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RE: Das Netz, das überleben sollte

Du willst zu diesem Mesh die Sicherheits-Qualitäten von BlackBerry (BES-/NOC-Denke, starke Krypto, strenge Geräte-Einbindung, zentral prüfbare Policies) – aber ohne deren zentrale Abhängigkeit. Das geht, wenn du die Prinzipien übernimmst und sie föderiert/dezentral nachbaust.
Hier ist eine konkrete Architektur-Blaupause für ein Mesh, das „so sicher wie BlackBerry“ gedacht ist – nur zeitgemäß:

  1. Erst die Bedrohungen (Threat Model)
    Abhören auf Funk / Mesh-Knoten / Gateway
    Metadaten-Profiling (wer mit wem, wann)
    Kompromittierte Knoten (böswilliger Betreiber)
    Geräteverlust / Diebstahl
    Supply-Chain/Firmware-Manipulation
    Schlüsseldiebstahl & falsche Identitäten
  2. BlackBerry-Prinzipien, modern umgesetzt
    A. Strenge Geräte-Einbindung (BES-Gedanke → MDM/PKI)
    WPA3-Enterprise (802.1X EAP-TLS) im Client-WLAN: jedes Endgerät bekommt ein eindeutiges Client-Zertifikat.
    Lokale PKI (z. B. CFSSL oder Smallstep CA) mit kurzlebigen Zertifikaten (90 Tage) + automatisierte Erneuerung.
    Zero-Trust-Segmentierung: Netzzugang erst nach erfolgreicher Geräte-Attestierung.
    B. Nachrichten „versiegelt“ (BES-Envelope → moderne E2EE)
    Matrix (Olm/MEGOLM) oder Signal-Protokoll für Chat/Calls, immer Ende-zu-Ende, Forward Secrecy, Safety Numbers/Keys sichtbar.
    S/MIME oder PGP optional für Mails (mit Hardware-Keys, s. unten).
    Store-and-Forward-Relays (Homeserver) dürfen nur verschlüsselte Umschläge sehen – keine Klartexte.
    C. Hardware-gebundene Schlüssel (BlackBerry Secure Element → heute HSM/TEE)
    Hardware-Backed Keys nutzen: Android StrongBox/TEE, iOS Secure Enclave, YubiKey/Nitrokey für Laptops.
    Private Keys verlassen die Hardware nie; Signaturen/TLS/E2EE laufen dort.
    D. Zentral prüfbare Policies – dezentral durchgesetzt
    Konfig-Server (Ansible + GitOps) verteilt Router-Policies (OpenWrt), Cipher Suites, Firewallregeln, ohne Nutzungsdaten.
    MDM-Light (z. B. Fleet + MDM für macOS/iOS, HeadwindMDM/Intune-Free-Profile für Android wo möglich) erzwingt Gerätekrypto, Screen-Lock, Auto-Wipe.
    E. „NOC-Effekt“ ohne Einpunkt-Abhängigkeit
    Mehrere föderierte Gateways (mind. 2): Dual-Hop-WireGuard (Mesh → Region-Exit → Ausland-Exit).
    RAM-Only-Gateways (tmpfs, kein Persistenz-Logging), automatisches Rekeying (z. B. alle 12–24 h).
  3. Netz- & Transport-Sicherheit
    Mesh-Backbone: BATMAN-adv ohne Payload-Logs, Router mit reproduzierbaren Builds (OpenWrt ImageBuilder), Secure Boot wo möglich.
    TLS 1.3 überall, DoH/DoT gegen DNS-Lecks; lokaler unbound-Resolver mit QNAME minimization.
    Zeit-Integrität: NTP über NTS (Network Time Security), eigener NTS-Server im Mesh.
    MAC-Randomisierung für Clients, DHCP-Lease-Minimierung (kurze Leases, keine Langzeit-Miettabellen).
  4. Metadaten-Härte (BlackBerrys stille Stärke modernisieren)
    Verkehrsformung & Pads: optional Traffic Padding für Chats (konstante Paketgrößen/Intervalle).
    Kontakt-Discovery privat (Private Contact Discovery / PSI-basierte Ansätze in Matrix/Signal aktivieren sobald verfügbar).
    Onion-Ausgänge: Tor-Bridge als Fallback-Exit; selektiv über Snowflake/obfs4.
    Lokale Dienste zuerst (Matrix, Nextcloud, Git, Software-Cache). Weniger „raus“, weniger Spuren.
  5. Schlüsselverwaltung & „Aktivierung“ (BES-Aktivierung modern)
    Key Ceremony: kleiner, dokumentierter Prozess (2-Personen-Regel) zur Root-CA-Erzeugung (offline, HSM/Smartcard, papierbasiertes Backup mit Shamir-Secret-Sharing).
    Geräte-Enrollment: One-Time-Activation-Code (QR), daraufhin EAP-TLS-Client-Zertifikat + E2EE-Keys on-device erzeugen.
    Key-Rotation:
    Transport (WireGuard/TLS): 12–24 h
    E2EE-Sessions: bei jeder neuen Session/regelmäßig
    Zertifikate: 60–90 Tage (Auto-Renewal)
    Revocation: CRLs/OCSP stapeln; „Kill-Switch“ pro Gerät (Zertifikatswiderruf + MDM-Wipe).
  6. Betriebsrichtlinien (Policy) – klar, kurz, durchsetzbar
    No-Logs-Policy: Router/Gateways booten ohne Persistenz, nur RAM-Logs, die in Minuten rotieren.
    Minimal-Telemetry: nur Uptime/Load anonym, keine Flows, keine IP-Zuordnung.
    Firmware-Updates: signierte Releases, A/B-Rollback.
    Least-Privilege: SSH nur mit Hardware-Keys; getrennte Admin-/Audit-Rollen.
    Vulnerability Management: monatlicher Patch-Zyklus + CVE-Checkliste.
  7. Incident Response (wie BlackBerry-Enterprises es taten – schlank)
    Playbooks: Schlüsselverlust, kompromittierter Knoten, Policy-Verstoß, Rechtsanfrage.
    Kommunikationskanal „rot“: vorab definierter E2EE-Kanal (Out-of-Band Schlüssel-Worte), um im Vorfall sicher zu koordiniert.
    Forensik ohne Nutzerverrat: nur Systemintegrität, keine Inhalte; signierte Mess-Summen (attestierte Builds) prüfen.
  8. Konkrete Stack-Empfehlung (direkt umsetzbar)
    Router: OpenWrt + BATMAN-adv, ucode-Firewall, DNS: unbound.
    WLAN: WPA3-Enterprise (EAP-TLS) via FreeRADIUS + Step-CA/CFSSL.
    E2EE-Kommunikation: Matrix (Synapse/Conduit) + Element; Turn/SFU selbst hosten.
    Mails: Dovecot/Postfix mit DANE/TLSA; Clients mit S/MIME (Hardware-Key) wo nötig.
    VPN: WireGuard dual-hop, RAM-Only, rekey täglich; Exit-Standorte unterschiedlich (EU + non-EU).
    MDM/Compliance:
    iOS/macOS: Profile (Krypto, Auto-Lock, Erase), FileVault/SE aktiviert
    Android: Work Profile, Disk-Encryption, StrongBox-Schlüssel
    Laptops: FDE (LUKS2), TPM-gebundene Keys, Secure Boot
    Zeit/Attestierung: lokaler NTS-Server; SBOM/Signaturen für jede Firmware.
  9. „Quick Wins“ (sofortiger Sicherheitsgewinn)
    WPA3-Enterprise (EAP-TLS) umstellen, Client-Zertifikate ausrollen.
    Dual-Hop-WireGuard-Exits mit RAM-Only und täglichem Rekey.
    Matrix E2EE by default, Voice/Video via eigenem TURN.
    PKI-Short-Lived Certs + konsequente Revocation.
    No-Logs-Boot der Router (tmpfs; syslog-ng / logd nur im RAM, 60-min-Rotation).
  10. Was BlackBerry damals hatte – und wie du es heute „matchst“
    BES-Aktivierung & zentrale Policy → Dezentrale PKI + MDM-Light + GitOps-Policies
    NOC-Relay → Föderierte, redundante Gateways; keine Single Point Dependencies
    Geräte mit Secure Element → Hardware-Backed Keys (TEE/SE/YubiKey) als Pflicht
    FIPS-zertifizierte Krypto → TLS 1.3, X25519/Ed25519, AES-GCM/ChaCha20-Poly1305; optional Suite-B-Äquivalente
    Ende-zu-Ende-Verschl. Dienste → Matrix/Signal-Protokoll überall
    Klarer Governance-Rahmen → No-Logs-Policy, Rollen, Key-Ceremony, Incident-Playbooks