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RE: Der alte Mann und sein PKW

in Deutsch D-A-CHlast year

Erst einmal muss ich mich entschuldigen, dass ich erst heute antworte. Ich bin die letzten Tage umgezogen und hatte gehörig Stress...
Ich habe Deinen Artikel wirklich gerne gelesen...
Ich selbst wurde auch auf einem Dorf groß. Zu meiner Schulzeit fuhren Busse ab 5 Uhr bis 24 Uhr stündlich in die Stadt. 20 Jahre später gibt es hier nur noch Busverbindungen zu den Stoßzeiten: 5 bis 8 Uhr, 12 bis 13 Uhr und 17 bis 21 Uhr. Soll heißen: nach dem sich immer mehr Menschen Autos leisten konnten/kauften, kürzte man suggestive den ÖPNV. Das hängte z.B. meine Oma ab, die nie einen Führerschein gemacht hatte.
Bei Deiner Antwort auf Frage 1 muss ich widersprechen: 77 Prozent der Menschen leben in Städten oder Ballungsgebieten und nur 15 Prozent in Dörfern mit weniger als 5.000 Einwohnern.
Ich sage gar nicht, dass das System des Verbrenners in den letzten Jahrzehnten nicht funktioniert hätte - für die breite Masse. Dennoch ist diese Art der Fortbewegung eine sehr individuelle und private Weise von A nach B zu kommen. Und ich bin der Meinung, wir, vor allem auch in Deutschland, haben es in den letzten Jahren verpasst, zum Einen auf den E-Zug aufzuspringen und zum anderen andere wichtige Adern wie ÖPNV, Car-Sharing und Zug auszubauen. Das Eine kam in den letzten Jahren in anderen Ländern weiter, bei uns aber nicht, das Zweite wurde sogar zurückgefahren. Für mich, der falsche Weg.
Deine Antwort auf Frage 4 hat mich etwas ratlos zurückgelassen. Leider kann ich E-Mobilität nicht mit Digitalisieren von Archiven in Zusammenhang bringen. Was Feuerwehr, Schulbusse, Krankenwagen, etc. angeht, so soll es übrigens über 2035 hinaus eine Sonderregelung geben, die Verbrenner weiterhin erlaubt. Auch beschließt das neue Gesetz ja nicht das Aus des Verbrenners, sondern das Aus von Neuwagen-Verkäufen von Verbrennern. Wer vor dem Stichtag einen Verbrenner hat, darf den ja auch weiterfahren.
Eigentlich hat vielmehr das Nicht-stattfinden der Energiewende erheblichen Schaden angerichtet. Hätten wir, wie bereits vor vielen Jahren beschlossen, die Windenergie vorangebracht, wären wir heute nicht in einer prekären Lage - wie z.B. in Bayern. Und je länger wir diese Wende hinauszögern, desto größer wird der wirtschaftliche und ökologische Schaden sein.
Weil Du den wunderbaren Spruch Einsteins ansprichst, ist es daher nicht an der Zeit, neue Wege zu gehen? Althergebrachtes zu verabschieden? Ganz im Sinne es Mathematikers: "Wahnsinn ist, immer das Gleiche zu tun, aber ein anderes Ergebnis zu erwarten."
Freue mich auf Deine Antwort.

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Danke für die Rückmeldung. Hat leider auch bei mir länger gedauert.

Zu den Zahlen gibt es auch andere Studien. Ich hatte die Untergrenze benutzt, die die tatsächlichen Verhältnisse wohl am besten beschreibt. Selbst innerhalb der Stadtgrenzen HH's wurde bei der Vorstellung des 15-Minuten- Konzeptes ja betont, in den Außenbezirken (also noch innerhalb der Stadtgrenzen) ginge des freilich nicht. Und da war vom Speckgürtel noch gar nicht die Rede. Das korreliert mit der erneuten Feststellung von statista, dass eine Mehrheit selbst in Großstädten auf den eigenen PKW setzt. Dazu passt auch aktuell: 68% aller 6100 Befragten nutzt nie ÖPNV (Civey).

Die Sache mit # 4 lässt sich einfach erklären, sinnbildlich für alle anderen solcher Fälle. Es spart schlicht Fahrten (egal womit) und ist effektiver. Das mögen im Fall Archive vielleicht einige hundertausend km im Jahr sein. Im Fall Führerscheinumtausch sind es Millionen. Passbilder machen lassen, mindestens 2 x zur Führerscheinstelle. Mit dem E- Auto hat das zu tun, weil die heutigen Entwicklungen darauf hindeuten, das es zum Luxusgut wird und es tatsächlich darstellbare Alternativen nicht gibt. Sie sind auch nicht in Sicht. Wohin die Entwicklung bei E- Autos geht, kann man ja derzeit gut beobachten. Das ist, was man nur als völlige, aber gewollte Fehlentwicklung bezeichnen kann. Das liegt nicht am E- Auto, sondern an dem, was man daraus gemacht hat. Das wird sich in den nächsten 10 Jahren nicht bessern, denn es ist von den Akteuren so gewollt. Mal ganz davon abgesehen, dass es in den nächsten 10 Jahren weder ertüchtigte Stromnetze in erforderlichem Umfang noch bedarfsgerecht bereitstehende EE noch flächendeckende Mobilfunknetze geben wird. Nichts deutet darauf hin. Genau so wenig nährt die Annahme, in diesen 10 Jahren wären erforderliche Alternativen verfügbar. Carsharing ist heute schon ein defizitäres Geschäft zu horrenden Preisen. Und das in Ballungsgebieten. Das Zeitalter des Zuges in der Fläche scheint vorbei, während er für die Verbindung von Ballungszentren immer mehr Bedeutung gewinnt. Und selbst der wird nicht bedient. Am ehesten würde es gelingen, den ÖPNV zu verdichten. Allerdings auch nicht ansatzweise im erforderlichen Umfang.

Der Verbrenner wird nicht verschwinden, er wird zum Luxusgut. Schon heute. Sein Betrieb wird derart verteuert, dass sich eine breite Masse ihn nicht mehr leisten kann. Das ist die Reinkarnation dieses: Der Betrieb ist nicht insolvent, er produziert nur nichts mehr. Und es ist das Strickmuster, was schon die Energiewende ins Chaos geführt hat. Es geht also doch darum, immer das Gleiche zu tun und überzeugt zu sein, dass es dieses Mal auch ganz bestimmt klappt. Auch dazu könnte man Einstein zitieren: "Planung ersetzt Zufall durch Irrtum".