den Schubladen und Gläser, die hinter ihr im Verkaufsregal aufgereiht waren, entnommen. Doch bevor die Schokolade in der kleinen Papiertüte landete, nahm sie einen Umweg über die Zunge der Verkäuferin.
„Ich muss schließlich probieren, ob die Ware auch noch einwandfrei ist.“
Daher dann doch lieber das Waschpulver.

Womit der Katzensprung zum Paradebeispiel für die Phrase mit dem »Wie aus dem Gesicht geschnitten.« vollzogen wäre. Paradebeispiel aus dem Grund, da die verblüffende Ähnlichkeit sich nicht ausschließlich auf das Werbegesicht für bestens ausgebackene Pfannkuchen beschränkte, sondern weit darüber hinausging. Eine Parallelstraße (also circa 100 Meter Luftlinie) von unserem Elternhaus entfernt, residierte nämlich Tante Ute auch hinter der Verkaufstheke eines Ladens mit vielen Regalbrettern und unterschiedlichsten Waren, den sie als ihr Eigentum bezeichnete und auf den Namen »Utes Feinkost-Paradies« taufte.

Zwar wanderten dort weder die Schokolade noch Scheiben des gemischten Wurstaufschnitts vor der Übergabe an die Kundin über die Zunge der Chefin, doch war deren Stimme bereits deutlich für all jene zu vernehmen, die den Laden noch überhaupt nicht betreten hatten. Um nicht ständig diesem Lärmpegel ausgesetzt zu sein, zog sich ihre Mutter, die sich mit der Tochter das Wohnhaus teilte, mit mir im Schlepptau, oft in den Wintergarten zurück. Dorthin, wo Oma sich der Buchführung widmete und ich entweder Huckleberry Finn begleitete oder mir größte Sorgen um den letzten Mohikaner machte.

Ich kann mich daran erinnern, Oma einmal gefragt zu haben, ob Tante Ute und meine Schwester nicht doch Vorlage für Lucy van Pelt dienten. Da meine Lieblingsgroßmutter weder Lucy noch den Rest der Peanuts kannte, füllte ich diese Wissenslücke mit dem Herbeischleppen von gesammelten Werken rund um Woodstock und Charlie Brown. Einmal auf den Stand der Dinge gebracht, bemerkte Oma nur lapidar: „Du könntest mit deiner Vermutung recht haben. Wir sollten bei diesem Herrn Schulz mal nachfragen, ob uns da keine Beteiligung zusteht. Schließlich müssen wir die beiden Vorlagen Tag für Tag ertragen.“

Immer dann, wenn kein Kunde im Laden den neuesten Tratsch aus der Nachbarschaft vernehmen musste und alle Regale gefüllt waren, kniete Tante Ute auf einem Stuhl hinter dem geschlossenen Fenster mit Aussicht auf den Asphalt der Straße. Wie der Jäger am frühen Morgen auf seinem Hochsitz, wurde aus dieser Position beobachtet, wer am Feinkost-Paradies vorbeischlenderte, jedoch ohne den Laden zu betreten. Wurde dabei auch noch eine gefüllte Einkaufstasche gesichtet, nahm das von Vermutungen überschäumende Drama seinen Lauf.

„Wo kommt die jetzt her? Unter Garantie aus dem Supermarkt. Bei mir hat sie sich jedenfalls in letzter Zeit mehr als rar gemacht. Ich muss unbedingt Jutta fragen. Die weiß vielleicht mehr.“
Bei jener Sprachausgabe von »Frau im Spiegel« namens Jutta, handelte es sich um die direkte Nachbarin von gegenüber, die wohl als Kundschafterin und Informantin bezüglich ausbleibender Kundschaft regelmäßig bei »Spar« im Einsatz war.
Tat sich auf der Straße gerade wenig bis nichts, bekam ihre Mutter eine Rechenaufgabe präsentiert. „Verrate du mir einmal, wie die Frau Bleymehl es fertigbekommt und 250 gr. Fleischwurst gerecht unter vier Familienmitglieder verteilt? Der ihr Mann, der kann einem doch nur noch leidtun.“
Die von meiner Oma errechnete Lösung: „Der Herr Bleymehl futtert die Wurst und seine Frau und die Kinder streiten sich um die Pelle.“

Hätte ich meine Oma nicht so unfassbar lieb gehabt, mein Bogen um Tante Ute hätte wohl den gleichen Radius aufgewiesen wie jener, den ich (oft vergeblich) versuchte, um meine kleine Schwester zu beschreiten.

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